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Commentary

Mit dem Unerwarteten rechnen

Die sieben Donner

Als ich neulich das Buch der Offenbarung las, hielt ich bei Kapitel zehn inne. Dort sieht der Apostel Johannes einen „mächtigen Engel“ vom Himmel herabkommen. Majestätisch setzt er seinen rechten Fuß aufs Meer und den linken aufs Land. In seiner Hand hält er eine geöffnete Schriftrolle. Er öffnet seinen Mund und als er ruft, erklingen die „sieben Donner“. Was für eine überwältigende Erscheinung! Sieben Siegel, sieben Trompeten, sieben Schalen und sieben Donner. Doch als Johannes aufschreiben will, was er von diesen sieben Donnern gehört hat, wird ihm gesagt: „Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreib es nicht auf!“ (Offenbarung 10,4). Beim Lesen dieser Stelle war ich immer verwirrt. Ich wollte wissen, was die Donner gesagt hatten und warum Johannes es nicht aufschreiben durfte. Wieso steht es überhaupt in der Bibel, wenn alles ein Geheimnis ist?

Foto: Pixabay, Symbolbild

Im Verlauf der Corona-Krise spürte ich, dass es für diese Schriftstelle einen guten Grund gibt. Dadurch möchte Gott uns zeigen, dass gewisse Dinge der Menschheit und selbst der Gemeinde mit Absicht verborgen sind. Gott hat diese Geschichte, die so sehr unsere Neugier weckt, aus genau diesem Grund bewusst in seinem Wort platziert: Er möchte uns zu verstehen geben, dass wir nicht alles wissen. Er möchte uns lehren, dass es trotz aller Offenbarungen und Einsichten, die er uns geben mag, immer auch das Unbekannte und viele Überraschungen geben wird.

Ein Jahr der Überraschungen

Das Jahr 2020 war in der Tat voller Überraschungen, nicht nur in Israel. Ich erinnere mich gut daran, wie das Jahr begann. Unser Motto für das Laubhüttenfest 2020 lautete: „Bereitet den Weg“. Es war ein Ruf zur Buße, verband uns aber auch mit dem biblischen Mandat, das der Herr der ICEJ vor 40 Jahren aufs Herz legte: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ (Jesaja 40,1) Wir begannen das Jahr mit Beten und Fasten. Ein Artikel des amerikanischen Erweckungspredigers Charles Finney über Buße inspirierte uns alle. Ein ungewöhnliches und gleichzeitig sehr bedeutendes Jahr lag vor uns, vor allem da wir als Dienst unser 40-jähriges Jubiläum feierten. Einige unserer führenden Zweigstellenleiter trafen sich im Februar in Jerusalem, um die Ausrichtung unserer Arbeit während der kommenden Jahre vor Gott zu bewegen. Wir genossen wunderbare Gebetszeiten. Für die Zukunft unseres Dienstes hatten wir großartige Ideen und Visionen. Doch nichts bereitete uns auf das in jeder Hinsicht ungewöhnliche Jahr 2020 vor, in dem alles anders kam, als wir erwartet hatten.

Erschütterungen

Ich erinnere mich, dass der Leiter unseres norwegischen Zweiges, Dag Øyvind Juliussen, beimAbschlusstreffen unseres Strategie-Meetings letzten Februar aufstand, um ein Wort des Propheten Haggai mit uns zu teilen, das er während der vergangenen Monate immer wieder aufs Herz gelegt bekommen hatte: „Denn so spricht der HERR Zebaoth: Es ist nur noch eine kleine Weile, dass ich Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttere. Dann will ich alle Völker erschüttern, dass aller Völker Kostbarkeiten kommen, und ich will dies Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR Zebaoth.“ (Haggai 2,6-7)

2020 wurde tatsächlich ein Jahr großer Erschütterungen. Die ganze Welt sah sich mit einer globalen Pandemie konfrontiert. Uns allen wurden nie dagewesene Beschränkungen auferlegt. Wir konnten nicht reisen, um unsere Zweigstellen zu besuchen, die finanziellen Auswirkungen durch Lockdowns drohten unsere Einkünfte zu gefährden und das Laubhüttenfest stand erstmals in der 40-jährigen Geschichte der ICEJ in Gefahr, abgesagt zu werden. Israel erlebte einen harten Shutdown und erlaubt Touristen bis heute nicht, das Land zu besuchen. Im März 2020 sprach der Vorstand der ICEJ bei einem Krisentreffen über den möglichen Schaden, der durch weltweite Lockdowns und andere einschränkende Gesundheitsmaßnahmen entstehen könnte.

Unerwarteter Segen

Doch Gott benutzte diese Erschütterungen, um uns auf unerwartete Weise zu segnen. Viele der Ziele, die wir uns während des Strategie-Meetings im Februar für die kommenden Jahre gesetzt hatten, wurden schneller erreicht, als wir jemals für möglich gehalten hätten. Durch die Corona-Krise herausgefordert beteten wir mehr als je zuvor. Wir wünschten uns mehr Austausch und Zusammenarbeit mit unseren Zweigstellen, was wir durch die Nutzung der Internetplattform Zoom umsetzen konnten. Unsere Sozialabteilung in Israel konnte trotz des Virus deutlich mehr Menschen helfen als im Jahr zuvor. Seit der großen Alijah-Welle aus der Sowjetunion in den 90er-Jahren haben wir nicht mehr so viele jüdische Neueinwanderer bei der Finanzierung ihrer Alijah-Flüge nach Israel unterstützt wie letztes Jahr. Und unser Online-Laubhüttenfest 2020 erreichte mehr Menschen als je zuvor.

Wir erkannten, dass in „eines Mannes Herzen […] viele Pläne [sind]; aber zustande kommt der Ratschluss des HERRN“ (Sprüche 19,21). Der Mensch denkt, Gott lenkt. Die Pläne und Erwartungen, die wir auch als Gläubige haben, erfüllen sich oft nicht. Häufig werden wir mit neuen und unerwarteten Situationen konfrontiert. Ich fragte mich: Warum gab es keine klare prophetische Warnung vor einem Ereignis von so globalem Ausmaß?

Der Herr kommt!

Dann spürte ich Gott zu mir sprechen, dass unser Glaube genau in diesen unerwarteten und überraschenden Situationen am stärksten geprüft wird. In unvorhergesehenen Herausforderungen wie dem Vorstoß einer feindlichen Armee (2. Chronik 20), einer unerwarteten Krankheit (2. Könige 20) oder sogar einem überraschenden Todesfall (Johannes 11,14) bewies Gott seine Macht.

Vor fünf Jahren wurde bei mir im Anschluss an eine Zeit, in der ich viel gebetet und Gott gesucht hatte, Krebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Ärzte erklärten mich zu einem „inoperablen Fall“, kein Arzt in Israel wollte mich operieren. Mein Leben kam abrupt zum Stillstand und meine Familie war tief erschüttert. Doch genau in dieser plötzlich eingetretenen und menschlich gesehen unmöglichen Situation brach Gott nicht nur hindurch und bewahrte mein Leben auf mächtige Weise, sondern wir lernten ihn auch tiefer kennen als je zuvor. Wir sollten nie vergessen, dass Gott seinem Volk oft inmitten von Dunkelheit und großen Herausforderungen begegnet (Psalm 18,10 und Jesaja 19). Die Dunkelheit und Prüfungen dieser Zeit können zum Zeitpunkt für Ihr größtes Wunder werden.

Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass uns Gottes Wege niemals in ihrer Gesamtheit offenbart werden. Der Apostel Paulus schrieb, dass unsere Erkenntnis Stückwerk ist (1. Korinther 13,9). Mose verkündete dem Volk, dass es immer eine geheimnisvolle Seite Gottes geben wird, die uns manchmal verwirren mag (5.Mose 29,28). Dieser Kerngedanke zieht sich auch durch die Endzeitrede Jesu auf dem Ölberg. Sechs Mal betont Jesus: „Ihr kennt den Tag nicht, an dem euer Herr wiederkommt“ (siehe Matthäus 24,36+39+42+44+50; 25,13).

Die Geburtswehen des Messias

Es stimmt, dass in der Endzeit viele Entwicklungen erwartet werden können, weil prophetische Schriftstellen in der Bibel sie ankündigen. Die physische und geistliche Wiederherstellung Israels, die Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland, der Aufstieg des Antichristen, eine weltweite Erweckung – all diese Dinge sagt das Wort Gottes klar voraus. Doch zugleich müssen wir auch mit dem Unerwarteten rechnen. Johannes durfte nicht aufschreiben, was die Stimme der sieben Donner gesagt hatte, und möglicherweise werden diese Geschehnisse uns nicht vor ihrem Eintreten offenbart werden.

In den letzten Monaten hallte in mir immer wieder der Aufruf wider: „Wappne dich!“ – nicht gegen einen tödlichen Stoß, sondern für schwere Zeiten, die vor uns liegen. Ich persönlich glaube, dass die Corona-Krise nur eine Art Aufwärmübung ist, der Anfang der kommenden Prüfungen. Das hören wir von vielen Leitern aus aller Welt. Vor Kurzem bezeichnete Peter Tsukahira, ein Pastor aus Haifa, bei einem unserer weltweiten Online-Gebetstreffen die Zeiten, in denen wir leben, als „Geburtswehen des Messias“. Geburtswehen verlaufen immer nach dem gleichen Muster: Je näher die Geburt rückt, desto häufiger und intensiver treten sie auf.

Seid wachsam

Die jüngsten Entwicklungen rufen uns alle zur Wachsamkeit auf. Nach den Wahlen in den USA wurde ein neuer Präsident ins Weiße Haus berufen, der bereits Pläne bekanntgegeben hat, viele positive politische Schritte der Trump-Regierung rückgängig machen zu wollen, auch einige, die Israel betreffen. Israel bereitet sich entsprechend auf möglicherweise deutlich kühlere Beziehungen zur neuen US-Regierung vor. Gleichzeitig ist eine weitere Eskalationsstufe mit dem Iran erreicht – Israel ist bereit für „alle Optionen“.

In der Zwischenzeit könnte die Corona-Pandemie zu nie dagewesenen Vorschriften auf globaler Ebene führen, darunter auch eine mögliche Impfpflicht. Wir erkennen die Notwendigkeit von Impfstoffen an, die Menschen vor tödlichen Krankheiten bewahren. Erstmals wurde nun ein genbasierter Impfstoff zugelassen, mit dem die Weltbevölkerung in einem sehr kurzen Zeitraum möglicherweise verpflichtend geimpft werden könnte.

Außerdem werden evangelikale Gläubige in zunehmendem Maße als Bedrohung für Gesellschaften in der westlichen Welt herausgestellt. Heute werden in Amerika, aber auch in manchen anderen westlichen Ländern, bibelgläubige Christen, die für ihr Land beten, sich um das Wohl ihres Staates sorgen und auf Gottes Wort basierende moralische und ethische Standpunkte vertreten, als „evangelikale Nationalisten“ stigmatisiert, die einer neuen Weltordnung im Weg stehen.

2021 ist ein Jahr, in dem die Kirche wachsam sein muss – nicht nur, was die Nachrichten betrifft. Wir brauchen vor allem geistliche Wachsamkeit. In dieser Zeit ist das Gebet, unser Festhalten am Wort Gottes und Gemeinschaft mit anderen Gläubigen wichtiger denn je. Es ist eine traurige Entwicklung, dass der Umstieg auf Online-Gottesdienste in aller Welt dazu geführt hat, dass die Besucherzahlen bei Gemeindeveranstaltungen drastisch gesunken sind – trotz Online-Angeboten.

Vorbereitet

Das Gleichnis der zehn Jungfrauen in Matthäus 25 erinnert uns an die plötzliche Erscheinung des Bräutigams. Seine Ankunft überraschte alle zehn Jungfrauen. Alle waren schläfrig, doch nur fünf hatten genug Öl für ihre Lampen. Als eine Diskussion über das Teilen des Öls aufkam, wurde den fünf „törichten Jungfrauen“ gesagt, sie sollten gehen und Öl für sich kaufen. In dieser Zeit kann man sich nicht auf den Glauben des Pastors, der Eltern oder des Ehepartners verlassen. Jeder von uns muss bereit sein und sich auf weitere Erschütterungen vorbereiten. Es ist eine Zeit, in der unser Lauf mit Christus unseren bewussten Willen, Mut und unser ganzes Herz erfordert. Auch wenn die Welt um uns herum dunkler wird, sind wir dazu berufen, aufzustehen und zu leuchten, denn das Licht des Herrn ist über uns aufgegangen! Er ist der unerschütterliche Fels, der uns auch in einem stürmischen Jahr 2021 Halt gibt.

Das Lobpreislied „The Blessing“ (deutsch: der Segen) hat während der Corona-Krise tatsächlich Millionen von Menschen gesegnet. Es ist ein Gebet, das ich uns allen empfehle, während wir in ein unsicheres neues Jahr gehen. Was auch kommen mag, wir wissen, dass eines sich niemals ändern wird: Jesus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit – auch 2021!
„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“(4. Mose 6,24-26)


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Israel: Neue biblische Schätze warten auf Besucher

Im März 2020 schloss Israel wegen des Coronavirus seine Grenzen für den ausländischen Tourismus. Viele archäologische Stätten in Israel nutzten das Ausbleiben der Besucher, um weitere Ausgrabungen vorzunehmen und Schätze aus biblischer Zeit zutage zu fördern.

Foto: Pixabay, Innenbereich der Davidszitadelle, Symbolbild

Archäologische Funde in Israel

Auf den nordisraelischen Golanhöhen entdeckten Archäologen eine befestigte Stadt aus der der Zeit König Davids. Es wird vermutet, dass sie der älteste Beweis für das biblische Volk der „Geschuriter“ ist (z.B. Josua 12,5). Nahe Kirjat Gat in Südisrael wurde am Guvrin-Fluss eine große Festungsanlage aus der Zeit der Richter (ca. 3.200 Jahre alt) ausgegraben. Vermutlich wurde sie von den Ägyptern erbaut und diente als Verteidigungsanlage in ihren Kriegen gegen die Philister.

Die spannendsten biblischen Schätze wurden jedoch in Jerusalem und seiner Umgebung entdeckt. So stießen Archäologen bei Grabungen entlang der Klagemauer auf einen beeindruckenden Wohnraum, der aus dem frühen ersten Jahrhundert n. Chr. stammt. Sein genauer Zweck ist noch nicht geklärt. Nahe des Tempelbergs wurde eine alte Münze aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstands (132-135 n.Chr.) mit der Inschrift „Jahr zwei der Freiheit” gefunden.

Biblische Archäologie in Jerusalem

Zwei große, in Südjerusalem entdeckte Gebäudekomplexe deuten – wie eine ähnliche Ausgrabungsstätte im nahegelegenen Ramat Rachel – darauf hin, dass die Könige Judas über ein riesiges Gebiet herrschten. Dazu benötigten sie große zentralisierte Bauten in den Vororten ihrer sich ausdehnenden Hauptstadt. Nur so konnten sie Steuern einsammeln und die umliegenden Regionen verwalten.

