Change Region:Germany

Commentary

We'eleh Schemot - Und dies sind die Namen

Das erste Buch der Bibel trägt den hebräischen Titel „Bereschit – Im Anfang“. Das zweite Buch Mose wird auf Hebräisch שְׁמֹותוְאֵ֗לֶּה We’eleh Schemot, „Und dies sind die Namen“ (2. Mose 1,1) genannt, bzw. es wird einfach aufשְׁמֹות  Schemot = Namen verkürzt. In der Tora, den fünf Mose-Büchern, wird jedes Buch mit den ersten Worten des Textes benannt. Erst einmal mag das eine unscheinbare Bezeichnung sein, doch tatsächlich birgt dieses Buch etwas sehr Besonderes.

Foto: Shutterstock, Die Zwölf Stämme Israels, Illustrierung

Die Söhne Israels

Das 2. Buch Mose fängt mit der Aufzählung der Namen der Söhne Israels an. Aufgrund einer schrecklichen Hungersnot in Israel siedelten sie mit ihren Familien nach Ägypten um. Josef, ihr Bruder, machte dies durch seine hohe politische Stellung möglich. Nach ihrer zahlenmäßigen Multiplikation schlug die Stimmung ihrer ägyptischen Gastgeber um, und sie wurden zu harter Arbeit gezwungen. Durch die Berufung von Mose kam eine göttliche Wende in diese schwere Schicksalszeit. Diese Wende begann mit dem großen Auszug aus dem Land Ägypten. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass der Auszug aus der Sklaverei das absolute Kernstück dieses Buches ist. Deshalb nennt auch die griechische Bibelübersetzung (Septuaginta) das 2. Buch Mose Exodus = Auszug.

Bei genauerer Betrachtung entdecken wir jedoch, dass es in diesem zweiten Buch der Bibel wirklich sehr stark um תשְׁמֹו Schemot = Namen geht. Gott kennt jeden Namen. Er kennt die Namen der Söhne Israels: Ruben, Simeon, Levi ... Als Gott im dritten Kapitel dieses Buches Mose begegnet, ruft er ihn zuerst beim Namen: „Mose, Mose!“ Gott zeigt sich ganz nah und persönlich.

Wer ist dieser rufende Gott?

Dann folgt etwas Unglaubliches und das ist wirklich das Herzstück dieses Buches. Gott stellt sich höchstpersönlich vor! Gott nennt sich selbst: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ (2. Mose 3,6). Ein Gott, der sich deutlich und ewig zum jüdischen Volk bekennt. Ein Gott der Generationen! Er ist aber auch ein Gott, der das Elend seines Volkes sieht, und er möchte ihnen zur Freiheit verhelfen. Er beruft Mose und sendet ihn zum Pharao. Mose fühlt sich jedoch nicht fähig für diese Mission. Gott ermutigt ihn mit den starken Worten (Vers 12): „עִמָּ֔ךְאֶֽהְיֶ֣ה Ehjeh imach!“,„Ich werde mit dir sein!“ Trotzdem bewegt Mose sehr intensiv die Frage: Wer ist dieser Gott genau? Und er fragt Gott: „Wenn ich zu dem Volk Israel sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen: Was ist sein Name? – Was soll ich dann zu ihnen sagen?“ Da sprach Gott: „אֶֽהְיֶ֖האֲשֶׁ֣ר אֶֽהְיֶ֑ה, Ehjeh ascher Ehjeh!“ Das heißt: „Ich bin, der ich bin“ oder „ich werde sein der ich sein werde!“ So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: „JHWH, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit.“ (nach 2. Mose 3,13-15)

Der Name Gottes

Jetzt ist der Name raus: JHWH! Da man in der hebräischen Schrift keine Vokale verwendet, fragt man sich heute: „Wie wird dieses geheimnisvolle Tetragramm der Konsonanten korrekt ausgesprochen?“ Im Laufe der Zeit wurde im Judentum, aus tiefem Respekt vor diesem Gottesnamen, JHWH nicht mehr in den Mund genommen. Stellvertretend wurden Namen wie אֲדֹנָי Adonai = mein Herr, אֱלֹהִים Elohim = Gott (Plural) oder הַשֵּׁם haSchem = der Name verwendet. Aus griechischen Umschriften konnte man erschließen, dass die Aussprache wahrscheinlich Jahweh lautet.

Was bedeutet JHWH? Sprachlich wird der Name JHWH von dem hebräischen Verb הָיָה hajah abgeleitet, was „sein“, „da sein“, „werden“ und „existieren“ bedeutet. In 2. Mose 3,14 wird die Zukunftsform אֶֽהְיֶ֖ה ehjeh verwendet, „ich werde sein“. Diese Verbform hat dieselbe Wortwurzel wie hajah. Man erkennt sehr schnell, dass dieser geheimnisvolle Name Gottes Ewigkeitscharakter hat. Wenn Gott uns versichert: „Ich bin der ich bin bzw. ich werde sein der ich sein werde!“ heißt das vor allem: Ich bin mit dir und ich werde mit dir sein! Ich bin der Gott, der für immer existiert, der an deiner Seite steht, der für dich da ist, der dich nicht verlässt!

Gott mit uns

Später taucht in der Bibel ein sehr ähnliches Wort für Jesus auf: אֵֽלעִמָּ֥נוּ Immanuel = Gott mit uns! Ein anderer Name, aber mit der gleichen Bedeutung. „Und die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jesaja 7,14) Das ist fantastisch! Gott bestätigt uns erneut durch Jesus Christus: Ich bin mit euch!

Vollkommen bestätigt Gott seinen heiligen Namen JHWH am Kreuz von Jesus. Es war im Römischen Reich Vorschrift, dass über jedem Kreuz bei einer erfolgten Kreuzigung eine Schuldtafel (Titulus) hing, mit dem Namen des Verbrechers, seiner Herkunft und seiner Schuld. Außerdem musste dort der Text bzw. das Kürzel des Textes in drei Sprachen stehen, Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. Im Hebräischen lautete der Anklagetext mit großer Wahrscheinlichkeit:ומלך היהודים  ישוע הנצרי  "Jeschua-HaNotzri-WeMelech-HaJehudim“ (Jesus, der Nazarener und König der Juden). Aus dieser Anklageschrift ergab sich das Kürzel: JHWH! Dies war die absolut kraftvollste Bestätigung von Gottes Namen!

Es kommt heute immer wieder die Frage auf: „Ist Gott im Alten Testament nicht ein anderer Gott als im Neuen Testament?“ Zuerst war Gott streng, kriegerisch, ungnädig ... Im Neuen Testament änderte er sich und wurde liebevoll, barmherzig, nahbar ... Ist das wirklich so? Die Antwort ist ganz klar: Nein! Schon allein der Gottesname JHWH ist ein Beweis dafür. Der Gott JHWH ist absolut verlässlich. Er ist nicht heute so und morgen anders. Auch ist er nicht den Trends der Zeit unterworfen. Er muss sich nicht neu erfinden, muss sich nicht dem jeweiligen Zeitgeist anpassen. „Ich bin der ich bin!“ Am Ende der Bibel bekräftigt Gott noch einmal in Offenbarung 4,8: „Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!“ Gott ist der Gleiche gestern, heute und in Ewigkeit!

Buch der Namen

שְׁמֹותוְאֵ֗לֶּה We‘eleh Schemot, das Buch der Namen, ist ein treffender Titel für das 2. Buch Mose. Es existiert in der Bibel noch ein weiteres Buch der Namen, das „Buch des Lebens“ oder noch passender „das Buch der Lebenden“ סֶפֶר הַחַיִים Sefer haChaijim. In diesem Buch sind die Namen von allen gottesfürchtigen Menschen notiert, die die Ewigkeit bei Gott und in seiner Herrlichkeit verbringen werden (z.B. Offenbarung 3,5; 20,12).

Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Name im Buch der Lebenden steht. Falls Sie sich unsicher sind, beschäftigen Sie sich mit dem großen, ewigen Gott: JHWH!

Eine Anmerkung: אַנטִשֵׁמִיוּת Antischemiut: Antisemitismus

In dem Wort Antisemitismus steckt ebenfalls das Wort שֵּׁם Schem = Name. Interessanterweise hat der Begriff Antisemitismus eine Doppelbedeutung. Antisemiten sind erstens Menschen, die gegen die Juden, die Nachkommen von שֵׁם Schem = Sem eingestellt sind, und zweitens sind es Menschen, die sich gegen הַשֵּׁם haSchem = Gott erheben! Umgekehrt bedeutet es für uns: Wenn wir gegen Antisemitismus aufstehen, stellen wir uns an die Seite des jüdischen Volkes und Israels – und damit auf die Seite des ewigen Gottes!


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.


  

 

Bereschit – Im Anfang

Die ersten Worte der Bibel lauten: 

תֹהוּ וָבֹהוּ הָיְתָה וְהָאָרֶץ  אֱלֹהִים בָּרָא אֵת הַשָּׁמַיִם וְאֵת הָאָֽרֶץבְּרֵאשִׁית  

Bereschit bara Elohim et haschamajim ve et ha’arez ve ha‘arez hajtah tohu vawohu. „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde und die Erde war wüst und leer.“ (1. Mose 1,1-2, ELB) Es ist Gott, der die Weltgeschichte beginnt. Das 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, heißt auf Hebräisch Bereschit.

Foto: Unsplash, Symbolbild

Das erste Wort der Bibel

Das 1. Buch Mose beginnt mit dem Wort בְּרֵאשִׁיתbereschit. Es setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: בְּ be = im undרֵאשִׁית  reschit = Anfang. Zusammengenommen kann bereschit also mit „im Anfang“ übersetzt werden. Manche Bibelübersetzungen beginnen das 1. Buch Mose auch mit den Worten: „Am Anfang“. Diese Wortwahl fixiert einen bestimmten Zeitpunkt. Die wörtliche Übersetzung „im Anfang“ ist hier jedoch passender, denn sie bedeutet, dass Gott bereits in der Vergangenheit existierte – und zwar schon ehe der bestehende Kosmos ins Leben gerufen wurde.

Das Wort reschit wird von dem hebräischen Wort רֹאשׁ rosch = Haupt, Kopf, Anfang abgeleitet. Der jüdische Neujahrsbeginn heißt deshalb  רֹאשׁ הַשָׁנָה rosch haschana, d. h. Anfang oder Beginn des Jahres. Viele meinen, dass das Wort „Rutsch“ von dem hebräischen Wort rosch herkommt. Wenn wir uns einen „Guten Rutsch!“ zu Jahresbeginn wünschen, bedeutet das nicht wörtlich, dass wir rutschen sollen, sondern wir drücken damit den Wunsch für einen guten Jahresanfang aus.

