Wir befinden uns inmitten eines zwölfmonatigen Zeitabschnitts, der in der Geschichte des modernen Staates Israel einzigartig ist. In diesem Jahreszeitraum begehen wir eine bemerkenswerte Reihe von Jubiläen. Am Anfang stand die Feier der Wiedervereinigung Jerusalems im Mai 2017. 12 Monate später freuen wir uns im Mai 2018 über den 70. Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Israels. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals zuvor eine solche Häufung von Jubiläen historischer Schlüsselereignisse gab, die mit der Wiederentstehung Israels zu tun haben. Auch für die christliche Gemeinde und die Nationen stellen sie wichtige Meilensteine dar. Zu diesen Jubiläen gehören:
50 Jahre Wiedervereinigung Israels
70 Jahre UN-Teilungsplan
70 Jahre Unabhängigkeit Israels
100 Jahre Balfour-Erklärung
100 Jahre Befreiung Jerusalems von der osmanischen Herrschaft durch Gen. Edmund Allenby
120 Jahre Erster Zionistenkongress in Basel, zusammengerufen durch Theodor Herzl
150 Jahre Entdeckung der Stadt Davids durch Sir Charles Warren
Jede dieser Zahlen hat eine biblische Bedeutung.
Fünfzig Jahre – das Jubeljahr
Das biblische Jubeljahr steht am Ende eines Zeitabschnitts von insgesamt 50 Jahren. Laut 3. Mose 25 sollte jedes 50. Jahr ein Jubel – oder Erlassjahr sein. War ein Israelit in schwierige Lebensumstände geraten und musste daher sein Land oder sogar sich selbst in die Sklaverei verkaufen, so verhieß ihm das 50. Jahr nur Gutes. Er erhielt sein gesamtes Erbe und auch seine Freiheit wieder zurück. Es handelt sich tatsächlich um eine Zeit der Gnade und Güte Gottes (Jesaja 60,1ff; Lukas 4,18ff). Gott segnet dann sein Volk auf einzigartige Weise und stellt es wieder her.
In der Neuzeit hat Jerusalem in den letzten 50, 100 und 150 Jahren eine ganze Reihe dieser Jubeljahre durchlaufen. Sie deuten darauf hin, dass ein göttliches Muster der Wiederherstellung und Freisetzung über dieser Stadt wirksam ist.
Siebzig und 120 Jahre – ein ganzes Leben
Siebzig Jahre symbolisieren in der Bibel eine wichtige Zeitspanne. Moses bezeichnet 70 Jahre als die Untergrenze der menschlichen Lebenserwartung (Psalm 90,10). So lange befand Israel sich im babylonischen Exil. Die Israeliten verbrachten also ein ganzes Leben in der Gefangenschaft. Dann, nach Ablauf dieser Zeit, erinnerte Gott sich an seine Verheißung der Wiederherstellung und das jüdische Volk trat seine Rückkehr in die Heimat unter Esra und Nehemia an.
Der Prophet Daniel sah voraus, dass Israel und Jerusalem 70 Wochen bestimmt waren, um ihre göttliche Bestimmung zu erfüllen (Daniel 9,24 ff).
120 Jahre stehen für die Obergrenze der menschlichen Lebenserwartung. Zu Noahs Lebzeiten (1. Mose 6,3) setzte Gott den Menschen diese Lebensdauer fest. Auch Mose starb genau in diesem Alter. Seither hat keine biblische Figur dieses Alter jemals wieder erreicht. So repräsentieren sowohl 70 Jahre (für den Staat Israel) als auch 120 Jahre (für die zionistische Bewegung) eine Zeit des der Vollendung und der Errungenschaft.
Das jüdische Jahr
Der jüdische Kalender ist viel älter als der gregorianische. Er zählt die Jahre seit der Erschaffung Adams. Nach jüdischem Verständnis haben sich diese erstaunlichen Jubiläen im jüdischen Jahr 5777 ereignet. Es ging dann an Rosch HaSchana, dem jüdischen Neujahrsfest im September 2017, in das Jahr 5778 über. Sieben steht nach biblischem Verständnis immer für Vollständigkeit bzw. Vollkommenheit. Gott schuf die Welt in sieben Tagen. Jesus erklärte, dass wir sieben Mal 70 Mal vergeben müssten, was vollständige und totale Vergebung bedeutet. Die Zahl 777 repräsentiert die höchstmögliche Vollständigkeit oder Vollkommenheit. Der erste Tag der Woche ist damit eigentlich der achte Tag. Jesu‘ Auferstehung von den Toten geschah am achten Tag der Woche. Damit läutete er eine neue Zeit ein. Der Jahresübergang 5777/5778 signalisiert daher, dass eine neue Zeit begonnen hat.
Eine neue Zeit des Jubeljahres
Grundsätzlich ist es weise, die Symbolik von Zahlen nicht über zu bewerten. Diese Konzentration von Jubiläen mit höchst symbolischen Nummern enthält jedoch eine Botschaft für Israel und die Nationen.
