Bei einem Terroranschlag in Bnei Brak sind am Dienstagabend fünf Menschen getötet worden. Es ist der dritte Terroranschlag innerhalb einer Woche. Ein Palästinenser (26) aus Jabad nahe der Stadt Dschenin (Westjordanland) feuerte mit einem M-16-Maschinengewehr in dem mehrheitlich von ultraorthodoxen Juden bewohnten Vorort von Tel Aviv auf Passanten. Dabei tötete er zwei ukrainische Arbeiter (32 und 23), die sich schon seit einigen Jahren in Israel aufhalten, sowie zwei ultraorthodoxe Familienväter (36 und 30). Einer von ihnen konnte das Leben seines zweijährigen Sohnes retten, indem er ihn mit seinem eigenen Körper schützte. Zwei herbeigeeilte Polizisten erschossen den Terroristen. Bei dem Schusswechsel wurde einer der Polizisten, ein christlicher Araber (32) aus Nof HaGalil, tödlich verletzt. In Dschenin und anderen Städten im Westjordanland feierten Palästinenser den Anschlag. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Terrororganisation Hamas sprach von einer „gesegneten und heldenhaften Operation gegen die zionistischen Besatzungssoldaten im sogenannten Großraum Tel Aviv.“ In einem seltenen Schritt verurteilte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag. Zuvor soll Israels Verteidigungsminister Benny Gantz ihn in einer „deutlichen Mitteilung“ dazu aufgefordert haben. „Das Töten von israelischen und palästinensischen Zivilisten wird nur zu einer Verschlechterung der Situation vor dem Ramadan führen. Wir streben alle nach Stabilität“, erklärte Abbas. (Foto: Israel Police/Screenshot, Nahe des Anschlagsortes in Bnei Brak, 29.03.2022)
Schwerverletzter in Gusch Etzion
Am heutigen Donnerstag griff ein palästinensischer Terrorist (30) einen Israeli in einem Bus nahe Gusch Etzion (Judäa) mit einem Schraubenzieher an. Der Israeli (28) erlitt schwere Verletzungen, sein Zustand gilt jedoch als stabil. Der Terrorist wurde von einem anderen Passagier erschossen.
Terrorwelle: Bennett mahnt Israelis zu „Wachsamkeit“
„Bürger Israels, wir erleben gerade eine Welle mörderischen Terrors.“ Das sagte Israels Premierminister Naftali Bennett in einer am Mittwochabend ausgestrahlten Videobotschaft. Innerhalb einer Woche wurden bei drei Terroranschlägen elf Menschen getötet. Es ist die höchste Zahl an Todesopfern seit 2006, als ein Anschlag auf ein Restaurant in Tel Aviv elf Todesopfer forderte. „Was wird von Ihnen erwartet? Wachsamkeit und Verantwortung. Halten Sie Ihre Augen offen. Wer auch immer eine Lizenz zum Tragen einer Waffe hat, jetzt ist die Zeit, diese Waffe mit sich zu führen“, sagte Bennett. Bei dem Terroranschlag in Beerscheba vergangene Woche war der Attentäter von zwei bewaffneten Zivilisten erschossen worden, die sich zufällig in der Nähe des Tatorts aufgehalten hatten. Der Premierminister kündigte außerdem an, dass Wehrdienstleistende mit abgeschlossener Grundausbildung an den Wochenenden ihre Waffe mit nach Hause nehmen werden. Mit dieser Maßnahme soll die Sicherheit auf den Straßen weiter erhöht werden. Jair Lapid, Außenminister und stellvertretender Premierminister, rief zu Einigkeit auf. „Der Zweck des Terrors ist nicht nur, Unschuldige zu töten, sondern auch, uns gegeneinander aufzubringen, in Hass und Wut, damit die israelische Gesellschaft von innen heraus zerstört wird.“
Polizei, Armee in Alarmbereitschaft
Die israelische Polizei befindet sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Rund 1.000 Soldaten sollen Polizeieinheiten im Westjordanland (Judäa und Samaria) sowie in israelischen Städten verstärken. Die israelische Armee hat zudem weitere Bataillone ins Westjordanland und an die Grenze zum Gazastreifen entsandt. Die Polizei erklärte, es sei davon auszugehen, dass es während des muslimischen Fastenmonats Ramadan möglicherweise täglich zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften sowie zwischen arabischen und jüdischen Israelis kommen könnte. Es sei möglich, dass dabei auch Schusswaffen gegen Polizei und Zivilisten eingesetzt würden. Besonders betroffen würden gemischt jüdisch-arabische Städte sein wie Jerusalem, Jaffa, Ramle, Lod und Haifa. Außerdem besteht die Sorge, dass es im Westjordanland zu Unruhen kommen könnte sowie zu Krawallen palästinensischer Terroristen in israelischen Gefängnissen. Auch auf einen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen müsse man vorbereitet sein.
Gebetsanliegen: Bitte beten Sie für ein Ende der Terroranschläge in Israel sowie für den Schutz von Sicherheitskräften und Zivilisten. Beten wir für Frieden in den Städten Israels und für Einheit zwischen jüdischen und arabischen Israelis. Lassen Sie uns auch für die Palästinenser beten, dass Gott ihnen eine Zukunftsperspektive sowie eine Führung schenkt, die sich für Frieden und Koexistenz einsetzt.