Vom Ursprung der Schöpfung

Das Buch Bereschit offenbart uns den Ursprung von Himmel und Erde, aller Lebewesen, der Pflanzen, von Tag und Nacht, den Planeten – der gesamten Schöpfung. Das nächste Wort im ersten Vers der Bibel, בָּרָא bara, hat ebenfalls eine ganz besondere Bedeutung. Bara heißt erschaffen, etwas absolut Neues kreieren. Es wird nur in Bezug auf Gott verwendet! Nur er kann aus dem Nichts etwas noch nie Dagewesenes ins Sichtbare bringen. Gott erschuf die Himmel und die Erde. Das war ein gewaltiger Schöpfungsakt! In der Bibel gibt es diverse Möglichkeiten auszudrücken, dass etwas erschaffen wird. So gibt es das Verb יָצַר jazar, was formen oder bilden heißt. Zum Beispiel werden Adam und Eva geformt. In 1. Mose 2,7 wird dafür das Wort jazar verwendet: „Da bildete (jazar) Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden.“ Dann gibt es das Verb  עָשָֹהasah. Es bedeutet machen oder herstellen. Zum Beispiel machte Gott Adam und Eva Leibröcke aus Fell (1. Mose 3,21).

Beim ersten Schöpfungswerk von Himmel und Erde muss noch erwähnt werden, dass das Wort Himmel im Plural steht:   שָּׁמַיִם Schamajim = Himmel. Die Endung -im deutet im Hebräischen immer auf einen Plural hin. Gott hat nicht nur den sichtbaren blauen Himmel geschaffen, den wir von der Erde aus sehen, sondern er hat mindestens noch einen weiteren Himmel geschaffen, den wir Menschen nicht sehen. In Matthäus 6,9 steht bestätigend: „Unser Vater, der du bist in den Himmeln.“ (ELB) Auch steht das Wort für Gott =אֱלֹהִים  Elohim im Plural. Das kann entweder ein Hinweis auf Gottes Dreieinigkeit sein oder es zeigt einfach die unvorstellbare Größe und Allmacht Gottes auf.

Tohuwabohu

Die nächste Aussage ist nicht sehr idyllisch. Es steht geschrieben: „Die Erde war wüst und leer.“ (1. Mose 1,2). Im Hebräischen stehen hier die Worte תֹהוּ וָבֹהוּtohu vawohu: tohu = Öde, Wüste, Leere / va = und / wohu = ungeordnet sein. (Der Buchstabe ב bet kann je nach Punktation als  בּb oder als ב w ausgesprochen werden.) Daraus entstand im Deutschen das Wort Tohuwabohu. Ein Tohuwabohu ist der Inbegriff eines unschönen Zustandes, einer großen Leere oder einer Unordnung, eines Durcheinanders.

Das kraftvolle Wort Gottes

Doch Gott setzt dem Tohuwabohu etwas Kraftvolles entgegen. Dabei benutzt er eine weitere Variante des Erschaffens, indem er spricht (אָמַר amar) und nicht wie in Vers 1 etwas Neues kreiert. In 1. Mose 1,3 lesen wir: „Gott sprach: ‚Es werde Licht!‘ Und es wurde Licht.“ Das ist sehr interessant und lässt aufhorchen. Dieses besondere Licht muss schon irgendwo in der Ewigkeit präsent gewesen sein. Gott rief dieses Licht herbei, um es der herrschenden Dunkelheit entgegenzusetzen. Was für ein herrlicher und unbeschreiblicher Moment muss es gewesen sein, als plötzlich das göttliche Licht hell in der Finsternis erstrahlte!

Dieses Licht hat nichts mit dem uns bekannten natürlichen Licht zu tun, denn die Himmelskörper, Sonne und Mond, werden erst am 4. Tag der Schöpfung erschaffen (vgl. 1. Mose 1,14-19). Vielmehr wird es als das Licht des Messias gedeutet (siehe den Artikel „Das Licht des Messias“). Der Messias Jesus Christus bezeichnet sich später selbst als Licht der Welt! „Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)

Gottes Licht wirkt

Auch wir befinden uns heute persönlich wie auch weltweit in einem ungewissen Zustand, in einem Tohuwabohu. Sicherheiten und Gewohnheiten sind gewaltig am Wanken. Große Ratlosigkeit herrscht in Politik, Wirtschaft, Kultur ... Viele Menschen fühlen sich wie gelähmt. Doch wir dürfen sicher sein: Gottes helles Licht wird in unsere Schwierigkeiten, Nöte und Probleme hineinwirken! Er möchte Licht in das Tohuwabohu bringen! Er möchte Lösungen erschaffen, formen, bilden, herstellen ... auf welche Weise auch immer, er hat unbegrenzte Möglichkeiten. Er ist der Schöpfergott!

Wir dürfen mit großer Zuversicht, Hoffnung und Freude Gottes Wirken erwarten und dafür beten. Er, der das Weltgeschehen in 1. Mose 1, mit dem Buch Bereschit, begonnen hat, wird auch heute weiter schöpferisch wirken – bis zum Zeitpunkt der Vollendung der Weltgeschichte.


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.

Unterstützung Israels vor dem IStGH

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag nimmt in internationalen Angelegenheiten eine wichtige Rolle ein. Er soll fair und unabhängig sicherstellen, dass Kriegsverbrechen, Völkermorde und andere Gräueltaten, die „das Gewissen der Menschheit erschüttern“, nicht ungestraft bleiben. Vor Kurzem ist der IStGH jedoch von diesem Auftrag abgewichen, als er offizielle Ermittlungen gegen Israel aufgenommen hat – wegen angeblicher Kriegsverbrechen während und seit des Raketen-Kriegs 2014 mit der Hamas im Gazastreifen sowie wegen Israels Bau und Erhalt jüdischer Ortschaften im Westjordanland (Judäa und Samaria) und in Ost-Jerusalem. Direkt zur Petition: israelpetition.icej.de

Foto: Gebäude des IStGH in Den Haag

Unrechtmäßige Ermittlungen gegen Israel

Dies war eine im höchsten Maße politische Entscheidung, die auf fadenscheinigen Behauptungen gründet und eine unrechtmäßige Ausweitung der Gerichtsbarkeit des IStGH zur Folge hat. Die Ermittlungen wurden von einer übereifrigen Chefanklägerin, Fatou Bensouda, eingeleitet. Sie zeigte ihre Voreingenommenheit gegenüber dem jüdischen Staat, als sie sich in den letzten Jahren mit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) hinter verschlossenen Türen ausgiebig über diese Angelegenheit beriet.

Die PA wiederum versucht, den Gerichtshof zu benutzen, um Israel das Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen und den rechtmäßigen Anspruch des jüdischen Volkes, in Frieden und Sicherheit in seinem uralten Heimatland zu leben, als Straftat darzustellen. Jeder, der Wert auf Fairness und Gerechtigkeit in internationalen Angelegenheiten legt, sollte gegen das Gerichtsverfahren Stellung beziehen. Insbesondere Christen sind historisch und moralisch dazu verpflichtet, solchen diskriminierenden Handlungen gegenüber Israel entgegenzutreten.

Darstellung der Rechtslage

Der IStGH ist ein ‚letztinstanzliches Gericht‘, das Gerichtsbarkeit nur über solche Rechtsfälle ausüben kann, die ihm ausdrücklich vom Rom-Statut, seinen Unterzeichnerstaaten oder dem UN-Sicherheitsrat übertragen wurden. Daher sind seine gegenwärtigen Ermittlungen gegen Israel aus verschiedenen Gründen unrechtmäßig und fehlerhaft:

1.      Israel ist kein Unterzeichnerstaat des Rom-Statuts, der rechtlichen Grundlage des IStGH, hat der Gerichtsbarkeit des IStGH nicht zugestimmt und verfügt über ein eigenes, bewährtes und respektiertes Rechtssystem, um solche Verbrechen zu untersuchen und ggf. strafrechtlich zu verfolgen.

2.      Die Palästinenser stellen keinen souveränen Staat im Sinne des Rom-Statuts dar. Den Oslo-Abkommen zufolge haben sie keine Befugnis, Strafgerichtsbarkeit über Israelis im Westjordanland und im Gazastreifen auszuüben oder zu übertragen.

3.      Daher hat der Gerichtshof keine rechtliche Grundlage oder Befugnis, Ermittlungen gegen Israelis wegen Kriegsverbrechen in den ‚besetzten Gebieten‘ aufzunehmen oder gegen sie Anklage zu erheben. Diese Ansicht teilen zahlreiche westliche demokratische Staaten und internationale Rechtsexperten.

4.      IStGH-Chefanklägerin Frau Fatou Bensouda hat Voreingenommenheit gegenüber Israel gezeigt, als sie sich seit 2015 mit der PA ausgiebig und im Geheimen über diese Angelegenheit beraten hat. Diese Voreingenommenheit wird auch damit belegt, dass sie den Zeitraum der offiziellen Ermittlungen bis zum 13. Juni 2014 zurückdatiert – genau einen Tag nach der Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher durch die islamistische Terrororganisation Hamas. Damit konzentriert sie sich bewusst auf Israels Reaktion auf ein abscheuliches Verbrechen, nicht aber auf das ursprüngliche, von Palästinensern begangene Verbrechen selbst.

5.      In den mit Israel unterzeichneten Oslo-Abkommen stimmten die Palästinenser ausdrücklich zu, dass sie keine Strafgerichtsbarkeit über Israelis im Westjordanland, im Gazastreifen und in Ost-Jerusalem haben. Demnach haben sie auch kein Recht, diese Gerichtsbarkeit einem anderen Gremium zu übertragen. Der IStGH selbst missachtet also die Oslo-Abkommen und untergräbt diese wichtige Quelle der Stabilität für die Region.

6.      Damit verletzt der IStGH seine Unparteilichkeit und schadet seinem Ansehen. Gleichzeitig schwächt er die Aussichten auf Frieden in der Region, indem er sich unrechtmäßig in einen bilateralen politischen Streit zugunsten der Palästinenser einmischt – zu einem Zeitpunkt, an dem Israel historische Fortschritte in Richtung Frieden und Normalität mit mehreren arabischen Nationen gemacht hat.

Helfen Sie, diese rechtswidrigen und ungerechten Ermittlungen gegen Israel aufzuhalten, indem Sie unsere Petition an den IStGH unterzeichnen.

Petition unterzeichnen: www.israelpetition.icej.de


  

Israel-Nachrichten:

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Email-Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus Israel. Zum Abonnement 

Raketen der Hamas: Ein Nein zum Frieden

Wie üblich ist die Wahrheit das erste Opfer eines jeden Krieges. Viele wollen uns glauben machen, dass der neueste Hamas-Raketenkrieg gegen Israel durch einen Streit um Grundbesitz im Ostjerusalemer Stadtteil Scheikh Jarrah und der Entweihung der Al-Aksa-Moschee ausgelöst wurde. Aber beide Ereignisse sind nur ein Vorwand, mit dem die wahre Agenda hinter dieser palästinensischen Gewalt- und Terrorkampagne verborgen werden soll. Die Krawalle, der Raketenterror und das damit ausgelöste Chaos und Leid in ganz Israel sind eine Botschaft der Fatah und der Hamas, mit der sie verdeutlichen, dass sie Frieden mit Israel weiterhin ablehnen – insbesondere jenen arabisch-israelischen Frieden, den die „Abraham-Abkommen“ verkörpern.

