
Auszug aus einem Seminar von Ingolf Ellßel, Vorsitzender des Internationalen Vorstands der ICEJ, bei der Envision-Konferenz 2022 für Pastoren und christliche Leiter.
Warum sollten Pastoren zu Israel stehen? Als ehemaliger Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) habe ich die Perspektive eines konfessionellen Leiters und als Leiter von Pastoren habe ich die Verantwortung, der Gemeinde das ganze Evangelium und alle Verheißungen der Bibel zu lehren. Jede Zusage ist wichtig. In 2. Korinther 1,20 lesen wir, dass alle Gottesverheißungen in Christus „Ja“ und „Amen“ sind. Wenn wir die Verheißungen des Alten Testaments ansehen, sind auch sie „Amen“ durch Jesus. (Foto: Unsplash, Jerusalem bei Nacht, Symbolbild)
Offenbarung Israel
Wir stehen zu Israel, weil es uns offenbart ist. Wem die Gnade zuteilwird, zu erkennen, dass Jesus Christus der einzige Weg zu Gott ist, der ist verpflichtet, dies zu predigen. Wer die Taufe im Heiligen Geist empfangen hat und weiß, dass dies der Weg ist, den Glauben im Herzen zu stärken, muss das weitergeben. Die Offenbarung der Verheißungen Gottes ist Gnade, aber wir sind verpflichtet, sie zu predigen und zu lehren. Dasselbe gilt für die Erkenntnis, dass wir auf Israels Seite stehen sollen. Theologie allein bewirkt diese Offenbarung bei anderen nicht. Immer, wenn wir aus dem Wort predigen, brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes.
Das habe ich persönlich erlebt. Ich habe Theologie studiert und wusste dadurch viel über Israel, aber ich merkte, dass es in meinem Leben keine Rolle spielte. Ich wusste darum, aber es fiel nicht in mein Herz. Man weiß, was zu tun ist, aber die innere Kraft fehlte, es zu leben. Als ich einmal das Evangelium bei einer Zeltmission im Nachbarort predigte, kam eine Geschäftsfrau zum Glauben an Jesus. Ein Jahr später schenkte sie meiner Frau und mir aus Dankbarkeit Flugtickets nach Israel. Es war 1983, wir begannen gerade, eine kleine Gemeinde zu leiten und hatten nicht viel Geld. Wir waren begeistert.
Acht Tage lang bereisten wir Israel. Es ist ein wunderbares Land, mit vielen interessanten Orten. Doch als wir in Jerusalem vor der Klagemauer standen, war das ein ganz besonderer Moment. Ich erkannte die Kraft des Heiligen Geistes, es war wie ein Pfingsterlebnis. Danach fühlte ich eine tiefe Liebe für Israel tief in meinem Herzen. Diese Gnade, die ich empfing, verpflichtete mich, zu predigen, zu lehren und etwas für Israel zu tun. Wie soll jemand, der nicht selbst begeistert ist, andere begeistern? Wenn Sie eine Offenbarung über Israel brauchen, beten Sie! Gott kann diese Israelliebe auch in Ihr Herz legen.
Israel ist geliebt
In der Bibel sehen wir, dass Israel von Gott geliebt ist. In Jeremia 31,3 heißt es: „mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt“ (ELB). Nur Gott kann mit ewiger Liebe lieben und das ließ er durch seinen Propheten Jeremia verkünden. In Vers 4 sagt Gott: „Ich will dich wieder bauen, und du wirst gebaut sein, Jungfrau Israel!“ Die Liebe zu Israel, die Gott in seinem Herzen trägt, gibt ihm die Kraft, etwas Großartiges für sein Volk zu tun. „Weil du teuer bist in meinen Augen und wertvoll bist und ich dich liebhabe, so gebe ich Menschen hin an deiner Stelle und Völkerschaften anstelle deines Lebens.“ (Jesaja 43,4, ELB) Gott möchte das Beste für Israel tun und dasselbe wollen wir auch. Es ist derselbe Gott, der uns in Jesus Erlösung schenkt.
In Römer 11,28 finden wir zudem diese Aussage des Apostels Paulus: „Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.“ Wir kennen die Geschichte: Abraham glaubte Gott und folgte ihm in das neue Land, das Gott ihm geben wollte. Und weil Abraham gehorsam war und sogar bereit, seinen eigenen Sohn zu opfern, beginnt Gott diesen Mann zu lieben und auch alle Generationen, die von ihm abstammen.
Sollten wir nicht ebenfalls das lieben, was Gott liebt? Das ist ein starkes Argument. Kirchen und Gemeinden brauchen Hilfe, um dieses Geheimnis zu entdecken. Kein Pastor kann sich diesem Argument widersetzen. Als Leiter einer Glaubensgemeinschaft begann ich deshalb, Pastoren die Liebe Gottes für Israel zu vermitteln. Ich fragte sie: Sollen wir das lieben, was Gott liebt? Die Antwort muss ganz eindeutig sein: Ja!
Gott motiviert uns
Zudem sollten wir zu Israel stehen, weil Gott uns dazu motiviert. Es gibt viele Verheißungen in der Bibel, wie wir auf verschiedene Weise von Gott gesegnet werden können. Warum sollten wir auch nur eine dieser wunderbaren Segnungen auslassen? Im Neuen Testament haben wir viele Verheißungen empfangen, weil Jesus Christus die Grundlage aller Gottesverheißungen für diejenigen ist, die an ihn glauben. In 1. Mose 12,3 sagt Gott zu Abraham: „Ich will segnen, die dich segnen… und in dir sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.“
Wir werden gesegnet, wenn wir anfangen, uns Israel zuzuwenden. Es motiviert mich zu wissen, dass Gott mich segnet, wenn ich zu Israel stehe und Israel unterstütze. Ich bin sicher, dass jede Person, die beginnt, dieses Geheimnis zu ergründen, sich auch mit Israel beschäftigen wird.
Glaubenstest
Sich für Israel einzusetzen ist nicht leicht, es ist auch eine Prüfung. Das sehen wir an der Geschichte von Naomi und Ruth. Naomi hatte Israel mit ihrem Ehemann und zwei Söhnen wegen einer Hungersnot im Land verlassen. In Moab heirateten beide Söhne Moabiterinnen. Dort überschattete der Tod die Familie. Naomis Ehemann und ihre beiden Söhne starben, sie blieb mit ihren Schwiegertöchtern zurück. In ihrem Geist spürte Naomi, dass sie in ihr Heimatland zurückkehren sollte. Eine Schwiegertochter, Orpa, küsste Naomi zum Abschied, doch Ruth blieb bei ihr (Ruth 1,14). Dieser Vers enthält eine prophetische Dimension. Naomi steht hier für das Volk Israel. Wir wissen, dass Israel Jahrhunderte lang von einer Wolke überschattet wurde; viele Juden starben. Sie wurden von vielen Nationen gehasst und waren arm und ohne Heimatland – wie Naomi. Doch dann kam der Zeitpunkt, da sie ihre Heimatlosigkeit hinter sich ließen, um in ihr eigenes Land zurückzugehen. Dabei brauchen sie Hilfe.
Naomi erhielt Hilfe von Ruth. Orpa und Ruth versinnbildlichen auf prophetische Weise zwei Arten von Christen. Die „Orpa-Christen“ bedanken sich bei Israel, weil ihre Erlösung vom jüdischen Volk kommt, aber das ist auch alles. „Danke, Israel, für Jesus Christus, nun geh deinen Weg.” Doch Christen, die Israel lieben wie Ruth, werden an Israel festhalten und an seiner Seite bleiben. Gott prüft uns, besonders wenn es schwer ist, auf Israels Seite zu stehen. Bis heute sagen viele Christen: „Es ist zu kompliziert, das ist nicht gut für mich.“ Gott prüft uns, auch Pastoren und Konfessionsleiter, und fragt uns: „Liebt ihr, was ich liebe?“
Manche sagen: „Ja, es gab eine Zeit, in der Israel arm und heimatlos war, aber jetzt kommen sie nach Hause zurück. Israel ist nun reich und die Immobilien sind sehr teuer.“ Deshalb denken manche, Christen bräuchten Israel nicht länger helfen. Israel hat es geschafft! Doch ich kenne die eigentliche Armut Israels. Sie brauchen Menschen, die sie besuchen. Wenn sie unsere Liebe ihnen gegenüber spüren, öffnen sie ihr Herz und wir dürfen ihnen dienen. Wir brauchen solche Christen und Pastoren. Deshalb lehre ich christliche Leiter unserer Bewegung, diesen Lebensstil zu leben, der Gott gefällt.
Satan verfolgt die Juden bis heute. Es gibt Millionen Menschen auf der Welt, die wollen, dass Israel zugrunde geht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht leicht ist, sich auf die Seite eines verachteten Volkes zu stellen oder an die Seite der Schwachen, auf die die Gesellschaft herabblickt. Doch Gott tut genau das, er steht auf Israels Seite, auch in schweren Zeiten. Deshalb sollten Pastoren dasselbe tun. Die Heilige Schrift sagt, dass Jerusalem zur Prüfung für die Nationen werden wird. In Sacharja 12,3 lesen wir, dass Jerusalem zum „Laststein“ für die Völker wird. Manche werden sagen „wir unterstützen Israel“, andere „nein, tun wir nicht“. Auch Christen gilt diese Prüfung: Werde ich als Christ an Israels Seite stehen oder nicht?
Stellung beziehen
Zwölf Jahre lang habe ich die Pfingstbewegung in Deutschland geleitet. Ich fragte unseren Vorstand: „Wie ist unsere Haltung zu Israel? Hat unsere Bewegung eine Stellungnahme dazu?“ Sie schwiegen alle. Es gab keine offizielle Haltung. Ich erinnerte daran, dass wir Deutschen eine böse Vergangenheit haben – den Holocaust. Dennoch reagierten sie zögerlich und sagten, Israel sei ein kompliziertes Thema, daher gebe es keine Stellungnahme. Ich erklärte ihnen, dass wir in dieser Frage nicht neutral sein können. Gott ist Israel gegenüber nicht neutral, er stellt sich klar auf Israels Seite. Er liebt Israel, sorgt für Israel. Wenn sein Sohn, Jesus Christus, wirklich in unseren Herzen lebt, werden unser Denken, unsere Herzen und Handlungen gottgefällige Dinge hervorbringen.
Es hat drei Jahre gedauert, sie von einer neutralen, schweigenden Haltung dazu zu bringen, klar Stellung zu beziehen. Mit dieser Entscheidung im Vorstand begannen wir, auf unseren Konferenzen über Israel zu lehren. Wir luden Dr. Jürgen Bühler ein, zu unseren Pastoren und Leitern zu sprechen, und eine Veränderung setzte ein. Nun helfe ich Pastoren und Christen, Israel besser zu verstehen. Alle meine Reisen nach Israel waren im Grunde Studienreisen. Verständnis für Israel wuchs in meinem Herzen und eine Beziehung entwickelte sich. Auf dieser Grundlage kann ich nun predigen, weil ich es lebe.
Fragen der Gemeinde
In der Gemeinde haben viele Menschen Fragen. Als Leiter müssen wir uns damit beschäftigen, warum es Christen gibt, die zu Israel schweigen oder eine neutrale Haltung einnehmen. Wir müssen ihnen helfen, Antworten auf ihre aufrichtigen Fragen zu finden. Hier einige Beispiele:
1. Muss ich ein Freund Israels sein, wenn ich Jesus nachfolge?
2. Inwieweit muss ich dem zustimmen, was der Staat Israel und das jüdische Volk tun, einschließlich ihrer persönlichen und politischen Fehltritte?
3. Warum hat Gott Israel erwählt? – Viele wissen es nicht und denken, die nichtjüdischen Christen seien erwählt, Israel hingegen verloren. Sie glauben, dass Gott sich nicht um Israel kümmere. Doch in der Bibel lesen wir, dass Gott für Israel sorgen wird, aber er sucht Menschen wie uns, um es zu tun.
4. Was ist mit den Arabern? Können wir ihre Freunde sein, wenn wir auch Israels Freunde sein wollen?
5. Wie sollten wir uns vom neutestamentlichen Standpunkt des Glaubens und der Frömmigkeit dem jüdischen Brauchtum zuwenden? Wie wirken wir der Gefahr entgegen, dass mit der Offenheit für jüdische Traditionen, Gebräuche und das Judentum eine alttestamentlich orientierte Gesetzlichkeit Einzug hält? – Viele Christen befürchten, wieder unter das Gesetz zu geraten.
6. Welche jüdischen Feste sind auch für uns so bedeutsam, dass wir sie feiern sollten? Was ist die theologische Begründung dafür?
Gemeinsames Schicksal
Israel und die Christen stehen in der Endzeit vor denselben Herausforderungen. Das meine ich mit dem „gemeinsamen Schicksal“. Lesen wir aufmerksam Offenbarung 12,13: „Als der Drache [Satan] sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte.“ Die Frau ist Israel, das Heil kommt von den Juden (Johannes 4,22). Das Kind ist Jesus, Jeschua. Doch Gott beschützte die Frau, Israel. „Der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.“ (Offenbarung 12,17) Das passiert heute weltweit.
Vor einigen Jahren sagte Israels damaliger Präsident Reuven Rivlin beim ICEJ-Laubhüttenfest: „Uns ist sehr wohl aufgefallen, dass das Christentum die am meisten verfolgte Religion ist. Wir wissen, was Verfolgung ist, und wir werden uns für euch einsetzen.“ Was für eine wichtige Aussage des israelischen Präsidenten! Juden kennen Verfolgung aus ihrer eigenen Vergangenheit und nun, da sie sehen, dass Christen in vielen Ländern verfolgt werden, treten sie für uns ein. Offenbarung 12 sagt uns, dass der Teufel die Nationen und Völker benutzt, um Christen weltweit zu verfolgen. Und Israel tritt dem bereits entgegen. Wo sind die Christen, die für Israel eintreten? Diese Frage stelle ich allen Pastoren.
Im Willen Gottes
Wir stehen zu Israel, um Pastoren, Kirchen und Gemeinden in den Willen Gottes zu bringen. Gott steht Israel bei, wie er es versprochen hat. Folgen wir seinem Willen und dienen Israel, sind wir gewiss, dass Gott uns auf verschiedene Art gebraucht, z.B. bei der Alijah (Einwanderung nach Israel). Gott möchte das ganze Volk Israel in sein Heimatland zurückbringen – in das Land, das er ihnen gegeben hat. So wie Ruth sich um Naomi kümmerte, helfen wir Israel, ins Land seiner Väter zurückzukehren. Ich ermutige Pastoren, in ihren Gemeinden zu lehren, dass jeder Christ am Ende seines Lebens sagen sollte: Ich habe mindestens eine jüdische Person dabei unterstützt, nach Israel heimzukehren und dort zu leben.
Zu guter Letzt werden wir ermutigt, für das Wohl Jerusalems zu beten. In Jesaja 66,10 heißt es: „Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt!“ Wer Israel liebt, wird sich über alle Erfolge freuen, die es durch Gottes Gnade feiert. Beten wir also für den Frieden Jerusalems (Psalm 122,6). Seien wir Wächter auf den Mauern, die Tag und Nacht beten (Jesaja 62,1+6). Es geschieht schon, aber lassen Sie uns Israel noch mehr unterstützen.
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