Einer dieser beiden Komplexe wurde bei Bauarbeiten nahe der US-Botschaft im Jerusalemer Stadtteil Arnona, rund drei Kilometer südlich der Altstadt, zutage gefördert. Archäologen datieren ihn auf ca. 700 Jahre v.Chr., in die Zeit der Könige Hiskia und Manasse. In Lagerräumen wurden Krüge mit 120 Siegeleindrücken in hebräischer Sprache gefunden. Die Krüge enthielten ursprünglich Lebensmittel, die die Könige Judas als Steuer erhoben. Viele Krüge tragen die Inschrift „Eigentum des Königs”. Archäologen gehen davon aus, dass die Könige Judas in den letzten Jahrhunderten ihrer Dynastie diese großen Verwaltungszentren in Arnona und Ramat Rachel erbauen ließen, um ihre Aktivitäten aus der ummauerten Stadt Davids auszulagern. Diese Zentren nutzten sie bis zur Eroberung Judas durch die Assyrer. Erst nach der Rückkehr der Juden aus Babylon ins Land Israel wurden sie wieder in Betrieb genommen.

An der nahegelegenen Scherover-Promenade, die einen wunderschönen Blick auf die Altstadt bietet, fanden Archäologen einen prächtigen Palast, ebenfalls aus der Zeit des ersten Tempels. Hier entdeckten sie Säulen im phönizischen Stil. Sie ähneln anderen Säulen, die in der Davidstadt entdeckt wurden, und vermutlich das Wahrzeichen der Dynastie König Davids waren. Ihre Kapitelle sind auch auf der Fünf-Schekel-Münze abgebildet. Experten glauben, dass die prunkvolle Residenz von einer wohlhabenden und vielleicht sogar adligen jüdischen Familie zwischen den Regierungszeiten Hiskias und Josias erbaut wurde - nach dem Ende der Belagerung Jerusalems durch die Assyrer (2. Könige 19).

Neue Ausgrabungen in der Davidstadt

Die Davidstadt selbst hat letztes Jahr weitere unglaubliche Geheimnisse preisgegeben. Nachdem in den 1990er Jahren die Gihon-Quelle und 2005 der Palast König Davids entdeckt wurden, förderten Archäologen auch den Teich von Siloah zutage, den wir aus dem Neuen Testament kennen. Die neueste Entdeckung ist die „Jerusalemer Pilgerstraße” (auch „stufige Straße“ genannt): ein gepflasterter, stufiger Pfad, der vom Teich von Siloah etwa 600 Meter nach Norden zum Tempelberg führt. Im Teich von Siloah wuschen sich die jüdischen Pilger entsprechend der biblischen Reinigungsgesetze, bevor sie die Stufen erklommen, um Gott im von Herodes dem Großen ausgebauten Tempel anzubeten. Geschäfte säumten die Straße und boten den Pilgern nach ihrer langen Reise nach Jerusalem ein umfangreiches Sortiment an Waren an.

Im Januar 2020 fand man in einem großen Innenhof an der Pilgerstraße einen seltenen, steinernen Messtisch mit genauen Gewichts- und Maßeinheiten für den Verkauf von Flüssigkeiten - in diesem Fall von Olivenöl und Wein. Archäologen gehen davon aus, dass dieser Hof zur Zeit des Zweiten Tempels der zentrale Platz des wichtigsten Marktes in Jerusalem war. Unter der Pilgerstraße verläuft ein Abwasserkanal römischer Bauweise. Dort gefundene Hinweise bestätigen alte jüdische Berichte, dass sich hier 70 n.Chr. viele Juden während der Belagerung Jerusalems durch den römischen Oberbefehlshaber und späteren Kaiser Titus versteckt hielten.

Davidszitadelle wird renoviert

Weitere interessante Funde werden bald in der berühmten Davidszitadelle am Jaffa-Tor der Altstadt ausgestellt. Diese geschichtsträchtige Zitadelle, die zuletzt von Suleiman dem Prächtigen im 16. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde, wird zurzeit umfangreich renoviert. Außerdem finden hier gerade die umfassendsten Ausgrabungen seit etwa hundert Jahren statt. Im Mittelpunkt stehen zuvor wenig beachtete Bereiche der Festung aus der Zeit der Kreuzritter und der islamischen Herrscher im Mittelalter. Ein vor kurzem entdeckter geheimer Gang diente den Kreuzrittern möglicherweise als Fluchtweg aus der Zitadelle.

Der für Christen spannendste neue Fund ist ein Ort namens „Kischle“. Viele glauben, dass sich hier der Hof befand, auf dem Jesus vor Herodes Antipas geführt wurde. Vor wenigen Jahren wurden hier die Fundamente des Palasts Herodes des Großen entdeckt. Eine Besichtigung war bisher nur wenigen ausgewählten Besuchergruppen vorbehalten. Doch die aktuellen Grabungen und Renovierungsarbeiten werden es hoffentlich bald allen Besuchern ermöglichen, den Bereich zu sehen, wo Archäologen und Historiker das Steinpflaster (griechisch „Lithostrotos“) – das Prätorium – vermuten. Hier soll Jesus in einem öffentlichen Hof unterhalb des Herodespalasts von Pontius Pilatus verurteilt worden sein. Die aktuellen Ausgrabungen könnten daher den traditionellen Verlauf der Via Dolorosa, auf der Jesus zu seiner Kreuzigung ging, vollkommen neu definieren.

Freuen Sie sich auf einige neue Überraschungen, die hier in Jerusalem auf Sie warten!


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„Habt ihr nicht gelesen?“

In seiner Trauerrede für Billy Graham machte Franklin Graham 2018 eine Aussage über seinen Vater, die mich sehr berührt hat. Er sprach von der tiefen Liebe und dem Respekt seines Vaters für das Wort Gottes. „Die Bibel war seine einzige Autorität“, sagte Franklin und erinnerte sich, dass sein Vater während seiner Predigten viele Male seine Bibel hochhielt und ausrief: „Die Bibel sagt …“

Die Bedeutung der Bibel

Ich war sehr besorgt, als ich das Buch „Irresistible” (Unwiderstehlich) von Andy Stanley, einem führenden Prediger mit signifikantem Einfluss in der heutigen evangelikalen Welt, las. Stanley rät Predigern, Sätze wie „die Bibel sagt“ oder „die Bibel lehrt“ wegzulassen. Er behauptet, dass damit nichts zu gewinnen und viel zu verlieren sei. Zudem empfiehlt Stanley, das Alte Testament mit großer Zurückhaltung zu lesen, da es für die heutige Kirche keine dogmatische Bedeutung habe. Es repräsentiere einen Gott, der dem modernen Leser „unzivilisiert erscheint“.

Dies ist ein wachsendes Phänomen in der heutigen Kirche. Manche mögen weniger radikale Ansichten haben, doch es gibt eine wachsende Bewegung, die sich bewusst vom Wort Gottes und vom Alten Testament entfernt.

Foto: Wikipedia, Torah-Rolle, Symbolbild

Bibel-Analphabetismus

Wenn ich weltweit in Gemeinden spreche, frage ich oft: „Wer hat mindestens einmal die gesamte Bibel gelesen, vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung?“ Die Antwort ist ernüchternd. Meistens heben nur ein paar Leute ihre Hand, manchmal sogar niemand. Die höchsten Prozentsätze des Bibel-Analphabetismus finde ich in westlichen Gemeinden. Die Ergebnisse fallen ein bisschen besser aus, wenn ich frage, wer das gesamte Neue Testament gelesen hat. Doch die Bibel - besonders das Alte Testament– scheint häufig ignoriert zu werden und für viele Gläubige undurchschaubar wie eine Blackbox zu sein. Ein Pastor sagte, ich zitierte zu viele Bibelstellen. Eine, maximal zwei seien ausreichend, sonst wären die Zuhörer überfordert. Ein enger Freund sagte, in den letzten Jahren er habe in seiner Gemeinde keine einzige Predigt über einen alttestamentarischen Text gehört.

Dieses Phänomen reicht bis zur frühchristlichen Kirche zurück. Marcion, um 140 n. Chr. ein einflussreicher Lehrer der Kirche in Rom, lehnte die Schriften des Alten Testaments und sogar einige neutestamentliche Bücher als zu jüdisch ab. Sie würden den liebenden Gott, den Jesus offenbart hat, falsch darstellen. Die Irrlehre Marcions hatte Jahrhunderte lang Einfluss auf die Kirche.

Tanach – das Alte Testament

Die frühchristliche Kirche hatte noch kein Neues Testament, das zu ihrer Zeit erst geschrieben und Jahrzehnte später kanonisiert wurde. Wenn neutestamentliche Schreiber auf die „Schrift“ verweisen, beziehen sie sich eindeutig auf das Alte Testament.

Außerdem gebrauchte die frühe Kirche nie den Begriff „Altes Testament“. Ihre Vertreter bezeichneten die hebräischen Schriften als Tanach. Das Wort ist ein Akronym, das aus drei hebräischen Buchstaben [T-N-K] gebildet wird. Es sind die drei Anfangsbuchstaben der verschiedenen Bestandteile des Alten Testaments: T steht für Thora oder das Gesetz, das die fünf Bücher Mose umfasst und auch als Pentateuch bezeichnet wird. Das N steht für alle Propheten (Nevi´im auf Hebräisch), des Alten Testaments von Jesaja bis Maleachi (außer Daniel, der zu den Schriften gezählt wird). Das K steht für Kotvim, die Schriften. Diese enthalten alle übrigen Bücher von Josua bis Samuel, Hiob, die Psalmen und das Hohelied.

Die neutestamentlichen Autoren bezeichneten das Alte Testament oft als „das Gesetz und die Propheten“ (z.B. Matthäus 5,17; 11,13; Joh. 1,45; Apg. 13,15) oder „das Gesetz, die Propheten und die Psalmen“ (Lukas 24,44). Nur einmal wird es in der Bibel als „altes Testament“ bezeichnet – in 2. Kor. 3,14. Der griechische Text spricht hier wörtlich vom „alten Bund“, doch Jerome verwandte im 5. Jahrhundert in seiner lateinischen Übersetzung des Abschnitts den Ausdruck „altes Testament“, der sich gehalten hat.

„Die Bibel sagt“

Die Bibel bezeichnet sich selbst nie als „die Bibel“, sondern als „die Schriften“. Mehr als 20 Mal bekräftigte Jesus seine Lehren indem er verkündete: „Es steht geschrieben” oder „die Schrift sagt” oder „Habt ihr nicht gelesen?”. Tatsächlich ist die Frage „Habt ihr nicht gelesen?“, die Jesus oft den Schriftgelehrten und Lehrern stellte, heute relevanter als je zuvor (siehe u.a. Matthäus 12,3; 19,4). Jesus ist der menschgewordene Gott. Als Schöpfer des Himmels und der Erde hätte er neue Regeln aufstellen können, um seine Rolle und seinen Auftrag zu definieren. Doch er erkannte stets die Schriften an und identifizierte sich selbst darüber.

Mit der Bergpredigt hat Jesus unser Herangehen an die Thora auf eine neue Stufe gehoben. Vom rein äußerlichen, buchstabengetreuen Gehorsam sollen wir zu einem Umgang mit der Thora kommen, der Herz und Sinn umformt. Jesus hielt das Gesetz nie für wertlos und plädierte nie dafür, es abzuschaffen. Vielmehr erläuterte er das Gesetz und schärfte seine Bedeutung. Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ (Matthäus 5,17ff)

„Es steht geschrieben” – mit diesen Worten überwand Jesus den Satan. Auch die Verfasser des Neuen Testaments verweisen wiederholt auf das Alte Testament, die hebräischen Schriften. Im Neuen Testament werden sie mehr als 300 Mal direkt zitiert und mehr als 1.600 Mal wird auf sie hingewiesen. Billy Grahams Gewohnheit, sich oft darauf zu beziehen, was „die Bibel sagt“, war keine sonderbare Angewohnheit eines altmodischen Predigers, sondern derselbe ehrwürdige Brauch, den auch Jesus und die Apostel pflegten. Wir tun gut daran, diese Gewohnheit auch heute beizubehalten.

Die lobenswerte Gemeinde

In der Apostelgeschichte wird die Gemeinde in Beröa/Griechenland als „lobenswert“ geehrt. Lukas bezeugt: Diese aber waren freundlicher als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte.“ (Apg. 17,11) Paulus muss diese Gemeinde geliebt haben. Sie waren bereit, die Predigt des Wortes Gottes sogleich anzunehmen. Zudem vergewisserten sie sich, dass die Botschaft mit der Schrift übereinstimmte.

Es ist klar: Sie haben nicht Paulus Predigten mit Petrus Briefen oder den Evangelien verglichen. Sie hatten nur den Tanach – das Gesetz, die Propheten und die Schriften. Anders gesagt: Hätten sie das, was Paulus predigte, nicht im Alten Testament gefunden, hätten sie sein Evangelium nicht akzeptiert. Paulus erachtete die Beröer deshalb nicht als besonders kritisch oder rückwärtsgewandt. Im Gegenteil, er nannte sie unvoreingenommener und lobenswerter als andere. Die Apostel predigten das Evangelium nur aus dem Alten Testament (Apg. 17,2-3; 18,28). Heute wären viele Christen überfordert, die gute Nachricht von Jesus nur anhand des Alten Testaments weiterzugeben.

Jesus im Alten Testament

Jesus ist nicht gekommen, um etwas völlig Neues zu beginnen, sondern um zu bestätigen und zu erfüllen, was geschrieben steht. Dreieinhalb Jahre lang beobachtete der Apostel Johannes wie Jesus predigte, Männern und Frauen begegnete, sich um Kinder, Kranke und Ausgestoßene kümmerte. Dann beschreibt Johannes seine Erfahrung mit Jesus so: Das Wort ward Fleisch.“(Joh. 1,14) Während seine Jünger die Worte Jesu hörten und seine Taten sahen war es, als würden Textstellen des Alten Testaments plötzlich rot für sie hervorgehoben. Sie sahen, wie ihre Schriften in Jesus lebendig wurden und verstanden die wahre Bedeutung von Gottes Wort. Jesus hob das Ritual der Befolgung des Gesetzes im Tanach auf eine neue Ebene: Herzen sollen umgewandelt werden. Seine kühne neue Herangehensweise an die Schriften frustrierte bisweilen sogar die Jünger (Matthäus 19,10-11). Aber Jesus versprach, dass der Heilige Geist ihre Herzen bald reinigen würde, wie es die Propheten vorhergesagt hatten (Hesekiel 36,25-27).

Jesus erklärte: „Die Schrift weist auf mich hin.” (Joh. 5,39) Daran halten Juden bis heute fest. Ein Rabbiner sagte mir: „Jürgen, den Messias findest du auf jeder Seite des Tanachs. Zum Beispiel in den ersten Versen der Bibel: `Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde … und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.´(1. Mose 1,1-2) Das war der Geist des Messias! Er war bereits da.“ Das sagt auch Johannes: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott …“ (Joh. 1,1) An zahlreichen Stellen in den hebräischen Schriften finden wir Jesus: Bei Josef, der von seinen Brüdern abgelehnt und verkauft zum Retter Israels wurde. Im Leben von Mose, David und vielen anderen Personen und Geschichten, die auf den zukünftigen Erlöser hindeuten.

Lukas berichtet, dass Jesus nach seiner Auferstehung zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus begegnete: Er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.“(Lukas 24,27) Ebenso macht es Paulus in Rom: Da erklärte und bezeugte er ihnen das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend.“(Apg. 28,23)

Quelle der Lehre

Die Urkirche betrachtete den Tanach als Hauptquelle ihrer Doktrinen und Lehren. Paulus lehrt seinem geistlichen Sohn Timotheus: Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit…“(2. Tim. 3,16) Tatsächlich gingen die wichtigsten dogmatischen Standpunkte der Kirche aus dem Alten Testament hervor. Die Göttlichkeit Jesu (Jesaja 9,5; Micha 5,2), sein Sühneopfer durch Leiden und Tod (Jesaja 53) und seine Auferstehung (Psalm 16,10), sein Amt als Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks (1. Mose 14,18; Psalm 110,4), Errettung durch Glauben (1. Mose 15,6; Habakuk 2,4), die Ausgießung des Heiligen Geistes (Joel 3,1; Hesekiel 36&37), die Aufnahme der Nichtjuden unter die Erlösten (1. Mose 12,3; Jesaja 11,10) usw. – all das kann im Tanach gefunden werden. Vom Anfang bis zum Ende haben die hebräischen Schriften die Theologie der Urkirche geprägt und inspiriert.

Alle Schrift ist durch göttliche Inspiration gegeben - und sie beginnt nicht mit dem Matthäusevangelium, sondern mit dem 1. Buch Mose. In vielerlei Hinsicht kann das Neue Testament nur durch das Alte Testament verstanden werden. Es ist z.B. schwer, die sühnende Kraft des Blutes Jesu ganz zu erfassen, ohne das Opfersystem der Stiftshütte und des Tempels zu verstehen. Von Noah und Abraham bis Nehemia und Esra dienen uns die Glaubenshelden bis heute als Beispiel dafür, wie wir Gott vertrauen können. Ebenso können die Bücher des Neuen Testaments und das Wirken des Heiligen Geistes die alten Schriften erhellen (2. Kor. 3,14ff).

Betend die Bibel lesen

All das soll uns natürlich in keiner Weise veranlassen, das Neue Testament aufzugeben oder abzuwerten. Im Gegenteil, die hebräischen Schriften zu kennen und zu studieren hilft uns, Jesus und das Neue Testament besser zu verstehen. Das sollte uns ermutigen, das ganze Wort Gottes zu lesen. Tatsächlich verdient der gesamte Kanon der Heiligen Schriften, durch die Gott, unser Schöpfer, zur Menschheit spricht, unseren vollsten Respekt.

Bitten Sie den Heiligen Geist, Ihr Herz und Ihren Sinn zu erleuchten während Sie Ihre Bibel lesen. Bitten Sie Jesus, Ihnen die Wunder seines Wortes zu zeigen. Ich ermutige Sie, dass Sie sich alle Bücher der Bibel zu eigen machen und studieren. Beschließen Sie doch noch heute, die gesamte Bibel durchzulesen. Ich versichere Ihnen: das wird Ihr Leben verändern. Gott verspricht uns: So soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“(Jesaja 55,11)

Ich bete, dass Sie diese Erfahrung machen, während Sie Gottes Wort studieren und den vollen Ratschluss Gottes in sich aufnehmen.


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ENVISION-Konferenz 2021- Leitung in Krisenzeiten

„Das Licht scheint in der Finsternis …“ (Johannes 1,5)

Liebe Pfarrer, Pastoren und Leiter,

unsere Welt verändert sich rasend schnell: Die Corona-Krise, die US-Wahlen, eine weltweit drohende Konjunkturschwäche - das ist nur eine Auswahl der jüngsten Schlagzeilen. Gleichzeitig werden jüdisch-christliche Werte in unserer postmodernen Zeit mehr und mehr abgelehnt.

Foto: ICEJ, ICEJ-Präsident Jürgen Bühler (Mitte) mit den österreichischen Pastoren Harald Mitterhofer (links) und Ing. Stefan Hanl, Januar 2020

Wenn die Grundpfeiler unseres Lebens erschüttert werden, fällt es schwer, nicht die Richtung zu verlieren. Wir brauchen mehr denn je klare Leitung. Als Kirchen- und Gemeindeleiter sowie christliche Führungskräfte sind wir berufen, in diesen stürmischen Zeiten wie Leuchttürme Orientierung zu geben und auf die soliden Fundamente unseres Glaubens und auf Jesus, das Licht in dieser dunkler werdenden Welt, hinzuweisen.

Ich lade Sie ein, mit Leitern aus aller Welt bei unserer dynamischen Online-Konferenz in Jerusalem dabei zu sein und eine frische Vision zu empfangen. Gemeinsam wollen wir darauf vertrauen, dass der Heilige Geist uns und diejenigen, denen wir in der kommenden Zeit dienen werden, befähigen und leiten wird.

Ich würde mich freuen, Sie bei der ENVISION Online-Konferenz 2021 begrüßen zu dürfen.

Herzlichst, Ihr

Dr. Jürgen Bühler

ICEJ-Präsident, Jerusalem

Die ENVISION-Konferenz für Pastoren und christliche Leiter wird 2021 vom 25. bis 28. Januar online stattfinden (auf Englisch). Geben Sie die Anmeldeinformationen an Ihren Leiter oder Pastor weiter! Anmeldung unter: envision.icej.org

Nachfolgend ein kurzer Bericht von unserer ENVISION-Konferenz 2020

Pastoren und christliche Leiter in Israel

Mehr als 80 Pastoren und christliche Leiter aus aller Welt nahmen Ende Januar 2020 an der ENVISION-Konferenz der ICEJ für Pastoren und Führungskräfte teil, um das Land und Volk Israel zu erleben und Gottes Wegweisung in Jerusalem zu suchen.

Besonders wertvoll waren biblische Lehreinheiten von lokalen messianischen und arabischen Pastoren und Leitern. Durch die Botschaften konnten die Teilnehmer Gottes Herzschlag für Israel nachspüren. „Es ist nicht leicht, als arabischer Pastor über Gottes Herz für Israel zu predigen“, erzählte Saleem Shalash aus Nazareth. „Aber wie können wir an die Ersatztheologie glauben? Wenn Gott Israel durch die Kirche ersetzt, kann er die Kirche durch etwas anderes ersetzen.“ Der messianische Pastor Daniel Yahav aus Tiberias erklärte: „Langsam durchdringt die Liebe von Christen die Herzen des jüdischen Volkes. Sie erkennen, dass diese Liebe echt ist. Das Licht des wiedergeborenen Leibes Christi weckt Eifersucht in ihnen.”

Neue Wertschätzung

Zur Konferenz angereist waren auch Pastoren und Leiter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Schon viele Jahre ist Israel ein wesentlicher Teil unseres Gemeindelebens. Ich erlebte die Konferenz als eine Zeit, in der mir der Herr in Bezug auf das Volk der Verheißung eine ganz neue, vertiefte Wertschätzung und Connection schenkte“, erklärte der österreichische Pastor Ing. Stefan Hanl von der Christengemeinde Freistadt - Strom des Lebens. „Es war ganz speziell, zu sehen und mitzuerleben, in welch spannender und heilsgeschichtlich bedeutsamer Zeit wir uns befinden. Die Agenda Gottes, sein Herzschlag bezüglich der Wiederherstellung Israels und der Erfüllung aller Verheißungen und Zusagen sowohl für Israel als auch für die Nationen wurde für mich regelrecht greifbar. Es war großartig zu sehen, in welch einer Fülle und Bandbreite der Dienst der ICEJ in Israel und international tätig ist. Kontakte sind entstanden, die in Zukunft wohl auch eine vermehrte Rolle spielen werden.“

Profunde Einblicke

Harald Mitterhofer, Pastor der Freien Christengemeinde Zwettl/Rodl in Österreich berichtete: „Die Impulse und Themen der Sprecher waren vielfältig und in vielen Bereichen Augen öffnend. Meine Sichtweisen über Gottes Plan mit Israel und seine Bedeutung wurden erfrischt und gestärkt. Auch die profunden Einblicke in die derzeitige Lage Israels, die Kämpfe und Herausforderungen, die politische Lage und das weltpolitische Geschehen, haben mir sehr geholfen. Ich durfte Gottes Handschrift im Aufblühen Israels neu erkennen und die Arbeit der ICEJ in Israel mit ihren vielfältigen Beziehungen und Projekten als Brückenbauer vor Ort wahrnehmen.“

„Gott hat mich zu dieser Konferenz gebracht und mir ist hier besonders wichtig, Kontakte mit den anderen aus aller Welt zu knüpfen“, sagte Birgit Kirsch, die mit der deutschen Gruppe teilnahm. „Ich bin so dankbar dafür, dass die ICEJ es uns hier ermöglicht, mehr über Israel zu erfahren.“

ENVISION Online-Konferenz 2021 (auf Englisch)

25.-28. Januar 2021

Lernen Sie Leiter aus aller Welt kennen • Erfahren Sie mehr über die erstaunliche Erfolgsgeschichte des modernen Staates Israel • Hören Sie von internationalen Leitern, die Krisen überwunden haben und daran gewachsen sind • Gespräche mit wichtigen Führungskräften Israels • Begegnen Sie israelischen Geschäftsleuten, Politikern, Rabbinern und messianischen und arabischen Pastoren • Hören Sie prophetische Lehre über Israel • Beten Sie mit Leitern aus Israel und weltweit

PROGRAMM: Jeden Tag eine Stunde Livestream aus dem TBN-Studio mit Blick über Jerusalem • Täglich einstündige Live-Ausstrahlungen von der Knesset, Yad Vashem und anderen Orten • Mehr als 20 Seminare mit Pastoren sowie Leitern aus Politik und Wirtschaft • Gebetstreffen mit bekannten Leitern • Täglicher Online-Austausch mit Pastoren und Leitern aus Politik und Wirtschaft, aus Israel und aller Welt • Israelischer und internationaler Lobpreis

SPRECHER: Pastor Peter Tsukahira (Israel), Calev Myers (Israel), Ingolf Ellßel (Deutschland), Pastor Mats Ola Ishoel (Russland), Kenneth Meshoe (Abgeordneter aus Südafrika), Mike Sodrel (US-Kongressabgeordneter) und weitere!

TEILNAHMEKOSTEN: 100$ (85€)

ANMELDUNG: envision.icej.org (Englisch) oder im deutschen ICEJ-Büro: info@icej.de / Tel. 0711 - 83 88 94 80

Bitte beachten Sie, dass keine deutsche Übersetzung angeboten wird.

Änderungen vorbehalten


Die Überquerung des Jordan

Als ich vor Kurzem am Jordan stand dachte ich an die großartigen Ereignisse, die sich dort ereignet hatten – insbesondere, dass Josua eine ganze Nation in eine neue Bestimmung hineinführte. In den letzten Jahren habe ich mich oft mit der Geschichte von Josua und den Israeliten, die das Gelobte Land eroberten, beschäftigt.

Foto: Wikipedia, Die Überquerung des Jordan von Benjamin West, Symbolbild

Grundlegende Veränderung

Nachdem sie vierzig Jahre durch die Wüste gewandert waren, erreichten sie endlich ihr Ziel– das Land Kanaan. Dieses Ereignis bedeutete in vielerlei Hinsicht eine grundlegende Veränderung. Das Volk Israel musste sein Denken, seine Einstellung und sein Verhalten ändern. Sobald Israel den Jordan überquerte, war eine neue Vorgehensweise nötig. Was in der Wüste funktioniert hatte, genügte im neuen Land nicht mehr. Das ist auch eine Lektion für uns heute.
 
Josuas Aufstieg zum Anführer Israels war von einer dramatischen Veränderung für Israel begleitet. Die nomadischen Wüstenstämme wurden zu einer siegreichen Nation, die das Land Kanaan einnahm. Diese Verwandlung wurde durch ein Wunder Gottes möglich. An dem Tag, an dem das Volk Israel den Jordan überquerte, feierten sie das erste Passahfest im Gelobten Land. Obwohl Jericho noch nicht eingenommen war, feierten sie Pessach mit den Früchten, die im Land Israel wuchsen. Auf einmal geschah etwas, das sie womöglich nicht erwartet hatten: Das Manna, das „Brot der Engel“ (Psalm 78,25), erschien nicht mehr. „Und das Manna hörte auf am andern Morgen, als sie vom Getreide des Landes aßen. Seither hatten die Israeliten kein Manna mehr, sondern aßen von der Ernte des Landes Kanaan in diesem Jahr.“ (Josua 5,12)


In vielerlei Hinsicht war diese Veränderung schon lange zu erwarten gewesen, denn das tägliche Nahrungsspektrum war von nun an sehr viel vielfältiger. Aber die eigentlich große Veränderung war, dass Israel nun säen und ernten und das Land bearbeiten musste. Saatzeit und Ernte verlangten eine neue Arbeitsweise auf den Feldern und in den Obsthainen, um die jährliche Ernte einzuholen.

Neue Strategien

Auch ihre Militärstrategie veränderte sich radikal. Waren sie zuvor eine Nation gewesen, die sich nur gegen Angreifer in der Wüste verteidigt hatte, musste Israel nun in die Offensive gehen und neue Gebiete einnehmen. Bisher hatten sie ein nomadisches Leben geführt und waren Gott durch unfruchtbares Wüstenland gefolgt. Nun mussten sie befestigte Städte einnehmen und sich in den ihnen zugewiesenen Teilen des Landes niederlassen.

Als Josua das Volk Israel über den Jordan führte, trug er ihnen deshalb auf, ihre Augen auf die Bundeslade gerichtet zu halten und ihrer Leitung zu folgen – denn „so werdet ihr wissen, auf welchem Wege ihr gehen sollt; denn ihr seid den Weg bisher noch nicht gegangen.“ (Josua 3,4b) Ein neuer Weg und neue Erfahrungen warteten auf sie. Darum brauchte Israel eine neue Denkweise des Glaubens und der Erwartung. In gewisser Weise bedurften sie auch einer neuen Theologie, denn sie befanden sich in einem völlig anderen Abschnitt der Heilsgeschichte als ihre Väter.

Wüstenzeiten

Während der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste lebte Israel von einer „sich hinziehenden Hoffnung“. Viele Christen leben heute in genau demselben Modus der aufgeschobenen Hoffnung. Sie sind zufrieden, in einer geistlichen Wüste zu leben, die nie wirklich für sie als Kinder Gottes bestimmt war. Es ist wahr, dass Israel eine Zeit der Wüstenwanderung bestimmt gewesen ist. Wegen ihres Unglaubens erlaubte Gott ihnen nicht, auf direktem Weg ins Gelobte Land zu eilen. Stattdessen führte er sie eine längere Wegstrecke durch die Wüste. Dies war ein wichtiger Teil ihrer Reise. Es gibt Zeiten, in denen Gott Sie und mich durch Wüstenzeiten führen mag, weil diese Zeiten uns oft formen und verändern – mehr als Zeiten des Segens und des Überflusses.