Foto: IDF, Raketenabwehrsystem Iron Dome, 16.05.2021

Die Spannungen in Jerusalem bauten sich in den letzten Wochen auf, bis ein Zusammenspiel von Ereignissen sie zum Überkochen brachten. Fast täglich standen sich kleinere Gruppen arabischer und jüdischer Aufwiegler an den umstrittenen Häusern in Scheikh Jarrah gegenüber – wie schon oft zuvor. Aber diesmal ereigneten sich die Proteste während des muslimischen Fastenmonats Ramadan – eine Zeit, in der muslimische Vorurteile gegenüber Israel und dem jüdischen Volk leicht entfacht werden können, insbesondere wenn der Streit um Jerusalem bedient wird.

Einige arabische Jugendliche begannen, nichtsahnende ultraorthodoxe Juden in der Jerusalemer Straßenbahn zu ohrfeigen und veröffentlichten Videoaufnahmen dieser Demütigungen auf TikTok, einer Social-Media-Plattform. Eine Gruppe nationalistischer Juden reagierte, indem sie gegenüber Arabern auf der Jaffa-Straße handgreiflich wurde. Die israelische Polizei musste eingreifen und die Beteiligten zerstreuen. Zeitgleich hatte die Polizei auch den Vorplatz des Damaskus-Tores zur Jerusalemer Altstadt abgesperrt, auf dem Palästinenser aus Ostjerusalem immer wieder randalieren. Palästinensische Führer gaben sich empört und hetzten ihr Volk zu noch mehr Gewalt auf.

Vorsätzliche Eskalation

Dann kam der letzte Freitag des Ramadan – 1979 vom iranischen Ajatollah Ruhollah Chomeini als „Al-Quds-Tag“ ausgerufen, um zum „Dschihad“ für Jerusalem anzustacheln. Wie gerufen horteten Palästinenser Berge von Steinbrocken in der Al-Aksa-Moschee am Südende des Tempelberges, um damit an der Klagemauer betende Juden zu bewerfen. Israelische Sicherheitskräfte schritten ein, die Steinewerfer zogen sich in die Moschee zurück. Im Verlauf des Wochenendes eskalierte die Situation.

Am Montag, 10. Mai, entschied sich die Hamas, die bis dahin vom Gazastreifen aus wie ein Zaungast zugesehen hatte, mitzumischen und eine Explosion auszulösen – auch um Israels jährliche Feier anlässlich des Jerusalem-Tags zu verderben. Die islamistische Terrororganisation stellte ein Ultimatum, mit der sie den Rückzug israelischer Sicherheitskräfte vom Tempelberg und aus Scheikh Jarrah sowie die Freilassung der festgenommenen Randalierer forderte – alles bis 18 Uhr am 10. Mai. Als ihre Bedingungen nicht erfüllt wurden, feuerten die Terroristen sieben Raketen auf Jerusalem – der vierte Raketenkrieg der Hamas mit Israel war ausgebrochen.

Foto: MFA/Facebook, Steinbrocken auf dem Tempelberg, 10.05.2021

Die Eskalation muss jedoch in einem viel größeren Kontext betrachtet werden.

Friedensschub in Nahost

Seitdem unter Vermittlung der USA 2020 die „Abraham-Abkommen” zwischen Israel und vier sunnitisch-arabischen Ländern (die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Sudan und Marokko) zustande kamen, haben regionale Friedensbemühungen an Fahrt gewonnen. Die Palästinenser standen zunehmend isoliert da und gerieten unter Druck – auch seitens arabischer Nachbarstaaten –, endlich Frieden mit Israel zu schließen. Sogar arabisch-israelische Knesset-Mitglieder änderten ihre Einstellung: die arabische Ra’am-Partei war drauf und dran, ein langjähriges politisches Tabu zu brechen und eine Regierungskoalition zu unterstützen, wenn auch nur von außen.

Palästinenser unter Druck

Durch den Friedensschub in die Enge getrieben suchte die palästinensische Führung zunächst einen Ausweg, indem sie Wahlen ansetzte – die ersten seit 16 Jahren. Aber als die Fatah-Partei feststellte, dass sie sehr wahrscheinlich gegen die Hamas verlieren würde, sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Wahlen ab (und beschuldigte Israel, für die Verschiebung der Wahlen auf unbestimmte Zeit verantwortlich zu sein). Dies führte zu wachsendem Unmut in den Palästinensergebieten. Palästinensische Politiker erkannten schnell, dass die einzige andere Möglichkeit, sich aus der Verantwortung zu stehlen, das Ausspielen der „Jerusalem-Karte“ darstellte – darin sind sie Experten! Seit mittlerweile 100 Jahren tischen die palästinensischen Führer ihrem Volk und der gesamten muslimischen Welt immer wieder die Lüge auf, dass Israel die Al-Aksa-Moschee bedrohe. Traurigerweise findet diese Falschbeschuldigung immer wieder Gehör.

Seit einigen Wochen schon verschärften Fatah und Hamas die Rhetorik gegen Israel, insbesondere wenn es um Jerusalem ging. Während des Ramadans haben sie offen zu einer Konfrontation mit Israel aufgerufen – in der Stadt und „auf den Straßen“, und zeitgleich ihre Aufrufe zum Märtyrertum verstärkt. Sie haben auch die arabischen Bürger Israels gedrängt, sich dem „Kampf“ anzuschließen. Leider sind viele diesem Ruf gefolgt. Die Hamas übertrumpfte dann von einem Moment auf den anderen ihre innerpalästinensischen Rivalen von der Fatah, indem sie Raketen auf Jerusalem feuerte – angeblich, um „Al-Aksa zu verteidigen” – etwas, zu dem die Fatah (glücklicherweise) zurzeit nicht in der Lage ist.

Die Fakten

Die Wahrheit ist, dass der Streit um die Grundstücke in Scheikh Jarrah die israelischen Gerichte schon seit einigen Jahren beschäftigt. Es handelt sich hier um private Kläger, die angesichts rückständiger Mietzahlungen den Rechtsweg genommen haben. Es handelt sich nicht um drakonische Räumungsanordnungen seitens der israelischen Regierung, wie es vielerorts dargestellt wird. Außerdem hatten die israelischen Behörden bereits entschieden, eine gerichtliche Entscheidung erst nach Ende des Ramadans zu treffen, um die angespannte Situation nicht weiter anzuheizen.

Was die Al-Aksa-Moschee betrifft: Es waren palästinensische Krawallmacher und Steinewerfer, die die Moschee (wieder einmal) entweihten, indem sie dort haufenweise Steinbrocken sammelten, um sie bei vorab geplanten Angriffen gegen jüdische Beter und israelische Polizisten einzusetzen. Dann suchten sie in der Moschee Zuflucht, um sich ihrer Verhaftung wegen eindeutig krimineller Machenschaften zu entziehen.

Gegen Frieden

Weder der Rechtsstreit in Scheikh Jarrah noch die palästinensische Lüge bezüglich Al-Aksa können die aktuelle Welle der Gewalt und des Terrors rechtfertigen, die Fatah und Hamas gerade auf alle Bewohner dieses Landes losgelassen haben. So betrachtet waren diese Krawalle und Raketen einfach nur ein Mittel, mit dem beide palästinensische Gruppierungen ihre unerschütterliche Ablehnung eines Friedens mit Israel zum Ausdruck brachten.

Es ist bedauerlich, denn die Israelis waren einem wahrhaftigen, historischen Durchbruch der Versöhnung mit ihren arabischen Nachbarn schon so nahe gekommen – sowohl im Nahen Osten, als auch innerhalb ihrer eigenen Grenzen. Diese Hoffnungen scheinen nun am Boden zerstört zu sein. Auch der Druck auf die Palästinenser, langfristigen Frieden mit Israel zu schließen, hat nachgelassen. Diese wütenden Flammen, die sie entfacht haben, können jederzeit wieder auflodern.


Stellungnahme: ICEJ unterstützt Israel, verurteilt palästinensische Gewalt


  

Israel-Nachrichten:

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Email-Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus Israel. Zum Abonnement 

Stellungnahme: ICEJ unterstützt Israel, verurteilt palästinensische Gewalt

Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ) stellt sich solidarisch an die Seite Israels angesichts der fahrlässigen Krawalle, der Terroranschläge und des Raketenbeschusses der letzten Tage seitens der Palästinenser. Die ICEJ verurteilt palästinensische Führer für ihre bewusste Aufwiegelung muslimischer Gläubiger während des Fastenmonats Ramadan, mit der sie einen gefährlichen, religiös-motivierten Konflikt über Jerusalem entfachen wollen. Dank der mutigen Entscheidungen arabischer und israelischer Regierungschefs im Zuge der „Abraham-Abkommen“ hat der Nahe Osten in den letzten Monaten eine bemerkenswerte und nie zuvor dagewesene Entwicklung in Richtung Normalisierung und Frieden erlebt. Von Beginn an haben jedoch Hamas und Fatah versucht, diese Entwicklungen zu unterminieren und die palästinensische Bevölkerung aufzustacheln, was sich nun in der aktuellen Eskalation der Gewalt und des Terrors widerspiegelt. Neben ihrem Bemühen, die neue Friedensdynamik im gesamten Nahen Osten zu durchkreuzen, dienen ihre Handlungen auch dazu, von ihrem eigenen Versagen abzulenken, wie z.B. die abgesagten palästinensischen Wahlen. Gemeinsam mit ihren Unterstützern im Iran und in der Türkei tragen sie die volle Verantwortung für die aktuelle Eskalation. Indem sie gerade am Jerusalemtag ihre Angriffe verstärkten, bewiesen Hamas und Fatah auf perfide Weise, dass sie beide den Anspruch des jüdischen Volkes auf das historische, biblische Jerusalem nicht akzeptieren. Stattdessen haben sie damit gedroht, wegen Jerusalem einen regionalen Flächenbrand zu entzünden.

Wir fordern die Weltgemeinschaft daher auf, der hetzerischen Rhetorik und Handlungen der Palästinenser entschieden entgegenzutreten. Wir fordern auch Christen weltweit dazu auf, ernsthaft zu beten, dass Friede und Ruhe rasch wiederhergestellt werden – in Jerusalem, in Israel und im gesamten Nahen Osten.

Foto: Israel Police, Krawalle auf dem Tempelberg, 10.05.2021


  

Israel-Nachrichten:

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Email-Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus Israel. Zum Abonnement 

Das Geschenk des Schabbats

Bis zu unserer Alijah im August 1993 lebten meine Frau Leah und ich in Toronto. Im Sommer unseres ersten Ehejahres beschlossen wir, einen Schabbat beim Zelten in den schönen Wäldern Kanadas zu verbringen.

