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Commentary

Das Licht Jeschuas scheint in uns

Jeschua, unser Herr, sagt, dass wir das Licht der Welt sind. Er fordert uns heraus, so zu leben, dass es unseren himmlischen Vater ehrt. Doch wie können wir mehr von seinem Licht in unserem Leben haben? Im hebräischen Urtext der Bibel finden wir interessante Bilder, die uns tiefe und praktische geistliche Lektionen lehren. Möge Gott uns helfen, sein Licht in dieser dunklen Welt zu sein. Foto: Pixabay, Symbolbild

Schatten des Zukünftigen

Während Mose auf dem Berg Sinai war, erhielt er detaillierte Anweisungen Gottes zum Bau der Stiftshütte mit dem Vorhof, dem Heiligtum, in dem der Schaubrottisch, die Menora und der Altar standen, sowie dem Allerheiligsten. Als alles vollendet war, genau wie Gott es angeordnet hatte, kam seine Gegenwart auf die Stiftshütte herab. Diese konkreten Anweisungen sind sehr bedeutsam, denn was in der Wüste im Natürlichen existierte, einschließlich der Reise, der Feste und der Stiftshütte, ist ein Schatten des Zukünftigen mit einer geistlichen Bedeutung, die sich in Jeschua erfüllt (vgl. Kolosser 2,17 und Hebräer 10,1).

Präzise Anweisung

Gott beschrieb äußerst präzise, wie Aaron die Menora in der Stiftshütte instand halten sollte: „Und Aaron tat so und setzte die Lampen auf, dass sie von dem Leuchter nach vorn schienen, wie der HERR es Mose geboten hatte.“ (4. Mose 8,3) Im hebräischen Originaltext heißt es wörtlich: „er erhöhte die Lampen am p’nei פְּנֵ֣י Gesicht (der Vorderseite) des Leuchters“. Das bedeutet, dass er dem Leuchter von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. In 2. Mose 30,7-8 heißt es: „Und Aaron soll darauf verbrennen gutes Räucherwerk jeden Morgen, wenn er die Lampen vervollkommnet (zurichtet). Desgleichen wenn er die Lampen erhebt (aufsetzt) gegen Abend…“

Aaron sollte die Lampe weder von hinten noch von der Seite versorgen, sondern von vorne, der Lampe zugewandt. Das hebräische Wort für vorne/Vorderseite p’nei פְּנֵ֣יist das Wort für Gesicht. Das ist die wahre, geistliche Bedeutung dieser praktischen Anweisung: Der Hohepriester Aaron sollte sein Gesicht dem „Gesicht“ der Menora zuwenden, um ihre Lampen zu „vervollkommnen“ oder „aufzusetzen“.

Bedeutung von Hohepriester, Menora und Licht

1) Aaron, der Hohepriester, ist eine Vorschau auf Jeschua selbst, unseren Hohepriester (Hebräer 8,1).

2) Die Menora symbolisiert zum einen den einzelnen Gläubigen. Jeschua sagte: „Ihr seid das Licht der Welt. … Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,14-16) Zum anderen steht sie für die Gemeinschaft der Gläubigen. In Offenbarung 1,20 wird jede Gemeinde durch einen Leuchter dargestellt. Wir alle zusammen als Gemeinde Jeschuas sollen das Licht für diese Welt sein. Die Zahl Sieben – die sieben Leuchter, die sieben Arme der Menora – steht für Vollständigkeit. Sie repräsentiert die Vollzahl aller Gemeinden der Gläubigen. Und die Tatsache, dass die Menora aus einem Stück getrieben war, verdeutlicht dies: Wir alle, die Gemeinde Gottes, die aus allen Gläubigen angefangen bei den ersten Aposteln (dem Fuß des Leuchters) bis heute besteht, sind letztlich Teil des einen neuen Menschen, des Leibes des Messias, durch alle Zeiten und aus allen Sprachen, bis Jeschua wiederkommt. Dann wird es nichts Trennendes mehr im Reich Gottes geben, nur Einheit unter allen, die Gott lieben.

3) Das Licht steht für das Leben (Johannes 1,4). Wir brauchen nicht nur natürliches, sondern auch geistliches Licht – das ist das ewige Leben durch Jeschua. „Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)

Von Angesicht zu Angesicht

4. Mose 8,1-4 gibt uns einen Hinweis, wie Jeschua das Licht in uns entzündet und am Brennen hält. Wie der Hohepriester Aaron der Menora direkt zugewandt stand, um die Lampen mit Öl zu füllen, anzuzünden, ihre Dochte zu trimmen, also das Licht aufzusetzen und zuzurichten, so sehnt sich Jeschua, unser Hohepriester, danach, jedem individuell von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, um sein Licht in unseren Herzen zu entzünden und zu erhalten. Er möchte eine vertraute, persönliche Beziehung mit jedem von uns haben. Aaron war allein im Heiligtum, um die Menora zu versorgen und zuzurichten, jeden Morgen und jeden Abend. Ebenso müssen wir allein vor Gott sein, ihn direkt anschauen im Gebet, im Lobpreis und in seinem Wort, um sein Leben zu empfangen, das dann durch uns in unserem Umfeld scheinen kann. Je mehr Zeit wir in der Gegenwart unseres Hohepriesters, unseres Gottes, von Angesicht zu Angesicht mit ihm verbringen, desto heller wird das Licht werden, das durch unser Leben aufleuchtet und den Herrn verherrlicht.

Ein anderes natürliches Abbild dieser geistlichen Wahrheit sehen wir bereits bei Mose. Dreimal war Mose jeweils 40 Tage und 40 Nächte bei Gott (5.Mose 9,9; 9,18; 10,10). Gott sprach mit ihm von „Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.“ (2.Mose 33,11) Als Mose beim dritten Mal mit den neuen steinernen Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabkam, war das Licht in Mose so stark, dass es sogar sichtbar durch sein Gesicht leuchtete. Er war so erfüllt von Licht, dass er sein Gesicht verhüllen musste (2.Mose 34,29-35).

Begegnung mit Jeschua

„Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.“(Matthäus 6,22-23) Hier geht es um die enge Beziehung mit Jeschua, unserem Hohepriester. Nur er sieht unser Herz. Das Entscheidende ist, wohin wir unser Gesicht und damit unser Herz wenden. Wenn unsere Aufmerksamkeit der Welt und den Dingen dieser Welt gilt (den Versuchungen der Sünde, dem Internet, dem Betrug des Reichtums, dem äußeren Erscheinungsbild usw.), dann wird das Licht in uns schwächer und schwächer werden. Aber wenn wir Jeschua unsere Aufmerksamkeit schenken, ihm erlauben, sich um alles zu kümmern und sein Licht in uns zu erhöhen, damit es durch uns scheint, dann wird das Licht in uns immer stärker werden.

Wir müssen uns von allem trennen, was uns aus der engen Beziehung mit unserem Hohepriester wegzieht. Wenn wir ihn lieben, werden wir lieben, was er liebt, und hassen, was er hasst. Wenn wir schwach sind, wird er uns helfen, uns von diesen Dingen abzuwenden und uns für ihn zu entscheiden. Gott von Angesicht zu Angesicht zu begegnen ist eine lebensverändernde Erfahrung. Die Verwandlung in sein Bild beginnt. Das erlebte der Prophet Jesaja (Jesaja 6). Wenn wir seine Herrlichkeit sehen, erkennen wir unsere Sünde und dass wir Reinigung brauchen. Wenn wir Buße tun und um seine Gnade bitten, reinigt er uns. Wenn wir unsere Augen fest auf ihn richten, werden wir mit seinem Licht erfüllt. Wir haben das unschätzbare Vorrecht, Jeschuas Angesicht unverhüllt sehen zu dürfen – er verbirgt sein Angesicht nicht vor uns. (2.Korinther 3,18 und 4,6)

Gott ehren

Jeschua, unser Hohepriester, wendet uns sein Angesicht zu, entzündet unsere Leuchte und erhöht unser Licht, damit wir sein Licht in dieser Welt leuchten lassen können. Wenn andere Menschen von Gottes Liebe durch uns berührt werden oder wenn wir für bestimmte Leistungen anerkannt werden, ist das unsere Gelegenheit, unserem Herrn und Erlöser die Ehre zu geben. Es ist so wichtig, dass wir klarstellen, woher das Licht kommt, damit wirklich Gott alle Ehre bekommt und nicht wir. Es ist unsere Ehre und unser Vorrecht, den Herrn zu rühmen, wenn sein Leben und seine Gegenwart durch unser Leben aufstrahlen. Lasst uns die Zeit nehmen, allein, von Angesicht zu Angesicht mit Jeschua, unserem Hohepriester, zu sein. Erlauben wir ihm, das Feuer in unseren Herzen zu entzünden und durch seine Liebe und seinen Geist mehr und mehr anzufachen, damit sein Licht durch uns leuchtet und andere es sehen und den allmächtigen Gott preisen!

Über den Autor: Daniel Yahav, jüdischer Israeli und Nachfolger Jeschuas, wurde 1959 als Sohn eines Holocaustüberlebenden in Jaffa, Israel geboren. Er war Major in der israelischen Armee und elf Jahre erfolgreicher Geschäftsführer. Der Vater von sieben Kindern und bis heute zwölf Enkeln dient seit über 40 Jahren als Ältester und Pastor der Peniel-Gemeinde in Tiberias am See Genezareth. Weitere Predigten von Daniel sind auf der Internetseite seiner Gemeinde zu finden (auch auf Deutsch): www.penielfellowshipisrael.com

Zur Themenseite: Schätze des Hebräischen Denkens


  

Buch-Tipp:

Und er wird das Herz der Väter wieder zu den Söhnen wenden (von Daniel Yahav)

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Die Theologie des christlichen Zionismus

„Der Zionismus, die Nationalbewegung für die Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland und die Wiedererlangung jüdischer Souveränität über das Land Israel, verfolgte von Anfang an sowohl materielle als auch geistliche Ziele. Juden aller Überzeugungen, linke und rechte, religiöse und säkulare, schlossen sich in der zionistischen Bewegung zusammen und arbeiteten gemeinsam auf diese Ziele hin. Meinungsverschiedenheiten führten zu Zerwürfnissen, aber letztlich wurde das gemeinsame Ziel eines jüdischen Staates im uralten Heimatland erreicht. Der Begriff „Zionismus“ wurde 1890 von Nathan Birnbaum geprägt.“ (Jewish Virtual Library, frei übersetzt) (Foto: Unsplash, Bibelstudium, Symbolbild)

Wenn Zionismus der Glaube an das Rückkehrrecht des jüdischen Volkes in sein Heimatland ist, dann ist per Definition ein christlicher Zionist einfach ein Christ, der dieses Recht des jüdischen Volkes unterstützt. Diese breitgefasste Definition trifft sicher auf viele Christen zu, ganz gleich welche Beweggründe sie für ihre Unterstützung haben. So wie Juden verschiedener Überzeugungen die zionistische Bewegung bildeten, können auch Christen jeder Überzeugung unter diese Definition eines christlichen Zionisten fallen.

Genau dies ist der Grund, warum ein Christ vielerlei Antwortmöglichkeiten auf die Frage hat, warum er Israel unterstützt. Es können politische, historische und/oder religiöse Gründe sein.