Aber es war nie Gottes Absicht, dass die Israeliten ihr ganzes Leben in der Wüste verbringen sollten. Es war vielmehr Gottes gerechtes Urteil, eine gesamte Generation vier Jahrzehnte lang an diesem Ort der Unfruchtbarkeit umherwandern und in der Wildnis umkommen zu lassen. Ja, es war eine Zeit göttlicher Bewahrung, Versorgung und der Treue Gottes. Ihre Kleidung nutzte sich nicht ab (5. Mose 8,4) und unter ihnen gab es niemanden, der schwach oder krank war. Gott kümmerte sich treu um sein Volk. Aber die Wüste war eigentlich nur als kurze Übergangszeit gedacht, durch die sie zu einer größeren Bestimmung geführt werden sollten. Tragischerweise sah eine ganze Generation nie das Gelobte Land und verpasste das, was Gott für sie bereitet hatte.


Ich glaube, dass dies heute auf viele Leute in der Gemeinde Jesu zutrifft. Viel zu oft sind wir bereit, uns mit weniger zufrieden zu geben, als Gott für uns bestimmt hat. Doch Gott ruft uns wie Josua auf, den Jordan zu überqueren und die Verheißungen und die Zukunft, die er für seine Kinder vorgesehen hat, einzunehmen.

Es gibt fünf biblische Prinzipien in der Geschichte Josuas, die ich hervorheben möchte:

1. Die Erwartung neuer Dinge

Dies ist eine zentrale Eigenschaft, die nicht nur auf Josua zutraf, sondern auf alle großen Männer und Frauen der Bibel und sogar der Kirchengeschichte. Erweckungen kamen, weil Menschen den Status quo ansahen, ihn mit den Aussagen der Bibel verglichen und feststellten, dass Gottes Volk zu Größerem bestimmt ist. Das ist der Grund, weshalb Martin Luther, John Knox, John Wesley und viele andere nicht nur Erweckung sahen, sondern auch ganze Nationen beeinflussten.

Josua wagte es, im Glauben voranzugehen auf dem „Weg, den du zuvor nicht betreten hast“. Der Prophet Jesaja ermutigt uns, für das Neue, das Gott auch in unserer Zeit tun möchte, bereit zu sein. „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ (Jesaja 43,18-19; siehe auch Jesaja 42,9; 48,6) Gott ermutigt uns, Neues zu erwarten, sogar „Wasserströme in der Einöde” - egal wie trocken unsere Situation sein mag!

2. Glaube und Mut

Als Mose seinen Nachfolger mit der Führung des Volkes beauftragte, forderte er Josua wiederholt auf, „stark und mutig“ zu sein (Josua 1,6-9). Mose verstand, dass dies die wichtigste Eigenschaft war, die Josua haben musste, um das Land zu betreten und es einzunehmen. Der Hebräerbrief bestätigt, dass es ein „böses, ungläubiges Herz“ (Hebräer 3,12) war, das die Israeliten daran hinderte, in ihre Ruhe im Land der Verheißung einzugehen. Gott sucht ein Volk, das sich nicht von den Riesen in der Welt und den Angriffen des Bösen verunsichern lässt. Er sucht vielmehr Männer und Frauen, die wissen, dass mit Gott nichts unmöglich ist, und die verstehen, dass wenn Gott mit ihnen ist, niemand gegen sie sein kann (Römer 8,31).

3. Nach Gerechtigkeit hungern und dürsten

Eine weitere wesentliche Eigenschaft in Josuas Leben war seine vollkommene Abhängigkeit von Gottes Wort. Er handelte nicht auf seine Weise, sondern auf Gottes Weise. Immer wieder hält das Buch Josua fest, dass er alles tat „genau wie Mose geboten hatte“ (Josua 4,10; 8,30-31; 8,35; 10,40 usw.). Genau das hatte der Herr ihm aufgetragen, von Beginn seiner Berufung an. „Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst.“ (Josua 1,7) Der Schlüssel zu Josuas Erfolg war sein Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, seine Umsicht, keine Kompromisse einzugehen – weder zur Linken noch zur Rechten. Machen auch Sie es sich zur Gewohnheit, täglich Zeit mit Gottes Wort zu verbringen. Es ist ein Schlüssel zu Ihrem eigenen Erfolg.

4. Den Blick auf die Bundeslade richten

So wie Josua den Israeliten auftrug, ihren Blick auf die Bundeslade gerichtet zu halten, die die Priester auf ihren Schultern trugen, so müssen auch wir Menschen sein, die ihren Blick auf Jesus gerichtet halten. Er ist der gute Hirte, dem wir folgen, wohin er uns führt. Auch hier spielt das Wort Gottes eine wesentliche Rolle. Gottes Wort ist unseres Fußes Leuchte (Psalm 119,105) und er hat versprochen, dass sein Geist uns führen wird. Ein Buch, das mich ungemein berührt hat, ist „Die Übung der Gegenwart Gottes“ von einem gewissen Bruder Lorenz. Er war ein einfacher Mönch, der in der Küche eines europäischen Klosters arbeitete. Sein Rat wurde von führenden Persönlichkeiten seiner Zeit gesucht, denn er lebte tatsächlich in der Gegenwart Gottes. Er war ein Mann des Gebets. In Zeiten des Coronavirus sind wir gezwungen, auf Wegen zu gehen, die wir nie zuvor betreten haben. Wir können es uns nicht leisten, Jesus aus dem Blick zu verlieren!

5. Ein Volk des Kampfes

Das Gelobte Land war kein Paradies auf Erden, sondern ein Schlachtfeld, das erobert werden musste. Das Land einzunehmen war kein Kinderspiel. Gott warnte Israel mehrmals, dass nach der Überquerung des Jordans neue Herausforderungen, die ihre Fähigkeiten überstiegen, auf sie warten würden. Gott verkündete durch Mose, dass sie beim Betreten des Landes auf „sieben Völker, die größer und stärker sind als du“, treffen würden (5. Mose 7,1). In 5. Mose 9 ist diese Warnung sogar noch deutlicher: „Höre, Israel, du wirst heute über den Jordan gehen, damit du hineinkommst, das Land der Völker einzunehmen, die größer und stärker sind als du, große Städte, ummauert bis an den Himmel, ein großes, hochgewachsenes Volk, die Anakiter, die du kennst, von denen du auch hast sagen hören: Wer kann wider die Anakiter bestehen?“ (5. Mose 9,1-2)

Es war genau diese scheinbar hoffnungslose Situation, in der die Generation vor ihnen gescheitert war, so dass sie 40 Jahre in der Wüste umherwandern musste. Heute sucht Gott Menschen wie Josua und Kaleb und Debora, die bereit sind, den Kampf an die Tore des Feindes zu tragen und das einzunehmen, was Gott verheißen hat.

Eine Zeit der Möglichkeiten

Heute führt Gott sein Volk an die Grenze des Gelobten Landes. Es ist ein Land, das wunderbare Verheißungen für uns bereithält. Doch es wird Mut und Glauben kosten, den Riesen, die zwischen uns und unserer Bestimmung stehen, gegenüberzutreten. Ich glaube wirklich, dass die aktuelle Corona-Krise viele von uns an das Ufer des Jordan stellt, und dass Gott uns einlädt, in ein neues Land der Verheißung hineinzukommen. Er lädt uns ein, den Ort des mittelmäßigen Christentums hinter uns zu lassen, der charakterisiert wird von wöchentlichen, zwei Stunden langen Gottesdienstbesuchen mit peppiger Musik und Motivationsreden, die uns zwar helfen, uns gut zu fühlen, aber nicht, unseren Riesen gegenüberzutreten.

Ich höre heute leider viel zu oft die Aussage: „Ich hoffe, dass die Corona-Krise bald vorbei ist und alles wieder so sein wird, wie es einmal war.“ Ehrlich gesagt wage ich nicht, so wie bisher weiterzumachen. Als ICEJ haben wir in den letzten sechs Monaten mehr gebetet als je zuvor. Wir haben erlebt, dass Gott Gebet erhört und Menschen von schweren Krankheiten heilt. Jeden Monat schließen sich uns mehr Zweigstellen an, für Erweckung in Israel und ihren eigenen Nationen zu beten. Sie haben miterlebt, dass ein neuer Hunger nach mehr von Gott und nach Erweckung ihre Zusammenkünfte erfüllt.

In Gottes Verheißungen eintreten

Ins Gelobte Land zu kommen bedeutet, eine neue Hingabe und einen neuen Hunger nach den Verheißungen, die Gott uns in seinem Wort gegeben hat, zu entwickeln. Wir müssen mit einer ganz neuen Entschlossenheit den Staub unserer Religiosität abschütteln und vor Gott, uns selbst und dem Feind erklären, dass ein neuer Tag anbricht und dass wir entschlossen sind, in Gottes Verheißungen einzutreten. Wir brauchen einen neuen Hunger nach dem Wort Gottes und seiner Gegenwart.

Was ist also das Gebiet, das Gott uns verheißen hat? Was ist die Bestimmung, in die wir hineinkommen sollen? Es mag für jeden von uns anders aussehen, denn wir alle haben unterschiedliche Berufungen. Doch einer der Bereiche, von dem die Bibel sagt, dass wir ihn einnehmen sollen, ist unsere Familie. Josua prophezeite mit Kühnheit über seiner Familie: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.“ (Josua 24,15) Als Eltern und insbesondere als Väter sollte dies unser Schlachtruf sein im Blick auf unsere Kinder und Kindeskinder.

Für andere ist das Schlachtfeld vielleicht dämonische Gebundenheit und Unterdrückung von Familienangehörigen oder Freunden. Erinnern wir uns, dass Jesus nicht kam, um das Lager des Feindes zu beschwichtigen. Er kam, um die Werke des Teufels zu zerstören. In Markus 16,17-18 finden wir eine Beschreibung des Gelobten Landes, das alle, die glauben, erben sollen: „Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, so wird's gut mit ihnen.“

Ein weiteres Schlachtfeld sind unsere Städte und Nationen. Wir leben in Zeiten, in denen unsere Nationen in Aufruhr sind - nicht nur die USA, sondern auch viele andere Länder der Welt. Es ist ein Kampf um die Seele unserer Nationen. Heute wenden sich Länder von ihrem göttlichen und christlichen Erbe ab und gleiten in einen Sumpf offen gelebter Unmoral und Sünde. Gott sucht ein Volk, das willens ist, in den Riss zu treten, und bereit ist, seine Nation für Gott zurückzugewinnen.

Eine Quelle der Hoffnung sein

Eine der Kernaussagen, die die Wiederherstellung Israels uns heute lehrt, ist, dass Gott nicht nur an der Errettung von Einzelpersonen interessiert ist, sondern dass er sich um ganze Nationen sorgt. „Bitte mich“, sagt Gott, „so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum.“ (Psalm 2,8) In einer unserer weltweiten Online-Gebetstreffen sagte Suzette Hattingh, dass unsere fatalistische prophetische Vorstellung von der Endzeit uns leider viel zu oft untätig und selbstzufrieden sein lässt. Wie wahr! Einer der wesentlichen Charakterzüge, die die Gemeinde braucht, ist, eine Quelle der Hoffnung zu sein. Diese Hoffnung lässt nie zuschanden werden (Römer 5,5). Lassen Sie uns für unsere Nation hoffen und beten bis Jesus wiederkommt.

Treffen Sie heute, wenn Sie dies lesen, eine persönliche Entscheidung, Ihr persönliches Gelobtes Land einzunehmen. Bitten Sie Gott, Sie in das Neue hineinzuführen, das er für Sie bereitet hat, und bitten Sie ihn, auch inmitten dieser schwierigen Zeit große Taten zu tun (Daniel 11,32b). Denken Sie daran: Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?

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Bereitet den Weg - Teil 1: Der Dienst des Elia

Bereitet den Weg - Teil 2: Die Wiederherstellung von Vätern und Söhnen


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Christliche Unterstützung hilft Yad Vashem

Liebe Freunde,

im Mai baten wir Sie um Unterstützung für die Internationale Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel, die den modernen Antisemitismus und Holocaustleugnung weltweit entschieden bekämpft und der Opfer des Holocaust gedenkt. Anfang Oktober erhielt ich ein Schreiben von Avner Shalev, Vorsitzender der Direktion von Yad Vashem, in dem er sich erneut für die Hilfe der Freunde Yad Vashems bedankt und seine Hoffnung ausdrückt, dass Yad Vashem das Jahr 2020 ohne Defizit abschließen wird. Daran hatten auch Sie durch Ihre Gaben und Gebete Anteil, herzlichen Dank dafür!

Foto: Unsplash, Yad Vashem, Halle der Namen

Herausforderung zweiter Lockdown

Die andauernde Pandemie überschattet jedoch den Ausblick auf 2021. Durch Zusatzangebote für Besucher generiert Yad Vashem einen wichtigen Teil seiner Einnahmen. Doch seit dem 18. September ist sowohl das Holocaustmuseum als auch das Bildungszentrum mit der Internationalen Schule für Holocaust-Studien, dem weltweit größten Holocaustarchiv, dem Forschungsinstitut und der renommierten Bibliothek bis auf weiteres geschlossen. Wie bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr ist auch in diesem Herbst kein Besuch in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem möglich. Das bedeutet, dass ihre Haupteinnahmequelle wegfällt. Finanzielle Unterstützung aus anderen Quellen wurde zudem gekürzt oder aufgeschoben.

Besuchen Sie Yad Vashem online

Trotz der Corona-Krise werden viele Aktivitäten Yad Vashems unbeirrt fortgesetzt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus. „Unsere Manager und unser Fachpersonal, darunter Forscher, Archivare und Pädagogen, haben kreative Maßnahmen entwickelt, um unsere umfangreichen und vielfältigen Online-Angebote zu optimieren“, schreibt Shalev. „Yad Vashem wird seinem einzigartigen Auftrag treu bleiben und muss effektive Wege suchen, um die Corona-bedingten Schwierigkeiten zu überwinden oder zumindest zu reduzieren.“ Das reichhaltige digitale Angebot Yad Vashems kann jederzeit unter www.yadvashem.org/de abgerufen werden.

Solidarität in der Krise

Seit 2006, als die „Christlichen Freunde Yad Vashems“ (CFYV) als christliche Abteilung in Yad Vashem gegründet wurden, ist die ICEJ in einer strategischen Partnerschaft mit Yad Vashem verbunden. Darin äußert sich nicht nur die Liebe von Christen zu Israel und dem jüdischen Volk, sondern auch unsere Verantwortung angesichts des jahrhundertealten christlichen Antisemitismus. Es ist ein Wunder, dass heute diese christlich-jüdische Zusammenarbeit entstanden ist. Seit Jahren fördert die ICEJ Schulungen der CFYV für christliche Leiter, Pastoren und Pädagogen zum Thema Holocaust und Antisemitismus. Wir freuen uns besonders über die gute Zusammenarbeit mit Shaya Ben Yehuda, Direktor für internationale Beziehungen Yad Vashems, und Sari Granitza, Direktorin der Christlichen Freunde Yad Vashems. Jetzt ist es Zeit, Solidarität mit unseren Freunden zu zeigen und gerade in dieser Krise den Kampf gegen Antisemitismus entschlossen zu unterstützen. Bitte helfen Sie mit Ihren Gebeten und Gaben, die einzigartige christlich-jüdische Partnerschaft zu fördern, vielen Dank!

Gott segne Sie, Ihr

Gottfried Bühler

Erster Vorsitzender ICEJ Deutscher Zweig

 

Bitte unterstützen Sie würdiges Gedenken, Holocaust-Studien und Kampf gegen Antisemitismus. Als Verwendungszweck bitte „Yad Vashem“ angeben. Herzlichen Dank!

 

 

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Eine Kultur der Dankbarkeit

Dankbarkeit ist ein sehr wichtiges Thema und es hat etwas mit „feiern“ oder „Festen“ zu tun. Im Judentum ist es Brauch, Feste zu feiern. Wenn die Juden feiern, dann tun sie das mit fröhlichem Herzen, erfreut und dankbar dafür, ihrem Gott zu dienen. Ob es Chanukka, Purim, der israelische Unabhängigkeitstag Jom HaAtzmaut, Sukkot oder die vielen anderen Feste sind, sie erinnern immer an Gottes übernatürliche Versorgung und seine vielfältigen Wunder. Ebenso symbolisieren die Feste die Abhängigkeit von Gott im Heute und weisen hoffnungsvoll auf die kommende Friedenszeit, das messianische Zeitalter, hin.

Foto: Pixabay, Symbolbild

Gottes Feste

Gott gebraucht zwei unterschiedliche Worte für Feste. In der Bibel finden wir zum einen das hebräische Wort chag, das so viel wie Festversammlung bedeutet. In Israel wünscht man sich bei Festen „chag sameach“, ein frohes Fest. Das andere Wort ist moed. Es bedeutet so viel wie eine festgesetzte Zeit oder eine Verabredung für eine heilige Zusammenkunft. In 3. Mose 23 entdecken wir einen Terminkalender des Himmels, in dem festgesetzte Termine stehen, die Gott selbst festgelegt und eingeplant hat. In Vers 2 heißt es: „Die Feste (moed) des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, meine Feste sind diese.“ Und dann benennt Gott seine Feste, festgesetzte Zeiten, an denen der Richter und König, der Vater der Barmherzigkeit, in eine ganz besondere Beziehung mit seinem Volk treten möchte.

Um diese biblischen Termine auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten genau einhalten zu können, hat Gott Lichter geschaffen: „Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie sollen dienen als Zeichen und [zur Bestimmung von] Zeiten (moed) und Tagen und Jahren.“ (1. Mose 1,14). Vor wenigen Wochen haben wir Sukkot,das Laubhüttenfest, gefeiert. Der erste Tag des 8-tägigen Festes beginnt laut der Bibel immer bei Vollmond. Ein deutliches Zeichen des Himmels, das Gottes Volk an diesen wichtigen Termin mit Ihm erinnern soll.

Der jüdische oder biblische Kalender orientiert sich an den Mondphasen, um die heiligen Termine des HERRN genau einhalten zu können. Es sind genau sieben Feste, die Gott in 3. Mose 23 neben dem wöchentlichen Schabbat als seine Feste bezeichnet: das Passahfest, das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Erstlingsfrüchte, das Fest der Wochen (Schawuot), das Fest des Lärmblasens (der Neujahrstag), der Versöhnungstag (Jom Kippur) und das Laubhüttenfest (Sukkot). Feste prägen ein Volk!

Das Laubhüttenfest

Eines der drei großen Feste des HERRN, an denen ganz Israel jährlich vor Gott in Jerusalem erscheinen sollte, ist das Fest der Hütten, das Laubhüttenfest (Sukkot). Auch Jesus und die Ur-Gemeinde haben das Laubhüttenfest gefeiert. Es ist ein Fest der Erinnerung an Gottes spektakuläre Versorgung während der 40-jährigen Wanderung in einer unwirtlichen, heißen Wüstenlandschaft. Es wird in der Gegenwart gefeiert, um sich an Gottes Versorgung in der Vergangenheit zu erinnern und gleichzeitig auf die Ereignisse in derZukunft vorauszuschauen.

Gott hat seinem Volk den Auftrag erteilt, die Geschichte nicht zu vergessen. In 5. Mose 31,13 sehen wir den Zusammenhang von Erinnerung und dem gebührenden Respekt vor Gott: „Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage.“ Gott schafft sogar einen Zusammenhang zwischen Erinnerung und Leben: Richtet euer Herz auf all die Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, dass sie darauf achten, alle Worte dieser Weisung zu tun! Denn nicht ein leeres Wort ist es für euch, sondern es ist euer Leben. (5. Mose 32,46-47)

Ein Freudenfest für alle

Die Verfolgungen und Stürme in der Geschichte des jüdischen Volkes konnten die Laubhütte nicht wegfegen. Im wiedergegründeten Staat Israel steht die Laubhütte jedes Jahr im Mittelpunkt des jüdischen Lebens. Im fröhlichen, familiären Beisammensein prägen Erinnerung, Freude, Gastfreundschaft, Dankbarkeit und Hoffnung auf eine Zeit des kommenden Friedens diese acht Tage. Das Fest endet mit dem Höhepunkt der Torah-Lesung und führt hinein in die dankbare Freude über Gottes Weisungen.

Es ist ein von Gott festgesetzter Termin, ein heiliger Zeitpunkt Gottes, mit einem universalen Charakter, der auch die Nichtjuden miteinbezieht. Das Laubhüttenfest ist insofern ein einzigartiges Fest, da auch die Nationen nach Jerusalem eingeladen werden, um den Herrn gemeinsam mit dem jüdischen Volk anzubeten. Der Herr sagte damals schon zu Mose, dass alle Israeliten sowie alle Ausländer im Land sich zum Laubhüttenfest versammeln sollten, um zu lernen, Gott zu ehren (5. Mose 31,12). Besonders ist auch die ausdrückliche Anordnung, dieses Fest Gottes als Freudenfest zu feiern: „Und du sollst dich an deinem Fest freuen, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und der Levit und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren wohnen. (5. Mose 16,14)

Der jüdische Prophet Sacharja sieht eine Zeit kommen, in der alle Nationen Jahr für Jahr nach Jerusalem kommen werden, um „anzubeten den König, den Herrn der Heerscharen und um das Laubhüttenfest zu feiern.“ Im messianischen Zeitalter wird die gesamte Welt nach Jerusalem hinaufziehen, um Gott während des Laubhüttenfestes anzubeten. In den letzten 40 Jahren sind Jahr für Jahr tausende Christen aus aller Welt nach Jerusalem gekommen, um das Laubhüttenfest zu feiern. Das ist ein prophetischer Vorgeschmack dessen, was Sacharja angekündigt hat.

Zurückschauen und danken

Was können wir als Christen von den „festgesetzte Zeiten“ für das jüdische Volk lernen? Vor allem das Laubhüttenfest fordert uns auf, Gott unsere besondere Dankbarkeit auszudrücken. Am Ende des Erntejahres erwartet Gott von seinem Volk ein besonderes DANKE für seine Versorgung. In diesem Jahr ist besonders deutlich geworden, wie zerbrechlich und instabil unsere äußeren Sicherheiten und Fundamente sind. Und doch haben wir allen Grund zu danken: Danke für Gottes Versorgung in diesem besonderen Jahr, Danke für 30 Jahre Wiedervereinigung, Danke für 71 Jahre BRD. Ein Dankeschön hat etwas mit Anstand zu tun. Hand aufs Herz: haben wir uns für das zurückliegende - in vielerlei Hinsicht schwierige - Jahr mit allem Anstand und Respekt für Gottes Versorgung bedankt? Als Familie, als Gemeinde, als Land?

Dieser Termin, dieser moed, zeigt uns Nichtjuden auch, wie wichtig unsere Beziehungen zum jüdischen Volk und zu Israel sind. Im Zurückschauen sehen wir, dass die Geschichte des Christentums 1900 Jahre lang von tiefem Hass und Gleichgültigkeit gegenüber dem jüdischen Volk begleitet wurde. Antisemitismus und Judenhass haben gerade auch in diesem Jahr wieder in Besorgnis erregender Weise zugenommen. Und doch gilt Gottes Zusage aus 2. Chronik 7,14: „Wenn mein Volk … sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“

Fester Grund

Auch wenn unsere Welt instabiler wird, möge es uns bewusst sein, dass wir aufgebaut sind auf der Grundlage der jüdischen Apostel und der jüdischen Propheten. Unser Glaubensfundament ist dieser stabile Felsen, der auserwählte kostbare Eckstein, gelegt in Zion, in Jerusalem. Dort ist Jesus Christus für die Menschheit gestorben, damit der Segen Abrahams auch zu den Nationen kommt. Daran sollten wir uns regelmäßig erinnern und Gott unsere Dankbarkeit dafür ausdrücken.

In schwierigen Zeiten, in denen sich Geschichtsvergessenheit breit macht und Judenhass wieder zunimmt, kann uns das hebräische Denken eine göttliche Hilfe sein. Wir brauchen eine gesunde Kultur der Erinnerung, die uns lehrt, in Dankbarkeit zu leben. Ich wünsche Ihnen dazu Gottes reichen Segen.


Buchtipp: Set „Biblischer Zionismus“, Band 1-5.

Theologisch fundiert und leicht verständlich spricht Pastor Malcolm Hedding, Geschäftsführender ICEJ-Direktor von 2001 bis 2011, über Grundfragen des biblischen Zionismus. Zur Bestellung im ICEJ-Shop


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Die Spaltung: Getrennte Wege der Kirche und Israels

Nie vergesse ich den Besuch in der chinesischen 10-Millionen-Stadt Whenchou bei einer Gruppe Hauskirchenleiter, die rund eine Million einheimische Gläubige repräsentierten. Ich war der erste Gast aus Israel. Als ich zu erklären begann, warum Israel wichtig ist, stellte ich schnell fest, dass dies für sie nichts Neues war. Ich fragte den Leiter: „Wer hat euch über Israel gelehrt?“ Überrascht antwortete er: „Es steht alles in der Bibel.“

Foto: Wikipedia, Konzil von Nicäa, gemeinfrei

Das wirft die Frage auf: Was geschah in der Kirche, dass sie sich so weit von dieser einfachen Wahrheit entfernte und in den letzten 1.500 Jahren zur stärksten Antriebskraft des Antisemitismus wurde? Hasspredigten voll Verachtung gegenüber den Juden, Pogrome, Zwangsbekehrungen, Inquisitionen und schließlich der Holocaust – all dies machte das Christentum zum Erzfeind der Juden – in weit größerem Maße noch als der Islam.

Paulus Israel-Lehre

Dies ist umso erschreckender, da der Apostel Paulus eine sehr klare Israel-Lehre hat: „Sie sind Israeliten, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über allem, sei gelobt in Ewigkeit.” (Römer 9,4-5) Paulus erkannte: Auch wenn die meisten Juden Jeschua nicht als ihren Messias annehmen, bleiben sie dennoch „Geliebte um der Väter willen.“ (Römer 11,28). Ihre Ablehnung Jesu sah Paulus als vorübergehenden Zustand, den schon die hebräischen Propheten voraussagten (z.B. Jesaja 6). Doch er glaubte, dass einst „ganz Israel gerettet werde“ (Römer 11,26). Deshalb warnte er die Gläubigen aus den Nationen vor Arroganz gegenüber den Juden (Römer 11,18) und mahnte sie zu bedenken: „…dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und den Bundesschlüssen der Verheißung fremd; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.“ (Epheser 2,12) Durch Gnade näherten sie sich und erhielten Anteil an Gottes Verheißungen.

Beginnende Spaltung

Die Antwort darauf, warum und wo sich die Kirche von Israel trennte, ist zu komplex, um sie in einem kurzen Artikel vollständig darlegen zu können. Zum Teil liegt die Schuld bei der römischen Politik. Viel wichtiger aber ist zu erkennen, dass die Kirche selbst Verantwortung übernehmen muss für die Entscheidungen, die ihre Leiter in den ersten Jahrhunderten nach Christus getroffen haben. Nach dem ersten Kirchenkonzil, von dem Apostelgeschichte 15 berichtet, begannen sich die Dinge zu ändern – auch hinsichtlich der Demografie der Kirche.

Das Christentum begann in Jerusalem als hundertprozentig jüdische Kirche, doch nach etwa einem Jahrhundert bildeten „Heiden“ die Mehrheit. Anfangs war Jerusalem das spirituelle Zentrum des Glaubens, aber die römischen Kriege veränderten die Verbindung der Kirche zu Jerusalem und Israel dramatisch. 70 n. Chr. zerstörte Titus den Tempel, einige Jahrzehnte später vertrieb Hadrian praktisch alle Juden aus Jerusalem und Israel. 136 n. Chr. wurde Marcus der erste nichtjüdische Bischof Jerusalems. Der spirituelle Schwerpunkt verlagerte sich allmählich Richtung Rom und Konstantinopel.

Nicäa und die Juden

Zum endgültigen Bruch kam es 325 n. Chr. in Nicäa (heute Iznik, Nordwest-Türkei), einem Ort, von dem nur noch Ruinen zu finden sind. Das Konzil von Nicäa war das bedeutendste der Kirchengeschichte. Es kam zustande als die Christen erstmals keine verfolgte Minderheit mehr waren. Konstantin bereitete dem Christentum den Weg, das im Jahre 380 von Theodosius I. zur offiziellen Staatsreligion erklärt wurde. Konstantin berief das Konzil ein, um die Kirche als konsolidierende Kraft in seinem Reich zu nutzen.In Nicäa beschäftigte man sich vor allem mit dem gleichzeitig göttlichen und menschlichen Wesen Jesu. Diese „Jesus-Frage“ wurde in der Kirche sehr kontrovers diskutiert. Nach langen und hitzigen Debatten wurde schließlich ein Konsens erzielt. Für die meisten Teilnehmer waren Fragen, die sich auf „jüdische“ Themen bezogen, dabei zweitrangig.

In Nicäa und den folgenden Konzilen und Synoden begann die Trennung der „Heiden“-Kirche von ihrer jüdischen Herkunft. Diese Verschiebung ereignete sich in drei Hauptbereichen: Erstens durch Änderung des Kalenders und der religiösen Feiertage, zweitens durch eine veränderte Einstellung der Kirche gegenüber Juden und drittens durch strenge Vorschriften gegen einen Umgang von Christen mit Juden.