Foto: Rabbi Shmuel Bowman

Schabbat-Beginn

Viele Kanadier hatten die Idee, am Wochenende die Stadt zu verlassen. So blieben wir im dichten Verkehr stecken. Orthodoxe Juden, die der Wegweisung der Tora für den Schabbat folgen, beenden viele Aktivitäten rechtzeitig vor Sonnenuntergang am Freitag, wenn der Schabbat beginnt – eine Auszeit von etwas mehr als 24 Stunden. Ich erkannte, dass wir unser Ziel nicht mehr vor Schabbat-Beginn erreichen würden, deshalb versuchten wir, einen anderen Campingplatz oder ein Hotel zu finden – ohne Erfolg. Die Halacha, das jüdische Gesetz, gestattet es, die Schabbat-Regeln in einer lebensbedrohlichen Lage zu brechen. Aber das war hier nicht der Fall. Wegen meiner falschen Einschätzung und unrealistischen Zuversicht, rechtzeitig anzukommen, standen wir vor der unangenehmen Aussicht, den Schabbat am Straßenrand verbringen zu müssen.

Ruhe finden

Plötzlich sah ich ein Schild „Rastplatz für Pilger“. Ein Wunder! Wir bogen ab und rasten zum Empfang des Campingplatzes. In Lichtgeschwindigkeit erledigten wir die Anmeldeformalitäten - der Schabbat würde gleich beginnen. In Rekordzeit stellten wir unser Zelt und unseren Picknicktisch für das Schabbat-Essen auf. Bei Sonnenuntergang zündete Leah die Schabbat-Kerzen an. Ich sprach den Kiddusch, den Segen über dem Wein, und wir atmeten erleichtert auf: Wir hatten es geschafft. Als wir aufsahen, stellten wir fest, dass unsere Zeltnachbarn uns interessiert und neugierig beobachteten. Wir befanden uns auf einem christlichen Campingplatz der Reformierten Kirche. Sicher waren wir die ersten Juden, die hier zelteten. Während des Schabbats spazierten wir durch den schönen Park, lasen am Ufer des Sees und unterhielten uns angeregt mit den gastfreundlichen Leuten, mit denen wir uns anfreundeten. Es war ein unvergesslicher Schabbat. Wir fühlten uns gesegnet und waren dankbar, die Schabbat-Gebote halten zu können.

Gute Gabe

Das Konzept des Schabbats kann ein kompliziertes Paket von Regeln sein. Man müsste wohl Experte sein, um zu ergründen, was gemäß unserer 3000jährigen Wahrung der zehn Gebote (2. Mose 20,8) und der vielen Details, die unsere Weisen im Laufe der Jahrhunderte gelehrt haben, erlaubt oder nicht erlaubt ist. Doch hier möchte ich nicht darauf eingehen „wie“, sondern „warum“ der Schabbat gefeiert wird. Das „warum“ ist Herz und Seele dieser Mitzwa (Tora-Gebot). Eine Hauptkritik an der Einhaltung des Schabbats ist das Verbot, zu arbeiten und Neues zu schaffen. Selten berücksichtigen die Kritiker das Positive wie z.B. Gebetszeiten, Festessen, Bibelstudien und Familienbeziehungen. Gott gab den Schabbat mit der folgenden Anleitung: bewahren und ehren. Das bedeutet, dass Verbote und Handlungen Hand in Hand gehen. Die Verbote abzulehnen wäre, als ob man sich beim Autofahren über Ampeln ärgerte. Für wichtige Dinge im Leben gibt es Regeln.

Vor ein paar Jahren besuchten einige Amerikaner Israel. Ich nahm sie mit nach Jerusalem, kurz bevor der Schabbat begann. Die Stimmung in der Altstadt war begeisternd und erhebend. Bewohner und Besucher bereiteten sich auf den Beginn des Schabbats vor. Der Duft frisch gebackenen Challah-Brots lag in der Luft, Töpfe und Pfannen klirrten, als zahlreiche Abendessen zubereitet wurden. Es ist ein besonderer Moment. Der Schabbat bringt uns in Erinnerung, dass die Arbeitsruhe kein menschlicher Einfall ist, sondern ein Geschenk Gottes.

Freude unter Beschuss

Es ist kein Geheimnis, dass Juden mit Freude den Schabbat halten. Selbst unsere Feinde wissen das. Während des Golfkrieges 1991 war ich Volontär bei der israelischen Armee. Ich bin überzeugt, dass Iraks Präsident Saddam Hussein viele Scud-Raketen absichtlich am Freitagabend auf Tel Aviv und Haifa feuerte, um unsere Schabbat-Freude zu stören. Eines Freitagabends hatten wir uns auf einem Militärstützpunkt nahe Tel Aviv gerade zum Schabbat-Essen zusammengesetzt, als plötzlich die Sirene losheulte: Raketenalarm. Die Raketensalve aus dem Irak ließ das Schabbat-Essen, auf das ich mich gefreut hatte, ausfallen. Ich rannte mit den Soldaten zum abgedichteten Schutzraum und wartete auf die gewohnten lauten Explosionen. Plötzlich klopfte es. Unter dem feindlichen Beschuss brachte uns Boaz, der Militärkoch, mit aufgesetzter Gasmaske unser Schabbat-Essen. Ich werde es für immer in Ehren halten.

Heute feuert die islamistische Terrororganisation Hamas mit sadistischer Regelmäßigkeit Raketen auf Orte in Südisrael – bevorzugt am Freitagabend, zur Zeit des Schabbat-Essens. Doch die Hamas liegt falsch, wenn sie glaubt, dass ihr gewalttätiger Terrorismus Israelis jemals davon abhalten wird, den Schabbat zu feiern.

Verbundenheit

Die allgemeingültige Botschaft des Schabbats spricht Juden wie Nichtjuden an. Am 9. Oktober 1994 verließ der 19jährige israelische Soldat Nachshon Wachsman sein Zuhause in Jerusalem, um an einem eintägigen Trainingslehrgang in Nordisrael teilzunehmen. Er wurde von palästinensischen Terroristen der Hamas entführt und sechs Tage als Geisel gehalten. Am Freitagabend, dem 14. Oktober, versammelten sich 100.000 Menschen an der Westmauer in Jerusalem. Sie repräsentierten alle religiösen, politischen und sozialen Strömungen in der Bevölkerung. Nachshons Mutter Esther Wachsman bat die Frauen, eine zusätzliche Schabbat-Kerze für ihren Sohn zu entzünden. Zu ihrem Erstaunen reagierten tausende Menschen weltweit auf ihre Bitte. Es war ein Schabbat des globalen Gebets für das Wohlergehen und die sichere Rückkehr Nachschons, eine Insel der Koexistenz in einem tobenden Meer des Hasses, und berührte alle, die sich mit ihren Kerzen und ihrer Hoffnung beteiligten. Traurigerweise wurde Nachshon von seinen Entführern ermordet, als ein Kommando israelischer Soldaten versuchte, ihn zu befreien.

Schabbat daheim

Die Corona-Lage hat uns gelehrt, dass es zuhause sicher ist, während Kirchen und Synagogen geschlossen wurden. Ich sehe es so, dass Gott uns aus den Gotteshäusern hinausgeworfen hat, damit wir die Heiligkeit in unseren Häusern wieder herstellen und zurückgewinnen können. Ich habe diese Einladung angenommen und war begeistert, eine neue Perspektive zu Gebet und Anbetung in meinem Heim zu entwickeln. Es wurde ein Familienprojekt und alle freuten sich, Gott in unserem Wohnzimmer zu begegnen. Die Schabbat-Gebete zuhause waren wohlig und gut. Meine Kinder und ich haben die Kraft der Schabbat-Gebete entdeckt, die wir gemeinsam singen. Neue Familientraditionen wurden gestaltet, um miteinander und mit dem Allmächtigen in Verbindung zu treten. Es ist traurig, wenn jemand, gleich welchen Glaubens, das Offenhalten religiöser Gebäude zu einer Frage religiöser Rechte macht. Offenbar verpassen diese Leute die unglaubliche Gelegenheit, Heim und Familie neu zu beleben und die Stellung und Zentralität eines großen Gebäudes mit Bankreihen und Stühlen zu überdenken.

An jedem Ort

Neulich entdeckte ich unerwartet einen weiteren Ort zum Schabbat feiern: das Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem. Letztes Jahr im Juni hatte ich eine Notfall-Rückenoperation und war zehn Tage lang ein willkommener Gast (Patient). Mein Sohn Yoav blieb die meiste Zeit bei mir und trug dazu bei, den Schabbat besonders zu gestalten. Am zweiten Schabbat im Krankenhaus feierten wir die melancholische Atmosphäre des Samstagnachmittags, kurz vor Ende des Schabbats, beteten und sangen Psalmen im Gemeinschaftsbereich der orthopädischen Abteilung.

Unsere Stimmen klangen wohl auf den Flur hinaus bis in die Patientenzimmer. Eine Frau kam und bat uns, die Hawdala-Zeremonie zum Schabbat-Ausklang durchzuführen. Sie trennt den Schabbat von der neuen Woche. Ihre 15jährige Tochter hatte einen schrecklichen Unfall und das Genick gebrochen. Yoav und ich betraten ihr Zimmer und sahen, dass sie von einem Metallgestell über ihrem Kopf und Oberkörper ruhig gehalten wurde. Sie konnte sich nicht bewegen, aber ihre geöffneten Augen blickten sanft. Da ich selbst Vater bin, empfand ich sofort Mitgefühl für die Mutter und wurde von Traurigkeit überwältigt. Der Kummer schnürte mir die Kehle zu. Ich konnte nicht sprechen und bat Yoav, die Hawdala-Zeremonie zu übernehmen. Einen Becher Wein und Gewürze haltend und die LED-Deckenlampe als Kerze verwendend betete er von Herzen und wir alle wurden dadurch gesegnet. Am Ende sahen Yoav und ich uns wortlos an und erkannten: Vielleicht war es genau dieser Moment, weswegen wir im Hadassah-Krankenhaus hatten sein sollen.

Einladung

Der Schabbat kann nur bis zu einem gewissen Punkt mit Worten beschrieben werden. Alles weitere muss dem Singen und Tanzen, der Heiligung jeden Moments und jeder Handlung, den festlichen Mahlzeiten und der Verbundenheit mit der Familie überlassen werden. Kommen Sie nach Israel und erleben Sie die Vollendung dieser Geschichte. Schabbat Schalom!

Über den Autor:

Shmuel Bowman ist orthodoxer Rabbiner und Thoraschreiber. Er wohnt mit seiner Familie an einem zutiefst biblischen Ort: in der jüdischen Ortschaft Efrat im Westjordanland. Der langjährige gute Freund und Partner der ICEJ setzt sich als Direktor der Organisation „Operation Lifeshield“ entschieden für das Leben ein, indem er mobile Bunker zum Schutz vor Raketen an Israels Grenzen aufstellt.

Weiterlesen und Vertiefen - BUCHTIPP: Jüdisches Gebetbuch - Schabbat und Werktage.