50 Jahre repräsentieren Wiederherstellung und die Rückgabe an den ursprünglichen Eigentümer. Wir können sehen, wie dieser Zyklus des Jubeljahres für Jerusalem wirksam ist. Schlüsselereignisse in der Geschichte dieser Stadt reihen sich in Intervallen von genau 50 Jahren aneinander. Diese Intervalle künden von einer neuen Zeit für ihre wahren Eigentümer. Die Entdeckung der antiken Stadt Davids durch Sir Charles Warren erfüllte die russisch-jüdische Gemeinschaft mit großer Begeisterung und sorgte in den darauffolgenden Jahren für die erste große Welle der Alijah (hebräisch für Einwanderung) aus Russland. Die Befreiung Jerusalems durch General Allenby läutete gemeinsam mit der Balfour-Erklärung eine neue Zeit für die Bewohner Jerusalems ein und legte den Grundstein für die Gründung des Staates Israel. Und schließlich bedeutete die Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967, dass sich die biblische Altstadt das erste Mal seit fast 2000 Jahren wieder in jüdischer Hand befand.
Daher ist es nicht überraschend, dass es im diesjährigen Jubeljahr zu einem weiteren bahnbrechenden Ereignis gekommen ist, das mit der Wiederherstellung der Stadt zu tun hat. Die Entscheidung der Vereinigten Staaten, Jerusalem als die Hauptstadt Israels anzuerkennen, bestätigt endlich, was die Knesset bereits 1980 mit dem Jerusalem-Gesetz beschlossen hatte: dass Jerusalem die ewige (und ungeteilte) Hauptstadt des Staates Israel ist. Bis jetzt hat die Staatengemeinschaft Israel diese Anerkennung unangemessener Weise verwehrt. Daher war Israel bisher das einzige Land der Welt, das seine eigene Hauptstadt nicht selbst bestimmen durfte. Wie der Prophet Sacharja vorhergesagt hatte, wurde Jerusalem zu einem „Taumelbecher“ für die Nationen dieser Erde.
Doch diese neue Entscheidung der US-Regierung ist ein Schritt, der die internationale Anerkennung Jerusalems weiter voranbringen wird. Sie verändert die Spielregeln in der Frage, wie andere Länder künftig mit Israel umgehen werden. Es ist zu erwarten, dass weitere Nationen den Amerikanern folgen. Doch gleichzeitig werden andere Akteure der internationalen Gemeinschaft ihre Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat noch weiter intensivieren. Auf jeden Fall stärkt die amerikanische Entscheidung die historische Verbundenheit des jüdischen Volkes mit seiner Hauptstadt. Sie bekräftigt auch, dass das biblische Prinzip des Jubeljahres bis heute wirksam ist
Eine neue Zeit für Israel
Wenn wir 2018 den 70. Jahrestag der Wiederentstehung Israels als Nation feiern, dürfen wir uns auch auf eine neue Zeit für Israel freuen, in der die Erfüllung biblischer Prophetien eine neue Ebene erreichen wird. Die Grundidee der Zeitspannen von 70 und 120 Jahren besagt ja, dass ein Abschnitt zu seinem Ende gekommen ist und wir etwas Neues erwarten dürfen. Der Prophet Jesaja sagte immer wieder eine neue Zeit für Israel voraus: „Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr es nicht? Ja, ich lege durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde.“ (Jesaja 43,19; siehe auch Jesaja 42,9; 48,6).
In den letzten 120 Jahren hat Gott bereits ein spannendes neues Kapitel für das jüdische Volk aufgeschlagen. Die Überschrift über diesem Kapitel lautete „Wiederherstellung“. Ein armer, landwirtschaftlich geprägter Pionierstaat ist zu einer Start-Up-Nation geworden, die heute in der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung weltweit an der Spitze steht. Ihre Erfindungen und ihre Effektivität können sich mit denen des Silicon Valley oder jeder anderen High-Tech-Region der Welt messen. Israel hat auch mehrere Kriege durchgestanden, die für das Land eigentlich hoffnungslos aussahen. Doch überraschender Weise ging der jüdische Staat aus ihnen als Sieger hervor. Heute ist seine militärische Überlegenheit in der Region unbestritten. Erst kürzlich ist Israel sogar zu einem strategischen Partner für sunnitisch-arabische Staaten geworden. Die wachsende Bedrohung durch den Iran und seine Terrormilizen, die Stellvertreterkriege für das Regime in Teheran führen, eint die ungleichen Verbündeten.
Wenn wir jetzt in diese neue Zeit eintreten, dürfen wir sogar eine noch tiefergehende Wiederherstellung erwarten. Die nationale und physische Erneuerung des jüdischen Staates wird weitergehen. Doch gleichzeitig dürfen wir auch etwas Neues erwarten, das über den natürlichen und politischen Bereich hinausgeht, insbesondere nach der amerikanischen Anerkennung Jerusalems. Wir wissen, dass eine der größten noch unerfüllten Verheißungen, die Gott dem jüdischen Volk gab, in der geistlichen Wiederherstellung Israels besteht. Fast jeder hebräische Prophet sah sowohl die Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland voraus als auch die geistliche Rückkehr zu seinem Gott und zwar als ganze Nation. „Denn ich will euch aus den Völkern herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen … Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben … Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln…“ (Hesekiel 36,24-27, siehe auch Jesaja 44,3, Sacharja 12,10; Jeremia 31,31ff)
Glaubt man dem Apostel Paulus, bedeutet dies auch die Freisetzung eines beispiellosen Segens für die ganze Welt. „Denn wenn ihr Verlust Versöhnung der Welt ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!“ (Römer 11,15, siehe auch V.12)
Israels Erweckung wird eine neue Ebene des Segens und des Auferstehungslebens unter den Nationen freisetzen. Wir konnten bereits beobachten, dass es in den letzten 120 Jahren, seit der zionistische Traum konkrete Gestalt angenommen hat, zur größten christlichen Erweckung gekommen ist, welche die Welt je gesehen hat. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung Jerusalems sind die evangelikalen Gemeinden auf der Südhalbkugel unserer Erde dramatisch gewachsen. Experten für Gemeindewachstum schätzen heute, dass die evangelikale Bewegung weit mehr als 600 Millionen Gläubige ausmacht. Was eine geistliche Erneuerung Israels für die Welt bedeuten wird, kann man sich vor diesem Hintergrund kaum vorstellen.
Kämpfe und Gericht
Oft findet sich der Gläubige in einer Phase des Kampfes oder sogar des Leidens wieder, bevor neue Zeiten der Herrlichkeit und der geistlichen Tiefe für ihn anbrechen.
Die Geburt der zionistischen Bewegung wurde durch eine intensive Welle des Antisemitismus in Europa ausgelöst. Dazu gehörten Pogrome in Russland und die Dreyfus-Affäre in Frankreich. Der Staat Israel entstand 1948 in Folge heftiger Kämpfe, und die Wiedervereinigung Jerusalem geschah im Rahmen des Sechstagekrieges. Beide Kriege schienen für Israel hoffnungslos zu sein. Die meisten Militärexperten gingen davon aus, dass der kleine jüdische Staat kaum eine Chance hätte, diese Auseinandersetzungen zu überleben.
Doch jede neue Ebene göttlicher Wiederherstellung hat immer Verlust für die Feinde Gottes zur Folge. Satan wird alles tun, um diese neue Zeit zu sabotieren und aufzuhalten. Dass es Widerstand gegen die neusten Entwicklungen in Jerusalem gibt, sollte uns daher nicht überraschen. Sowohl für Israel als auch für die Gemeinde bedeutet es, dass wir uns nicht nur darauf vorbereiten sollten, großartige „neue Dinge“ vom Himmel zu empfangen. Wir müssen uns vielmehr auch auf eine neue Welle des Widerstandes und des Kampfes vorbereiten.
Paulus formuliert es so: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (Römer 8,18) Es wird siegreiche Zeiten geben, doch sie werden uns etwas kosten. Jakobs Begegnung mit Gott bestand aus einem heftigen Kampf, aus dem er zwar siegreich aber humpelnd hervorging.
Die neue Zeit, in die wir eintreten, wird von weiteren Durchbrüchen für Israel und größerer Autorität und göttlicher Herrlichkeit für die Gemeinde gekennzeichnet sein. Allerdings werden weltweite Erschütterungen und beispiellose Schlachten diese Entwicklungen begleiten.
Daher sollten wir uns in diesem Jahr auf neue Herausforderungen einstellen und gleichzeitig großartige neue Dinge vom Herrn erwarten. Gott ermutigt uns dazu, seine Träume zu träumen. Auch wenn die Welt erschüttert wird, so baut Gott doch gleichzeitig sein Königreich, das unerschütterlich ist. Die Wiederherstellung Israels wird an Dynamik gewinnen und zur verheißenen Ausgießung seines Geistes führen. Und wir dürfen auch erwarten, dass eine überwindende Gemeinde in eine neue Zeit der Heiligkeit, der Autorität und des Segens eintritt.
Ich möchte ihnen folgende Handlungsvorschläge machen:
- · Unterstützen Sie, was Gott in der Gemeinde und in Israel tut. Bitten Sie den Herrn darum, Ihnen zu zeigen, welchen Plan er für Ihr Leben hat und finden Sie Ihren Platz in seinem Königreich.
- · Stellen Sie sicher, dass Ihr Fundament solide und unerschütterlich ist. Seien Sie Mitglied einer Gemeinde, die Ihr Leben stärkt, Ihren Glauben aufbaut und Sie herausfordert, größere Dinge von Gott zu erwarten und Ihr Leben vor Ihm in Heiligkeit zu führen.
- · Verbringen Sie täglich Zeit mit dem Herrn, beten Sie und lesen Sie sein Wort.
- · Tragen Sie die Waffenrüstung Gottes und benutzen Sie sich auch! Unsere Kämpfe werden zunehmen. Sie richten sich nicht gegen „Fleisch und Blut, sondern gegen geistliche Mächte…“. Bereiten Sie sich auf das vor, was vor uns liegt!
Lassen Sie uns in dieser neuen und aufregenden Zeit gemeinsam große Taten für unseren König vollbringen!