Biblischer Zionismus

Die eigentliche Theologie des christlichen Zionismus, auch biblischer Zionismus genannt, unterstützt das Rückkehrrecht des jüdischen Volkes in sein Heimatland auf biblischer Grundlage – Gottes Bund mit Abraham. In diesem Bund erwählt Gott Abraham, damit dieser Vater eines Volkes wird, durch das Gott die Welt erlöst. Um dies tun zu können, gab er Abrahams Nachkommen ein Land, in dem sie als auserwähltes Volk leben können.

Der christliche Zionismus wird im Alten Testament, der hebräischen Bibel, immer wieder bestätigt. Die großen und kleinen Propheten verkündigen übereinstimmend, dass dies Israels nationale Berufung ist, kündigen an, dass auf eine Zeit des Exils die Rückkehr in das Land folgen wird, und sprechen von seiner geistlichen Erneuerung und Erlösung, die Licht in die Welt bringt.

Der Irrtum der Ersatztheologie

Christlicher Zionismus widerspricht der Ersatztheologie. Diese behauptet, dass Israel seine besondere Beziehung mit Gott hinsichtlich seiner nationalen Bestimmung und seines nationalen Heimatlandes verloren habe, weil es Jesus als Messias abgelehnt hat. Nun sei die Kirche das „neue Israel“ geworden. Dieser Theologie zufolge hat die Kirche nun alle Segnungen, die Israel verheißen waren, geerbt – Gericht und Fluch bleiben jedoch, praktischerweise, auf dem jüdischen Volk.

Christlicher Zionismus hingegen lehrt anhand der Bibel (Altes und Neues Testament), dass Gottes Bund mit Abraham noch heute gültig ist. Die nationale Bestimmung des jüdischen Volkes besteht weiterhin und sein nationales Heimatland ist ewiglich sein Besitz – entsprechend Gottes Plänen und Absichten. Das Neue Testament bestätigt nicht nur den Abrahams-Bund, sondern bekräftigt auch den historischen Auftrag Israels sowie die Unwiderruflichkeit seiner Gaben und Berufung.

Gottes Bund mit Abraham

Christlicher Zionismus gründet nicht auf Prophetie oder künftigen Ereignissen in der Endzeit. Die meisten christlichen Zionisten würden jedoch der Aussage zustimmen, dass Israels Wiederauftreten auf der Weltbühne, ganz so wie Gott es verheißen hatte, darauf hindeutet, dass auch andere in der Bibel vorhergesagte Ereignisse eintreten werden.

Israels Recht, das Land Kanaan zu besitzen, gründet auf Gottes Verheißungen. Nicht nur einmal, sondern immer wieder sicherte Gott Abraham zu, dass er ihm und seinen Nachkommen das verheißene Land geben würde.

„Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du bist, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen.“(1. Mose 13,14)

Dieselben göttlichen Verheißungen wurden auch den Patriarchen Isaak und Jakob gegeben. Sie wurden gegenüber Mose bestätigt, in den Psalmen bekräftigt und sind in den ganzen prophetischen Schriften zu finden. Es sind biblische Verheißungen, die in ihrer Festigkeit und ihrer Verbindlichkeit nicht übertroffen werden können.

In 1. Mose 15 lesen wir, dass Gott die Grenzen des verheißenen Landes festlegte und diese Verheißung durch seinen Bund mit Abraham untermauerte.

An dem Tage schloss der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen gebe ich dies Land von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom, den Euphrat.“ (1. Mose 15,18)

Zu biblischer Zeit war es üblich, dass ein Bundesschluss mit dem Schlachten eines Tieres einherging. Das Tier wurde in zwei Hälften geteilt, die einander gegenüber gelegt wurden. Beide Bundespartner gingen dann gemeinsam  zwischen diesen Hälften hindurch und brachten so ihre Verpflichtung, den Bund zu halten, zum Ausdruck (vgl. Jeremia 34,18).

Man beachte: als Gott diesen Bund mit Abraham schloss, fuhr nur Gott zwischen den Tierhälften hindurch, in Gestalt einer brennenden Fackel. Abraham schlief während all dem (1. Mose 15,12+17-18). Der Bund, den Gott mit Abraham schloss, ist demnach ein einseitiger Bund, durch den Gott ausdrückte: „Ganz gleich was du und deine Nachkommen tun werden, heute schließe ich einen Bund mit dir, Abraham, um dir und deinen Nachkommen dieses Land als ewigen Besitz zu geben.“

Es ist dieser göttliche Bund und eine Vielzahl von Verheißungen, auf denen der christliche Zionismus gründet. Das Fundament unserer Unterstützung für das jüdische Volk und das Land Israel ist der Glaube an einen Gott, der seinen Bund hält:„Ich will meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern, was aus meinem Munde gegangen ist.“ (Psalm 89,35)

Wer darf im Gelobten Land wohnen?

Die Bibel spricht jedoch nicht nur über das Recht, das Gelobte Land zu besitzen, sondern auch über das Recht, darin zu wohnen. Das 5. Buch Mose, in dem Moses letzte Worte aufgezeichnet sind, bevor Israel das Land Kanaan eroberte, legt mehr als jedes andere Buch fest, dass das Recht, im Land Kanaan zu wohnen, an strenge Bedingungen geknüpft ist. Diese Bedingungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch Deuteronomium.

„Darum sollt ihr alle die Gebote halten, die ich dir heute gebiete, auf dass ihr stark werdet, hineinzukommen und das Land einzunehmen, dahin ihr zieht, es einzunehmen, und dass du lange lebest in dem Lande, das der HERR, wie er euren Vätern geschworen hat, ihnen und ihren Nachkommen geben will.“(5. Mose 11,8-9)

Wollte Israel das Land erobern und für lange Zeit darin wohnen, musste es dort als ein heiliges Volk leben. Das bedeutet: das Besitzrecht ist eindeutig in Gottes Wort und seiner Verheißung verankert. Das Land gehört für immer dem jüdischen Volk. Aber das Wohnrecht gründet auf dem geistlichen Zustand des jüdischen Volkes.

5. Mose 28, das Kapitel über „Segen und Fluch“, fasst dies in einer sehr dramatischen Art und Weise zusammen: wenn Israel in Gottes Wegen geht, wird der „HERR dich segnen in dem Land, das dir der HERR, dein Gott, gibt“ (V. 8). Aber wenn Israel sich dauerhaft weigert, sein Wort zu befolgen, und anderen Göttern nachläuft, werden sie letztendlich „herausgerissen werden aus dem Lande, in das du jetzt ziehst, es einzunehmen.“ (V. 63)

Im Buch Josua finden wir dies auf eindrückliche Weise dargestellt: Kurz vor der Eroberung Jerichos ging Josua hinaus in die Wüste, um Gottes Angesicht vor dieser ersten und entscheidenden Schlacht zu suchen. Dort erschien ihm der Engel des Herrn. Josua stellte ihm eine auf den ersten Blick rhetorisch anmutende Frage: „Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?“ Gott musste doch selbstverständlich zu Israel gehören! Aber die Antwort des Boten Gottes muss Josua ziemlich ernüchtert haben: „Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN und bin jetzt gekommen. [...] Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig.“ (Josua 5,13-15)

Mit anderen Worten sagte er: „Ich gehöre nicht zwangsweise zu dir. Wenn du möchtest, dass ich an deiner Seite bleibe, musst du deine Schuhe ausziehen, denn dies ist heiliger Boden.“ Gott hat in seiner Souveränität dieses Land zwischen Jordan und Mittelmeer für seinen Heilsplan erwählt. Aus diesem Grund erwartet er, dass das Volk, das darin lebt, heilig ist und sich seiner Königsherrschaft unterordnet.

Wenn Israel heute im Land Israel leben will, muss es seine Schuhe ausziehen.

Themenseite: Christlicher Zionismus

 


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Warum Christen Israel unterstützen

Christen unterstützen Israel, weil sie anhand der Bibel Gottes Absichten mit dem jüdischen Volk erkannt haben, weil sie um eine neue, respektvolle Beziehung zum jüdischen Volk bemüht sind und weil sie die historische und politische Rechtmäßigkeit des Staates Israel anerkennen. (Foto: Unsplash, Menschen mit Israelfahnen, Symbolbild)

Israels Rolle im Heilsplan Gottes

Die Bibel sagt sehr deutlich, dass das jüdische Volk das Land Kanaan von Gott selbst erhalten hat. Er gab das Land Abraham und seinen Nachkommen durch Isaak als einen ewigen Besitz (1. Mose 12,1-3). Damit beabsichtigte Gott, ein Volk zu formen, durch das er die Welt erreichen würde.

In Gottes Heilsplan nahm das Land Kanaan als nationale Heimstätte des jüdischen Volkes eine wesentliche Rolle ein. Und durch dieses Volk schenkte er einer verlorenen Welt sein Wort (die Bibel), die Propheten, die Bündnisse und den Messias (Römer 9,4-5).

Außerdem lesen wir in der Bibel, dass Gott, obwohl er ankündigte, Israel würde wegen seines Ungehorsams aus dem Land vertrieben werden, auch versprach, es wieder zurückzubringen – und dies nicht nur einmal, sondern zweimal! (Jesaja 11,11)

Gottes zukünftige Pläne mit Israel

Gottes Pläne mit Israel sind noch nicht abgeschlossen (Jeremia 31,36): eines Tages wird Israel zum Erstling unter den Völkern werden. Dann wird das Wort des Herrn von Jerusalem zu den Nationen ausgehen (Jesaja 2,3) und die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt (Habakuk 2,14). Israels Messias wird in Gerechtigkeit herrschen (Jesaja 32,1), er wird die Nationen mit eisernem Stab regieren (Offenbarung 2,27) und die Völker werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen (Jesaja 2,4).

Aus diesem Grund unterstützen Christen die Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland und den Wiederaufbau der jüdischen Nation. Heute, wie auch im Laufe der Geschichte, versuchen Israels Feinde den jüdischen Staat zu zerstören und es von der Landkarte zu tilgen. Aber wir stehen an der Seite Israels und werden nicht schweigen! (Jesaja 62,6)

Als Christen sind wir aufgefordert, Israel zu trösten (Jesaja 40,1), es zu segnen (1. Mose 12,3), für Israel zu beten (Psalm 122,6) und es mit Gottes ewigem Wort zu ermutigen.

Christen und Israel: Zeit für einen Neuanfang

Christliche Zionisten sind sich der geistlichen Schuld des Christentums gegenüber dem jüdischen Volk bewusst – denn von den Juden kam alles, das uns lieb und teuer ist. Um eine Autorin zu zitieren: „Das Christentum ist jüdisch.“ Wir stehen in der Schuld des jüdischen Volkes und sollten dies mit Ehre, Respekt und Unterstützung zum Ausdruck bringen.

Als Christen sind wir betrübt über die Rolle, die viele Christen bei der Verfolgung des jüdischen Volkes im Laufe der Geschichte spielten, und wir distanzieren uns davon. Wir möchten dieses Unrecht wiedergutmachen und eine neue Beziehung aufbauen, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis gründet.

Die Fakten sprechen für Israel

Neben den aufgeführten biblischen Beweggründen unterstützen wir Israel auch, weil wir die Geschichte des heutigen Staates Israel kennen und wissen, dass die Fakten für ihn sprechen: Israel ist eine rechtmäßige Nation, errichtet auf rechtmäßig erworbenem Gebiet und hat das Recht zu existieren – in sicheren Grenzen.

