Von:
Rev. Malcolm Hedding
Die Ersatztheologie ist eine unbiblische Lehre, die behauptet, dass Gottes Pläne mit Israel abgeschlossen bzw. aufgehoben sind, und dass Israel seine Berufung als Volk Gottes „verloren“ hat.
Leider hat sich die Ersatztheologie im Laufe der Jahrhunderte in Kirchen und Gemeinden vieler Traditionen festgesetzt und prägt das Verständnis vieler Gläubiger hinsichtlich Gottes Plänen mit Israel bis heute. Es ist wichtig, diesen Irrtum anhand des Wortes Gottes aufzudecken und ihm entgegenzutreten. (Foto: Pixabay, Judenfeindliche Darstellung von "Ecclesia" und "Synagoga", Symbolbild)
Trügerische Halbwahrheiten
Die Ersatztheologie ist deshalb so trügerisch, weil sie auf Halbwahrheiten beruht. Zum Beispiel sagt die Bibel, dass die Kirche das „Israel Gottes“ sei – jedoch nicht im Sinne eines Ersatzes (Galater 6,14-16).
Um die Ersatztheologie mit wenigen Worten zu beschreiben, sei gesagt, dass sie das Volk Israel von seiner nationalen Bestimmung im Land Kanaan abtrennt, weil es Jesus als Messias abgelehnt hat. Alle biblischen Aussagen, dass Israel künftige Segnungen im Land Kanaan erfahren wird, werden als Beschreibungen der geistlichen Segnungen ausgelegt, die jetzt angeblich der Kirche gehören.
Auch die Erwartung eines physischen Königreiches wurde „vergeistlicht“, Israel weggenommen und den Heiden gegeben (Matthäus 21,43), obwohl Jesus niemals die Wiederherstellung des physischen Königreichs für Israel verneinte oder gar abstritt (Apostelgeschichte 1,6-7).
Die Prinzipien biblischer Auslegung
Dass diese Art, die Heilige Schrift auszulegen, vollkommen den Prinzipien biblischer Auslegung widerspricht, scheint Ersatztheologen nicht zu interessieren. Wir sollten die Schrift immer anhand der Art des Textes interpretieren. Wenn er wörtlich ist, dann sollten wir ihn wörtlich interpretieren. Wenn er geistlich oder bildlich ist, sollten wir ihn entsprechend auslegen. Wenn beispielsweise Jesus sagt, „Ich bin die Tür!“ – bedeutet dies etwa, dass er tatsächlich eine Tür ist? Natürlich nicht! Der Kontext ist eindeutig bildlich und muss als solcher interpretiert werden.
Wir sind nicht der einen oder anderen Art biblischer Auslegung verpflichtet, sei es wörtlich oder bildlich, sondern vielmehr dem Kontext. Es ist der Kontext, der unsere Auslegung bestimmt, und wir bestätigen so die Integrität und Autorität der Schrift.
Was die Ersatztheologie lehrt
Die Ersatztheologie gründet allein auf dem Gedanken, dass Gottes Bund mit Abraham teilweise oder gar vollständig aufgehoben wurde, denn dieser Bund verheißt Israels ewigen Besitzanspruch auf das Land Kanaan (1. Mose 17,7-8). Wäre diese Verheißung tatsächlich aufgehoben worden, würde die heutige Wiederherstellung Israels im Land Kanaan überhaupt nichts bedeuten.
Es sei an dieser Stelle ganz klar gesagt, dass wir glauben, dass Errettung nur in Jesus Christus zu finden ist – dies gilt sowohl für Juden als auch für Nichtjuden (Römer 1,16-17). Dennoch glauben wir nicht, dass die Verheißung, die Gott dem Abraham gab, d.h. die Zusage des Landes Kanaan an Israel, aufgehoben wurde.
Aus diesem Grund ist die Wiederherstellung Israels in unserer Zeit eine Erfüllung dieser Verheißung. Sie stellt auch einen Meilenstein bei Israels „Heimkehr“ zu seinem Messias dar (Hesekiel 36,24-28).
Zwei Ansätze der Ersatztheologie
Die Ersatztheologen teilen sich hinsichtlich des Abraham-Bundes meist in zwei Lager auf:
1. Aufhebung des Abraham-Bundes
Dieses Lager vertritt die Ansicht, dass Gottes Bund mit Abraham vollständig aufgehoben wurde. Dadurch ergeben sich aber ernsthafte Schwierigkeiten, denn Paulus sagt in seinem Brief an die Galater, dass Jesus starb, damit der Segen des Abraham-Bundes zu uns kommt, und dass wir, wenn wir zu Jesus gehören, Abrahams Kinder nach der Verheißung sind (Galater 3,13-14; 29). Wäre dieser Bund tatsächlich aufgehoben worden, dann wäre das, was Paulus sagt, falsch!
Darüber hinaus sagt der Verfasser des Hebräerbriefs, dass wir Gott vertrauen können, treu zum Neuen Bund zu stehen, weil er treu zum Bund mit Abraham stand (Hebräer 6,13-20). Dies stellt ein ernstes Problem für diesen Ansatz dar, denn wenn der Abraham-Bund tatsächlich aufgehoben wurde, würde dies bedeuten, dass Gott ein Lügner und ganz und gar nicht treu wäre – obwohl der Hebräerbrief bekräftigt, dass er treu ist.
