Change Region:Germany

Der Herr hat besucht und erlöst sein Volk

Schätze des Hebräischen Denkens

DruckversionSend by email
Posted on: 
16 Dez 2021
Der Herr hat besucht und erlöst sein Volk

Der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels, ist eine der Eigenbezeichnungen Gottes, mit der er sich uns im Alten Testament offenbart. Die wunderbare Bedeutung dieses Namens liegt wie ein Schatz in der Thora, den fünf Büchern Mose, verborgen.

Foto: Shutterstock, Jude mit Thora-Rolle, Symbolbild

Der verheißene Erlöser

Bereits in 2. Mose 6,6 verheißt Gott Israel die Erlösung aus Ägypten. Vor allem aber im Buch Jesaja gibt Gott sich immer wieder als der Erlöser Israels zu erkennen (vgl. Jesaja 41,14; 44,6; 47,4; 48,17 u.a.).Im Hebräischen Text wird an diesen Stellen das Wort goel גאל(sprich „go’el“) verwendet, das „Löser“ oder „lösen“ (losbinden, einlösen) bedeutet.

Anhand weiterer Textstellen wird deutlich, dass Gott nicht nur an die zurückliegende Erlösung aus Ägypten erinnern möchte, sondern auf ein künftiges Ereignis hinweist. „Aber für Zion wird ein Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR.“ (Jesaja 59,20). Diese Aussage klingt an den verheißenen Nachkommen der Frau (1. Mose 3,15) und den Nachkommen Abrahams (1. Mose 22,18) an. Der Psalmist spricht von der Erlösung aus Not und Bedrängnis (Psalm 72,14; 107,2). Der leidgeprüfte Hiob bekennt voller Zuversicht, „dass mein Erlöser lebt (goali chai גאלי חי), und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.“ (Hiob 19,25)

Versteckt inmitten einer Reihe von Bestimmungen und Geboten, die Gott den Israeliten am Berg Sinai mitgab, finden wir faszinierende Hinweise auf die Eigenschaften und das angekündigte Handeln des Erlöser-Gottes.

Die Schuldsklaverei

In 3. Mose 25 gibt Gott den Israeliten detaillierte Anweisungen zur Schuldsklaverei. Hatte ein Israelit sich verschuldet und war er außer Stande, seine Schulden zu begleichen, wurde er Sklave seines Gläubigers. War sein Gläubiger ein Israelit, arbeitete er als dessen Tagelöhner und kam erst im Jubeljahr wieder frei (3. Mose 25,39-43). War der Gläubiger jedoch ein Nichtjude, sollte ein Verwandter des Schuldners ihn „lösen“ (V. 47-49). Dasselbe Prinzip galt, wenn ein Grundstück verpfändet wurde: der Verwandte sollte es zurückkaufen (V. 25). In deutschen Bibeln ist in 3. Mose 25 vom „Löser“ (oft auch „Verwandten-Löser“) die Rede. Jedoch ist es im hebräischen Text dasselbe Wort, mit dem Gott sich als Erlöser Israels bezeichnet: goel גאל.

Der Goel

3. Mose 25 stellt zwei wesentliche Anforderungen an den Goel: Er musste ein Blutsverwandter des Verschuldeten sein (3. Mose 25,49). Dabei fiel die Rolle des Lösers immer dem nächststehenden Verwandten zu. War dieser nicht imstande zu lösen, wurde der nächstfolgende gefragt (vgl. Ruth 3,12). Auch die weitere Verwendung des Wortes Goel im Alten Testament unterstreicht, dass es synonym für einen Blutsverwandten steht (z.B. 4. Mose 35,19: goel ha’dam הדם גאל, Bluträcher, wörtlich: Löser des Blutes).

Eine weitere Anforderung, die ein Goel erfüllen musste, war, ausreichend vermögend und selbst ein freier Mann zu sein. Das Buch Ruth verdeutlicht zudem, dass in Israel die Levirats- oder Schwagerehe (5. Mose 25,5-10) als Erweiterung des Lösergesetzes verstanden wurde. War ein verschuldeter Israelit kinderlos verstorben, sollte sein nächster Verwandter nicht nur seinen verpfändeten Besitz lösen, sondern auch dessen Witwe heiraten und einen Nachkommen zeugen, um den Namen des Verstorbenen zu erhalten.[1]

Der Kaufpreis

Zwei in der Bibel beschriebene Fälle, in denen das Lösergesetz zur Anwendung kommt, verdeutlichen, dass es dem Verschuldeten oblag, seinen Blutsverwandten zur Lösung aufzufordern. In Ruth 3 hat Boas sich bereits über den Sachverhalt erkundigt, handelt jedoch erst, als Ruth ihn als Löser anspricht (vgl. V.12+18). Jeremia löst einen Acker, nachdem sein Verwandter ihn nachdrücklich dazu aufforderte (Jeremia 32,8-12).

Die Lösung durch den Goel stellte zudem einen Kaufakt dar. Bei Ruth (Kapitel 4) und Jeremia sind Zeugen zugegen und ein Kaufpreis wird entrichtet; Jeremia schreibt zudem einen Kaufbrief. Somit wurde das gelöste Grundstück, bzw. der gelöste Verwandte, Eigentum des Goels.