Obwohl Israel eine Nation wie alle anderen Nationen ist – es ist nicht perfekt und seine Politik ist oft mittelprächtig – ist seine Gründung und Existenz dennoch rechtmäßig und moralisch richtig. Umgeben von Ländern und Organisationen, die sich der Zerstörung Israels verschrieben haben, unterstützen wir Israels Recht, in sicheren Grenzen zu existieren.

 

Themenseite: Christlicher Zionismus

 


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Der Gott, der Nationen heilt

„Denn so spricht der HERR Zebaoth: Es ist nur noch eine kleine Weile, dass ich Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttere.“ (Haggai 2,6).

Der Prophet Haggai sah eine Zeit der globalen Erschütterung voraus. Er sah, wie nicht nur die Erde, sondern auch die Himmel erschüttert wurden. Eine Erschütterung des Himmels bedeutet nicht etwa, dass der himmlische Wohnort Gottes in irgendeiner Weise erschüttert würde. Gott ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Sein Thron und seine Herrschaft stehen für immer. Dieser Ausdruck bezieht sich vielmehr auf die himmlischen Reiche, von denen aus die Mächte und Gewalten der Finsternis Einfluss auf unsere Welt ausüben (Epheser 6,12). Es heißt, unsere Erde werde derart in Aufruhr geraten, dass dämonische Mächte über ganzen Nationen in Unruhe versetzt werden und möglicherweise sogar Regierungswechsel herbeiführen können.

Foto: Pixabay, Brandenburger Tor

Erschütterungen

Wir befinden uns definitiv in einer Zeit nie dagewesener globaler Erschütterungen. Das Coronavirus verursacht weltweit Verwerfungen und löst damit eine beispiellose Flut ungewöhnlicher Regierungsentscheidungen rund um den Globus aus. Wie nie zuvor beeinflusst eine Plage jeden Teil unseres Planeten und alle Nationen zugleich.

Auch die jüngsten Aufstände und Demonstrationen, die durch den Tod eines afroamerikanischen Mannes, George Floyd, ausgelöst wurden, gehen wie ein Lauffeuer um die Welt. Die größten und alarmierendsten Auswirkungen sind in den USA zu spüren, wo Floyds Tod die vorhandene Polarisierung innerhalb der Gesellschaft bereits zum Aufflammen gebracht hat und sogar die bevorstehende Präsidentschaftswahl beeinflussen könnte. Viele dieser Demonstrationen sind von zerstörerischen Kräften vereinnahmt worden, die kein harmonisches Verhältnis zwischen den Volksgruppen sowie den Frieden der Nation im Sinn haben, sondern vielmehr ihre Zerstörung. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ein Großteil der Gewaltausbrüche bösen geistlichen Ursprungs ist und deshalb auch im geistlichen Kampf durch Gebet angegangen werden muss.

Wie Wunden heilen

Sowohl die Covid-19-Pandemie als auch die Aufstände reißen eine landesweite Wunde in Amerika und in aller Welt auf, die nach Heilung schreit. Genau an dieser Stelle gibt uns das Wort Gottes Hoffnung.

„[Wenn] mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ (2. Chronik 7,14)

Dieser Vers zeigt uns, dass Gebet die Heilung und Wiederherstellung ganzer Nationen bewirken kann. Gebet ist nicht nur eine Waffe, um unsere persönlichen Kämpfe in den Bereichen Finanzen, Gesundheit oder Familie zu führen. Gebet kann eine strategische Waffe mit nationaler Durchschlagskraft sein, die in Verbindung mit Fasten jedes Joch zerbrechen und jede Festung zerstören kann. Gott ermutigt uns, in diesen Dimensionen zu denken.

„Bitte mich“, spricht Gott, „so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum“ (Psalm 2,8). Als Daniel in Babylon für das Volk Israel in der Zerstreuung betete, setzte sein Gebet Engelfürsten in Bewegung, die in den himmlischen Gefilden über die Weltreiche Griechenland und Persien regierten. Das bedeutet, dass gezieltes und bewusstes Gebet die Atmosphäre über Nationen und Regionen verändern kann.

Einheit durch Gebet

Ein Beispiel dafür sind die Geschehnisse in Deutschland während der späten 1980er Jahre. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland streng gerichtet und erlebte eine nationale Teilung in zwei Staaten. Ostdeutschland wurde von der Sowjetunion kontrolliert und unterdrückt und stand als Region schließlich unter der Aufsicht eines KGB-Agenten namens Wladimir Putin (das KGB, Komitee für Staatssicherheit, war von 1954 bis 1991 der sowjetische In- und Auslandsgeheimdienst). Die andere Seite Deutschlands war Teil der freien westlichen Welt unter Leitung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Konfrontationslinie zwischen Ost und West während des Kalten Krieges verlief durch Deutschland und mitten durch Berlin. Deutsche spionierten sich gegenseitig aus und wurden sogar darauf trainiert, einander im Falle eines Krieges zu bekämpfen.

Noch zur Jahreshälfte 1989 schien eine Wiedervereinigung Deutschlands unmöglich. Einige der prophetischen Stimmen, die eine Wiedervereinigung voraussahen, wie der britische Bibellehrer David Pawson und Loren Cunningham, Gründer von „Jugend mit einer Mission“, wurden von Pastoren in Deutschland belächelt. Deutschland war nicht nur durch eine nationale Kluft gespalten, sondern auch durch globale politische Blocks, die bereit waren, ihren Teil Deutschlands zu verteidigen und dafür zu kämpfen. Ich kann mich noch gut an die Manöver des US-Militärs in der Nähe meiner Heimatstadt bei Stuttgart während meiner Kindheit erinnern.

Als ich letzten Sommer, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, in Deutschland war, sprach ich mit Pastoren und Leitern aus dem Osten und aus dem Westen. Ich wurde durch ihre Worte sehr ermutigt. Schon in den späten 1970er Jahren bildeten sich insbesondere im kommunistischen Ostdeutschland Gebetsgruppen, die für die Heilung unseres Landes beteten. Im Jahr vor der Wiedervereinigung gingen verschiedenste Einzelpersonen und Gebetsgruppen durch Gottes Führung und ohne voneinander zu wissen an die Mauer und beteten dafür, dass sie fallen möge. Auf beiden Seiten der Berliner Mauer nahmen Menschen das Abendmahl, und ahnten nicht, dass andere es ihnen gleichtaten.

Die Demonstrationen, die zum Fall der Berliner Mauer führten, hatten ihren eigentlichen Ursprung in den Friedensgebeten, die jeden Montag in der Nikolaikirche in Leipzig stattfanden. Das wöchentliche Gebetstreffen wurde bereits 1982 ins Leben gerufen. Und Gott antwortete auf diese Gebete! Was tatsächlich in der Nacht des 9. Novembers 1989 geschah, weiß bis heute niemand ganz genau. Doch alle sind sich einig, dass es ein Wunder war, als ein hoher SED-Funktionär in Ostdeutschland, Günter Schabowski, die Grenze für geöffnet erklärte.

Wenn Gottes Volk betet

Ich schreibe diese Worte heute in einer Zeit, in der die Nationen der Welt Heilung brauchen. Es geht eine Mauer durch die Vereinigten Staaten – und dabei spreche ich nicht von der Mauer, die die südliche Grenze der USA sichern soll. Die Mauer, die ich meine, teilt und polarisiert die Nation und bedroht möglicherweise nicht nur das Gefüge Amerikas, sondern auch die globale Rolle der USA als „Nation unter Gott“. Amerika braucht unsere Gebete mehr als je zuvor. Besonders wir Christen in der westlichen Welt sind das den USA mehr als irgendjemandem sonst schuldig, standen sie doch jahrzehntelang an unserer Seite.

Gott kann Korea ebenso heilen und vereinen, wie er Deutschland wiedervereint hat. Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang war einst als „Jerusalem des Ostens“ oder „Jerusalem Asiens“ bekannt, als vor einem Jahrhundert eine große Erweckung über das Land kam. Was uns heute unmöglich scheint, ist Gott möglich. Der Schlüssel dafür liegt allerdings nicht in den Händen von Politikern, sondern in den Händen des Volkes Gottes. Beachten Sie, dass es nicht heißt „wenn der Präsident“ oder „wenn die Regierung“ oder „wenn das Parlament“ etwas tut. Gott sagt vielmehr: „Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten […], so will ich […] ihr Land heilen.“ (2. Chronik 7,14) Der Schlüssel zur Heilung unserer Nationen liegt in den Händen gewöhnlicher Leute, Menschen wie Sie und ich, die an den Trennmauern stehen und proklamieren, dass sie im Namen Jesu fallen müssen!

Bitte beten Sie mit uns für die USA, für Korea und für Israel. Vielleicht braucht auch Ihre eigene Nation eine Berührung Gottes. Gott heilt die Nationen. In Jakobus 5,16 lesen wir: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Unsere Gebete können die dämonischen Mächte der Spaltung, des Liberalismus und des Rassismus brechen, weil Jesus der Herr aller Herren und der König aller Könige ist. Nichts ist ihm unmöglich, wenn sein Volk betet. Tun wir uns zusammen und packen wir es gemeinsam an!

Gott segne Sie aus Jerusalem, während wir die Welt gemeinsam verändern!


Jesaja-62-Gebet

Die ICEJ bietet Ihnen an, Sie mit Informationen und aktuellen Gebetsanliegen direkt aus Jerusalem zu versorgen. Wir laden Sie herzlich ein, sich uns und unseren Freunden weltweit im Lobpreis und im Gebet anzuschließen!

Hier geht es zum Jesaja-62-Gebet der ICEJ-Deutschland: www.Jesaja62.icej.de

Sehen Sie außerdem zwei faszinierende Videos, die darüber berichten, wie Gott in den Herzen seines Volkes auf beiden Seiten der Berliner Mauer gewirkt hat: Die andere Seite der Mauer: Christen in Ost- und Westberlin


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Das Licht des Messias

In der Advents- und Weihnachtszeit besinnen sich Christen weltweit auf die Geburt Jesu, der als Licht in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht in der Finsternis bliebe (Johannes 12,46). Auch für das jüdische Volk, das des Wunders von Chanukka gedenkt, ist Licht ein zentrales Thema in dieser Jahreszeit. Licht ist ein in der Bibel immer wiederkehrendes Motiv, dem die Autoren des Alten Testaments eine tiefere Bedeutung zukommen ließen.

Foto: Pixabay, Chanukkia, Symbolbild

Das wahre Licht

Zu Beginn seines Evangeliums bezeichnet Johannes Jesus als „das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet“ (Johannes 1,9). Was der jüdische Leser im ersten Jahrhundert sofort verstand, ist vielen von uns heutzutage kaum bewusst. Johannes‘ Aussage über das „wahre Licht“ ist keine kunstvolle Dichtung oder gar ein neues theologisches Konzept. Stattdessen greift Johannes explizit die Wortwahl der Thora und der Propheten auf, die über den kommenden Messias weissagten.