Viele Ersatztheologen haben diese Problematik erkannt und sind ins andere Lager gewechselt:
2. Umdeutung des Abraham-Bundes
Diese Theorie behauptet, dass Gottes Bund mit Abraham nicht aufgehoben, sondern umgedeutet worden ist. Das heißt, der Aspekt des Bundes, der Israel das Land Kanaan verheißt, sei heutzutage geistlich und nicht mehr wörtlich zu verstehen.
Das Problem mit dieser Theorie ist, dass sie eine sog. „Vorannahme“ darstellt (eine bereits zuvor bestehende Meinung), die die Schriften nirgends bestätigen. Dass alle Nationen in Christus gesegnet werden, war von Anfang an Ziel des Abraham-Bundes, aber dies nimmt dem jüdischen Volk seine nationale Bestimmung im Heiligen Land nicht weg.
Same oder Samen?
Verfechter dieses Ansatzes verweisen gerne auf Paulus’ Lehre im Galaterbrief, dass Gottes Verheißung an Abraham nicht seinen „Samen“ (Plural), d.h. Israel, sondern seinem „Samen“ (Singular), d.h. Jesus, galt (Galater 3,15-18). Weil der „Same“ (Christus) gekommen ist, schlussfolgern sie, dass die Verheißung für Abrahams „Samen“ (das Volk) entfernt wurde! Demnach hätte das Volk Israel seinen Anspruch auf das Land verwirkt!
In Wahrheit versteht Paulus den Ausdruck „Abrahams Same“ auch im Plural – in Römer 9,6-7! Beide Interpretationen des Wortes „Same“ sind demnach richtig! Abrahams Same ist im Singular und im Plural zu verstehen. Der Segen, den Gott in Abraham verheißt, ist allein in Christus Jesus zu finden, denn er starb für die ganze Welt. Aber das Mittel, durch den der gesegnete „Same“ in die Welt kommt, sind Abrahams „Samen“ (Plural) – das Volk Israel.
Die eine Wahrheit widerspricht der anderen nicht. Genau genommen sind beide Wahrheiten voneinander abhängig (Römer 9,1-5), und aus diesem Grund finden wir im Matthäus- und Lukasevangelium den detailliert aufgeführten Stammbaum Jesu (Matthäus 1,1-17; Lukas 3,23-38).
Bestätigung statt Umdeutung
Ein weiteres Problem mit dem Ansatz der „Umdeutung“ ist, dass er der Schrift widerspricht. Jesus kam, um das, was den Vätern verheißen worden war, zu bestätigen – nicht um es umzudeuten oder abzuwandeln (Römer 15,7-9). Bestätigen bedeutet bestätigen! Jesus nahm nichts weg, sondern bekräftigte jede Verheißung, die Gott den Vätern gegeben hatte (Apostelgeschichte 3,22-26).
Auch Petrus bekräftigt, dass es eine Zeit der „Wiederherstellung aller Dinge“ geben muss, bevor der Messias zurückkommt (Apostelgeschichte 3,21). Diese „Wiederherstellung aller Dinge“ wird von allen Propheten vorhergesagt: Es ist die endzeitliche Wiederherstellung Israels im Land Kanaan und seine Buße, die durch Jesus zur Errettung führt (Amos 9,11-15).
Die Bibel widerlegt die Ersatztheologie
Nirgendwo spricht die Bibel davon, dass Gottes Verheißungen an Abraham hinsichtlich Israels ewigem Besitzrecht am Land Kanaan aufgehoben oder umgedeutet wurden. Überall bestätigt die Bibel das Gegenteil! Sie spricht davon, dass der Tag kommen wird, an dem das physische Israel mit seinem Land und seinem Messias wieder vereint sein wird (Hesekiel 36,24-32).
Dieser Abschnitt im Buch Hesekiel lehrt das genaue Gegenteil der Ersatztheologie: Israels Rebellion und Sünde hat nicht zu Landverlust geführt, sondern zu Gericht und Korrektur. Doch am Ende wird Gott, um seines Namens willen, Israel zurück ins Land seiner Vorväter und zurück zu sich selbst führen! Er tut dies trotz Israels Rebellion und Sünde.
Die Wahrheit ist: Ersatztheologie spiegelt das Herz des Menschen wider, nicht das Herz Gottes!
Zweck der Ersatztheologie
Israel ist von Anfang an Gottes Werkzeug zur Errettung der Welt gewesen (Römer 9,1-5). Gewissermaßen ist Israel Gottes Mikrofon, das Mittel, durch das er zu einer verlorenen Welt spricht. Außerdem hat Israel dieser Welt alle Bündnisse Gottes geschenkt und ist nun, dank der Verheißung des Abraham-Bundes, in sein altes Heimatland zurückgekehrt, um das letzte große Bündnis in die Welt zu bringen: den Bund mit David. Dieser Bund ist das eigentliche Ziel der Wiederherstellung Israels: Jesus wird nach Zion zurückkehren als die Wurzel und der Trieb Davids (Offenbarung 22,16; Psalm 2,1-12; Psalm 72,5-11).
Es verwundert nicht, dass um Zion ein heftiger Streit tobt. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit Ihnen, die Steine des Anstoßes aus Zion zu entfernen und auf diese Weise den Weg seines großen und gesegneten Königs vorzubereiten (Jesaja 62,10; Jesaja 40,3-5).
Die Ersatztheologie ist ein Werkzeug der Mächte der Finsternis, die Absichten Gottes aufzuhalten, indem es die Kirche von diesem letzten großartigen Erlösungswerk abkoppelt. Wir lehnen dies entschieden ab und stellen uns voll und ganz auf die Verheißungen Gottes hinsichtlich Israels und der Kirche.
Themenseite: Christlicher Zionismus
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