Zurück zur Familie

Der für uns heute befremdlich anmutende Gedanke, dass Gott es wohlhabenden Personen ermöglichte, ihre bedürftigen Verwandten zu „besitzen“, muss im kulturellen Kontext verstanden werden. Im Nahen Osten zur Zeit der Bibel war die eigene Identität stark an die Großfamilie und Sippe gebunden. Ein Schuldsklave, der von seinem Verwandten gelöst wurde, kehrte zurück in den Schoß der Familie – zu seiner Sippe. Dort bestellte er wie zuvor auch den im Familienbesitz (vgl. 4. Mose 33,54; 36,6-7) befindlichen Grund und Boden, war selbst aber mittellos.

Israels Goel

Im Neuen Testament lesen wir, dass die Gesetze der Thora ein Schatten waren, die Israel auf den kommenden Messias vorbereiten sollten (Kolosser 2,17; Hebräer 10,1). Jeschua selbst sagte, dass die Thora auf ihn hindeute: Mose „hat von mir geschrieben“ (Johannes 5,46). Es ist daher kein Zufall, dass Gott sich selbst als „Goel“, als Löser, bezeichnet und zugleich genaue Anweisungen über den Löse-Prozess gibt. Das Lösergesetz in 3. Mose 25 ist eine herrliche Selbst-Offenbarung Gottes und verdeutlicht, auf welche Weise er Israel erlösen will: als Israels Blutsverwandter.

Bereits Jahrhunderte vor der Geburt Jeschuas kündigt Gott an, dass er als Mensch und als Jude in die Welt kommen wird, um Israel – und mit Israel die ganze Welt – zu erlösen. Gott musste Mensch werden, um Löser der Menschen zu sein. Und er tat dies als Jude, als „Goel Israels“.[2]

Jeschua allein kann uns lösen

Die ausführlichen Regelungen in 3. Mose 25 spiegeln viele Aspekte von Jeschuas Erlösungswerk wider. Im Neuen Testament lesen wir, dass wir durch unsere Sünde in die Sklaverei verkauft waren. „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“ (Johannes 8,34; vgl. Römer 6,18; 7,14) Anders als ein israelitischer Schuldsklave hatten wir Sünder keine Aussicht darauf, uns je selbst wieder freikaufen zu können. Da wir alle gesündigt hatten (Psalm 53,4; Römer 3,23) und in die Sklaverei der Sünde verkauft waren, kam für uns nur ein einziger Löser in Frage: Jeschua.

Jeschua ist der Einzige, der nicht unter der Herrschaft der Sünde ist (2. Korinther 5,21; Hebräer 4,15) und er allein ist in der Lage, uns freizukaufen. Er ist der mächtige Helfer (goalem chasak חזק גאלם, wörtlich: ihr Löser ist stark) der schutzlosen Waisen, denen niemand zu Hilfe kommt (Sprüche 23,10-11).

Wie die Löser in den Büchern Ruth und Jeremia wartet auch Jeschua darauf, dass wir uns an ihn wenden, wissend, dass er allein Löser ist, der uns aus unserer ausweglosen Lage freikaufen kann. Er lädt uns ein, drängt sein Erlösungswerk aber niemandem auf.

Gottes Eigentum, Kinder und Erben

Die Erlösung, die Jeschua uns anbietet, stellt keine Loslösung in die Unabhängigkeit dar. Vielmehr werden wir Gottes Familie zugetan und in seinen Dienst gestellt. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1) Waren wir zuvor Sklaven und unter der Herrschaft der Sünde, sind wir nun frei. Die Gemeinschaft mit unserem Schöpfer ist wiederhergestellt. Wie der gelöste Verwandte im Alten Testament nicht als Sklave seines Lösers behandelt wurde, behandelt auch Gott uns nicht wie Sklaven, sondern macht uns zu seinen Kindern und Erben (Galater 4,4-7).

Teuer erkauft

In 1. Korinther 6,19-20 verdeutlicht Paulus Gottes weitreichendes Eigentumsrecht an den von ihm Erlösten: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ (vgl.Römer 12,1;Titus 2,14; 1. Petrus 1,17-19)

Jeschua, unser Goel, zahlte mit seinem eigenen Blut den teuersten Kaufpreis für uns. Nun haben wir die Freiheit, ihm in Dankbarkeit, mit Freude und völliger Hingabe zu dienen.  Wie der mittellose Erlöste das im Familienbesitz befindliche Feld bestellt, bauen wir das Reich unseres Vaters. Nicht als seine Sklaven, sondern als seine Kinder, die mit Jeschua dieses Reich einmal erben werden.

Mit diesem Wissen können wir in den Lobgesang des Zacharias einstimmen: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk, [...] dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht.“ (Lukas 1,68+74)


Wort aus Jerusalem - kostenlos abonnieren

Abonnieren Sie unsere kostenlose Zeitschrift "Wort aus Jerusalem" (6 Ausgaben im Jahr) mit tiefgehender Bibellehre und interessanten Artikeln und Berichten aus Israel. Zur Anmeldung.


Israel segnen

Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem ist eine christliche Organisation, die aufgrund biblischer Grundsätze und Verheißungen Israel unterstützt und dabei Millionen von Christen weltweit vertritt. Wir helfen schnell, unkompliziert und dort, wo finanzielle Mittel am dringendsten benötigt werden. Unterstützen Sie unseren vielfältigen, segensreichen Dienst mit Ihrem Gebet und Ihrer Spende. Vielen Dank! Zum Spendenportal

 

Share this: