Von:
Rev. Malcolm Hedding
„Der Zionismus, die Nationalbewegung für die Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland und die Wiedererlangung jüdischer Souveränität über das Land Israel, verfolgte von Anfang an sowohl materielle als auch geistliche Ziele. Juden aller Überzeugungen, linke und rechte, religiöse und säkulare, schlossen sich in der zionistischen Bewegung zusammen und arbeiteten gemeinsam auf diese Ziele hin. Meinungsverschiedenheiten führten zu Zerwürfnissen, aber letztlich wurde das gemeinsame Ziel eines jüdischen Staates im uralten Heimatland erreicht. Der Begriff „Zionismus“ wurde 1890 von Nathan Birnbaum geprägt.“ (Jewish Virtual Library, frei übersetzt) (Foto: Unsplash, Bibelstudium, Symbolbild)
Wenn Zionismus der Glaube an das Rückkehrrecht des jüdischen Volkes in sein Heimatland ist, dann ist per Definition ein christlicher Zionist einfach ein Christ, der dieses Recht des jüdischen Volkes unterstützt. Diese breitgefasste Definition trifft sicher auf viele Christen zu, ganz gleich welche Beweggründe sie für ihre Unterstützung haben. So wie Juden verschiedener Überzeugungen die zionistische Bewegung bildeten, können auch Christen jeder Überzeugung unter diese Definition eines christlichen Zionisten fallen.
Genau dies ist der Grund, warum ein Christ vielerlei Antwortmöglichkeiten auf die Frage hat, warum er Israel unterstützt. Es können politische, historische und/oder religiöse Gründe sein.
Biblischer Zionismus
Die eigentliche Theologie des christlichen Zionismus, auch biblischer Zionismus genannt, unterstützt das Rückkehrrecht des jüdischen Volkes in sein Heimatland auf biblischer Grundlage – Gottes Bund mit Abraham. In diesem Bund erwählt Gott Abraham, damit dieser Vater eines Volkes wird, durch das Gott die Welt erlöst. Um dies tun zu können, gab er Abrahams Nachkommen ein Land, in dem sie als auserwähltes Volk leben können.
Der christliche Zionismus wird im Alten Testament, der hebräischen Bibel, immer wieder bestätigt. Die großen und kleinen Propheten verkündigen übereinstimmend, dass dies Israels nationale Berufung ist, kündigen an, dass auf eine Zeit des Exils die Rückkehr in das Land folgen wird, und sprechen von seiner geistlichen Erneuerung und Erlösung, die Licht in die Welt bringt.
Der Irrtum der Ersatztheologie
Christlicher Zionismus widerspricht der Ersatztheologie. Diese behauptet, dass Israel seine besondere Beziehung mit Gott hinsichtlich seiner nationalen Bestimmung und seines nationalen Heimatlandes verloren habe, weil es Jesus als Messias abgelehnt hat. Nun sei die Kirche das „neue Israel“ geworden. Dieser Theologie zufolge hat die Kirche nun alle Segnungen, die Israel verheißen waren, geerbt – Gericht und Fluch bleiben jedoch, praktischerweise, auf dem jüdischen Volk.
Christlicher Zionismus hingegen lehrt anhand der Bibel (Altes und Neues Testament), dass Gottes Bund mit Abraham noch heute gültig ist. Die nationale Bestimmung des jüdischen Volkes besteht weiterhin und sein nationales Heimatland ist ewiglich sein Besitz – entsprechend Gottes Plänen und Absichten. Das Neue Testament bestätigt nicht nur den Abrahams-Bund, sondern bekräftigt auch den historischen Auftrag Israels sowie die Unwiderruflichkeit seiner Gaben und Berufung.
Gottes Bund mit Abraham
Christlicher Zionismus gründet nicht auf Prophetie oder künftigen Ereignissen in der Endzeit. Die meisten christlichen Zionisten würden jedoch der Aussage zustimmen, dass Israels Wiederauftreten auf der Weltbühne, ganz so wie Gott es verheißen hatte, darauf hindeutet, dass auch andere in der Bibel vorhergesagte Ereignisse eintreten werden.
Israels Recht, das Land Kanaan zu besitzen, gründet auf Gottes Verheißungen. Nicht nur einmal, sondern immer wieder sicherte Gott Abraham zu, dass er ihm und seinen Nachkommen das verheißene Land geben würde.
„Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du bist, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen.“(1. Mose 13,14)
Dieselben göttlichen Verheißungen wurden auch den Patriarchen Isaak und Jakob gegeben. Sie wurden gegenüber Mose bestätigt, in den Psalmen bekräftigt und sind in den ganzen prophetischen Schriften zu finden. Es sind biblische Verheißungen, die in ihrer Festigkeit und ihrer Verbindlichkeit nicht übertroffen werden können.
In 1. Mose 15 lesen wir, dass Gott die Grenzen des verheißenen Landes festlegte und diese Verheißung durch seinen Bund mit Abraham untermauerte.
„An dem Tage schloss der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen gebe ich dies Land von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom, den Euphrat.“ (1. Mose 15,18)
Zu biblischer Zeit war es üblich, dass ein Bundesschluss mit dem Schlachten eines Tieres einherging. Das Tier wurde in zwei Hälften geteilt, die einander gegenüber gelegt wurden. Beide Bundespartner gingen dann gemeinsam zwischen diesen Hälften hindurch und brachten so ihre Verpflichtung, den Bund zu halten, zum Ausdruck (vgl. Jeremia 34,18).
Man beachte: als Gott diesen Bund mit Abraham schloss, fuhr nur Gott zwischen den Tierhälften hindurch, in Gestalt einer brennenden Fackel. Abraham schlief während all dem (1. Mose 15,12+17-18). Der Bund, den Gott mit Abraham schloss, ist demnach ein einseitiger Bund, durch den Gott ausdrückte: „Ganz gleich was du und deine Nachkommen tun werden, heute schließe ich einen Bund mit dir, Abraham, um dir und deinen Nachkommen dieses Land als ewigen Besitz zu geben.“
Es ist dieser göttliche Bund und eine Vielzahl von Verheißungen, auf denen der christliche Zionismus gründet. Das Fundament unserer Unterstützung für das jüdische Volk und das Land Israel ist der Glaube an einen Gott, der seinen Bund hält:„Ich will meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern, was aus meinem Munde gegangen ist.“ (Psalm 89,35)
Wer darf im Gelobten Land wohnen?
Die Bibel spricht jedoch nicht nur über das Recht, das Gelobte Land zu besitzen, sondern auch über das Recht, darin zu wohnen. Das 5. Buch Mose, in dem Moses letzte Worte aufgezeichnet sind, bevor Israel das Land Kanaan eroberte, legt mehr als jedes andere Buch fest, dass das Recht, im Land Kanaan zu wohnen, an strenge Bedingungen geknüpft ist. Diese Bedingungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch Deuteronomium.
„Darum sollt ihr alle die Gebote halten, die ich dir heute gebiete, auf dass ihr stark werdet, hineinzukommen und das Land einzunehmen, dahin ihr zieht, es einzunehmen, und dass du lange lebest in dem Lande, das der HERR, wie er euren Vätern geschworen hat, ihnen und ihren Nachkommen geben will.“(5. Mose 11,8-9)
Wollte Israel das Land erobern und für lange Zeit darin wohnen, musste es dort als ein heiliges Volk leben. Das bedeutet: das Besitzrecht ist eindeutig in Gottes Wort und seiner Verheißung verankert. Das Land gehört für immer dem jüdischen Volk. Aber das Wohnrecht gründet auf dem geistlichen Zustand des jüdischen Volkes.
5. Mose 28, das Kapitel über „Segen und Fluch“, fasst dies in einer sehr dramatischen Art und Weise zusammen: wenn Israel in Gottes Wegen geht, wird der „HERR dich segnen in dem Land, das dir der HERR, dein Gott, gibt“ (V. 8). Aber wenn Israel sich dauerhaft weigert, sein Wort zu befolgen, und anderen Göttern nachläuft, werden sie letztendlich „herausgerissen werden aus dem Lande, in das du jetzt ziehst, es einzunehmen.“ (V. 63)
Im Buch Josua finden wir dies auf eindrückliche Weise dargestellt: Kurz vor der Eroberung Jerichos ging Josua hinaus in die Wüste, um Gottes Angesicht vor dieser ersten und entscheidenden Schlacht zu suchen. Dort erschien ihm der Engel des Herrn. Josua stellte ihm eine auf den ersten Blick rhetorisch anmutende Frage: „Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?“ Gott musste doch selbstverständlich zu Israel gehören! Aber die Antwort des Boten Gottes muss Josua ziemlich ernüchtert haben: „Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN und bin jetzt gekommen. [...] Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig.“ (Josua 5,13-15)
Mit anderen Worten sagte er: „Ich gehöre nicht zwangsweise zu dir. Wenn du möchtest, dass ich an deiner Seite bleibe, musst du deine Schuhe ausziehen, denn dies ist heiliger Boden.“ Gott hat in seiner Souveränität dieses Land zwischen Jordan und Mittelmeer für seinen Heilsplan erwählt. Aus diesem Grund erwartet er, dass das Volk, das darin lebt, heilig ist und sich seiner Königsherrschaft unterordnet.
Wenn Israel heute im Land Israel leben will, muss es seine Schuhe ausziehen.
Themenseite: Christlicher Zionismus
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