Immer wieder spricht das Alte Testament von einem ewigen Licht, das bei Gott ist und Gott gleich ist. Wenn Johannes also sagt, Jesus sei „das wahre Licht“, erklärt er ohne Umschweife, dass Jesus ewig und von Gott ausgegangen ist. Sein anschließender Bericht über das Wirken Jesu – das Johannesevangelium – ist sein Plädoyer, mit dem er diese Aussage bekräftigt.

Es werde Licht

Sicherlich ist es kein Zufall, dass der Prolog des Johannesevangeliums stark an den Schöpfungsbericht erinnert. Johannes möchte seine Leser darauf hinweisen, dass er von demselben Licht berichtet, von dem bereits in den ersten Versen der Bibel die Rede ist. In 1. Mose 1,3 heißt es: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Dieses Licht, das offenbar wurde, war nicht das Licht der Sonne. Diese wurde erst am vierten Tag erschaffen. Rabbinische Schriften sind sich einig, dass es sich hier um das „Licht des Messias“ handelt, das bereits vor Erschaffung der Welt existiert hat.[1]

Bevor die Sonne war

Salomo bekräftigt dies in Psalm 72,17. Im hebräischen Urtext lesen wir dort: „Sein Name bleibe ewiglich; bevor die Sonne [war], möge sprossen [yinon] sein Name“. Im Midrasch, der rabbinischen Auslegung biblischer Schriften, heißt es, dass der König, von dem Psalm 72 spricht, mit dem Spross Isais aus Jesaja 11,1-4 identisch sei. Der Name dieses Königs sei demnach yinon („möge sprossen“) und yinon habe bereits vor Erschaffung der Sonne existiert.

Die Erkenntnis, dass Jesus nicht erschaffen wurde, sondern bei der Schöpfung präsent war, ist somit keine speziell „christliche“ Offenbarung. Jüdische Gelehrte hatten bereits anhand der Schriften erkannt, dass der kommende Messias ewigen Ursprungs sein würde. Nach rabbinischer Tradition hat Gott ihn jedoch verborgen.[2] Möglicherweise spielt der Apostel Paulus auf genau diese Überlieferung an, als er in Kolosser 1,26 Jesus das „Geheimnis“ nennt, das „verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern“.

Bei ihm wohnt das Licht

Auch im Buch Daniel finden wir eine bemerkenswerte Aussage über das „wahre Licht“. Als Daniel und seine Freunde in einer gemeinsamen Gebetsnacht Gott baten, ihnen Nebukadnezars Traum zu offenbaren, antwortete Gott ihnen durch eine Vision. In seinem anschließenden Lobpreis sagte Daniel dann: „Er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht.“ (Daniel 2,22, ELB) Es ist einleuchtend, dass Daniel sich hier nicht auf physisches Licht bezieht, sondern auf jenes Licht, dass die Rabbiner das „Licht des Messias“ nennen. Im aramäischen Urtext wird Licht mit nehora wiedergegeben. Die jüdischen Gelehrten sind sich einig, dass nehora, Licht, einer der geheimen Namen des Messias ist. Somit bestätigt Daniel 2,22, dass der Messias ewig ist und bei Gott wohnt.

Zions Licht

Andere Weissagungen in der Bibel bezeichnen Gott selbst als das Licht und bekräftigen somit den göttlichen Ursprung des Messias. David nennt den HERRN, also Jahwe, „mein Licht und mein Heil [Jeschua]“ (Psalm 27,1).Jesaja verkündet in seiner Vision von der künftigen Herrlichkeit Zions, dass Gott selbst Zions Licht sein wird: „Die Sonne soll nicht mehr dein Licht sein am Tage, und der Glanz des Mondes soll dir nicht mehr leuchten, sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Glanz sein. Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht den Schein verlieren; denn der HERR wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leidens sollen ein Ende haben.“ (Jesaja 60, 19-20) Der Apostel Johannes berichtet ähnliches in seiner Offenbarung über das himmlische Jerusalem. Er sagt voraus, dass das Lamm Gottes - der Messias - die himmlische Stadt erleuchten wird(Offenbarung 21,23 + 22,5).

Das Licht der Heiden

Jesaja spricht auch von dem Gottesknecht, den Gott „zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden“ bestimmt hat (Jesaja 42,6). Bis ins Mittelalter waren die jüdischen Gelehrten der Ansicht, dass der Messias dieser Gottesknecht und damit das „Licht der Heiden“ sei. Erst Raschi, der bedeutende jüdische Gelehrte Rabbi Schlomo ben Jizchak aus dem 11. Jahrhundert, der das heutige rabbinische Judentum stark beeinflusst hat, brachte eine neue Interpretation dieser Verse. Er sagte, allein Israel sei der Gottesknecht und somit auch das Licht der Heiden.

Dass diese Sichtweise im ersten Jahrhundert jedoch noch nicht vorherrschend war, bekräftigt die Weissagung Simeons über den neugeborenen Jesus. Als Josef und Maria ihn in den Tempel brachten, sagte Simeon: „Denn meine Augen haben dein Heil [Jeschua] gesehen, das du bereitet hast im Angesicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ (Lukas 2,30-32, ELB) Simeon, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, auf dem der Heilige Geist war (Lukas 2,25), war vertraut mit der damals geläufigen Ansicht, dass der Messias, auf den er sein Leben lang gewartet hatte, das Licht der Heidenvölker sein würde.

Ich bin das Licht der Welt

Dies bezeugte Jesus auch von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12) Seine jüdischen Zuhörer verstanden sofort, dass dieser galiläische Wanderprediger, der Zimmermann aus Nazareth, mit diesen Worten den Anspruch stellte, nehora, der in Jesaja verheißene Gottesknecht, der Messias zu sein, der bereits vor Erschaffung der Sonne existiert hatte.

Jesus sagte in Johannes 5,39, dass die Schriften - also das Alte Testament - von ihm zeugen. Es sind die Weissagungen des Alten Testaments und ihre Erfüllung in Jesus, die dem Neuen Testament Autorität verleihen. Ohne die Voraussagungen der Propheten und der Thora wären Johannes‘ Worte vom „wahren Licht“ nichts weiter als eine poetische Formulierung gewesen und Jesu Aussage, das „Licht der Welt“ zu sein, hätte keine tiefere Bedeutung.

Ihr seid das Licht der Welt

Während des jüdischen Chanukka-Fests erinnert sich das jüdische Volk an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels nach dem erfolgreichen Makkabäer-Aufstand gegen die Griechen im Jahre 164 v. Chr. Nachdem sie den heidnischen Zeus-Altar aus Gottes Heiligtum entfernt hatten, stellten die Juden fest, dass der Vorrat an geweihtem Öl, das für den siebenarmigen Leuchter im Tempel – die Menora – bestimmt war, nur noch für einen Tag ausreichen würde. Durch das „Wunder von Chanukka“ brannte es jedoch acht Tage lang – so lange dauerte es, neues geweihtes Öl herzustellen. Somit konnten sie Gottes Gebot erfüllen, wonach die Menora beständig brennen sollte (3. Mose 24,2-3).

Jesus, das Licht

Die Menora ist wie der Tempel selbst „ein Schatten des Zukünftigen“ (Kolosser 2,17). Sie symbolisiert den Messias, das „wahre Licht, dass alle Menschen erleuchtet“ (Johannes 1,9). In Matthäus 5,14 bezeichnet Jesus uns - seine Jünger – ebenfalls als „das Licht der Welt“. Wir sind aufgefordert, licht zu werden, denn unser Licht – Jesus, der Messias – ist gekommen. „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16)

Seien auch Sie ein Licht und schicken Sie der jüdischen Gemeinde in Ihrem Ort eine Karte zu Chanukka - als Zeichen der Solidarität von Christen mit unseren jüdischen Mitbürgern! Bitte beten Sie auch für das Wohlergehen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.

[1]Pesikta Rabbati 61.1; Jalkut Schimoni 56

[2]Pesikta Rabbati 36.1


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Unser Auftrag als Christen: Antisemitismus entgegentreten

Ende August begingen Juden und Christen den 125. Jahrestag des Ersten Zionistenkongresses in Basel. Dieser historische Kongress von 1897 unter dem Vorsitz des jüdischen Visionärs Theodor Herzl fand auch unter bedeutsamer Hilfeleistung von Christen statt. Genau 50 Jahre später, 1947, kamen erneut Christen und Juden in der Schweiz, diesmal in Seelisberg, zusammen. Eine Konferenz, die von großer Bedeutung für die jüdisch-christlichen Beziehungen wurde. (Foto: ICEJ/Levi Dörflinger, Solidaritätskundgebung mit Israel und dem jüdischen Volk, Archivbild)

Ein Neuanfang in den jüdisch-christlichen Beziehungen

Zwei Jahre nach dem Holocaust formulierten die versammelten Christen zehn Thesen, um eine Änderung im Verhalten der Christen gegenüber den Juden zu bewirken. Diese zehn Thesen von Seelisberg sollten dazu beitragen, die Vorurteile gegenüber den Juden, die es im christlichen Denken gab, anzugehen.

Seitdem haben wir viel Fortschritt in den jüdisch-christlichen Beziehungen gesehen. In den westlichen Kirchen hört man heutzutage kaum mehr die falsche Behauptung, dass das jüdische Volk verworfen, verflucht und für beständiges Leiden bestimmt sei, oder dass Christen die Stellung der Juden im ewigen Bund Gottes eingenommen hätten.

Und nicht nur das: Das theologische Bekenntnis von Seelisberg hat inzwischen gute Früchte auf praktischer Ebene hervorgebracht. Viele Organisationen sind entstanden, die dieses Bekenntnis in die Praxis umsetzen. Die 1980 gegründete Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ) ist ein gutes Beispiel: Seit 42 Jahren setzen sich tausende von Christen unermüdlich für das jüdische Volk und den Staat Israel ein, inspiriert von den Worten des Propheten Jesaja, der im 40. Kapitel ruft:

„Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat die volle Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.“

Heute hilft die ICEJ Bedürftigen in Israel, betreibt ein einzigartiges Heim für Holocaustüberlebende in Haifa, errichtet hunderte Luftschutzbunker in bedrohten Ortschaften und schenkt Benachteiligten im ganzen Land neue Hoffnung. Dank der Unterstützung von Christen weltweit konnte die ICEJ mehr als 160.000 Olim (jüdische Neueinwanderer) auf ihrem Weg in ihre alt-neue Heimat helfen.

Darüber hinaus vereint die ICEJ engagierte Teams von Christen in mehr als 90 Ländern auf allen Kontinenten, die Israel und Juden vor physischen sowie verbalen Attacken verteidigen und entschlossen gegen Antisemitismus stehen.

Antisemitismus im neuen Gewand

Unsere Erfahrung bringt mich zum nächsten Punkt. Heute, mehr als 75 Jahre nach der Schoa, ist der Antisemitismus leider nicht verschwunden – er kommt lediglich in neuem Gewand daher. Die meisten antijüdischen Vorfälle geschehen heutzutage unter dem Deckmantel der Kritik an Israel, dem einzigen jüdischen Staat.

Antiisraelische Demonstrationen auf den Straßen Europas sind eine klare Bestätigung, wie ernst die Situation geworden ist. „Zionismus“ ist zum Schimpfwort geworden und Israel wird das Existenzrecht abgesprochen.

Diese Entwicklungen machen eine Ergänzung der zehn Thesen von Seelisberg dringend notwendig. Als diese Thesen 1947 formuliert wurden, gab es noch keinen jüdischen Staat. Man reagierte auf die jahrhundertelange Tradition der Judenfeindlichkeit in der Kirche und wagte einen mutigen ersten Schritt zur Wiederherstellung des biblischen Verständnisses der Christen hinsichtlich des jüdischen Volkes. Um es mit den Worten des Neuen Testaments auszudrücken: Die Juden sind „Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“ (Römer 11,28-29) Gottes Bund mit Abraham und seinen Nachkommen ist nie aufgehoben worden.

Diese Wahrheiten sind vor 75 Jahren in Seelisberg klar zum Ausdruck gebracht worden. Heute sind sie unter Christen fast unbestritten. Es besteht aber weniger Klarheit, wenn Christen Antiisraelismus begegnen, hinter dem sich unter dem Vorwand der Kritik am jüdischen Staat der alte Antisemitismus verbirgt.

Israel wird an den Pranger gestellt

In wenigen Tagen wird in Karlsruhe die Sitzung der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen stattfinden, bei der eine mögliche Verurteilung Israels als „Apartheid-Staat“ erwogen wird, ausgerechnet auf deutschem Boden. Zwar sollen deutsche Bischöfe versucht haben, zu intervenieren, um das abzuwenden, aber vergeblich. Vom Weltkirchenrat hieß es, auf deutsche „Befindlichkeiten“ werde man wohl keine Rücksicht nehmen. (Foto: Unsplash, Anti-israelische Demo, Symbolbild)

Sollten wir nicht unsere Stimme erheben und unsere Brüder und Schwestern an die Worte des Apostels Paulus erinnern, „nicht gleichförmig dieser Welt“ zu sein? So wie sich damals Christen in Seelisberg mutig gegen die jahrhundertelange Tradition und die allgemein verbreiteten Vorurteile gestellt haben, rufen wir heute zum mutigen Widerstand gegen diese neue Form der Judenfeindlichkeit auf.

Es ist nämlich nichts anderes als eine neue Form des alten Hasses – früher wurde behauptet, die Juden hätten Christus gekreuzigt, die Juden hätten die Pest verursacht, die Juden wären Kosmopoliten und wollten unsere Gesellschaft verderben, die Juden wären Kapitalisten, die Juden wären Kommunisten. Heute befindet sich im Fadenkreuz der Antisemiten ein neues Ziel: der jüdische Staat. Heute nimmt der Staat Israel die Rolle des „kollektiven Juden“ in der Weltgemeinschaft ein – und wird absurder Verbrechen beschuldigt. Hier einige Beispiele, die jedoch nicht ausreichen, die Absurdität vollständig darzulegen:

  • Der UN-Menschenrechtsrat (der ebenfalls in der Schweiz seinen Sitz hat) führt jedes Jahr einen Tagesordnungspunkt in seiner Agenda, der allein Israel „gewidmet“ ist: Tagesordnungspunkt 7 schreibt vor, dass der Rat bei jeder Sitzung über die „israelischen Verletzungen der Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten“ debattiert. Einen vergleichbaren Tagesordnungspunkt für andere Länder gibt es nicht.
  • Im vergangenen Jahr verabschiedete die UN-Vollversammlung 14 Resolutionen gegen Israel, aber nur fünf gegen andere Länder. Die UNO verurteilte Israel als einziges Land wegen angeblicher Verletzung der Frauenrechte, jedoch nicht den Iran, nicht Nordkorea, nicht Afghanistan, sondern eben das Land, in dem Frauen größere Freiheiten und Gleichberechtigung genießen als in den meisten Ländern der Welt.
  • Israel ist der einzige Staat in der Welt, dessen Hauptstadt Jerusalem von den meisten Ländern nicht anerkannt wird. Und die BDS-Bewegung („Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen“) spricht den Juden ganz einfach das Recht auf Selbstbestimmung ab.

Das Gefährliche an dieser Entwicklung ist, dass diese antisemitischen Ansichten immer größere Verbreitung finden und mehr und mehr zur Mehrheitsmeinung werden. Man findet antiisraelische Vorurteile in den Medien, an den Universitäten, in multilateralen Gremien und in der Gesellschaft.

Diesem Trend müssen wir entschlossen entgegentreten!

Was kann ein einzelner Mensch bewirken?

Man kann sich fragen, was ein einzelner Mensch bewirken kann.

Die nachfolgende Geschichte zeigt, wie eng der Kampf gegen Antisemitismus mit freundlichen Beziehungen zum jüdischen Staat verbunden ist, und verdeutlicht zugleich, wie viel ein einzelner Mensch, der gegen den Strom schwimmt und sich gegen die Mehrheitsmeinung stellt, bewegen kann.

Ich bin in der Tschechoslowakei aufgewachsen. Es ist ein Land, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg drei Zionistenkongresse stattfanden, das einzige Land, das nach dem Krieg wagte, dem neugeborenen Staat Israel Waffen zu liefern, ein Land, das bis heute als einer der treuesten Freunde Israels in Europa gilt. Wie ist es dazu gekommen?

Den Anfang dieser Geschichte finden wir im Jahr 1899. Zwei Jahre nach dem Ersten Zionistenkongress grassierte der Antisemitismus in Europa. In Böhmen kam es damals zu einem großen antisemitischen Prozess, der mit der bekannten Dreyfuss-Affäre in Frankreich vergleichbar ist. Ein armer Jude namens Leopold Hilsner wurde des Ritualmordes beschuldigt und die gesamte damalige Gesellschaft, inklusive der Medien, griff den mittelalterlichen Aberglauben wieder auf, die Juden bedürften des Bluts christlicher Kinder für Ritualhandlungen.

Nur wenige stellten sich dem entgegen. Der bekannteste unter ihnen war der damalige Philosophieprofessor an der Prager Universität, Tomáš Masaryk. Er erlebte heftigen Widerstand, doch seine Liebe zur Wahrheit trieb ihn zu einem leidenschaftlichen Kampf gegen diese antisemitische Verleumdung. Masaryk war katholisch aufgewachsen und hatte sich zunächst nicht besonders für Juden interessiert, aber sein Engagement in der Hilsner-Affäre wurde zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Eine lebenslange Freundschaft mit dem jüdischen Volk begann, die in Begeisterung für den Zionismus mündete. (Foto: Wikipedia, Tomáš Masaryk)

Im Jahr 1918 wurde Masaryk der erste Präsident der neugegründeten Tschechoslowakei. Als einziges europäisches Staatsoberhaupt reiste er in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, um seine Unterstützung für die zionistische Bewegung zu demonstrieren. Das jüdische Volk vergisst niemals, wer seine Freunde sind, und daher finden wir heute in jeder größeren israelischen Stadt eine Masaryk-Straße oder einen Masaryk-Platz.

Diese Begeisterung vererbte Masaryk seinem Sohn Jan, der in der Nachkriegsrepublik das Amt des Außenministers bekleidete. Jan Masaryk spielte eine entscheidende Rolle bei den Waffenlieferungen, die der neu entstandene Staat Israel trotz des weltweiten Embargos in den Jahren 1948-49 von der Tschechoslowakei erhielt. Israels Staatsgründer David Ben-Gurion machte die berühmte Aussage, dass ohne tschechoslowakische Gewehre der Unabhängigkeitskrieg nicht hätte gewonnen werden können.

Ein einzelner Mann, Tomáš Masaryk, stellte sich gegen die öffentliche Meinung – und seine konsequente Haltung veränderte für Generationen die Atmosphäre im ganzen Land.

Sein Sohn Jan Masaryk stellte sich gegen die ganze Völkergemeinschaft – und seine mutige Entscheidung trug zum Erhalt des jüdischen Staates bei.

An der Seite des jüdischen Volkes

Es gibt eine lange Reihe christlicher Zionisten, die sich über die Jahrhunderte hinweg an die Seite des jüdischen Volks stellten und durch ihre Gebete, Schriften und Taten dazu beitrugen, dass es heute einen jüdischen Staat gibt, der zum Zufluchtsort für Juden aus aller Welt geworden ist, der seine Bürger schützen kann und gleichzeitig in vielerlei Hinsicht zum Licht für die Nationen geworden ist.

Wir befinden uns in guter Gesellschaft, wenn wir uns heute an die Seite des jüdischen Volkes und gegen Judenhass, Vorurteile und Lügen stellen sowie das Recht Israels auf Existenz in Frieden und Sicherheit bekräftigen.

Dabei darf die Rolle eines Einzelnen nicht unterschätzt werden.

 


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Resolution anlässlich 125 Jahre Zionistenkongress in Basel

Am heutigen 28. August 2022 sind wir als christliche Delegierte in Basel mit unseren jüdischen Freunden zusammengekommen, um den 125. Jahrestag des Ersten Zionistenkongresses zu begehen, der im August 1897 in den Hallen des damaligen Stadtcasinos stattfand. Seither hat die bei jenem ersten Kongress von Theodor Herzl geteilte zionistische Vision viele großartige Errungenschaften hervorgebracht, allen voran die Wiedergeburt Israels als Nation im Mai 1948.

Heute übersteigt der Erfolg des israelischen Staates vermutlich die Erwartungen der Kongressteilnehmer in Basel 1987. Israel ist heute ein strahlendes Licht im Nahen Osten – die einzige freie und blühende Demokratie in der Region. Israel ist zu einer bedeutenden globalen Wirtschaftsmacht geworden und die Durchbrüche der ‚Start-up Nation‘ in den Bereichen Forschung und Wissenschaft sind atemberaubend und beeinflussen heute jede Nation weltweit.

Doch die Erfüllung von Herzls Traum hatte einen hohen Preis. Sechs Millionen Juden wurden während des Völkermords, den Nazi-Deutschland im Holocaust von 1938 bis 1945 verübte, brutal ermordet. In Gedenken an den Ersten Zionistenkongress möchten wir die wesentlichen Ereignisse und Bemühungen im Laufe der Jahrzehnte, die schließlich zur Gründung des jüdischen Staates und der Neugestaltung der jüdisch-christlichen Beziehungen führten, in Erinnerung rufen und bekräftigen. Gleichzeitig befassen wir uns auch mit den wesentlichen Problemen, denen der jüdische Staat sowie das jüdische Volk bis heute gegenüberstehen.

Zunächst bedenken wir mit großer Dankbarkeit die historische Konferenz von Seelisberg, die hier in der Schweiz unmittelbar nach dem Holocaust 1947 abgehalten wurde. Bedeutende christliche und jüdische Leiter strebten in Seelisberg danach, Christen für einen entschiedeneren Einsatz im Kampf gegen Antisemitismus zu gewinnen und eine neue Basis für den weiteren jüdisch-christlichen Dialog zu schaffen. Bei diesem Anlass bekräftigen wir die zehn Thesen von Seelisberg wie folgt:

  1. Es ist hervorzuheben, dass ein und derselbe Gott durch das Alte und das Neue Testament zu uns allen spricht.

  2. Es ist hervorzuheben, dass Jesus von einer jüdischen Mutter aus dem Geschlechte Davids und dem Volke Israels geboren wurde, und dass seine ewige Liebe und Vergebung sein eigenes Volk und die ganze Welt umfasst.

  3. Es ist hervorzuheben, dass die ersten Jünger, die Apostel und die ersten Märtyrer Juden waren.

  4. Es ist hervorzuheben, dass das höchste Gebot für die Christenheit, die Liebe zu Gott und zum Nächsten, schon im Alten Testament verkündigt, von Jesus bestätigt, für beide, Christen und Juden, gleich bindend ist, und zwar in allen menschlichen Beziehungen und ohne jede Ausnahme.

  5. Es ist zu vermeiden, dass das biblische und nachbiblische Judentum herabgesetzt wird, um dadurch das Christentum zu erhöhen.

  6. Es ist zu vermeiden, das Wort „Juden“ in der ausschließlichen Bedeutung „Feinde Jesu“ zu gebrauchen oder auch die Worte „die Feinde Jesu“, um damit das ganze jüdische Volk zu bezeichnen.

  7. Es ist zu vermeiden, die Passionsgeschichte so darzustellen, als ob alle Juden oder die Juden allein mit dem Odium der Tötung Jesu belastet seien. Tatsächlich waren es nicht alle Juden, welche den Tod Jesu gefordert haben. Nicht die Juden allein sind dafür verantwortlich, denn das Kreuz, das uns alle rettet, offenbart uns, dass Christus für unser aller Sünden gestorben ist.

  8. Es ist zu vermeiden, dass die Verfluchung in der Heiligen Schrift oder das Geschrei einer rasenden Volksmenge: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ behandelt wird, ohne daran zu erinnern, dass dieser Schrei die Worte unseres Herrn nicht aufzuwiegen vermag: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, Worte, die unendlich mehr Gewicht haben.

  9. Es ist zu vermeiden, dass der gottlosen Meinung Vorschub geleistet wird, wonach das jüdische Volk verworfen, verflucht und für ein ständiges Leiden bestimmt sei.

  10. Es ist zu vermeiden, die Tatsache unerwähnt zu lassen, dass die ersten Mitglieder der Kirche Juden waren.

 

Zweitens bedenken wir, dass die Konferenz von Seelisberg ein Jahr vor der Wiederherstellung Israels als Nation stattfand. Deshalb fordern wir alle Christen dazu auf, folgende „Zusatzthesen“ im Geist von Seelisberg aufzunehmen:

  11. Wir bekräftigen, dass die wiedergeborene Nation des heutigen Israel einen Beweis für Gottes Treue zu seiner beständigen Bundesbeziehung mit dem jüdischen Volk darstellt, die erstmals mit dem Stammvater Abraham vor rund viertausend Jahren besiegelt wurde. Dieser Bund, der zwei Jahrtausende vor der Entstehung des christlichen Glaubens geschlossen wurde, ist nie aufgelöst worden und ist gemäß dem Wort Gottes tatsächlich unwiderruflich. Es ist wichtig, dass Christen die zentrale Bedeutung des Landes Israel im Judentum und für die jüdische Identität verstehen und respektieren.

  12. Wir bekräftigen, dass das Existenzrecht Israels, in Frieden und Sicherheit, unbestreitbar ist. Dieser Grundsatz wurde durch die Anerkennung der historischen, bereits bestehenden Rechte und Ansprüche des jüdischen Volkes auf das Land Israel von der internationalen Gemeinschaft gebührend bestätigt – im Zuge der Balfour-Erklärung 1917, der Konferenz von Sanremo 1920, des britischen Völkerbundmandats für Palästina 1922, dem Teilungsplan der Vereinten Nationen von 1947 und der Aufnahme Israels als UN-Mitgliedsstaat 1949. Wir feiern dieses Erbe, dass Israel seinen rechtmäßigen Platz unter den Nationen eingenommen hat. Dies ist eine Erfüllung der Vision Herzls von einem wiederhergestellten jüdischen Staat, der angesichts der doppelten Bedrohung durch Antisemitismus und Assimilation als sicherer Hafen für die jüdischen Gemeinschaften dient.

  13. Wir bekräftigen, dass Jerusalem die ewige und ungeteilte Hauptstadt des Staates Israel ist. Die historische Verbindung des jüdischen Volkes mit Jerusalem reicht 3.000 Jahre auf König David zurück, der Zion zum geistlichen und politischen Zentrum des Volkes Israel erklärte. Seither hat das jüdische Volk selbst in der Diaspora diese ewige Verbindung am Leben gehalten und davon geträumt, „nächstes Jahr in Jerusalem“ zu sein.

  14. Wir bekräftigen, dass Antisemitismus auch heute eine weit verbreitete Bedrohung für das jüdische Volk ist und dass Christen allerorten ihn ablehnen sowie bekämpfen müssen. Antisemitismus ist nie hinnehmbar, weder in der klassischen Form von Antijudaismus noch in den moderneren Ausprägungen von Antiisraelismus und Antizionismus. In dieser Hinsicht nehmen wir mit großer Sorge die derzeitigen globalen Bemühungen zur Kenntnis, den Staat Israel zu delegitimieren. Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass im Herzen Europas Stimmen geduldet werden, wie bei den heutigen Demonstrationen in Basel und anderen europäischen Städten, die das Existenzrecht des Staates Israel an sich in Frage stellen. Dies ist inakzeptabel. Wir rufen alle Christen und alle Regierungsverantwortlichen auf, klar und kompromisslos gegen diese modernen Formen des Antisemitismus Stellung zu beziehen.

  15. Wir bekräftigen den biblischen Ruf an die weltweite Gemeinde, Israel zu trösten. Der Apostel Paulus beschreibt die Gemeinde als „Schuldner“ des jüdischen Volkes, da sie von ihnen den Messias und die Schriften erhalten haben, und Jesus selbst sagte: „Das Heil kommt von den Juden“. Deshalb sind Christen in aller Welt heute dazu gerufen, für den Frieden Jerusalems und das Wohlergehen des israelischen Staates zu beten, Israel in Freundschaft und Unterstützung zur Seite zu stehen und dem jüdischen Volk weltweit bedingungslos Liebe und Unterstützung zu zeigen.

  16. Schließlich erkennen wir heute mit Freude an, dass in der schnell wachsenden globalen evangelikalen Gemeinschaft ein Paradigmenwechsel im Gange ist, im Zuge dessen sich die Haltung von hunderten Millionen Gläubigen gegenüber Israel und dem jüdischen Volk bedeutend verändert. Auf allen Kontinenten, insbesondere im globalen Süden, verstehen christliche Gemeinden und Denominationen zunehmend die biblischen, hebräischen Wurzeln ihres Glaubens und sind zu wahren und bedingungslosen Freunden Israels und des jüdischen Volkes geworden. Diese wachsende Bewegung muss weiter gestärkt und genährt werden.

 


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Abrahams Reise durchs „Land der Verheißung“

Gott hat Abraham das Land Kanaan verheißen. Was war das für ein Land? Wer waren die Bewohner? Wovon lebten sie? Und ist Israel auch heute noch das verheißene Land für das jüdische Volk? (Foto: Flash90, Kraniche im Hule-Tal, Symbolbild)

Ankunft im Norden

Als Abraham von Ur in Chaldäa nach Israel zog, erreichte er das Land von Norden her über eine bekannte Landmarke – den Berg Hermon. Die drei über 2.800 Meter hohen Gipfel des majestätischen Bergmassivs sind fast das halbe Jahr hindurch mit Schnee bedeckt. Es war nicht nur ein Wegweiser für all diejenigen, die Afrika oder Europa über die Via Maris („Meeresstraße“) erreichen wollten, sondern dienst seit alter Zeit auch als wichtiger Orientierungspunkt für hunderte Millionen Zugvögel, die jährlich auf dem Weg zu ihren Brutgebieten in Europa und Asien und ihren Winterquartieren in Ostafrika durch das Jordantal fliegen.

Berge, Täler und Küsten

Auf den Golanhöhen traf Abraham auf die rauschenden Wasser der Flüsse Dan, Banjas und Hasbani, die sich zum oberen Jordan vereinigen. Dieser nördliche Zweig des Jordans verläuft durch das sumpfige Hula-Tal und fließt in den glitzernden See Genezareth –Hebräisch „Kinneret“ in Anlehnung an seinen Harfen-förmigen Umriss. Hier senkt sich das Land unter den Meeresspiegel. Der untere Jordan verbindet den See mit dem 140 Kilometer südlichen biblischen „Salzmeer“ (Totes Meer) rund 430 Meter unter dem Meeresspiegel – der tiefste Punkt der Erde. Weiter südlich erhebt sich das Land wieder langsam durch trockenes, unfruchtbares Gelände zum Golf von Eilat am Roten Meer. Westlich von Jordantal und Totem Meer erheben sich die Bergzüge Judäas und Samarias 160 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Noch weiter westlich senkt sich das Land wieder und wird zur sandigen, jedoch urbaren Küstenebene am Mittelmeer.

Abraham durchzieht das Land

Abraham zog durch das untere Jordantal, wandte sich aber auf halber Strecke in Richtung Tirza - ein Tal, das in Hohelied 6,4 einfach als „schön“ bezeichnet wird. Es windet sich die Hügel Samarias hinauf und umgibt Elon More, einen hohen runden Gipfel, der das biblische Sichem (heute Nablus) überblickt. Hier schlug Abraham sein Zelt auf und erkundete das Land in alle Richtungen (1. Mose 12,6). Die „Straße der Patriarchen“, eine antike Handelsroute, die auf den Bergrücken Judäas und Samarias verlief, führte über Schilo und Bethel zur Jebusiter-Stadt Jerusalem und bis nach Hebron. In Hebron schlug Abraham sein Lager unter den Terebinthen von Mamre auf (1. Mose 13,18).

Zu der Zeit schlichtete er die Streitigkeiten zwischen seinen Hirten und denen seines Neffen Lot. Sie teilten das Land zwischen sich auf. Lot wählte das üppige Jordantal bei Jericho und lebte unter den verdorbenen Bewohnern Sodoms. Später führte Abraham seine Herden nach Gerar, nahe Gaza (1. Mose 20,1), und schließlich nach Beerscheba (1. Mose 22,19). In diesem Land mit trockenem Klima, das Gott ihm verheißen hatte, ließ Abraham sich an Wasserquellen nieder, schlug auf den Höhen seine Zelte auf und baute Gott Altäre.

Das Land in Besitz nehmen

Im Land lebten bereits die Kanaaniter, Nachkommen von Noahs verfluchtem Sohn Ham. Abraham war ein Nachkomme Sems, der laut Überlieferung ein gerechter Diener Gottes war. Dieser Kontrast gibt uns einen Einblick in große geistliche Wahrheiten, wenn wir in Besitz nehmen wollen, was Gott uns verheißt, und ein gottloses Volk ebenfalls Anspruch darauf erhebt. Die in der Bibel genannten Völker, die Amoriter, Jebusiter, Girgaschiter, Hetiter usw., waren möglicherweise kanaanitische Hirten, die vor allem in der Bergregion des Landes lebten. Zeitgleich war die Küstenebene von den Philistern besiedelt, die von Jafet abstammten, meist Bauern und Seefahrer. Immer wieder kämpfte Israel gegen Kanaaniter und Philister um die Vorherrschaft im Land der Verheißung.

Israel gilt als Land, „darin Milch und Honig fließt“ (u.a. 3. Mose 20,24). In 5. Mose 11,11-12 beschreibt der Herr es voller Begeisterung: „Es hat Berge und Auen, die der Regen vom Himmel tränkt, – ein Land, auf das der HERR, dein Gott, achthat und die Augen des HERRN, deines Gottes, immerdar sehen vom Anfang des Jahres bis an sein Ende.“ Der Herr führt sieben Früchte des Landes auf, die Israel ernähren sollen: Wein, Oliven, Datteln, Feigen, Granatäpfel, Weizen und Gerste. Das fruchtbare Jesreel-Tal ist die größte natürliche „Kornkammer“ im großen Umkreis. Aber das Land der Verheißung lag auch am Rande der Wüste. Immer wieder gebrauchte Gott Dürren und Hungersnöte, um sein Volk zu prüfen und zu korrigieren.

Die Verheißung ergreifen

Abraham folgte gehorsam dem Ruf Gottes, verließ seine Heimat und zog mutig in ein unbekanntes Land. Die Reise war voller Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber sie brachte ihm großen Segen, Wohlstand und ließ ihn zum Vater des Glaubens werden. Abraham betrat ein einzigartiges, schönes Land, das für viele nachfolgende Generationen auch zu einem Ort der Glaubensprüfung wurde. Bis heute muss das Volk Israel die grundlegende Frage beantworten, wie sehr sie dieses besondere Land, das ihnen als „ewiger Besitz“ (1. Mose 17,8) verheißen wurde, schätzen.

 

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Der Irrtum der Ersatztheologie

Die Ersatztheologie ist eine unbiblische Lehre, die behauptet, dass Gottes Pläne mit Israel abgeschlossen bzw. aufgehoben sind, und dass Israel seine Berufung als Volk Gottes „verloren“ hat.

Leider hat sich die Ersatztheologie im Laufe der Jahrhunderte in Kirchen und Gemeinden vieler Traditionen festgesetzt und prägt das Verständnis vieler Gläubiger hinsichtlich Gottes Plänen mit Israel bis heute. Es ist wichtig, diesen Irrtum anhand des Wortes Gottes aufzudecken und ihm entgegenzutreten. (Foto: Pixabay, Judenfeindliche Darstellung von "Ecclesia" und "Synagoga", Symbolbild)

Trügerische Halbwahrheiten

Die Ersatztheologie ist deshalb so trügerisch, weil sie auf Halbwahrheiten beruht. Zum Beispiel sagt die Bibel, dass die Kirche das „Israel Gottes“ sei – jedoch nicht im Sinne eines Ersatzes (Galater 6,14-16).

Um die Ersatztheologie mit wenigen Worten zu beschreiben, sei gesagt, dass sie das Volk Israel von seiner nationalen Bestimmung im Land Kanaan abtrennt, weil es Jesus als Messias abgelehnt hat. Alle biblischen Aussagen, dass Israel künftige Segnungen im Land Kanaan erfahren wird, werden als Beschreibungen der geistlichen Segnungen ausgelegt, die jetzt angeblich der Kirche gehören.

Auch die Erwartung eines physischen Königreiches wurde „vergeistlicht“, Israel weggenommen und den Heiden gegeben (Matthäus 21,43), obwohl Jesus niemals die Wiederherstellung des physischen Königreichs für Israel verneinte oder gar abstritt (Apostelgeschichte 1,6-7).

Die Prinzipien biblischer Auslegung

Dass diese Art, die Heilige Schrift auszulegen, vollkommen den Prinzipien biblischer Auslegung widerspricht, scheint Ersatztheologen nicht zu interessieren. Wir sollten die Schrift immer anhand der Art des Textes interpretieren. Wenn er wörtlich ist, dann sollten wir ihn wörtlich interpretieren. Wenn er geistlich oder bildlich ist, sollten wir ihn entsprechend auslegen. Wenn beispielsweise Jesus sagt, „Ich bin die Tür!“ – bedeutet dies etwa, dass er tatsächlich eine Tür ist? Natürlich nicht! Der Kontext ist eindeutig bildlich und muss als solcher interpretiert werden.

Wir sind nicht der einen oder anderen Art biblischer Auslegung verpflichtet, sei es wörtlich oder bildlich, sondern vielmehr dem Kontext. Es ist der Kontext, der unsere Auslegung bestimmt, und wir bestätigen so die Integrität und Autorität der Schrift.

Was die Ersatztheologie lehrt

Die Ersatztheologie gründet allein auf dem Gedanken, dass Gottes Bund mit Abraham teilweise oder gar vollständig aufgehoben wurde, denn dieser Bund verheißt Israels ewigen Besitzanspruch auf das Land Kanaan (1. Mose 17,7-8). Wäre diese Verheißung tatsächlich aufgehoben worden, würde die heutige Wiederherstellung Israels im Land Kanaan überhaupt nichts bedeuten.

Es sei an dieser Stelle ganz klar gesagt, dass wir glauben, dass Errettung nur in Jesus Christus zu finden ist – dies gilt sowohl für Juden als auch für Nichtjuden (Römer 1,16-17). Dennoch glauben wir nicht, dass die Verheißung, die Gott dem Abraham gab, d.h. die Zusage des Landes Kanaan an Israel, aufgehoben wurde.

Aus diesem Grund ist die Wiederherstellung Israels in unserer Zeit eine Erfüllung dieser Verheißung. Sie stellt auch einen Meilenstein bei Israels „Heimkehr“ zu seinem Messias dar (Hesekiel 36,24-28).

Zwei Ansätze der Ersatztheologie

Die Ersatztheologen teilen sich hinsichtlich des Abraham-Bundes meist in zwei Lager auf:

1. Aufhebung des Abraham-Bundes

Dieses Lager vertritt die Ansicht, dass Gottes Bund mit Abraham vollständig aufgehoben wurde. Dadurch ergeben sich aber ernsthafte Schwierigkeiten, denn Paulus sagt in seinem Brief an die Galater, dass Jesus starb, damit der Segen des Abraham-Bundes zu uns kommt, und dass wir, wenn wir zu Jesus gehören, Abrahams Kinder nach der Verheißung sind (Galater 3,13-14; 29). Wäre dieser Bund tatsächlich aufgehoben worden, dann wäre das, was Paulus sagt, falsch!

Darüber hinaus sagt der Verfasser des Hebräerbriefs, dass wir Gott vertrauen können, treu zum Neuen Bund zu stehen, weil er treu zum Bund mit Abraham stand (Hebräer 6,13-20). Dies stellt ein ernstes Problem für diesen Ansatz dar, denn wenn der Abraham-Bund tatsächlich aufgehoben wurde, würde dies bedeuten, dass Gott ein Lügner und ganz und gar nicht treu wäre – obwohl der Hebräerbrief bekräftigt, dass er treu ist.

Viele Ersatztheologen haben diese Problematik erkannt und sind ins andere Lager gewechselt:

2. Umdeutung des Abraham-Bundes

Diese Theorie behauptet, dass Gottes Bund mit Abraham nicht aufgehoben, sondern umgedeutet worden ist. Das heißt, der Aspekt des Bundes, der Israel das Land Kanaan verheißt, sei heutzutage geistlich und nicht mehr wörtlich zu verstehen.

Das Problem mit dieser Theorie ist, dass sie eine sog. „Vorannahme“ darstellt (eine bereits zuvor bestehende Meinung), die die Schriften nirgends bestätigen. Dass alle Nationen in Christus gesegnet werden, war von Anfang an Ziel des Abraham-Bundes, aber dies nimmt dem jüdischen Volk seine nationale Bestimmung im Heiligen Land nicht weg.

Same oder Samen?

Verfechter dieses Ansatzes verweisen gerne auf Paulus’ Lehre im Galaterbrief, dass Gottes Verheißung an Abraham nicht seinen „Samen“ (Plural), d.h. Israel, sondern seinem „Samen“ (Singular), d.h. Jesus, galt (Galater 3,15-18). Weil der „Same“ (Christus) gekommen ist, schlussfolgern sie, dass die Verheißung für Abrahams „Samen“ (das Volk) entfernt wurde! Demnach hätte das Volk Israel seinen Anspruch auf das Land verwirkt!

In Wahrheit versteht Paulus den Ausdruck „Abrahams Same“ auch im Plural – in Römer 9,6-7! Beide Interpretationen des Wortes „Same“ sind demnach richtig! Abrahams Same ist im Singular und im Plural zu verstehen. Der Segen, den Gott in Abraham verheißt, ist allein in Christus Jesus zu finden, denn er starb für die ganze Welt. Aber das Mittel, durch den der gesegnete „Same“ in die Welt kommt, sind Abrahams „Samen“ (Plural) – das Volk Israel.

Die eine Wahrheit widerspricht der anderen nicht. Genau genommen sind beide Wahrheiten voneinander abhängig (Römer 9,1-5), und aus diesem Grund finden wir im Matthäus- und Lukasevangelium den detailliert aufgeführten Stammbaum Jesu (Matthäus 1,1-17; Lukas 3,23-38).

Bestätigung statt Umdeutung

Ein weiteres Problem mit dem Ansatz der „Umdeutung“ ist, dass er der Schrift widerspricht. Jesus kam, um das, was den Vätern verheißen worden war, zu bestätigen – nicht um es umzudeuten oder abzuwandeln (Römer 15,7-9). Bestätigen bedeutet bestätigen! Jesus nahm nichts weg, sondern bekräftigte jede Verheißung, die Gott den Vätern gegeben hatte (Apostelgeschichte 3,22-26).

Auch Petrus bekräftigt, dass es eine Zeit der „Wiederherstellung aller Dinge“ geben muss, bevor der Messias zurückkommt (Apostelgeschichte 3,21). Diese „Wiederherstellung aller Dinge“ wird von allen Propheten vorhergesagt: Es ist die endzeitliche Wiederherstellung Israels im Land Kanaan und seine Buße, die durch Jesus zur Errettung führt (Amos 9,11-15).

Die Bibel widerlegt die Ersatztheologie

Nirgendwo spricht die Bibel davon, dass Gottes Verheißungen an Abraham hinsichtlich Israels ewigem Besitzrecht am Land Kanaan aufgehoben oder umgedeutet wurden. Überall bestätigt die Bibel das Gegenteil! Sie spricht davon, dass der Tag kommen wird, an dem das physische Israel mit seinem Land und seinem Messias wieder vereint sein wird (Hesekiel 36,24-32).

Dieser Abschnitt im Buch Hesekiel lehrt das genaue Gegenteil der Ersatztheologie: Israels Rebellion und Sünde hat nicht zu Landverlust geführt, sondern zu Gericht und Korrektur. Doch am Ende wird Gott, um seines Namens willen, Israel zurück ins Land seiner Vorväter und zurück zu sich selbst führen! Er tut dies trotz Israels Rebellion und Sünde.

Die Wahrheit ist: Ersatztheologie spiegelt das Herz des Menschen wider, nicht das Herz Gottes!

Zweck der Ersatztheologie

Israel ist von Anfang an Gottes Werkzeug zur Errettung der Welt gewesen (Römer 9,1-5). Gewissermaßen ist Israel Gottes Mikrofon, das Mittel, durch das er zu einer verlorenen Welt spricht. Außerdem hat Israel dieser Welt alle Bündnisse Gottes geschenkt und ist nun, dank der Verheißung des Abraham-Bundes, in sein altes Heimatland zurückgekehrt, um das letzte große Bündnis in die Welt zu bringen: den Bund mit David. Dieser Bund ist das eigentliche Ziel der Wiederherstellung Israels: Jesus wird nach Zion zurückkehren als die Wurzel und der Trieb Davids (Offenbarung 22,16; Psalm 2,1-12; Psalm 72,5-11).

Es verwundert nicht, dass um Zion ein heftiger Streit tobt. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit Ihnen, die Steine des Anstoßes aus Zion zu entfernen und auf diese Weise den Weg seines großen und gesegneten Königs vorzubereiten (Jesaja 62,10; Jesaja 40,3-5).

Die Ersatztheologie ist ein Werkzeug der Mächte der Finsternis, die Absichten Gottes aufzuhalten, indem es die Kirche von diesem letzten großartigen Erlösungswerk abkoppelt. Wir lehnen dies entschieden ab und stellen uns voll und ganz auf die Verheißungen Gottes hinsichtlich Israels und der Kirche.

Themenseite: Christlicher Zionismus

 


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Palästina: ist das Israel?

Der Name Palästina für Eretz Israel אֶרֶץ יִשְׂרָאֵל, das Land Israel, wird auf Kaiser Hadrian zurückgeführt, der etwa 135 n. Chr. die von den Römern unterworfene Provinz Judäa-Syrien so benannte. Die Tradition verbindet die Benennung mit dem hebräischen Namen Peléschet פְלֶשֶׁת, Land der Philister. Offenbar sollte Israel gedemütigt werden. Doch Prof. Dr. Dr. David Jacobson vom University College London kommt aufgrund seiner geographischen, archäologischen und philologischen Studien über „Palästina“ zu einem überzeugenden anderen Ergebnis (siehe Biblical Archaeology Review, Mai/Juni 2001), das klar auf Israel und nicht auf Peléschet, das Land der Philister, weist. (Foto: Unsplash, Masada, Symbolbild)

Zur Geschichte der Philister

Als der Babylonier-König Nebukadnezar 604 v. Chr. die Philister an dem schmalen Küstenstreifen besiegte, gab es nur wenige Überlebende. Sie wurden nach Babylon gebracht und kehrten nicht wieder zurück. In den königlichen babylonischen Chroniken heißt es: „Im ersten Jahr Nebukadnezars, 604/603, im Monat Simanunote, sammelte er sein Heer und … marschierte … zur Stadt Aschkelon und eroberte sie im Monat Kislîmu. Er nahm ihren König gefangen, plünderte sie aus und erbeutete sie. Er verwandelte die Stadt in einen Hügel und einen Trümmerhaufen und zog dann im Monat Šabatu zurück nach Babylon.“

Auch die Worte der hebräischen Propheten hatten sich blutig und brutal erfüllt: „Siehe, ich strecke meine Hand gegen die Philister aus und rotte die Kreter aus und tilge den Überrest an der Küste des Meeres aus. (Hesekiel 25,16) „Gaza wird verlassen und Aschkelon zum Ödland werden. … Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Kreter! … Land der Philister, ich werde dich vernichten, sodass kein Bewohner mehr bleibt. … es wird ein Landstrich für den Rest des Hauses Juda sein. (Zefanja 2,4-7)

Das haben die archäologischen Forschungen (z.B. von Dr. Trude und Moshe Dothan) der letzten Jahrzehnte bestätigt. Wer die Philister waren, woher sie kamen, wann sie im heutigen Gazastreifen siedelten, liegt trotz vieler Untersuchungen weitgehend im Dunkeln. Jüngere Forschungen setzen etwa 1300 v. Chr. für die Besiedlung an, obwohl Abraham bereits Jahrhunderte zuvor mit ihnen zu tun hatte. Das kulturell hochstehende Volk hatte enge Beziehungen zur minoischen Kultur im Mittelmeerraum. Ihre Heimat kann Kaphtor, Kreta oder Zypern gewesen sein. Zahlreiche ägyptische Berichte nennen sie Seevölker, mit denen das Volk vom Nil viele Kämpfe bestritt. In den Nachbarländern nannte man sie nicht plischtim פְלִשְתִּים, sondernKeftiu, Keft, Keftu, Kaftu, Kafta, Kefdet. Weitere Bezeichnungen sind kaptaritum (Akkadisch); kaptara (Assyrisch); kptwr, kptr (Ugarit) und Kaphtor (Altes Testament). Einen Philisterstaat hat es nie gegeben, es gab nur Stadtstaaten, die jeweils von einem König regiert wurden. Das Gedächtnis an die Philister wurde 604 v. Chr. von den Babyloniern gnadenlos ausgelöscht!

„Palästina“ bei Herodot

Der griechische Weltenbummler und Geschichtsschreiber Herodotkam um 450 v. Chr. ins Land, etwa um die Zeit, als Esra und Nehemia in Jerusalem wirkten. Er berichtet in seinen Werken über Palästina (Griechisch: Παλαιστίνη Palaistínē). Von Philistern ist darin keine Rede. „Palästina“, so sagt er, „ist das weite zusammenhängende Land vom Mittelmeer bis zum Jordan und nach Syrien hinein, kein schmaler Landstreifen am Meer.“ Offenbar hielt er sich eine längere Zeit dort auf und lernte das Land gut kennen. Er nennt Palästina sechsmal (1,105; 2,104 und 106 3. 5.; 3,91; 4,39). Hier nur zwei Zitate aus Buch 1 und 4: „als sie in Syrien waren, das Palästina heißt, begegnete ihnen Psammetich, der König von Ägypten. – … aber nach Phönizien geht die Halbinsel am Ufer unseres Meeres entlang nach Palästina, Syrien und Ägypten, wo sie endet; in ihr gibt es nur drei Völker.“

Herodot beschreibt keinen schmalen Streifen am Meer, sondern ein weites Land mit dem Namen Palästina-Syrien, das vom Mittelmeer bis weit nach Osten, über ganz Eretz Israel bis nach Syrien und an den Jordan reicht. Im Land erfährt Herodot, dass die Menschen dort die Beschneidung von den Ägyptern gelernt haben. Die eher europäischen Philister in den Berichten der Bibel werden jedoch Unbeschnittene genannt (z.B. 1. Samuel 17,26). Hundert Jahre nach Herodot erwähnt der griechische Philosoph Aristoteles in der Meteorologie, 2,3 Palästina. Weitere Nennungen finden sich bei den Autoren Polemon von Ilion, Ovid und Dion Chrysostomos.

„Palästina“ in der Septuaginta

Betrachten wir die sprachliche Seite. Die Ergebnisse wiegen schwerer und zeigen deutlicher, dass mit Palästina nicht das Land der Philister, sondern das Land Israel gemeint sein muss. In der Septuaginta (LXX), der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel durch jüdische Gelehrte in Alexandria zwischen etwa 250 und 100 v. Chr., entschieden sich die Dolmetscher beim Übersetzen der Worte Philister und Land der Philister von 1. Mose bis Josua in 13 Fällen für den griechischen Ausdruck Φυλιστιίμ Phylistiim, (1. Mose 10,14; 21,32.34; 26,1.14-15.18; 2. Mose 13,17; 15,14; 23,31; Josua 13,2-3), und Gê ton Phylistiim, Land der Philister – und nicht für Palaistina! Von Richter 3,3 an werden die Philister als Fremde, allophyloi bezeichnet! Warum?

Den Übersetzern der Septuaginta war Griechisch wohlvertraut. Warum wählten sie also die Bezeichnung Phylistiim? Sie kannten mit Sicherheit das Wort Palaistina, benutzten es aber wie selbstverständlich nicht. Sollte den versierten Auslegern mit ihrer Übersetzung von Peleschet etwa ein Fehler unterlaufen sein? Der Begriff Phylistiim in der Septuaginta ist eine mehr buchstäbliche Umsetzung des hebräischen Wortes Plischtim, eine Transliteration, die während der Hellenisierung üblich war.

Herkunft des Begriffes „Palästina“

Woher kommt nun das Wort Palästina? Wenn mein Griechisch-Lehrer fragt: „Was heißt pálaistesauf Deutsch?“, antworte ich, ohne zu zögern: „Ringer, Ringkämpfer.“ Das ist ein bekanntes, beliebtes Motiv der antiken griechischen Schriftsteller. Schon 1939 wies der Theologe Martin Noth, ein anerkannter Orientalist, auf den Zusammenhang zwischen παλαιστής pálaistes und Palästina hin (siehe Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins, 62, S. 133, FN Nr. 3), verfolgte seine Erkenntnis aber nicht weiter. Theologen haben sie nicht aufgegriffen.

Prof. Jacobson vermutet, dass Herodot damals, 150 Jahre nach der Ausrottung der Philister und fast 600 Jahre vor Hadrian, Juden fragte: „Was bedeutet der Name Israel?“ Darauf wird man ihm ein Ereignis aus der Frühgeschichte erzählt haben, das eindrucksvoll in 1. Mose 32,25-33 geschildert wird. Jakob wird von einer übernatürlichen Persönlichkeit in einen Ringkampf verwickelt. Jakob, der Pálaistes, der Ringer, empfängt bei der Gelegenheit des Ringkampfes den Namen Israel: „Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkamkai epálaien anthroōpos met’ autou.“ (V. 25, Griechisch)Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt ki sarita im elohim.“(V. 29, Hebräisch). Die Annahme liegt nahe, dass Herodot von dem Pálaistes Jakob inspiriert wurde und folgerichtig das Land Palaistina nannte, Ringerinien oder Ringkämpferland. Der Bericht in 1. Mose 32,25 wird von den Übersetzern der hebräischen Bibel ins Griechische mit dem Wort epálaien, er rang, (von paláiō, palaiós) geschmückt. Die Sache ist logisch und linguistisch ein interessantes Wortspiel. Jakob kämpfte (Hebräisch sarita שָׂרִ֧יתָ) mit Gott (Elאֱל ). Daraus ergibt sich Isra-El יִשְׂרָאֵל. Pálaistes, Palästina ist demnach Israel!

„Palästina“ ist das Land Israel!

Die antiken Autoren bezogen Palaistina auf das Land Israel! Herodot lebte im 5., Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. Damals gab es keine Erinnerung mehr an die Philister. Ob Hadrian nach dem Ende der Bar-Kochba-Revolte im Jahr 135, also 600 Jahre später, das jüdische Volk mit der Bezeichnung Palästina demütigen wollte, ob er überhaupt Ahnung von einem Volk der Philister hatte, kann nach Meinung von Jacobson bezweifelt werden. Er sieht die Bezeichnung Syria-Palaistina als eine rationale Namensgebung für das große Gebiet Judäa-Syrien an, das mehr umfasste als nur den schmalen Landstrich, auf dem die Philister gewohnt hatten. Mithin haben wir es mit einem Wortspiel zu tun: Palästina = Israel: Land des Ringkämpfers. Wir werden das Problem zwar heute nicht lösen, der Fall ist jedoch unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten. Demnach hätten die Araber in Israel und im Gazastreifen wenig Anspruch darauf, das von ihnen bewohnte und beanspruchte Land Palästina und sich selbst Palästinenser zu nennen. Sie sind ohnehin sehr spät eingewandert. (Ursprünglich, so erinnere ich mich, lehnte selbst Jassir Arafat den Namen ab.) Die Benennung Palästina trifft nur auf Israel und die Israelis zu.

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