Änderung der Feiertage

Bis zum Konzil von Nicäa waren die Kirchen uneins, wie Ostern (Passah) zu feiern sei. Die Kirchen in Rom und anderen westlichen Regionen hatten beschlossen, die Osterfeier an den biblischen Bericht zu knüpfen, dass Jesus am ersten Tag der Woche auferstanden war und sich am Julianischen statt am hebräischen Kalender zu orientieren. Jeder Bezug zum biblischen Passah-Fest wurde ignoriert. Die Kirchen im Osten verbanden die Passionswoche weiterhin mit dem Passahfest. Damit lagen sie eher auf einer Linie mit dem Alten Testament und den von Jesus und seinen Jüngern vorgelebten Traditionen.

In Nicäa verlangte Konstantin nun einen einheitlichen christlichen Kalender für sein Reich. In einem Synodalbrief an alle Kirchen hieß es: „Wir haben gute Nachrichten für euch! … Von jetzt an feiern wir Ostern nicht länger nach der Tradition der Juden!“ Kaiser Konstantin selbst schrieb an die Kirchen im Osten: „Es wurde festgestellt, dass es besonders unwürdig ist, am heiligsten aller Feste (Ostern) dem Brauch der Juden zu folgen, die ihre Hände mit dem größten aller Verbrechen beschmutzt haben und deren Geist verblendet ist.“

Bekannt für seine Feindseligkeit gegen die Juden fuhr Konstantin fort: „Wir sollten uns von der abscheulichen Gesellschaft der Juden trennen, denn es ist wahrlich beschämend für uns, sie damit prahlen zu hören, dass wir ohne ihre Anleitung dieses Fest nicht feiern könnten. Außerdem ist es unsere Pflicht, nichts gemein zu haben mit den Mördern unseres Herrn.“ Er folgerte, da die Juden für den Tod Jesu verantwortlich seien, müssten auch ihre Traditionen falsch sein. Zudem folgten die meisten Christen zu diesem Zeitpunkt dem jüdischen Kalender ohnehin nicht mehr. Die Entscheidung entsprach einem demokratischen Konsens, der keine theologische Basis hatte.

Jesus und das Passahfest

Konstantins radikales Vorgehen missachtete die zahlreichen Parallelen der letzten Tage Jesu und des biblischen Passahfests. Jesus gebot seinen Jüngern, das Passahmahl vorzubereiten (Lukas 22,7-8) und erklärte: „Mich hat herzlich verlangt, dies Passah-Lamm mit euch zu essen, ehe ich leide“ (Lukas 22,15). Er feierte das Passahfest in vielen Details so, wie es Juden bis heute tun: Nach dem Mahl nahm er den Becher und segnete ihn (1. Korinther 11,25). Bis heute betrachten Juden diesen dritten Becher als den „Becher der messianischen Erlösung“. Nach dem „Hallel“, der traditionellen Lesung der Psalmen 115 bis 118, ging er zum Ölberg (Matthäus 26,30). Paulus erklärt außerdem, dass Jesus unser Passah-Lamm ist (1. Korinther 5,7).

Sonntag ersetzt Schabbat

Mit derselben Ignoranz wurde der Sonntag als neuer wöchentlicher Feiertag eingeführt. Bis dahin war der Sonntag ein gewöhnlicher Arbeitstag, an dem lediglich einige Christen morgens beteten und Bibel lasen - in Erinnerung an Jesus Auferstehung am ersten Tag der Woche. Konstantins Ziel war es, die Christen vollständig von allen jüdischen Gewohnheiten zu trennen. Um Christen davon abzuhalten, den Schabbat zu halten, erklärte er den Sonntag zum neuen heiligen Tag. Viele Christen wehrten sich dagegen. Doch das nachfolgende Konzil von Laodicea zementierte die Entscheidung. Christen, die weiterhin den jüdischen Schabbat hielten, wurden exkommuniziert.

Der Einstellungswandel

Paulus hatte eine große Liebe zu seinem Volk. Wenn möglich hätte er auf seine eigene Erlösung verzichtet, wenn dadurch einige seiner jüdischen Brüder gerettet worden wären (Römer 9,3). Aber den späteren Konzilen fehlte die leidenschaftliche Liebe zum jüdischen Volk komplett. Alles Jüdische war unwillkommen, einschließlich der Juden selbst. Ihnen wurde es so schwer wie möglich gemacht, sich der Kirche anzuschließen. Konvertierte Juden mussten sogar ihre jüdischen Namen ablegen. Dabei wurde vollständig ignoriert, dass alle Apostel jüdische Namen hatten und Maria Jesus den Namen „Jeschua“, das hebräische Wort für „Retter“, gegeben hatte. Jesus Mutter hieß nicht wirklich „Maria“, sondern trug den jüdischen Namen „Mirijam“.

Für die Apostel im Neuen Testament bestand die Welt aus „dem Haus Israel“ und den Heiden. Nur durch die Gnade Gottes konnten Heiden in den Ölbaum Israels, des Bundesvolkes Gottes, eingepfropft werden. Paulus betrachtete seine jüdische Abstammung als Vorrecht (Römer 3,1; Galater 2,15), auch wenn sie ihn nicht retten würde. Doch Nicäa kehrte diese biblische Sicht um. Aus den „Geliebten um der Väter willen“ (Römer 11,28) wurden „Christusmörder“. Den Juden wurde tiefer Hass entgegengebracht. Paulus sagt, dass die Heiden ohne Gott und ohne Hoffnung waren (Epheser 2,12). Das galt nun für das jüdische Volk – eine Doktrin, die der Lehre des Neuen Testaments völlig widersprach.

Umgangsregeln

Strenge Gesetze verboten Christen den Umgang mit Juden. Wenn Christen Synagogen besuchten, drohten ihnen Amtsenthebung und harte Sanktionen. Die Teilnahme an jüdischen Festen war streng verboten, ebenso der Verzehr von ungesäuertem Brot während des Passahfests. Wer dies tue oder den Schabbat halte, verspotte Christus, erklärten die Bischöfe.

Nicäas Einfluss auf die Kirchengeschichte

All diese neuen Einstellungen schufen nicht nur eine Spaltung zwischen der Kirche und den Juden, sondern brachten die Kirche auch auf einen Weg, der schließlich zum Gräuel der Kreuzzüge führte und die Ermordung von Juden als gottgefällige Tat darstellte. So wurde auch der Weg zur Inquisition und letztlich zum Holocaust bereitet. Hitler konnte sich auf den deutschen Reformator Luther berufen, um seinen Hass auf Juden zu rechtfertigen.

Während die jüdische Kirche im „ersten Konzil“ in Apostelgeschichte 15 weit über ihre Traditionen und Gefühle hinausging, um Heidenchristen willkommen zu heißen, verstieß die Heiden-Kirche die Juden in Nicäa schamlos aus dem Kirchenleben und schürte einen über Generationen andauernden Hass auf sie. Nur wenige christliche Bewegungen wie die Waldenser Erweckungsprediger in Italien und die Puritaner in England wagten es, diese judenfeindliche Einstellung anzufechten.

Modernes Wunder

Mit der Wiedergeburt des Staates Israel und der Entstehung einer neuen, evangelikalen Strömung im Christentum, sind wir nun seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts Zeugen eines tief greifenden Wandels in den Beziehungen zwischen der Kirche und Israels. Während die traditionellen Kirchen immer noch mit ihren antisemitischen Einstellungen kämpfen, hat sich durch die wachsende evangelikale Bewegung viel geändert. Die Spaltung zwischen Juden und Christen scheint schneller zu heilen, als viele erwartet haben. Angesichts der blutigen und leidvollen Geschichte gleicht es einem Wunder, dass Israels Premierminister evangelikale Christen als „Israels beste Freunde“ bezeichnet. Viele jüdische Organisationen haben ihre Türen heute für christliche Freundeskreise geöffnet – sogar die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem.

Heilende Beziehungen

Viele Christen nehmen heute ganz selbstverständlich an Passahfeiern teil und besuchen die örtliche Synagoge. Christen aus aller Welt unterstützen zahlreiche Projekte in Israel und in jüdischen Gemeinden ihrer eigenen Länder. Besonders erstaunlich: chinesische Christen nehmen jüdische, biblische Namen an – das Gegenteil von dem, was in Nicäa geschah. Jedes Jahr besuchen tausende Christen messianische Glaubensgeschwister in Israel, um von ihnen mehr über ihre biblischen Traditionen zu erfahren. Für Israel und die Kirche ist eine neue prophetische Zeit angebrochen. Die ICEJ hat das Vorrecht und ist gesegnet, zur Heilung der historischen Spaltung zwischen Judentum und Christentum beizutragen und den Weg für eine Aussöhnung in diesen letzten Tagen zu ebnen. Wir leben in spannenden Zeiten!

Sehen Sie eine Dokumentarsendung zum Thema "Wo sind unsere Wurzeln?" auf unserem Youtube-Kanal.


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Die Wiederherstellung von Vätern und Söhnen

In der christlichen Bibel ist Maleachi das letzte Buch des Alten Testaments. Dieser Prophet repräsentiert die allerletzten Worte der alttestamentlichen Zeit. Einige Theologen nennen die nachfolgenden 400 Jahre „die Zeit des Schweigens“, in der Gott bis zur Ankunft seines Sohnes Jesus nicht mehr redete.

Foto: Unsplash, Symbolbild

Gottes Boten

Mit diesen Worten endet das Alte Testament: „Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage.“ (Maleachi 3,23-24) Es ist die zweite Botschaft im Buch Maleachi, in der es heißt „ich sende“. Bereits in Maleachi 3,1 sagt Gott: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite.“ (ELB) – das ist ein klarer Hinweis auf Johannes den Täufer (Matthäus 11,10). Ganz am Ende dieses Buches verkündet Gott erneut: „Siehe ich will senden...“ – dies offenbart eine andere Facette des Dienstes von Johannes dem Täufer, der im Geist und in der Vollmacht des Elia kam (Lukas 1,17).

Der Dienst des Elia

Es gibt zwei grundlegende Prinzipien, die Elias Dienst ausmachen. Erstens ist er eine Initiative Gottes. Es ist nicht der Plan eines Menschen, sondern Gott sagt: „Ich werde es tun!“ Das lässt uns hoffen, denn da er nicht von Menschen abhängig ist, sondern von Gott, ist sein Erfolg gewiss! Wir müssen uns nur nach diesem großartigen Plan Gottes richten und uns ihm unterordnen. Zweitens benötigt Elias Dienst größtmögliche Aufmerksamkeit. Maleachi warnt, dass Elias Erfolg von immenser Wichtigkeit ist, da Gott sonst „das Erdreich mit dem Bann schlagen“ wird. Das bedeutet, dass wir die Bedeutung des Elia-Dienstes in der Endzeit nicht unterschätzen dürfen. Er verlangt die Aufmerksamkeit aller. Nicht nur die Pastoren und Leiter, jedes Mitglied des Leibes Christi muss sich dieser himmlischen Agenda unterordnen.

Familienbeziehungen

Diese Mission im Geist des Elia erscheint etwas ungewöhnlich. Elias Ruf konzentriert sich auf die familiären Beziehungen. Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern zuwenden und die Herzen der Kinder ihren Vätern. Väter und Söhne. Mütter und Töchter. Die Beziehungen zwischen Generationen und innerhalb der Familie sind Gott sehr wichtig. In unserer individualistischen westlichen Gesellschaft verlieren Familien ihre Bedeutung. Heute wird die Familienstruktur stärker angegriffen als je zuvor. Selbst die Politik vieler Regierungen weltweit untergräbt das biblische Konzept einer Familie nach dem Maßstab Gottes – mit einem Vater und einer Mutter, die integre Nachkommen zeugen und großziehen. Der biblische Maßstab von Mann und Frau wird angegriffen. Scheidungsraten sind auf Rekordhöhe. Unterdessen wird der Mutterleib, der einst ein sprichwörtliches Symbol für Geborgenheit war, zum unsichersten Ort für ein ungeborenes Kind: Millionen Babys werden im Mutterleib getötet bevor sie die Chance haben, zu leben.

Die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen und zwischen Gott, dem Vater, und seinen Kindern kann auf drei verschiedenen Ebenen definiert werden. Alle drei gelten auch für unser Leben.

1.      Familienberufung

Als Gott Abraham dazu berief, ein Segen für die Welt zu sein und Vater eines Volkes zu werden, das Errettung und Glauben an die Enden der Erde bringen würde, stellte er klar, dass dies nicht nur ein Segen für ein paar Einzelpersonen war. Vielmehr erklärte Gott: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ (1. Mose 12,3) (im Hebräischen heißt es „Familien“ – Anm. d. Übersetzers) Es ist wichtig anzumerken, dass Gott selbst bei der Berufung Abrahams dessen Familie im Blick hatte: „Denn dazu habe ich ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat.“ (1. Mose 18,19) Es war wesentlich für Abrahams Berufung, dass er nicht nur als Einzelperson Gott dienen sollte. Für Gott stand die familiäre Bindung über die Generationen hinweg im Mittelpunkt dieser Berufung.

Zweifellos ist das jüdische Volk heutzutage aller Welt ein Vorbild für einen Glauben und eine Tradition, die nicht nur individuell bewahrt und gelebt, sondern an die nächste Generation weitergereicht werden: Durch Studieren (das erste Buch, das Kinder frommer Juden zu lesen lernen, ist das 3. Buch Mose) und feierliche Zeremonien (z.B. die Bar Mitzwa). In der neutestamentlichen Zeit änderte sich dies nicht. Oft lesen wir davon, dass ganze Haushalte errettet und getauft wurden. Als Gott Kornelius berief, den allerersten Nichtjuden, der das Evangelium annahm, versprach er ihm, dass „… du selig wirst und dein ganzes Haus.“ (Apostelgeschichte 11,14) Paulus versprach dem Kerkermeister in Philippi dasselbe: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ (Apostelgeschichte 16,31) Meine eigene Familie erlebte dies, als Gott vor rund 80 Jahren in das Haus der Bühlers einzog. Er berührte meine Großmutter in mächtiger Weise und ihre gesamte Familie wurde gerettet. Und dieser Segen setzt sich fort, sogar bis zu allen ihren Enkeln und Urenkeln.

Ich und mein Haus

Wenn Sie dies lesen, möchte ich Sie bitten, Gott zu glauben – nicht nur, dass Sie selbst errettet werden, sondern auch Ihr ganzes Haus. Gott möchte, dass „alle Familien auf Erden” gesegnet sind. Dies bedeutet auch, dass insbesondere Sie als Väter Ihre Rolle als Priester Ihrer Familien einnehmen sollen. Die priesterliche Rolle bedeutet, für Ihre Kinder zu beten und sie Gottes Wege zu lehren. Überlassen Sie diese wichtige Aufgabe nicht dem Kindergottesdienst am Sonntag. Väter sind die wichtigsten Vorbilder im Leben eines Kindes. Selbstverständlich gilt das auch für Mütter. Während ich dies schreibe, trauere ich noch über den Heimgang meiner Mutter vor wenigen Tagen. Meine Eltern waren für mich Vorbilder in der Nachfolge Jesu. Entscheiden Sie sich heute wie Josua es einst getan hat: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.“ (Josua 24,15)


Natürlich gilt dieser Bibeltext auch für Kinder. Gott hat die Beziehung zwischen Kindern und ihren Eltern inmitten der Zehn Gebote eingraviert. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“ (2. Mose 20,12) Paulus weist darauf hin, dass dieses Gebot das erste ist, das eine Verheißung hat – die eines langen Lebens. Er erinnert uns auch daran, dass in den letzten Tagen dieses biblische Gebot ausgehöhlt werden wird, wenn Kinder „den Eltern ungehorsam“ werden (Römer 1,30). Als Kinder sind wir aufgefordert, unsere Väter und Mütter zu ehren, ganz gleich wie alt wir sind oder wie alt sie sind!

Noch viel mehr könnte dazu gesagt werden. Es gibt jedoch noch eine weitere Ebene der „Elia-Wiederherstellung“, die für uns gilt und die wir beachten müssen.

2.      Der Glaube unserer Väter

In einer weiteren Beziehung geht es um Väter, und zwar um „den Glauben unserer Väter“. In Maleachi 2,10 warnt Gott Israel, weil es „den Bund mit unseren Vätern“ entheiligt hat. Der biblische Glaube ist ein Glaube der „neuen Dinge“. Jede Generation muss herausfinden, wie sie Gott auf ihre eigene Art und Weise dienen kann. Immer wieder kündigt Gott durch die Propheten an, dass er „Neues“ wirkt (Jesaja 42,9; 43,19). Folglich tadelt er Menschen, die sich nie ändern, sondern in ihren alten Traditionen und Handlungsweisen festgefahren sind. (Jeremia 48,11).

Unveränderliche Wahrheiten

Veränderungen sollten jedoch niemals die Grundlagen unseres Glaubens, die im Wort Gottes offenbart sind, ändern oder erschüttern. Biblische Wahrheiten, Werte und Lehren ändern sich nie – weil Gott sich nicht ändert. Unsere Kommunikationsmittel, Musikstile und Rhetorik oder unser Gottesdienstablauf mögen sich verändern, aber die Botschaft selbst darf sich nie ändern. Was Gott vor 2.000 Jahren „Sünde“ nannte, ist auch heute noch Sünde. Was Gott in der Bibel „gerecht und rechtmäßig“ nennt, ist heute nicht ungerecht und unrechtmäßig.

Gemeinden und Gläubige täten gut daran, sich an der frühen Gemeinde in Jerusalem zu orientieren – der Vorbild-Gemeinde, die die ersten Apostel gründeten. Die vier großartigen Prinzipien der ersten Gemeinde – die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft der Heiligen, das Brotbrechen und das Gebet – sind unabdingbar für jede Gemeinde oder Gruppe, die sich nach einem Wirken Gottes sehnt. Aus diesem Grund riefen Israels Propheten denen zu, „die ihr der Gerechtigkeit nachjagt...: Schaut den Fels an, aus dem ihr gehauen seid... Schaut Abraham an, euren Vater, und Sara, von der ihr geboren seid.“ (Jesaja 51,1-2)

Die Wahrheiten, die vor 200 Jahren Erweckung herbeiführten, sind heute nicht ungültig geworden. Buße und Gebet sind heute genauso wesentlich, wie sie es in vergangenen Erweckungen gewesen sind. Es gibt keine kurzfristige, unmittelbare Erweckung, die man mal eben schnell „downloaden“ kann, passend zu unserem modernen Lebensstil. Die Lebensweise von John Wesley, George Whitefield, William J. Seymour oder Reinhard Bonnke mag höchst unterschiedlich gewesen sein, aber alle trugen dieselbe DNA eines heiligen und Jesus geweihten Lebens. Das „alt‘ rauhe Kreuz“ ist heute immer noch alt und rau. Aber wenn wir daran festhalten und es verkünden, wird das Kreuz seine Kraft in Fülle und Frische sogar in unserer postmodernen Welt freisetzen. Der Ruf Elias fordert uns auf, alte Quellen aufzugraben, die vielleicht über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zugeschüttet waren. Wenn wir das tun, wird erneut frisches und lebendiges Wasser aus diesen Quellen fließen. Genau das machte Elia, als er den Altar Gottes, der in Trümmern lag, wieder aufbaute. (1. Könige 18,30)

Feste Grundlagen

Fundamente nehmen für unseren Glauben eine so zentrale Bedeutung ein, dass das himmlische Jerusalem auf dem unerschütterlichen und unveränderlichen Fundament der zwölf Apostel erbaut ist. Die zwölf Eingangstore der Stadt sind sogar noch älter, da sie die Namen der zwölf Stammesväter Israels tragen. Das war wahrscheinlich der Grund, warum der Engel, der Zacharias erschien, die Worte aus Maleachi 3,23 leicht verändert wiedergab: „Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“ (Lukas 1,17) Johannes der Täufer trat in einer Generation auf, die dringend zu den überlieferten Maßstäben zurückkehren musste. Sie hatten sich so weit davon entfernt, dass der Engel sie „ungehorsam“ nannte. Johannes zentrale Botschaft war daher Buße. „Buße“ bedeutet im Hebräischen zurückkehren, umkehren in die Richtung, aus der man kam.

Der Geist des Elia repräsentiert daher nicht nur eine große Erwartung und Hoffnung auf Erweckung und auf Zeichen und Wunder. Er repräsentiert auch das Leben von radikal hingegebenen Gläubigen, die kompromisslos auf den Wegen der Väter gehen und auf diese Weise neues Land einnehmen!

3.      Die Väter unseres Glaubens

Die dritte Auswirkung betrifft einen Bereich, in dem die Gemeinde sich die meiste Zeit ihres Bestehens schwer getan hat. Es geht um unsere Beziehung zum jüdischen Volk. Wenn man in einer Online-Bibel oder einer Konkordanz das Wort „Väter“ (im Plural) nachschlägt, stellt man schnell fest, dass dieses Wort hauptsächlich im Neuen Testament auf besondere Weise eingesetzt wird. Von den 41 Erwähnungen des Wortes „Väter“ in der Lutherbibel beziehen sich die meisten auf die Väter Israels, zum Beispiel „der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unsrer Väter“ (Apostelgeschichte 3,13), „eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen“ (Johannes 6,49) oder „mit Recht hat der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern gesprochen“ (Apostelgeschichte 28,25).

Insgesamt gibt es rund fünfzig Passagen im Neuen Testament, die sich auf das jüdische Volk aus alttestamentlicher Zeit beziehen. Paulus erklärt, dass Israel „auch die Väter gehören“ (Römer 9,5). Das bedeutet, dass alle Generationen Israels – von Abraham über Mose bis hin zu den Propheten – als unsere Väter gelten. Dies ist ein traditionelles Verständnis, das Israel über Jahrhunderte geprägt hat. Der Talmud nennt sogar ein ganzes Buch Pirkei Avot, „die Sprüche der Väter“.


Nun kann man natürlich einwenden, dies treffe nur auf „gute Israeliten“ zu, wie Abraham, Mose usw. Aber zwei Stellen im Neuen Testament sind besonders beachtenswert. In der Apostelgeschichte sahen sich Stephanus und Paulus jeweils feindlich gesinnten Menschenmengen gegenüber, die sie umbringen wollten. Bevor sie angegriffen wurden, predigten beide der Volksmenge. Und beide sprachen die Menschen auf dieselbe wunderbare Weise an: „Brüder und Väter, hört...“ (Apostelgeschichte 7,2; 22,1). Das erinnert an das, was Paulus ebenfalls über Israel sagte: selbst wenn sie Feinde des Evangeliums wären, „nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.“ (Römer 11,28)

Von Vätern und Kindern

Wenn wir zudem in Betracht ziehen, wie das Neue Testament die Gemeinde darstellt, stellen wir fest, dass Jesus seine Jünger „Kinder” nannte (z.B. Johannes 21,5). Auch Paulus und Johannes bezeichneten die Gemeinde als „Kinder” (Galater 4,19; 1. Johannes 2,1). Das heißt, dass die Beziehung zwischen der Gemeinde und Israel wie eine Beziehung zwischen Vätern und Kindern betrachtet werden kann. In jüngster Zeit nannten einige Päpste das jüdische Volk oft „unsere älteren Brüder”. Es wäre jedoch nicht falsch, sie „unsere Väter“ zu nennen. Die Apostel bezeichneten sie so.

Das Christentum ist aus dem Bund Gottes mit Israel geboren worden. Alles, was unseren Glauben ausmacht, wurde uns von den Juden gegeben. Unsere Bibel wurde von Juden geschrieben. Jüdische Patriarchen, Propheten und Apostel weisen uns alle auf einen jüdischen Messias hin, der im Himmel noch immer „der Löwe aus dem Stamm Juda“ heißt. Darum erklärte Jesus der Samariterin: „Das Heil kommt von den Juden.“ (Johannes 4,22) Das bedeutet, dass unsere Beziehung als Gemeinde zu Israel so wichtig ist, wie es die Beziehung zwischen Vätern und Kindern ist. Natürlich trifft das auch umgekehrt zu. Aber es war hauptsächlich die Gemeinde, die über die Jahrhunderte hinweg ihre Väter in vielerlei Hinsicht respektlos behandelt hat. Es ist an der Zeit, nicht nur Buße zu tun, sondern „die Frucht der Buße“ zu zeigen, wie Johannes der Täufer predigte.

Der Dienst des Elia ist ein endzeitlicher Dienst, daher kann ihn kein Gläubiger und keine Gemeinde in diesen letzten Tagen ignorieren. Ich glaube, die endzeitliche Gemeinde – die Braut Christi – kann es sich nicht leisten, die Familie Jesu – das jüdische Volk – weiterhin zu ignorieren oder beiseitezuschieben. Der Geist des Elia drängt uns, eine gute Beziehung zu den Vätern zu haben. Diese ist bedingungslos und kann nicht davon abhängig sein, wie gut sie sind, ob sie das glauben, was wir möchten, oder ob die israelische Regierung perfekt ist. Auch unsere irdischen Väter sind nicht perfekt, dennoch werden wir aufgefordert, sie zu ehren. Dasselbe gilt für Israel. Wir müssen sie ehren, lieben und segnen.

Der Geist des Elia wird uns helfen und uns lehren, wie wir auf die richtige Weise mit Gottes Volk verbunden sein und die richtige Einstellung zu dem Land Israel, das Gott ihm in einem ewigen Bund verheißen hat, haben können. Paulus warnt, dass wir andernfalls die Grundlage unserer Existenz gefährden – und das könnte böse enden (Römer 11,16ff). Angesichts des fünften Gebots könnten wir den Segen verpassen, der uns verheißen wird, wenn wir Vater und Mutter ehren.

Bereitet den Weg

Das Thema des diesjährigen Laubhüttenfests ist „Bereitet den Weg”. Das hat sehr viel mit dem Geist des Elia zu tun. Es geht um die Wiederherstellung von Familien und Generationen. Diese sind Gott wichtig, denn sie gründen auf dem Wesen Gottes. Er ist unser Vater! Und seine väterliche Sorge drückt sich am prägnantesten durch den Propheten Maleachi aus: „Ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre? Bin ich Herr, wo fürchtet man mich?, spricht der HERR Zebaoth...“ (Maleachi 1,6)

Gott als unseren Vater ehren, unsere irdischen Väter ehren, uns wieder dem Glauben unserer Väter anschließen und die Väter unseres Glaubens zu ehren – auf diese Weise spiegeln wir Gottes Wesen wieder. Lassen Sie uns den Herrn bitten, die Salbung Elias über unserem Leben und unserer Nation freizusetzen. Bitte beten Sie mit uns für das Laubhüttenfest, dass dieses Wort wie ein klarer und lauter Ruf auf der ganzen Welt gehört wird. Lassen Sie uns gemeinsam den Weg des Herrn bereiten!

Lesen Sie auch Bereitet den Weg! Teil 1: Der Dienst des Elia


Laubhüttenfest 2020 - das erste Online-Laubhüttenfest

„Bereitet den Weg für den Herrn“ ist das Thema des diesjährigen ICEJ-Laubhüttenfestes. Als wir es wählten, ahnten wir noch nicht, wie relevant dieses Thema 2020 sein würde! Es ist wahrhaftig das Jahr des Rufes: „Bereitet den Weg für den Herrn!”

Wir laden Sie herzlich ein, dieses Jahr an unserem ersten Online-Laubhüttenfest teilzunehmen!

Wir besuchen neue und bekannte Orte in Jerusalem und Israel und begegnen Israelis.

Rund 50 Online-Seminare mit vielfältigen Themen: u.a. Laubhüttenfest, Gottes Pläne für Israel, aktuelle Entwicklungen, biblische Prophetie, christlicher Zionismus, Archäologie und Spannendes für die junge Generation.

Die Online-Seminare sind bis Ende Dezember 2020 abrufbar.

Für den Livestream und für viele Seminare wird eine deutsche Übersetzung angeboten.

Für 50 $ (ca. 45 €) sind Sie dabei!

Weitere Infos und Anmeldung zum ICEJ-Laubhüttenfest 2020

 


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Bereitet den Weg!

Auf dem Weg hinauf nach Jerusalem konnten wir in den letzten zehn Jahren viele Veränderungen beobachten. Schwere Erdbaumaschinen ebneten steile Steigungen und begradigten die Kurven der Autobahn 1, die Tel Aviv mit Jerusalem verbindet. Bergkuppen wurden abgetragen und Täler überbrückt oder aufgefüllt, um hinsichtlich der täglichen Verkehrsstaus in die Hauptstadt Israels Abhilfe zu schaffen.

Foto: ICEJ, Straßenbau in Jerusalem, Symbolbild

Straßenbauprojekte

Die Bibel spricht darüber, dass solche gewaltigen Umwälzungen auch im geistlichen Bereich geschehen werden. Nicht etwa, um dem stetig wachsenden Strom von Touristen den Weg nach Jerusalem zu ebnen oder um dem zunehmenden Bedarf weiterer Infrastruktur in der schnell wachsenden Start-up-Nation nachzukommen. Es handelt sich um eine geistliche Straße, die den Weg für etwas weitaus Wichtigeres bahnt. Dieses Straßenbauprojekt wird das Kommen der Herrlichkeit des Herrn vorbereiten.

„Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.“ (Jesaja 40,3-5)

Das aktuelle Straßenbauprojekt um Jerusalem herum geschieht auf staatliche Initiative. Aber Jesaja spricht von einem Straßenbauprojekt, das vom Himmel initiiert wird. Er hört eine Stimme, ähnlich des Schalls einer Trompete, die jeden an jedem Ort einlädt, sich an dieser prophetischen Mission zu beteiligen.

Johannes‘ Auftrag

Durch Johannes den Täufer war diese Stimme bereits vor 2.000 Jahren zu hören. Und ich glaube, dass diese Stimme heute wieder gehört wird. Damals war es tatsächlich ein umstrittener Ruf. Johannes der Täufer war in vielerlei Hinsicht ein Sonderling. Er erfüllte nicht die Erwartungen des Mainstreams seiner Zeit. Seine Versammlungsorte waren nicht die glänzenden Marmorhallen des Tempels, sondern die raue und feindselige Umgebung der Wüste. Sein Redestil war nicht von den großen Rednern seiner Zeit geschult worden. Er gebrauchte eine raue Sprache und fand deutliche Worte. Er kritisierte die religiösen Leiter seiner Zeit als „Otterngezücht“ und forderte den König auf, Buße zu tun über seinen unmoralischen Lebensstil (Matthäus 14,4). Seine Kleidung war bestenfalls rustikal und, wie Jesus es ausdrückte, nicht geeignet für die Häuser der Könige (Matthäus 11,8). Seine Nahrung war auf jeden Fall eigenartig – Heuschrecken mit Honig.

Johannes der Täufer war ein Prediger, der Menschen mit seinem Erscheinungsbild und seiner Botschaft verärgerte. Viele jedoch liebten ihn und spürten, dass dieser merkwürdige Unruhestifter in der Wüste ein Wort des Herrn für ihre Generation hatte. Sie spürten, dass Gott wieder einen Mann wie in früherer Zeit Elia geschickt hatte, der ihre Lauheit und ihren widerspenstigen Lebensstil anprangerte. Sie kamen aus ganz Israel, um ihn zu hören und die Taufe des Johannes zu empfangen. Jesus machte ihm später das höchste Kompliment, das ein Menschen bekommen kann: „Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer.“ (Matthäus 11,11)

Als man ihn selbst fragte, wer er sei, erklärte Johannes überraschenderweise ganz schlicht, dass es überhaupt nicht um ihn ginge, sondern um den Einen, der nach ihm kommen würde. „Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: ‚Ebnet den Weg des Herrn!‘, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.“ (Johannes 1,23). Seine Botschaft traf mitten ins Herz der religiösen Elite und der Vorstellung, dass die Zugehörigkeit zu Gottes auserwähltem Volk, den Juden, eine Eintrittskarte in den Himmel sei (Lukas 3,7-9). Stattdessen suchte Gott ein Volk mit zerbrochenem Geist, das bußfertig war - und zwar nicht nur mit Worten. Wenn nötig könnte Gott sich ein Volk aus Steinen auferwecken, erklärte Johannes. Für Johannes war Buße nicht einfach das Ablesen eines Bekenntnisses in der Kirche (oder im Tempel), sondern sie bedurfte einer grundlegenden Änderung des Lebensstils. „Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße!“ (Matthäus 3,8)

Johannes war der Wegbereiter für den Messias. Er führte seinen Dienst aus „im Geist und in der Kraft des Elia... zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“ (Lukas 1,17) Oder wie Jesus es selbst später sagte: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.“ (Matthäus 11,10)

Elia muss kommen

Der Prophet Maleachi verknüpft diesen Dienst der Wegbereitung mit Israels größtem Propheten - Elia. Bis heute hält das jüdische Volk an der Tradition fest, am Seder-Tisch beim Passahfest in Erwartung seines Kommens einen Platz für Elia zu reservieren. Im Verlauf des Seder-Abends wird sogar die Haustür geöffnet, um zu sehen, ob Elia gekommen ist.

Jesus und seine Jünger waren auf dem Rückweg vom Berg der Verklärung. Soeben hatten die Jünger gesehen, wie Elia und Mose sich mit Jesus unterhielten. Sie fragen Jesus: „‚Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elia kommen?‘ Er antwortete und sprach: ‚Ja, Elia kommt und wird alles zurechtbringen. Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen.‘ Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.“ (Matthäus 17,10-13)

Jesus antwortete ihnen in einer fast rätselhaften Weise: „Elia kommt“ und „Elia ist schon gekommen.“ Er deutet an, dass es einen zweifachen Dienst des Elia gibt. Einer erfolgte durch die Person Johannes des Täufers. Dieser Dienst war sehr mächtig, endete jedoch mit der Enthauptung Johannes des Täufers. „Sie… haben mit ihm getan, was sie wollten.“ Dennoch spricht Jesus auch von einem künftigen Dienst des Elia. „Elia kommt!“ Demnach wird dieser Dienst des Elia in seiner Wirkung anders sein. Dieser künftige Dienst des Elia „wird alles zurechtbringen.“

Das Wiederauftreten und die andauernde Wiederherstellung des modernen Staats Israel, das beispiellose Wachstum der Gemeinde Jesu weltweit und die globalen Erschütterungen (wie die aktuelle Corona-Krise) deuten darauf hin, dass wir in einer Zeit von großer geistlicher Bedeutung leben. Jesus kommt bald! Doch wenn dies wahr ist, müssen wir uns den Dienst von Johannes dem Täufer genauer ansehen. Ich persönlich glaube, dass die aktuelle Krise ein Ruf des Himmels an uns alle ist: „Bereitet dem HERRN den Weg!“

Diesmal ist es nicht die Stimme einer einzelnen Person, einer Gemeinde oder eines Dienstes, sondern ein Ruf des Geistes Gottes, der auf der ganzen Welt von denen gehört wird, die nach mehr von seiner Herrlichkeit und nach dem Kommen ihres Retters hungern und dürsten. Heute hören wir, dass die Bibel in vielen Buchhandlungen auf der ganzen Welt ausverkauft ist. Inmitten der Quarantänezeit schießen Online-Gebetstreffen wie Pilze aus dem Boden. Diese aktuelle Krise fordert die Gemeinde zweifellos heraus und verändert sie – und Israel. Sie wird dazu beitragen, dem Herrn den Weg zu bereiten.

Ein heiliger Weg

Gott baut einen Weg in unserer Zeit. Egal mit wem ich weltweit spreche, jeder empfindet, dass Gott in unseren Tagen etwas Neues und Frisches wirkt. Neue Weinschläuche! Und dieser neue Weg, der gebaut wird, ist nicht nach Denominationen oder Diensten benannt. Es ist nicht der Weg eines Menschen, sondern der „Weg des Herrn“.


In Jesaja 35,8 beschreibt der Prophet ihn als einen „heiligen Weg“. Dieses Wirken Gottes verlangt von uns, das wir uns einen neuen Lebensstil der Heiligkeit und der Buße aneignen. Diese Worte – Heiligkeit und Buße – sind heute in vielen christlichen Kreisen gefährlich rar geworden, aber in den Botschaften Elias und Johannes des Täufers standen sie im Mittelpunkt. Johannes‘ Aufruf zur Buße richtete sich nicht an die Heidenvölker oder an das Römische Reich. Dieser Ruf erging an sein eigenes Volk, an Gottes Volk. Er rief Israel auf, mit seinem Gott ins Reine zu kommen. Heute ruft der Herr uns, die Gemeinde, mit Gott ins Reine zu kommen. Von den sieben Gemeinden im Buch der Offenbarung (Kapitel 2 bis 3) war Gott nur mit zweien völlig zufrieden. Die meisten (fünf von sieben!) mussten dringend Buße zu tun.

Wie Israel zur Zeit Johannes des Täufers müssen wir uns von der Vorstellung befreien, dass die Gemeinde eine Eintrittskarte in den Himmel hat. Ein gewaltiges Wirken Gottes in unserer Zeit bedarf einer gewaltigen Veränderung in unserem Leben.

Zu Beginn dieses Jahres empfand unser Team in Jerusalem, dass Gott uns zur Buße rief. Nicht, weil unverfrorene Sünde unter uns grassiert hätte, sondern weil wir empfanden, dass Gott uns zu einer größeren Absonderung von der Welt und einer engeren Gemeinschaft mit ihm rief. Charles Finney, einer der größten Erweckungsprediger Amerikas, schreibt in seinem Beststeller „Lectures on Revival“, dass eine Welle der Buße jeder Erweckung vorangeht und sie begleitet. Lasst uns diese heilige Tugend wiederentdecken!

Eine Stimme in der Wüste

Dieser Ruf, dem Herrn den Weg zu bereiten, wird nicht unbedingt die Aufmerksamkeit und den Zuspruch der Welt erhalten. Wie zur Zeit Johannes des Täufers wird es eine Stimme in der Wüste sein. Es ist möglich, dass sie von unseren Freunden und Familien nicht gehört werden wird. Es mag sein, dass es nicht in den sozialen Netzwerken und großen Versammlungen geschieht. Stattdessen wird es ein intimes Wirken Gottes sein, das zwischen Ihnen und ihm geschieht. Ein Segen, den die aktuelle Corona-Krise bewirkt, ist, dass sie uns auf unser Zuhause beschränkt, auf unsere Familienbeziehungen und unsere Beziehung zu Gott. Die Bibel verheißt uns: Wenn wir uns ihm nahen, naht er sich auch uns (Jakobus 4,8).

Berge, Täler und krumme Wege

In den Tagen Johannes des Täufers holte seine Botschaft das Volk Gottes aus dem Tal der Gleichgültigkeit und des Kompromisses heraus. Er füllt das auf, was in unserem Leben fehlt. Das kann der Verlust unserer ersten Liebe und Leidenschaft für Jesus sein. Es kann die Vernachlässigung der „Gnadenmittel“ sein, durch die Gott sein Reich aufbauen möchte – die Gemeinschaft der Heiligen, das Abendmahl, das Studium von Gottes Wort und unser persönliches Gebetsleben.

In vielen Herzen gibt es Berge des Stolzes, menschlicher Philosophien und Religiosität, die Gottes Wirken verhindern. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, dass er seine geistlichen Waffen gegen alles Hohe, das sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, einsetzt (2. Korinther 10, 4-5). Auch wenn es keine leibhaftigen Berge sind, können sie dennoch entmutigend aufragen wie die Rocky Mountains oder der Himalaya. Wir müssen die krummen, verdrehten Wege unseres Herzen geraderücken, damit die Herrlichkeit des Herrn in ihrer ganzen Fülle kommt! Das hebräische Wort für krumm ist „akóv“. Dasselbe Word wird vom Propheten Jeremia verwendet: „Trügerisch (akóv) ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?“ (Jeremiah 17,9 / ELB)

Derek Prince wies immer wieder darauf hin, dass das Adjektiv „trügerisch“ nicht im Passiven sondern im Aktiven gebraucht wird. Es bedeutet also nicht, dass unser Herz leicht zu betrügen ist, sondern dass unser Herz uns aktiv betrügen möchte. Darum ruft der Prophet ein paar Verse später zu Gott: „Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ (Jeremia 17,14)

Herzenssache

Dem Herrn einen Weg zu bereiten betrifft unser Herz. Jeremia – und mit ihm andere Propheten – verstanden, dass unser Herz unheilbar krank ist, und dass wir eine himmlische Herztransplantation durch den Heiligen Geist brauchen. Hesekiel sagt dies voraus (Hesekiel 36,24ff). Jeremia spricht von einem neuen Bund Gottes, der mit unserem Herzen zu tun hat (Jeremia 31,31ff). Und Jesus sagte, diese verheißene, vom Heiligen Geist bewirkte Herzensumwandlung wird so grundlegend sein, dass man sich wie von neuem geboren fühlt (Johannes 3,6).

Genau hierin liegt das Geheimnis, worin der Dienst Johannes des Täufers sich von dem unterscheidet, was Gott ins unserer Zeit tun wird. Damals wurden zahlreiche Menschen von ihm erreicht und ließen sich taufen. Aber das bewirkte beim Volk keine dauerhafte Herzensänderung. Gleichermaßen bewirkte Elia, als er das Volk auf dem Berg Karmel herausforderte, nur eine kurzlebige Veränderung. Der Prophet Hosea hat es zutreffend beschrieben: „Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda? Ist doch eure Liebe wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht!“ (Hosea 6,4)

Aus diesem Grund wird und muss dieser letzte Ruf in der Wüste ein mächtiges und herzensveränderndes Wirken des Heiligen Geistes sein, ansonsten wird es nichts bewirken! Der große Unterschied zwischen der Zeit Johannes des Täufers und unserer Zeit ist, dass der Heilige Geist damals noch nicht ausgegossen war. Aber Pfingsten und die große Erwartung einer Ausgießung des Geistes Gottes in den letzten Tagen lassen uns auf ein spannendes Wirken Gottes in unserer Zeit hoffen. Mein Freund Angus Buchan sagte neulich während einer unserer weltweiten Online-Gebetstreffen, dass er mit der größten Erweckung der Geschichte rechnet, sobald diese Corona-Krise vorüber ist.

Die Zeit auskaufen

Wir leben wahrhaftig in einer Zeit, die es in der Geschichte nie zuvor gegeben hat. Vier Milliarden Menschen sind auf verschiedene Weise von Quarantänemaßnahmen betroffen, bedingt durch das Coronavirus. Lasst uns diese Zeit nicht vergeuden, sondern für Gottes Absichten auskaufen. Es ist eine Zeit, in der Gott vom Himmel her redet, in der Gott erklärt: „Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.“ Durch dieses Erschüttern bewirkt Gott, „dass das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, auf dass bleibe, was nicht erschüttert wird.“ (Hebräer 12,26-27)


Alle Dinge, die auf menschlicher Herrlichkeit und durch menschliche Mühen erbaut wurden, werden erschüttert werden, damit die Dinge, die auf Gottes unerschütterlichem Reich gebaut wurden, bleiben. Wenn wir alle gemeinsam diesen göttlichen Weg bereiten, werden wir sehen, wie die Herrlichkeit des Herrn in Macht erscheint. Es wird eine noch größere Herrlichkeit sein als die des bisherigen Hauses und alle Welt wird es sehen!

Lesen Sie auch Bereitet den Weg! Teil 2: Die Wiederherstellung von Vätern und Söhnen


Laubhüttenfest 2020 - das erste Online-Laubhüttenfest

„Bereitet den Weg für den Herrn“ ist das Thema des diesjährigen ICEJ-Laubhüttenfestes. Als wir es wählten, ahnten wir noch nicht, wie relevant dieses Thema 2020 sein würde! Es ist wahrhaftig das Jahr des Rufes: „Bereitet den Weg für den Herrn!”

Wir laden Sie herzlich ein, dieses Jahr an unserem ersten Online-Laubhüttenfest teilzunehmen!

Wir besuchen neue und bekannte Orte in Jerusalem und Israel und begegnen Israelis.

Rund 50 Online-Seminare mit vielfältigen Themen: u.a. Laubhüttenfest, Gottes Pläne für Israel, aktuelle Entwicklungen, biblische Prophetie, christlicher Zionismus, Archäologie und Spannendes für die junge Generation.

Die Online-Seminare sind bis Ende Dezember 2020 abrufbar.

Für den Livestream und für viele Seminare wird eine deutsche Übersetzung angeboten.

Für 50 $ (ca. 45 €) sind Sie dabei!

Weitere Infos und Anmeldung zum ICEJ-Laubhüttenfest 2020

 


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