Ein Gebetbuch ist der beste Einblick in die Seele des jüdischen Glaubens. Diese ausdrucksvolle deutsche Übersetzung bewahrt die poetische Sprachkraft des Originals.

 


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.


  

Israel-Nachrichten:

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Email-Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus Israel. Zum Abonnement 

Der Gerechte wird aus Glauben leben

Wir leben in wahrhaft herausfordernden Zeiten. Das Jahr 2021 hat mit weiteren beunruhigenden Nachrichten begonnen: neue Coronavirus-Mutationen, Berichte über Unternehmensinsolvenzen und besorgniserregende Bilder aus dem Kapitol in Washington in den USA. Die globale Pandemie trifft nicht nur unsere Wirtschaft, sie hat auch die Art und Weise verändert, wie wir als Gläubige Anbetung und Gemeinschaft leben. Auf der ganzen Welt droht eine postmoderne ‚Löschkultur‘ (Cancel Culture) vieles auszulöschen und zu zensieren, was unsere traditionellen jüdisch-christlichen Werte ausmacht.

Foto: ICEJ, Ein Wachtturm in YadHashmona, Symbolbild

Wo ist Gott?

Es sieht in der Tat so aus, als würde alles erschüttert werden, was erschüttert werden kann. Viele fragen: „Wo ist Gott in all dem? Warum werden unsere Gebete nicht erhört?“ Ich denke, das Buch Habakuk ist in unseren Tagen relevanter als je zuvor. Der Prophet Habakuk lebte in einer Zeit, in der er die Welt nicht mehr verstand – und noch wichtiger: Er verstand Gott nicht mehr. Ich ermutige Sie, beim Lesen dieses Artikels Ihre Bibel zur Hand zu nehmen und das ganze Buch Habakuk betend durchzulesen. Lassen Sie uns die drei Kapitel dieses Prophetenbuches durchgehen, mit dem sich heute, wie ich glaube, viele von uns identifizieren können.

Habakuks Krise

Das Buch Habakuk unterscheidet sich von anderen prophetischen Büchern der hebräischen Bibel. Der Prophet erhielt keine an Israel gerichtete Botschaft, sondern tritt als beunruhigter Gottesmann in einen sehr persönlichen Dialog mit seinem Schöpfer. Gleich zu Beginn bringt Habakuk seine Beschwerde vor Gott: „HERR, wie lange soll ich schreien, und du willst nicht hören?“ (Habakuk 1,2). Der Prophet kommt gleich zur Sache: „Herr, meine Gebete werden nicht beantwortet!“ Darüber hinaus hat er das Gefühl, dass Gott einfach zusieht, während sich Unrecht verbreitet und Streit und Konflikte überhandnehmen. Er beobachtet, wie das Volk Gottes und das Gesetz ohnmächtig sind (V.4) und an Einfluss im Land verlieren. Anstelle von Gerechtigkeit herrschen Unrecht und Gewalt.

Die Antwort Gottes (V.5-11) fiel definitiv nicht so aus, wie der Mann Gottes erwartet hatte: Habakuk sollte beobachten, was in Israel und den Nationen geschehen würde. „Denn siehe, ich will die Chaldäer [Babylonier] erwecken, ein grimmiges und schnelles Volk“ (V.6). Wohin sie kommen, werden sie Zerstörung bringen und Gefangene machen. Mit anderen Worten sagte Gott zu Habakuk: „Du glaubst, dass die Zeit jetzt schlimm ist? Warte ab, es wird noch schlimmer kommen… Doch ich bin in allem gegenwärtig.“ Tatsächlich sprach Gott: „Denn ich wirke ein Werk in euren Tagen – ihr glaubtet es nicht, wenn es erzählt würde.“ (V.5, ELB).

Der Mann Gottes

Treten wir einen Schritt zurück und betrachten, wer Habakuk genau war. Er war nicht der klassische Sonntags-Kirchgänger, der sich einmal pro Woche dazu aufraffte, in die Gemeinde zu gehen, um seine religiösen Pflichten zu erfüllen. Er war auch kein Nörgler, der sich darüber aufregte, dass seine Gebete nicht auf der Stelle erhört wurden. Vielmehr haben wir es hier mit einem der großen Gottesmänner aus alter Zeit zu tun. Habakuk zählt zu den wenigen Personen, deren Schriften in die Bibel aufgenommen wurden. Seine Erklärung „der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Habakuk 2,4) ist einer der am häufigsten zitierten alttestamentlichen Verse im Neuen Testament. Der Zeitgenosse Jeremias war ein Mann des Gebets und er hörte die Stimme Gottes wie sonst nur wenige in seiner Generation.

Dieser einzigartige Mann Gottes erlebte, dass seine Gebete nicht beantwortet wurden. Sein Ausruf, „wie lange soll ich schreien“ (Habakuk 1,2), entsprang der Verzweiflung des möglicherweise jahrelangen Gebets für Erweckung in Israel – und dennoch tat sich nichts. In unserer Zeit könnten sich viele treue Männer und Frauen Gottes in genau dieser Situation befinden: Seit Jahrzehnten hoffen und beten sie für eine weitere Erweckung. Doch tatsächlich liegen Erweckungen in westlichen Ländern wie in der Azusa-Street, in Wales, in England unter John Wesley oder die pietistischen Erweckungsbewegungen schon lange zurück. „Wie lange“ könnte auch heute der Ausruf vieler Christen sein.

Die Propheten

Gottes Antwort an den Propheten ist sogar noch verwirrender: „Du würdest es nicht glauben, wenn ich es dir erzählte!“ Ich erinnere mich, dass vor Kurzem eine Prophetin unserer Zeit gefragt wurde: „Wo waren die Propheten, die die aktuelle globale Pandemie voraussahen?“ Die Frau antwortete ehrlich: „Höchstwahrscheinlich hätte ich es nicht geglaubt, wenn Gott mir von einer kommenden weltweiten Pandemie erzählt hätte.“ Ihre Ehrlichkeit war erfrischend.

Viele Menschen stellen heute die Rolle der Propheten infrage, insbesondere seit den jüngsten US-Wahlen, als viele prophetische Stimmen einen Wahlsieg und eine zweite Amtszeit Donald Trumps voraussahen. Wie Habakuk hätten auch sie sehr wahrscheinlich nicht geglaubt, dass ihre geliebte Nation eine so dramatische Wende erleben würde. Es ist leicht, im Nachhinein über sie zu urteilen. Doch ich kenne viele von ihnen persönlich und weiß, dass sie (wie Habakuk) vor allem auf Erweckung in den USA hofften, dass Israel und christliche Werte gestärkt würden – nicht nur in Amerika, sondern auch in anderen Nationen.

Wendepunkt

Gottes Antwort beunruhigte Habakuk noch mehr. Die heidnischen Babylonier sollten Gottes Volk richten dürfen? Das erschütterte den Propheten tief. Er fragte: „Warum siehst du dann aber den Treulosen zu und schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“ (Habakuk 1,13). Doch dann traf Habakuk eine Entscheidung, die zur Wende für ihn, für seine Perspektive und den Ton seiner gesamten Botschaft wurde.

Der Wachtturm

In diesem Moment erkannte Habakuk, dass er dringend von Gott hören musste. Er begriff, dass alte Muster und Konzepte nicht mehr funktionierten. Sein Fokus änderte sich: Anstatt Gott zu fragen, hörte er ihm zu. Gott spricht auch heute noch, doch vielleicht müssen wir unsere Herzen neu ausrichten, um von dem Neuen, das er heute in der Welt tut, zu hören. Erinnern wir uns, dass die Bibel an vielen Stellen schwere Zeiten für diese Welt voraussagt. Gesetzlosigkeit wird zunehmen, Gott wird die Welt durch Erdbeben, Kriege und sogar Seuchen richten und ja, schließlich wird es einen weltweit koordinierten Krieg gegen die Heiligen geben. Ich weiß nicht, was kommt, aber könnte es sein, dass eine neue Zeit anbricht, in der es für die westliche Kirche noch schwerer wird? Doch wenn wir uns Gott nähern und sein Angesicht suchen, verspricht er, sich uns zu nahen und auf unser Flehen zu antworten!

Anstatt zu beten, was er immer betete, ging Habakuk auf seinen Wachtturm, um göttliche Einsicht für seine Zeit zu empfangen. Wir müssen einsehen, dass viele der Veränderungen des Jahres 2020 nicht wieder rückgängig gemacht werden. Was in der Vergangenheit funktioniert hat, mag heute oder morgen so nicht mehr funktionieren. In dieser Zeit sind wir alle aufgerufen, auf unseren persönlichen Wachtturm zu steigen, um zu beten und den Herrn zu suchen wie nie zuvor. Wir müssen das neue Wirken Gottes erkennen.

Der Leuchtturm

Als Habakuk zuhörte, sprach Gott zu ihm! Was Gott ihm Neues offenbarte, änderte die Perspektive des Propheten. Gott änderte seine Absichten nicht, ließ aber den Propheten die Welt mit seinen Augen sehen. Der Herr wies ihn an, genau aufzuschreiben, was er ihm sagen würde, sodass andere es nachlesen könnten (Habakuk 2,2). Gott gab ihm nicht nur eine Antwort auf seine eigenen Fragen. Was er hörte, sollte auch anderen im Laufe der Zeiten helfen.

Habakuks Wachtturm des Gebets wurde zum Leuchtturm der Weisung für andere. Gott gebrauchte ihn in stürmischen Zeiten, um wie die Söhne Issachars zu sein (1. Chronik 12,33). Dieser einzigartige Stamm erkannte die Zeiten, in denen Israel lebte, und wusste, was zu tun war. Deshalb folgte das Volk seiner Führung. Auch heute sucht Gott solche Leuchtturm-Personen, die in diesen stürmischen Zeiten Hoffnung und Richtungsweisung geben können.

Aus Glauben leben

Gleichzeitig bestätigte Gott Habakuk seine unerschütterlichen Absichten: „Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewiss kommen und nicht ausbleiben. […] der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Habakuk 2,3-4). Gott sagte, dass Erschütterungen gewiss kommen werden, doch der Gerechte soll aus Glauben leben! In diesen bedrückenden Zeiten sollten wir uns nach dem ausstrecken, was am dringendsten benötigt wird: Glaube. Erlauben Sie der Verwirrung und den Herausforderungen unserer Zeit nicht, Ihren Glauben zu rauben. Trotz all des Chaos um uns herum sitzt Gott auf seinem Thron. Diese Vision hatte Jesaja, als einer der größten Könige Israels einen tragischen Tod starb. Er sah den Herrn auf seinem Thron sitzen und der Saum seines Gewandes füllte den Tempel (Jesaja 6,1).

Der Prophet Daniel formulierte es so: Als er mit dem Tod konfrontiert war und alle babylonischen Weisen und Magier am Ende ihrer Weisheit waren, erklärte Daniel glaubensvoll „Aber es ist ein Gott im Himmel!“ (Daniel 2,28). Das bedeutet, dass es inmitten von Verwirrung, wirtschaftlicher Not und all unseren unbeantworteten Fragen unser Glaube an Jesus Christus ist, der uns durchtragen wird. Der Gerechte wird aus Glauben leben!