Herzog: Besuch in Amman
Israels Staatspräsident Isaac Herzog ist am Mittwoch vom jordanischen König Abdallah II. in Amman empfangen worden. Es ist der erste öffentliche und offizielle Besuch eines israelischen Präsidenten in Jordanien. Der Monarch verurteilte die Terroranschläge der vergangenen Tage und drückte den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Herzog erklärte, Israel und Jordanien müssten „gemeinsam jeglichen Terror bekämpfen und für die Sicherheit unserer Nationen zusammenarbeiten.“ Während des Besuchs führten Herzog und Abdallah II. Gespräche hinter verschlossenen Türen sowie bilaterale Gespräche mit ihren Beratern. Dabei wurde die Vertiefung israelisch-jordanischer Beziehungen diskutiert sowie die Wahrung regionaler Stabilität insbesondere während des anstehenden Fastenmonats Ramadan. Herzog ist nach Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Jair Lapid der dritte israelische Politiker, der innerhalb eines Monats nach Amman gereist ist. Jordanien nimmt im Konflikt mit den Palästinensern eine Schlüsselrolle ein. Das Königreich hat die Hoheitsgewalt über den Tempelberg und die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem. Außerdem machen Palästinenser einen großen Teil der jordanischen Bevölkerung aus.
Israel: Möglicher Verteidigungspakt mit arabischen Staaten
Israel und seine Verbündeten in der Region wollen ein gemeinsames Verteidigungssystem gegen iranische Drohnen und Raketen entwickeln. Das berichteten israelische Medien am Dienstag nach einer inoffiziellen Unterrichtung durch die israelische Luftwaffe. Demnach könnte bald die Unterzeichnung eines entsprechenden Verteidigungsabkommens erfolgen. Beim Negev-Gipfel, an dem Anfang der Woche neben den USA auch vier arabische Länder teilnahmen, soll es demnach auch um eine engere Sicherheitskoordination zwischen den Luftwaffen Israels und seiner arabischen Verbündeten gegangen sein. Diese Koordination sei ein „strategischer Vorteil“, den Israel zuvor nicht gehabt habe. Die geografische Nähe Bahrains und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zum Iran, aber auch zum Irak, wo sich pro-iranische Milizen aufhalten, könnte der israelischen Luftwaffe helfen, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Israel und regionale Verbündete arbeiten bereits in den Bereichen Nachrichtendienst, Luftwaffenausbildung und Sicherheitsoperationen zusammen. Die Enthüllung eines möglichen Verteidigungspaktes folgte auf zahlreiche Meldungen über vermehrte Drohnen- und Raketenangriffe durch den Iran und seine Verbündeten. Diese Woche griffen die pro-iranischen Huthi-Rebellen im Jemen ein Treibstofflager in Saudi-Arabien mit Drohnen an. Mitte März feuerte der Iran zwölf Raketen auf die kurdisch-irakische Stadt Erbil, angeblich um einen israelischen „Geheimdienststützpunkt“ zu zerstören. Im Februar fingen im Irak stationierte Einheiten der US-geführten Koalitionstruppen zwei Drohnen ab, die möglicherweise in Richtung Israel unterwegs waren.
Gaslieferungen: Israelisch-türkische Pipeline im Gespräch
Als Alternative zu russischen Gaslieferungen nach Europa wird zurzeit der Bau einer israelisch-türkischen Unterwasserpipeline diskutiert. Laut türkischen Regierungsvertretern seien „konkrete Entscheidungen“ bereits in den nächsten Monaten möglich. Ein Abkommen zum Bau einer solchen Pipeline könnte als Schlüssel zur Beilegung israelisch-türkischer Zerwürfnisse, die bereits seit knapp zehn Jahren andauern, dienen. Industrievertreter sind jedoch angesichts der begrenzten Produktionsmenge sowie geopolitischer Probleme skeptisch. Das vor Israels Mittelmeerküste gelegene Gasfeld „Leviathan“ versorgt Israel, Jordanien und Ägypten mit Erdgas. Die jährliche Produktion soll nun von 12 auf 21 Milliarden Kubikmeter aufgestockt werden. Russische Gaslieferungen in die EU könnten damit nicht ersetzt werden: die Europäische Union importierte im vergangenen Jahr rund 155 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland, knapp 40% des EU-Bedarfs. Israel, Griechenland und Zypern hatten 2020 den Bau der 2.000 Kilometer langen EastMed-Pipeline, die Israel mit Zypern und Südeuropa verbinden würde, vereinbart. Seit die USA jedoch im Januar dieses Jahres ihre Unterstützung für das rund 6 Milliarden Euro teure Projekt zurückgezogen haben, da es unwirtschaftlich und umweltschädlich sei, gilt das Vorhaben als gescheitert. Eine Gas-Pipeline zwischen Israel und der Türkei wäre ca. 500 Kilometer lang und würde rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Es müsste jedoch die Hoheitsgewässer Zyperns oder Syriens durchqueren. Ob diese beiden Länder ihre Zustimmung erteilen würden, ist ungewiss. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete zudem am Montag, Israel, die USA und die Türkei planten den Export von Erdgas aus der Autonomen Region Kurdistan (Irak) in die Türkei und nach Europa. Multilaterale Gespräche zu diesem Vorhaben sollen der Anlass eines iranischen Raketenangriffs auf die kurdische Hauptstadt Erbil Mitte März gewesen sein.