Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! (Offenbarung 21,3)
Wo Gott wohnen möchte
Beim diesjährigen Laubhüttenfest berichteten uns erneut viele Menschen aus aller Welt, dass sie an den Orten, von denen sie zugeschaltet waren, die spürbare Gegenwart Gottes erlebten. Wunder geschahen, Beziehungen wurden geheilt, Gebete wurden erhört – all dies während sie am Online-Laubhüttenfest teilnahmen. Es war wunderbar, dies ein weiteres Mal zu erleben. Es war bereits das zweite ICEJ-Laubhüttenfest, bei dem die Teilnehmer nicht vor Ort in Jerusalem sein konnten. Doch trotz Lockdowns und Reisebeschränkungen war Gott nicht im Lockdown, er war auch nicht eingeschränkt. Wo auch immer Menschen sich zuschalteten, in ihren Häusern oder in gemeinsamen Versammlungen, war Gott gegenwärtig. Die Hütte Gottes war bei seinem Volk rund um den Globus. (Foto: Pixabay, Nachbildung der Stiftshütte im Timna-Park/Israel, Symbolbild)
„Die Hütte Gottes bei den Menschen“ ist ein Motiv, das sich durch das gesamte Wort Gottes zieht. Es spiegelt viele geistliche Wahrheiten wider, auf die das Laubhüttenfest hindeutet.
Eine Frage, die Menschen mir immer wieder stellen, ist: „Wie siehst du das mit dem Dritten Tempel?“ Natürlich gibt es Prophetien, die von einem künftigen Tempel sprechen. Aber mir scheint, im Laufe der Geschichte löste die Vorstellung eines Tempels bei Menschen größere Begeisterung aus als bei Gott. Gott zog eine einfachere, zelt-artige Unterkunft einem herrlichen steinernen Gebäude immer vor.
Von Anfang an wies Gott Israel an, ihm statt eines Tempels ein Zelt als seine Wohnstätte zu bauen. Das lag nicht daran, dass das Volk Israel keine Alternative gekannt hätte. Ganz im Gegenteil! Abraham stammte aus einer der ältesten Zivilisationen in Ur in Chaldäa, wo die Bevölkerung ihren Göttern wuchtige Steinbauten errichtete. Am bekanntesten ist die Zikkurat von Ur, ein menschgemachter „Gottesberg“, der der Anbetung des Mond-Gottes diente. Als Israel in Ägypten lebte, sahen sie dort nicht nur die gigantischen Pyramiden von Gizeh. Das ganze Land war erfüllt von großen Tempeln, die einer Heerschar ägyptischer Götter geweiht waren. Einige sind bis heute erhalten geblieben.
Als der Herr Israel aus Ägypten herausführte, beauftragte er Mose, ihm eine Wohnstätte zu errichten. Diese hatte keinerlei Ähnlichkeit mit jenen riesigen, emporragenden Monumenten. Sie war ein einfaches, tragbares Zelt. Diese Eigenschaft rührte nicht von der Notwendigkeit des Umherwanderns her, sondern war ein Abbild dessen, was Mose im Himmel gesehen hatte: die Hütte Gottes (2. Mose 25,9+40). Und diese himmlische Realität hat sich bis heute nicht geändert. In den letzten Kapiteln der Bibel scheibt der Apostel Johannes: „Danach sah ich: Es wurde aufgetan der Tempel, die Stiftshütte im Himmel.“ (Offenbarung 15,5)
Ein Haus der Anbetung
Die erste Person, die dem einen wahren Gott einen Tempel bauen wollte, war König David. Sein Verlangen, Gott ein richtiges Haus der Anbetung zu bauen, entstammte seinem Wunsch, den Gott, den er so sehr liebte, angemessen anzubeten. David tat sich mit dem Gedanken schwer, selbst in einem schönen Palast in Jerusalem zu wohnen, während der Schöpfer der Welt in einem einfachen Zelt wohnte: „Sieh doch, ich wohne in einem Zedernhause, die Lade Gottes aber wohnt unter Zeltdecken.“ (2. Samuel 7,2) Sein Verlangen, Gott ein Haus zu bauen, wurde umgehend vom Propheten Nathan aufgegriffen, der ihn ermutigte, all das, was er auf dem Herzen hatte, auszuführen. Ich glaube, wir alle hätten uns über ein solches Vorhaben gefreut.
Aber in jener Nacht wurde Nathan von Gott getadelt: „Habe ich doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tag, da ich die Israeliten aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, sondern ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung.“ (2. Samuel 7,6) In einem irdischen Tempel zu wohnen, war nie Gottes Absicht. Er wollte vielmehr inmitten seines Volkes wohnen. Gottes Gegenwart war immer in Bewegung, bzw. jederzeit bereit, sich in Bewegung zu setzen. Dies war auch Moses Gebet, dass Gottes Gegenwart mit Israel ziehen würde. Diese sich immer in Bewegung befindende Gegenwart war für Israel ein wegweisendes Licht und das Merkmal, das Gottes Volk von allen anderen Völkern unterschied (2. Mose 33,16).
Dennoch erwählte Gott Jerusalem als einen besonderen Ort, an dem seine Gegenwart ewiglich wohnen sollte. Unzählige Menschen haben mir gegenüber bezeugt, dass sie diese einzigartige Gegenwart Gottes in Jerusalem erlebten, insbesondere an der Klagemauer. Einige meiner Freunde erhielten dort den Ruf, einen neuen Dienst aufzubauen. Menschenleben wurden an diesem einzigartigen Ort verändert. Und wie wir wissen, erlaubte Gott Davids Sohn Salomo, ihm einen Tempel zu bauen, und versprach ihm, seine Augen würden Tag und Nacht über diesem Tempel offen sein. Aber Gott war mit dem menschlichen Denken vertraut und wusste, dass der Mensch versucht wäre, Gottes Gegenwart auf diese Stätte in Jerusalem zu begrenzen.
Gottes Allgegenwart
Jesaja verstand, vielleicht mehr als alle anderen hebräischen Propheten, dass Gottes Gegenwart niemals auf ein Gebäude beschränkt werden kann. „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte?“ (Jesaja 66,1) Er wusste, es ist unmöglich, Gott in ein Gebäude zu sperren. Diese Erkenntnis unterschied den Gott Israels von den Göttern der anderen Völker mit ihren Tempeln und Schreinen. Der Gott Israels ist der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er kann nicht an einem bestimmten Ort der Anbetung eingeschlossen werden. Er ist allgegenwärtig. Man kann ihm überall begegnen, sogar an den unwahrscheinlichsten Orten.
Richard Wurmbrand, ein Glaubensheld der verfolgten Gemeinde in Rumänien zur Zeit des Kommunismus, war Jahre lang inhaftiert und erlitt wegen seines Glaubens an Jesus schwere Folter. Dennoch berichtete er, er habe in den Gefängniszellen die Herrlichkeit Gottes, die offenbarte Gegenwart Jesu, stärker erlebt als in jedem Gemeindegebäude, das er nach seiner Freilassung besuchte.
In Athen erklärte der Apostel Paulus den Philosophen und Gelehrten seiner Zeit, „Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.“ (Apostelgeschichte 17,24-25)
Es ist wahr, eine Laubhütte, ein Zelt, war sogar noch weniger imstande, diesen unendlichen und allmächtigen Gott zu fassen. Aber ein Zelt konnte das Wesen und den Charakter Gottes besser darstellen. Er ist immer in Bewegung. Das erinnert uns an die Worte, die Jesus an Nikodemus richtete: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ (Johannes 3,8) Es gibt einen Charakterzug Gottes, der rege und in Bewegung ist. Und das gilt auch für sein Volk.
Gott wohnt unter seinem Volk
Die Corona-Zeit erinnert uns daran. Viele Gemeindegebäude standen in den letzten eineinhalb Jahren leer. Hier in Jerusalem blieb auch die Pais Arena, wo wir in den Jahren zuvor unser Laubhüttenfest gefeiert hatten, während der Sukkot-Feiertage leer. Natürlich hatten wir gehofft, wieder Gäste aus aller Welt in Jerusalem begrüßen zu können. Aber Gott hatte andere Pläne. Wir hörten viele Zeugnisse, dass Gott Wohnzimmer und Versammlungsräume mit seiner Gegenwart füllte, als Menschen sich bei unserem Online-Laubhüttenfest zuschalteten.
Als ich mich vor Kurzem mit einer Gruppe internationaler evangelikaler Leiter traf, sagten alle, dass Corona eine Neuausrichtung ihres Dienstes darstellte. Gott erinnert uns an eine längst vergessene Wahrheit: dass er unter seinem Volk wohnen möchte – nicht nur in riesigen Hallen in Jerusalem, in Mega-Church-Gebäuden oder bei Großevangelisationen. Seine innewohnende Herrlichkeit ist dort erfahrbar, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen.
Als Hesekiel die künftige Wiederherstellung Israels sah, erkannte er, dass der Höhepunkt dieser Wiederherstellung die „Mischkan“ Gottes sein würde – Gottes Laubhütte, bzw. seine Wohnung inmitten seines Volkes (Hesekiel 37,26-28). Als der Apostel Johannes „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ sah, hörte er einen Freudenruf vom Himmel: „Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.“ (Offenbarung 21,3) Gottes Zukunftspläne für die Menschheit sehen nicht vor, dass wir an einem himmlischen Ort, in einem herrlichen Tempel sein werden, sondern dass Gott zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde hinabkommt, um bei den Menschen zu wohnen.
Die Wohnung Gottes bei den Menschen zeichnet sich nicht durch prunkvolle Äußerlichkeiten aus, sondern vielmehr durch eine aufrichtige Herzenshaltung. Als Gott Jesaja fragte, wo dieses Haus, das Menschen für ihn bauen würden, denn sein könnte, gibt Gott selbst eine überraschende Antwort. „Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.“ (Jesaja 66,2; siehe auch Jesaja 57,15)
Das bedeutet, dass es bestimmte Eigenschaften des menschlichen Herzens gibt, die die Gegenwart und Aufmerksamkeit Gottes anziehen: Demut ihm gegenüber und allergrößten Respekt gegenüber seinem Wort. Dies klingt an die Herzenshaltungen derer, die Jesus in der Bergpredigt preist, an: die geistlich arm sind, die Leid tragen, die Sanftmütigen, die Barmherzigen und die reinen Herzens sind. Jesus bezeichnete sie als „glückselig”, bzw. „gesegnet“, denn Gott wird auf sie aufmerksam und wohnt bei ihnen.
Irdische Hütten
Das Laubhüttenfest ist eine Zeit, in der Gott das Volk Israel an seine Wüstenwanderung erinnert. Als Israel ins Gelobte Land einzog, befahl Gott: „Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen. Wer einheimisch ist in Israel, soll in Laubhütten wohnen, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der HERR, euer Gott.“ (3. Mose 23,42-43)
Das Laubhüttenfest erinnert uns alle auch an die Vergänglichkeit des Menschen. Paulus weist darauf in seinem zweiten Brief an die Korinther hin. „Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden.“ (2. Korinther 5,1-2)
Hier bezeichnet Paulus unseren irdischen Leib als eine Hütte, eine Sukka. Damit drückt er aus, dass unsere irdischen Körper nur vorübergehende Gebilde sind, die eines Tages mit einem viel großartigeren Körper ersetzt werden. Er sagt auch, dass wir in diesem Zelt, unserem irdischen Körper, hin und wieder seufzen werden. Obwohl wir wunderbar gemacht wurden (Psalm 139,14), sind unsere Körper dennoch zerbrechlich, schwach und sogar der Sünde zugeneigt. Darum ruft Paulus auch voller Verzweiflung: „Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?“ (Römer 7,24)
Tempel des Geistes
Aber die wunderbare Wahrheit ist, dass unser zerbrechlicher menschlicher Leib dennoch Gottes Wohnort, der Tempel des Heiligen Geistes, sein kann. Als Jesus sich zu Sukkot in Jerusalem aufhielt, machte er eine Aussage, die sicherlich viele an die Vision des künftigen Tempels (Hesekiel 47) erinnerte: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes 7,38; ELB) Die Hoffnung eines künftigen Tempels in Jerusalem kann für Sie bereits hier und jetzt Realität werden.
Und was für eine wunderbare Realität es ist, dass wir als Gläubige ein Heiligtum für die innewohnende Herrlichkeit und Gegenwart des Herrn werden können! Und nicht nur das, wir werden auch für die Menschen um uns herum zum Heiligtum Gottes. Menschen, die wir treffen, können dem Gott begegnen, der in uns wohnt. Genauso, wie Mose gebetet hatte, setzt uns diese sich immer in Bewegung befindliche Gegenwart, die uns überallhin begleitet, von der Welt um uns herum ab. Sie macht uns zu einem Licht, das in der Finsternis leuchtet.
Aber es liegt an uns, diese Gegenwart zu pflegen und zu kultivieren und den Heiligen Geist einzuladen, dass er sich in unserem Leben willkommen und heimisch fühlt. Anders ausgedrückt: Wenn unser Leib der wahrhaftige Wohnort Gottes sein soll, wird er sich bei uns nur dann heimisch fühlen, wenn er auch der Herr unseres Lebens ist. Als Hausherr möchte er, dass wir ihm das Recht zugestehen, die Möbel in unserem Leben umzustellen. Auf diese Weise wirkt sich seine Gegenwart auf unsere Angewohnheiten, täglichen Aktivitäten und sogar unsere geheimen Ambitionen aus. Er wird sich nicht mit nur einem einzelnen Zimmer, einem kleinen Bereich unseres Lebens, zufrieden geben. Er will jeden Winkel und jeden Aspekt unseres Lebens füllen. Wenn wir ihm dies gestatten, können großartige Dinge geschehen! Ströme des lebendigen Wassers, die aus dem Heiligtum unseres Lebens fließen, werden Auswirkungen auf die Menschen um uns herum haben.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass wir uns alle sehr darauf freuen, jeden einzelnen von Ihnen bald wieder in Jerusalem zu sehen. Wir können es kaum abwarten, gemeinsam mit Ihnen das nächste Laubhüttenfest hier in Jerusalem zu feiern und Gott mitten unter uns zu erleben, in der Stadt, die seinen Namen trägt. Bis dahin ist es mein Gebet, dass wir alle die offenbarte Gegenwart Gottes erleben, wo auch immer wir sind. „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!“
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