Gott wirkt noch immer!

Schließlich versicherte Gott Habakuk, was dieser nicht mehr glauben konnte. Inmitten des Gerichts und Chaos bringt Gott seinen Erlösungsplan für die Menschheit mit Hochdruck voran. Wie ein heller Lichtstrahl die Dunkelheit durchbricht, verkündet er: „Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Habakuk 2,14). Das ist nicht nur eine theologische oder prophetische Aussage für die Zukunft, sondern eine Einladung Gottes, eine aktive Rolle in seinem Erlösungsplan einzunehmen. Das Coronavirus oder eine neue US-Regierung werden und können Gottes Absichten nicht aufhalten!

Wiedergefundener Glaube

Die erste Reaktion des Propheten bestand darin, den Willen des Herrn anzunehmen. „Herr, ich habe die Kunde von dir gehört“ (Habakuk 3,2). Obwohl es ihm immer noch nicht gefiel und er von Furcht und Zittern erfüllt war (V.16), konnte er erkennen, dass Gott am Wirken war. Er sah Seuchen und Pandemien Gottes Schritten folgen (V.5) und dass Höhen erschüttert wurden, als der Herr die Erde heimsuchte. Doch Habakuk begriff, dass Gott nicht kam, um sein Volk zu vertilgen, sondern auf einem Streitwagen der Errettung (V.8) auszog, um „deinem Volk zu helfen, zu helfen deinem Gesalbten“ (V.13).

Es sollte uns zu denken geben, dass sich die größten Erweckungen der letzten Jahrzehnte nicht in westlichen Demokratien mit freier Marktwirtschaft ereigneten, sondern in immer noch gegen Armut kämpfenden Entwicklungsländern in Lateinamerika und Afrika, an Orten wie China oder dem Iran und zuletzt auch in der turbulenten arabischen Welt.

Bei einem unserer wöchentlichen globalen Online-Gebetstreffen hörten wir kürzlich ein großartiges Zeugnis von unserem philippinischen Zweigstellenleiter, Pastor Stephen Mirpuri. Im November und Dezember letzten Jahres beteten wir für seine Region, nachdem sie von einem Taifun verwüstet worden war. Ganze Dörfer standen komplett unter Wasser. Viele Menschen verloren alles. Doch Pastor Mirpuri berichtete, dass eine Erweckung in dieser schwer getroffenen Region ausbrach und allein in seinen Gemeinden mehr als 3.000 Menschen Jesus als ihren Herrn und Retter annahmen.

Gottes Wege sind tatsächlich unergründlich. Doch er ist am Wirken! Somit erhielt Habakuk einen göttlich gewirkten Glauben inmitten seiner herausfordernden Zeit. Sein Hunger nach Erweckung in Israel wurde nicht gestillt, sondern sogar verstärkt. „HERR, ich habe die Kunde von dir gehört, ich habe dein Werk gesehen, HERR! Mache es [wieder] lebendig in naher Zeit, und lass es kundwerden in naher Zeit. Im Zorne denke an Barmherzigkeit!“ (Habakuk 3,2). Vielleicht liegt die beste Zeit für die westliche Kirche noch vor uns. Gottes Werk ist nicht von irgendwelchen irdischen Regierungen abhängig. Lassen Sie uns inmitten der Pandemie und großen politischen Umbruchs in das Gebet Habakuks einstimmen: „Herr, erneuere dein Werk und im Zorn denke an Barmherzigkeit!“


Diese Haltung Habakuks unterscheidet sich von seinen scheinbar gerechtfertigten Beschwerden zu Beginn des Buchs. So konnte er eines der tiefgründigsten Glaubensbekenntnisse der Bibel formulieren: „Denn der Feigenbaum grünt nicht, und es ist kein Gewächs an den Weinstöcken. Der Ertrag des Ölbaums bleibt aus, und die Äcker bringen keine Nahrung; Schafe sind aus den Hürden gerissen, und in den Ställen sind keine Rinder. Aber ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil(Habakuk 3,17-18).

Sein Glaube und seine Freude waren nicht mehr von äußeren Umständen abhängig, weil er sah, dass der Herr in Kontrolle war! Verzweifeln Sie nicht an Ihren eigenen Enttäuschungen, Mangel an Verständnis oder gar wankendem Glauben. Denken Sie daran, dass selbst ein großer Mann Gottes wie Habakuk mit den Ereignissen seiner Tage zu kämpfen hatte. Dieses Buch eines ringenden Propheten lädt uns ein, unser Anliegen mit Flehen vor den Herrn zu bringen – er wird gewiss antworten!

Göttliche Befähigung

Zum Schluss macht Habakuk eine weitere eindrückliche Aussage: „Denn der HERR ist meine Kraft, er hat meine Füße wie Hirschfüße gemacht und führt mich über die Höhen“ (Habakuk 3,19). Das Chaos und die Erschütterungen wurden für Habakuk zu einem Siegesschauplatz. Gott stärkte ihn mit seiner Kraft, gab ihm „Füße wie Hirschfüße“ und führte ihn „über die Höhen“.

Ohne Zweifel leben wir in komplexen und schwierigen Zeiten. Als ich den Vers las, wurde ich an eine Dokumentation über Bergziegen erinnert. Mit spielerischer Leichtigkeit bewegen sie sich im höchstgelegenen und unwegsamsten Gelände der Rocky Mountains. Diese übernatürliche Gabe verspricht Gott auch uns. Mit ihm können wir durch die neuen Realitäten der Corona-Krise, kommende wirtschaftliche Schwierigkeiten oder eine neue Regierung, die uns nicht zusagt, navigieren. Dazu wird er uns nicht nur seine Strategien schenken, sondern uns auch göttlich befähigen.

Vergessen Sie nicht: Wenn wir auf unserem Wachtturm sind, macht der Herr ihn vielleicht zu einem Leuchtturm für andere. Und was am allerwichtigsten ist: Vertrauen Sie weiterhin dem Herrn, denn „der Gerechte wird aus Glauben leben!“


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.


  

Israel-Nachrichten:

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Email-Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus Israel. Zum Abonnement 

Israel braucht dringend eine stabile Regierung

Auch die vierten Knesset-Wahlen innerhalb von zwei Jahren konnten den politischen Stillstand in Israel nicht durchbrechen. Bereits in der Wahlnacht war von einem erneuten Gang zur Wahlurne die Rede.

Foto: GPO/Haim Zach, Bennett und Netanjahu, Archivbild

Gespaltene Gesellschaft

Die im Mai 2020 gebildete „Einheitsregierung“, geführt von Benjamin Netanjahu (Likud) und Benny Gantz (Blau-Weiß), konnte sich im Streit um den Staatshaushalt wiederholt nicht einigen. Als die letzte Frist am 22. Dezember 2020 auslief, wurde die Knesset entsprechend israelischem Recht automatisch aufgelöst.

Doch auch bei den jüngsten Neuwahlen hat kein politisches Lager die absolute Mehrheit erzielt. Das Wahlergebnis spiegelt die zunehmende Spaltung der israelischen Gesellschaft entlang politischer, religiöser und ethnischer Linien wider. Genau dies macht die Regierungsbildung so schwierig. Die Differenzen scheinen schier unüberbrückbar. Zudem wollen zahlreiche Parteien ein Ende der „Ära Netanjahu“ und lehnen daher jegliche Verhandlungen mit ihm ab.

Islamist als Königsmacher?

Anfang April erhielt Netanjahu den Auftrag zur Regierungsbildung. Neben der Unterstützung der ultraorthodoxen Parteien Schas und Vereinigtes Thora-Judentum sowie der Religiösen Zionisten braucht er weitere Verbündete. Durch die erneute Pattsituation haben sich zwei Politiker als „Königsmacher“ entpuppt, auf deren Unterstützung die künftige Regierung angewiesen zu sein scheint. Einer von ihnen ist Naftali Bennett von der nationalreligiösen Jamina-Partei. Doch auch mit Bennetts Beteiligung würden Netanjahu zwei Mandate zur nötigen Mehrheit von 61 Knesset-Sitzen fehlen.

Dies macht Mansour Abbas, Vorsitzender der islamistischen Ra’am-Partei, zum Zünglein an der Waage. Entgegen der üblichen Politik arabischer Parteien, die Regierungsbildung zu boykottieren, will Mansour Abbas eine Regierungsbeteiligung nicht mehr ausschließen - um die Interessen der arabischen Israelis zu vertreten. Eine Koalition mit den Religiösen Zionisten lehnt er jedoch ab. Zu dem Parteienbündnis zählt die nationalistische Partei Otzma Jehudit („Jüdische Stärke“), der Abbas vorwirft, araberfeindlich zu sein.

Minderheitsregierung oder Seitenwechlser

Möglich wäre die Bildung einer Minderheitsregierung. Dazu müsste die Ra’am-Partei bei Knesset-Abstimmungen zugunsten der Regierung stimmen oder sich enthalten. Doch die Religiösen Zionisten lehnen eine Vereinbarung mit Ra’am, deren Charta u.a. den Zionismus als „rassistisch“ bezeichnet, ab. Netanjahus weitere Optionen wären, zwei Abgeordnete der gegnerischen Parteien dazu zu bewegen, die Seiten zu wechseln oder die neugegründete konservativ-nationale Partei Tikwa Chadascha („Neue Hoffnung“) des ehemaligen Likud-Ministers Gideon Sa’ar für seine Koalition zu gewinnen. Sa’ar ist zu einer Koalition mit dem Likud bereit, aber nicht unter der Führung Netanjahus.

Sollte Netanjahu bis zum 4. Mai keine Regierung bilden können, wird ein anderer Kandidat oder gar die Knesset den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten.

Breites politisches Spektrum

Ein weiterer Kandidat wäre Jair Lapid der links-liberalen Jesch-Atid-Partei. Er genießt die Unterstützung der Mitte-Links-Parteien Blau-Weiß, Israel Beitenu, Meretz und Arbeitspartei. Auch er braucht die Unterstützung Bennetts und Abbas‘. Lapid hat Bennett bereits angeboten, per Rotation das Amt des Premierministers zu teilen. Eine Koalition der Mitte-Links-Parteien mit der nationalreligiösen Jamina-Partei, der konservativ-nationalen Tikwa Chadascha und der arabischen Ra’am-Partei würde ein breites politisches Spektrum vertreten. Dennoch ist fraglich, ob Avigdor Lieberman (Israel Beitenu) mit den Islamisten zusammenarbeiten will.

Enorme Herausforderungen

Israel braucht dringend eine stabile Regierung, denn das Land steht vor enormen Herausforderungen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Ermittlungen wegen angeblicher Kriegsverbrechen aufgenommen. Die Spannungen mit dem Erzfeind Iran spitzen sich zu. US-Präsident Joe Biden scheint in seiner Nahostpolitik weniger Verständnis für Israels Anliegen zu haben als sein Vorgänger Donald Trump. Auch innenpolitisch gibt es Probleme. Die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 17% (Stand März 2021). Seit 2018 wurde kein neuer Staatshaushalt verabschiedet, Zahlungen an die verschiedenen Ressorts erfolgen Monat für Monat auf Grundlage des Haushalts von 2019. Nach dem Rücktritt von Justizminister Avi Nissenkorn im Dezember konnte die Regierung sich nicht auf einen Nachfolger einigen - somit können keine neuen Gesetze verabschiedet werden.


ICEJ-Nachrichten per E-Mail abonnieren

Brauchen wir das Gesetz?

Nichtjüdische Christen lieben den Spruch: „Wir sind nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“ Soll heißen: „Das Alte Testament brauchen wir nicht; als mündige Christen sind wir freie Menschen.“ Offenbar kennt man nicht den ganzen Text in Römer 6,14: Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!

Foto: Pixabay, Jüdischer Gebetsschal mit Quasten, Symbolbild

Falsches Denkmuster

Seit der Trennung von den Juden und dem Vorwurf gegen sie, Gottesmörder zu sein, ist Christen die Materie von Gesetz und Gnade, von jüdischer Gesetzlichkeit und christlicher Freiheit nicht klar. Aufgrund der Irrlehre von Marcion (ca. 150 n.Chr. in Rom) entwickelte sich das Denkmuster: Das Alte Testament ist eine Religion des Gesetzes, sklavischen Gehorsams und eines zornigen Gottes; Neues Testament und Christentum dagegen verkünden Freiheit, Gnade und Liebe, Gerechtigkeit durch Glauben. Doch die rabbinische Literatur klagt nicht über die Tora oder einen zornigen Gott. Israel liebt die Tora – aus Dankbarkeit für Gottes Bund und die Erlösung!

Wahre Bedeutung

Wie sehen Jesus und Paulus das Gesetz? Ihre Worte mit orientalisch-semitischem Hintergrund sind für uns im Westen schwer verständlich. Ein Blick auf ihre Kultur und Sprache hilft. Für Verordnung, Gebot usw. kennt die hebräische Bibel die Begriffe: mischpat, choq und mizwa. Tora, Gesetz, jedoch bedeutet in der biblischen Sprache die Richtung zeigen, lehren, den Weg weisen, Führung fürs Leben. Gott lehrt und führt sein Volk durchs Leben. Die Tora zeigt wertvolle Paradigmen auf. Sie ist Maßstab! Wer Tora lebt, hat Leben in Shalom, in Harmonie, Frieden und Wohlergehen. Ebenso wie im NT wird Sünde als gegen Gott gerichtetes Prinzip bestraft, aber selbst dem schlimmsten Sünder wird Vergebung angeboten. Wer die Maßstäbe missachtet, schadet sich selbst; das nennt Paulus Fluch (Strafe) des Gesetzes. Wer sich die Mühe macht und das Gesetz erforscht, findet von Adam über die Erzväter bis zum Volk Israel wichtige Grundsätze. Da lernt man fürs Leben!

Von R. Jehoschua ben Levi findet sich in den Pirke Avot der antike Spruch: „Die Tafeln, Gotteswerk sind sie, und die Schrift, Gotteswerk ist sie, eingegraben in die Tafeln. Lies aber nicht ‚eingegraben’, charut, sondern ‚frei’, cherut, denn es gibt keinen freien Menschen außer demjenigen, der sich mit der Tora beschäftigt ...“ Das klingt nach Jakobus (Jakobus 1,25; 2,12): Wer in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat … Hintergrund ist das einst bekannte Wortspiel, wobei nur der Vokal verändert gelesen wird.

Die Übersetzer der hebräischen Bibel, Tanach (Tora, Propheten, Schriften), ins Griechische, Septuaginta, setzten im 3. Jh. v.Chr. für Tora das griechische Wort nómos, Gesetz, ein. Rabbiner haben das immer bedauert, da so der Charakter von Tora, Lehre, verlorenging. Weil Paulus das jüdische Religionsgesetz, die Halacha bzw. die mündliche Toranómos nennt, können wir nur schwer zwischen beiden Begriffen unterscheiden.

Wann kam die Tora?

Ganz klar: Nach der Rettung aus Ägypten, zu Pfingsten am Sinai als Lehre fürs Leben in einer freien Volksgemeinschaft! Tora rettet nicht, sie weist nach der Rettung den Weg. Ein Beispiel: Ein entlaufener Esel, der dem Besitzer vom feindlichen Nachbarn zurückgegeben wird, kann Friedensstifter sein, wenn beide wieder miteinander reden (2. Mose 23,4). Gute Werke retten nicht, nur die Gnade. Aber Jesus und Paulus fordern gute Werke als Frucht nach der Erlösung! Gott schloss seinen sogenannten Alten Bund nur mit Israel. Aber schon damals forderte er Israel auf (2. Mose 19,5-6), als sein Schatz ein Priestervolk für alle Völker zu sein. Bereits seit dem Sinai gilt Erlösung allen Völkern! Rituelle Vorschriften für Tempeldienst, Beschneidung, Sabbat und Speisegebote betreffen nur Israel. Jeremia 31,31-34 prophezeit den neuen Bund mit einem neuen Herzen. Nach Pfingsten in Jerusalem unterstützte die Gemeinde die Armen, sodass keiner Not litt. Das ist angewandte, ins Herz gelegte Tora.

Neue Regeln

Nach der babylonischen Gefangenschaft entstand eine neue Frömmigkeit. Die Weisen nach Esra passten die Worte der Tora der veränderten Zeit an und schufen den Zaun um das Gesetz, die mündliche Tora. Das sollte einen Verstoß gegen die Tora mit einer erneuten Zerstörung des Tempels verhindern. Gott hatte gesagt: Arbeite nicht am Sabbat! Die Frage war: Was ist Arbeit? So entstand das Verbot von 39 Tätigkeiten. Ähnlich war es mit vielen anderen der 613 Tora-Gebote. Jesus überging die Lehren der Sadduzäer und Essener, stimmte aber weitgehend mit den Pharisäern überein. Er empfahl sogar ihre Lehre, kritisierte jedoch ihre Heuchelei. Kleinliche Gebote, sogenannte Gesetzlichkeiten, lehnte er ab. Jesus lehrte Barmherzigkeit, Liebe, Glaube, Gerechtigkeit. Mit diesen Worten sagte er dasselbe wie die Pharisäer: Der Sohn des Menschen ist Herr über den Sabbat; wer eine Frau lustvoll ansieht, hat mit ihr in seinem Herzen die Ehe gebrochen; wer Böses in seinem Herzen gegen seinen Nächsten trägt, begeht einen Mord. Warum wohl berief er Saulus, einen Pharisäer, zum Apostel?

Keine neue Tora

Jesus betonte die ewige Gültigkeit des Gesetzes am Beispiel von Jota und Häkchen. Er bekräftigte, dass er die Tora richtig lehrte, indem er sie erfüllte, und dass er sie nicht auflöste, d. h. nicht falsch lehrte. Diese rabbinischen Begriffe verstehen wir heute nur, wenn wir seine Sprache lernen (Gerechtigkeit verstand man zumeist als Erlösung, Rettung). Die Bergpredigt verstärkt die Tora und deutet bekannte Lehren mit neuartiger Vollmacht. Deswegen war Jesus ständig von Pharisäern umgeben. Der bedeutende jüdische Jesusforscher Prof. Dr. David Flusser aus Jerusalem war davon begeistert, wie er mir sagte. Jim Gerrish, ebenfalls Jerusalem, fand 2004 im NT mehr als 1000 Gebote! Im Neuen Bund wird keine neue Tora gegeben. Vielmehr wird durch das Erlösungswerk von Jesus und durch den Heiligen Geist die Tora mit ihren sittlich-moralischen Forderungen in die erneuerten und beschnittenen Herzen der Menschen gelegt. Sie wird (nach Jesus und Paulus) erfüllt durch die Aufforderung: Liebe Gott, liebe deinen Nächsten. Wie das geht, zeigt das Gesetz.

In Johannes 1,17 heißt es: Die Tora wurde durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus geworden. Das Wörtchen aber steht nicht im originalen Text. Das Gesetz ist ein Geschenk der Gnade Gottes. Für Paulus ist es heilig, gerecht und gut (Römer 7,12). Der Ausdruck Saum seines Gewandes (Griechisch kraspedon) in der Lutherbibel kann auch Quaste bedeuten. Sie erinnert daran, das ganze Gesetz zu halten.

Zehn Worte

Als ich vor einigen Jahren die Zehn Gebote (in der Bibel Zehn Worte) studierte, erkannte ich: Der Gottesbeweis liegt im universellen Sittengesetz mit seinen moralischen, ethischen und altruistischen Prinzipien. Der US-Wissenschaftler Francis Collins kommt in seinem Buch „Gott und die Gene“ zur selben Erkenntnis. Er war Atheist, fand aber zum Glauben, als er das Sittengesetz als universell, ewiggültig und von Gott kommend erkannte. Als Collins im Jahr 2000 seine Forschung am menschlichen Genom bekanntgab, sprach er vom Bauplan Gottes für den Menschen. Ein moderner Atheist bekehrt sich durch das Gesetz!

Lesen wir einmal die Zehn Gebote ganz sinngemäß, denn Gott sagt nicht: du sollst, du sollst nicht …, sondern du wirst … Hier meine Kurzfassung: Ich bin dein Gott, der dich erlöst hat, du wirst neben mir keine Götzen anbeten, ihnen keine Statuen errichten; wirst meinen Namen nicht missbrauchen und den Ruhetag, den Sabbat, feiern. Du wirst deinen Eltern gegenüber ehrfürchtig sein, keinen Menschen morden und nicht die Ehe brechen. Du wirst keine Lügen über deinen Mitmenschen aufbringen noch das haben wollen, was er hat, angefangen bei der Frau, über die Dienerschaft bis hin zu seinen Haustieren. Wenn du das beachtest, weißt du, dass ich dein Gott bin, der dich in die Freiheit gesetzt hat! Das ist der Maßstab, daran kannst du dich messen!

Wir sind nicht ohne Gesetz, als Ausdruck der Gnade Gottes. Er will, dass wir auf geradem Weg gehen und es bis in seine Herrlichkeit schaffen. Dafür brauchen wir das „Gesetz“: Gottes Tora, unsere Wegweisung.

Buchtipp: „Der Jude Paulus“ von Horst Krüger

Der Jude Paulus verfasste seine Briefe an die Gemeinde in Rom auf Griechisch. In seinem Buch „Der Jude Paulus - Sein Brief an die Römer“ hilft uns Horst Krüger, Paulus besser zu verstehen, indem er fragt: Was mag der Apostel wohl auf Hebräisch gemeint haben?

Zur Bestellung im ICEJ-Shop.


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.

ICEJ-Stellungnahme zu Israels derzeitiger Corona-Impfpolitik

Christen aus weiten Teilen der Welt wenden sich an die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem und fragen nach unserer Sicht auf Israels Impfprogramm zur schnellen Massenimpfung gegen das Coronavirus, vor allem mit Blick auf den Einsatz neuer mRNA-Impfstoffe. Einige sind sehr besorgt, dass das israelische Volk sich unwissentlich stark gefährdet haben könnte. Andere sind durch spekulative Theorien beunruhigt, dass Israel in eine teuflische Falle mit „endzeitlichen“ Folgen gerate.

Foto: Pixabay, Schüler mit Maske, Symbolbild

Israels Reaktion auf eine beispiellose Krise

Zuerst ist es wichtig festzustellen, dass Israel wie viele andere Länder in aller Welt vor einer nie dagewesenen Gesundheitskrise mit einem tödlichen Virus stand, an oder mit dem weltweit mehr als 2,6 Millionen Menschen gestorben sind. Dazu zählen im Zeitraum der letzten zwölf Monate auch fast 6.000 Israelis – das sind sechsmal mehr israelische Tote als während der fünf brutalen Terrorjahre der Zweiten Intifada. Darüber hinaus haben die Corona-Lockdowns der israelischen Wirtschaft schweren Schaden zugefügt. Insbesondere die Tourismusindustrie ist nun seit einem ganzen Jahr komplett zum Erliegen gekommen. Folglich stimmten führende israelische Politiker aller Parteien überein, dass eine schnelle nationale Reaktion vonnöten war.

Wegen der schnellen und entschiedenen Handlungen der Regierung seit Pandemie-Beginn gilt Israel in vielen anderen Ländern weltweit als Vorbild-Nation, angefangen beim rechtzeitigen Verhängen von Lockdowns und Reiseverboten, um seine Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. Auch entwickelte Israel erfolgreich neue medizinische Behandlungen zur Bekämpfung des Coronavirus, die in Studien vielversprechende Ergebnisse zeigen. Deshalb bleibt die Todesrate der Coronavirus-Patienten in Israel mit weniger als einem Prozent eine der geringsten weltweit, obwohl die Infektionsrate zu den höchsten zählte. Die schnelle und effektive Reaktion der Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu auf das Virus wurde weitgehend von konkurrierenden politischen Parteien, der Mehrheit der israelischen Bevölkerung und sogar von vielen internationalen Staats- und Regierungschefs anerkannt.

Israels Entscheidung für den Einsatz von mRNA-Impfstoffen

Die Entscheidung der israelischen Regierung, die neuen mRNA-Impfstoffe als einen Weg aus der Krise, in der ein Lockdown dem nächsten folgte, einzusetzen, liegt klar in der beispiellosen Pandemie begründet. Sie wurde auch von der jüdischen Tradition, Leben zu erhalten, sowie von der generellen Offenheit der Israelis gegenüber wissenschaftlichem und biomedizinischem Fortschritt beeinflusst. 25 Jahre vielversprechende medizinische Forschung mit mRNA-Impfstoffen auf internationaler Ebene und frühzeitiger Austausch zwischen der Regierung und dem Pharmaunternehmen Pfizer halfen führenden israelischen Politikern und Medizinern bei dieser schnellen Entscheidung. Pfizer unterzog seine neuen Corona-Impfstoffe einer strengen Testphase zu Kurzzeitfolgen bei Menschen, während die üblicherweise länger andauernde Testphase zu möglichen Langzeitfolgen noch aussteht. Dennoch stimmten US-Behörden einer Notzulassung zu. Mit Blick auf die steigenden Todeszahlen entschied sich Israels Regierung, ein kalkuliertes Risiko einzugehen und den mRNA-Impfstoff bei der israelischen Bevölkerung einzusetzen.

Heute ist Israel das Land mit dem größten Impf-Fortschritt weltweit – fast 90% der erwachsenen Bevölkerung sind entweder geimpft oder aufgrund einer überstandenen Covid-19-Erkrankung immun. Die bisherigen Daten lassen darauf schließen, dass der Impfstoff zu 97% erfolgreich gegen das Coronavirus schützt und die Sterberate der verwundbarsten älteren Bevölkerung ist drastisch gesunken. Israel möchte bis Ende Mai Herdenimmunität erreichen und zu einem relativ normalen Leben zurückkehren, auch wenn einige Reisebeschränkungen wahrscheinlich bestehen bleiben werden, um das Risiko des Kontakts mit neuen Virus-Mutationen zu minimieren. Außerdem plant Israel die Einführung eines „Grünen Passes“ für Geimpfte oder Genesene. Personen ohne einen solchen Pass werden in ihrem gesellschaftlichen Leben vorübergehend eingeschränkt sein. Die meisten Israelis sind dem ambitionierten Impfprogramm der Regierung gefolgt, das auch von angesehenen Medizinern im Land größtenteils unterstützt wird.

Wahrheit von Gerüchten unterscheiden

In der Zwischenzeit kursieren weltweit einige alarmierende Berichte und Theorien über Israels Impfprogramm, die einer zusätzlichen Klarstellung bedürfen.

1)      Die derzeitige Impfpolitik der israelischen Regierung ist keine Neuheit. Eine ähnliche Regelung trat 1952 im Land in Kraft, als sich jeder zwingend gegen Typhus impfen lassen musste – eine Unterlassung zog sogar eine Geldstrafe nach sich.

2)      Es gibt Behauptungen, dass in Israel viel mehr Menschen an der Impfung als an Covid-19 sterben. Solche Aussagen entbehren jeder Grundlage, wie die Daten aller israelischen Gesundheitsorganisationen erkennen lassen. Diese zeigen darüber hinaus, dass weniger Geimpfte sterben und die Symptome derer, die trotz Impfung am Virus erkranken, schwächer ausfallen als bei denen, die nicht geimpft sind.

3)      Israel entwickelt sich nicht zu einer ausgrenzenden Nation, die ihre Bevölkerung in „geimpft“ und „nicht-geimpft“ einteilt. Jeder in Israel hat die Freiheit, sich gegen eine Impfung zu entscheiden, auch wenn dies einige zeitweilige Beschränkungen bezüglich ihrer Bewegungsfreiheit und ihres gesellschaftlichen Lebens bedeuten kann.

4)      Einige bringen den neuen „Grünen Pass“ mit dem „Zeichen des Tieres“ aus dem Buch der Offenbarung in Verbindung und behaupten sogar, dass Israel sich durch die Impfungen unter die Herrschaft des Antichristen begebe. Das ist bestenfalls reine Spekulation. Impfpässe (z.B. der gelbe Impfausweis für internationale Reisen) existieren bereits seit Jahrzehnten und die Einreise in viele Länder ist nur mit aufgefrischten Impfungen gegen Gelbfieber und andere Krankheiten möglich. Darüber hinaus setzen die relevanten Schriftstellen aus Offenbarung 13 eine gotteslästerliche und antichristliche Agenda voraus, die „Krieg gegen die Heiligen“ führt. Im Gegensatz dazu ist klar, dass hinter Israels Impfpolitik keine religiöse oder geistliche Agenda steht, sondern die Absicht, Leben zu retten.

Bleibende Bedenken

Natürlich gibt es noch immer berechtigte Sorgen, Fragen und Vorbehalte, was die Langzeitfolgen der mRNA-Impfstoffe betrifft, und Menschen sollten sich zurecht dafür entscheiden können, sich nicht impfen zu lassen. Wir begrüßen es, dass Israel diese Freiheit gewährt. Unser mangelndes Wissen über langfristige Auswirkungen der Impfstoffe rechtfertigt es jedoch nicht, kritische Kampagnen gegen Israel zu starten oder israelischen Politikern böse Beweggründe gegenüber ihrem eigenen Volk zu unterstellen. Vielmehr sollten wir für sie beten, denn sie haben es mit einer nie dagewesenen Gesundheitskrise zu tun und brauchen unsere Gebete mehr als je zuvor.

Des Weiteren sind wir uns bewusst, dass das globale Ausmaß und die Auswirkungen der Gesundheitskrise die Tore für weltweit abgestimmte Initiativen geöffnet haben. Diese bergen durchaus das Potenzial, demokratische Prozesse zu untergraben und möglicherweise für zukünftige antichristliche und diskriminierende Agenden missbraucht zu werden. Trotzdem sollten Christen nicht in Furcht vor dem Coronavirus leben. Wir sollten uns auch nicht vor den Corona-Impfstoffen fürchten. Vielmehr sollten wir eine gesunde Ehrfurcht vor Gott allein haben, denn letztlich hält er unser Leben und Schicksal in seiner Hand (Jesaja 8,12-13).

Keine Spaltung zulassen

Schließlich sollten wir es dieser Krise nicht erlauben, uns zu spalten. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder meine obige Einschätzung teilt, und einige mögen zu einem anderen Schluss kommen. Doch wir sollten niemals Spaltungen im Leib Christi zulassen oder unsere Liebe für Gottes Volk von unserem begrenzten Verständnis hinsichtlich eines neuartigen Impfstoffs abhängig machen. Paulus sagte der Gemeinde in Rom, sie solle keine Spaltungen unter den Gläubigen wegen des Verzehrs von Opferfleisch zulassen und bestärkte die Gemeindemitglieder, sich nicht gegenseitig zu richten, denn: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn“ (Römer 14,8). Paulus erinnerte die römischen Gläubigen auch: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Römer 14,17).

Sich impfen zu lassen oder nicht ist eine individuelle Entscheidung, die nach entsprechender medizinischer Beratung durch Ärzte des Vertrauens und mit unserem Einverständnis nach erfolgter Aufklärung und im Einklang mit unserem Gewissen getroffen werden sollte. Wir alle sollten zudem die Entscheidungen anderer respektieren und darauf achten, dass wir im Austausch miteinander präzise und zuverlässige Informationen verwenden.

Gebetsunterstützung benötigt

Bitte beten Sie in dieser schwierigen Zeit für Israels Leiter und beten Sie bitte auch für uns, während wir unserem Auftrag nachkommen, Israel in Krisenzeiten unerschütterlich zur Seite zu stehen. Gebet kann heilen und bewahren. Das haben wir in unserem Heim für Holocaustüberlebende in Haifa erlebt, das vom Coronavirus weitestgehend verschont geblieben ist. Für eine betreute Wohneinrichtung ist das laut Arbeitern im israelischen Gesundheitswesen ein Wunder. Bitte beten Sie für uns, während wir unser Bestes geben, weiterhin allen Menschen in Israel inmitten der aktuellen Herausforderungen zu helfen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema sehen Sie sich unser ICEJ-Webinar „Israel and the Corona Vaccines“ vom 11. März 2021 (auf Englisch) an.

Moderator: David Parsons, ICEJ-Vizepräsident und Sprecher
Gäste: Dr. Zeev Feldman vom Sheba Medical Center, Anwalt Calev Myers von ARISE und Israel Pochtar, messianischer Pastor in Israel


ICEJ-Nachrichten per E-Mail abonnieren

 

Share this: