

Von:
David Parsons, ICEJ-Sprecher und Vizepräsident
Wenn wir über das Thema des diesjährigen Laubhüttenfestes, „Land der Verheißung“, nachdenken, kann es passieren, dass wir dem Aspekt des „Landes“ zu viel Aufmerksamkeit schenken. Das ist verständlich, denn das Land Israel ist wirklich einzigartig, vielfältig und faszinierend! (Foto: Adobestock)
Dabei denken wir an den majestätischen, schneebedeckten Berg Hermon, den in der Sonne glitzernden See Genezareth oder den tiefsten Punkt der Erde – das salzhaltige Tote Meer. Oder auch den bemerkenswerten Ramon-Krater, fruchtbare Regionen wie das Hula-Tal und die Jesreel-Ebene, die Hügellandschaft von Judäa und Samaria und natürlich die verlockenden Mittelmeerstrände.
Ein fruchtbares Land
Israel ist heutzutage berühmt für seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse, seine fortschrittlichen Wassertechnologien und seine Expertise in der Züchtung neuer Obst- und Gemüsesorten. Israel verfügt über eine der nährstoffreichsten einheimischen Nahrungsmittelversorgung der Welt und exportiert zu jeder Jahreszeit landwirtschaftliche Erzeugnisse hoher Qualität, während seine arabischen Nachbarländer Lebensmittel importieren müssen, um die Bevölkerung ernähren zu können. Und all das, obwohl das Land zum größten Teil aus Wüste besteht.
Doch das Land Israel war nicht immer so fruchtbar. Genau genommen war es zur Zeit des jahrhundertelangen jüdischen Exils verödet und brachte keinen Ertrag – so wie es in der Bibel vorhergesagt worden war (3. Mose 26,20; 5. Mose 11,16-17; Jeremia 18,15-17). Zeitgleich war das in alle Welt zerstreute jüdische Volk nicht gerade bekannt dafür, einen „grünen Daumen“ zu haben. In den meisten christlichen und auch muslimischen Ländern, in die die Juden zerstreut waren, war es ihnen untersagt, Land zu besitzen. Somit kam ihnen die Fertigkeit, Land zu bestellen, abhanden.
Dies macht den Überfluss, den das Land Israel heute hervorbringt, umso erstaunlicher. Doch Gott hatte versprochen, dass er das jüdische Volk eines Tages in sein altes Heimatland zurückbringen, dass das Land wieder Frucht hervorbringen und dass die Wüste „wie die Lilien blühen“ würde (Jesaja 35,1; Hesekiel 34,25-29; 36,8+29-36; Sacharja 8,11-12).
Sobald einem bewusst wird, wie erstaunlich diese prophetische Verwandlung des Landes Israel ist, verschiebt sich unsere Aufmerksamkeit von „Land“ auf „Verheißung“ – insbesondere aber auf den Gott, der all dies verheißen hat. Er ist es, dem unsere ganze Aufmerksamkeit gebührt!
Die Landverheißung
Die Wiederherstellung des jüdischen Volkes im Land Israel ist ein unglaubliches Testament der Treue, Zuverlässigkeit und sogar der Liebe Gottes. Es sollte jeden Christen mit Staunen und Ehrfurcht füllen, dass Gott eine Verheißung, die er Abraham bereits vor rund 4.000 Jahren gegeben und mit einem Eid bekräftigt hat, erfüllt hat: Es unterstreicht, dass wir Gott vertrauen können, jede Verheißung, die er uns in Christus durch den Neuen Bund gegeben hat, ebenfalls zu erfüllen. Davon spricht auch Hebräer 6,13-20. Dass wir heute die Wiederherstellung Israels miterleben, sollte unseren Glauben und unsere Ehrfurcht vor Gott stärken!
Dennoch gibt es Christen, die weiterhin in Frage stellen, ob die Rückkehr der Juden ins Land Israel wirklich von Gott initiiert worden ist. Sie sagen, es sei reiner Zufall oder das Ergebnis von ‚menschengemachtem Zionismus‘. Andere behaupten, die Juden hätten ihren Anspruch auf das Land verspielt, als sie Jesus ablehnten. Oder sie sagen, das Land war nur nötig, bis Christus kam und die Kirche geboren wurde. Viele pochen darauf, dass wir uns mehr um die Errettung von Seelen als um irgendein physisches Stückchen Erde kümmern sollten. Und dann gibt es auch jene, die die Landverheißung vollkommen vergeistlichen, so dass sie keine irdische Relevanz mehr hat.
Doch seien wir ehrlich: Wenn wir eine Person lieben, sollten wir dann nicht unsere Versprechen halten, die wir ihr gemacht haben? Wir können unserem Ehepartner oder unserem Kind immer wieder sagen, dass wir sie lieben, aber wenn wir unsere Versprechen ihnen gegenüber brechen, sind unsere Liebesbekundungen wertlos. Das ist der Grund, warum die Landverheißung heute noch relevant ist. Gottes Loyalität zu seinem Eid ist das Gütesiegel seiner Liebe! Gottes Charakter steht auf dem Spiel, wenn es um seine Treue zu seiner Verheißung geht, das Land Israel den Nachkommen Abrahams als „ewigen Besitz“ zu übergeben (1. Mose 17,8).
Betraut mit dem Land Gottes
Die Bibel hält daran fest, dass Gott Abraham das Land Kanaan verheißen hat, und durch seinen Sohn Isaak und dessen Sohn Jakob all deren Nachkommen (1. Mose 13,15; 15,17-21; 17,5-8; 28,13; 35,12; Psalm 105,8-12).
In seinem Bund mit Abraham erwählte Gott das Land und das Volk Israel, damit beide gemeinsam zu einer Nation würden, die eines Tages das „Mittel“ für unsere Erlösung hervorbringen würde (1. Mose 12,1-3; 17,4-8; 22,15-18; Psalm 105,8-11; Apostelgeschichte 7,2-5; Römer 9,4-5; Galater 3,7-8).
In seinem Bund mit Mose knüpfte Gott jedoch Bedingungen an Israels Recht, im Land Israel zu wohnen. Diese finden wir in 3. Mose 26 und 5. Mose 28. Erfüllten sie diese nicht, würde Gott sie ins Exil schicken, sozusagen als „Erziehungsmaßnahme“. Aber der Verlust des Wohnrechts bedeutete nicht den Verlust des Besitzanspruchs, denn Gott versprach auch, ihnen immer wieder nachzugehen und sie ins Land zurückzubringen (3. Mose 26,40-45). Warum? Weil er sich Abraham mit einem Eid verbürgt hatte, das Land seinen Nachkommen als einen „ewigen Besitz“ zu geben (1. Mose 17,8).
Treuhandverhältnis
Es ist wichtig zu verstehen, dass Israel das Land „zu treuen Händen“ erhielt: es wurde Treuhänder, denn Gott blieb weiterhin Eigentümer. Er vertraute das Land Kanaan dem jüdischen Volk an, um seinen Plan zur Erlösung der Welt voranzubringen. Israel hat das exklusive Besitzrecht, aber nicht ohne Verpflichtungen gegenüber Gott und anderen. In diesem Treuhandverhältnis ist Israel sowohl Treuhänder als auch Begünstigter, denn das Land diente dazu, das jüdische Volk im Laufe der Zeit zu beschützen und zu versorgen. Auch wir Heiden sind Begünstigte, denn die Erlösung gelangte schließlich auch zu uns.
Hinweise auf dieses Treuhandverhältnis sehen wir u.a. in 3. Mose 25, wo der Herr die Anordnungen für das Jubeljahr, das sich alle 50 Jahre wiederholen sollte, festlegt. Eines seiner zentralen Gebote war, dass jegliches Stück Land, das einer Person oder einer Familie durch Verschuldung verloren gegangen war, den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden sollte. Außerdem durfte kein Teil des Landes dauerhaft verkauft werden, „denn das Land ist mein“ (3. Mose 25,23).
Dieses Treuhandverhältnis spiegelt sich auch in den Worten Gottes gegenüber Jakob wider: „Das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und will’s deinem Geschlecht nach dir geben.“ (1. Mose 35,12) Der Herr spricht hier vom Geben in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Dies widerspiegelt Gottes andauernde, bleibende Betrauung des Landes an Abrahams Nachkommen, während er selbst sein Eigentumsrecht wahrt.
Israel hat seinen Anspruch auf das Land nie verspielt oder verloren. Gott hat seine Verheißung gegenüber Abraham nie gebrochen. Und die Landverheißung wartet weiterhin auf ihre vollkommene künftige Erfüllung. Wir sehen dies, u.a. in den einfachen, aber kraftvollen Worten: „Ich werde euch Ruhe geben.“
In unsere Ruhe eintreten
Entgegen den Bedenken einiger Christen bestätigt das Neue Testament mehrmals, dass Israel in der Tat eine künftige Bestimmung im Land der Verheißung hat. Den Beweis dafür finden wir im Brief an die Hebräer. Der Verfasser des Hebräerbriefes ermutigt uns in den Kapiteln drei und vier, in die Ruhe, die Jesus uns bereitet, „einzugehen“. Er zieht einen Vergleich zu den Israeliten in der Wüste, die nicht in die ihnen verheißene Ruhe im Land Kanaan eingetreten waren.
Diese Verheißung der Ruhe entstammt einem emotionsgeladenen Gespräch zwischen Gott und seinem Diener Mose, kurz nachdem die Zehn Gebote zum ersten Mal gegeben wurden. Der Herr war zornig wegen des Goldenen Kalbs und sagte Mose, er und das Volk sollten ohne ihn nach Kanaan hinaufziehen, damit er sie nicht unterwegs „verzehre“. Doch nachdem Mose Fürbitte tat, lenkte Gott ein und schwor: „Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten.“ (2. Mose 33,14) Diese Verheißung der Ruhe im Land wird an anderen Stellen in den Büchern Mose wiederholt, u.a. in 5. Mose 3,20; 12,9 und 25,19.
Einige sagen nun, dass diese verheißene Ruhe bei der Eroberung des Landes unter Josuas Führung erfüllt wurde. Sie zitieren Bibelstellen wie Josua 21,44: „Und der HERR gab ihnen Ruhe ringsumher, ganz wie er ihren Vätern geschworen hatte; und keiner ihrer Feinde widerstand ihnen, sondern alle ihre Feinde gab er in ihre Hände.“ Doch der Verfasser des Hebräerbriefs betont, dass, wenn Josua ihnen wahrhaftig die von Gott verheißene Ruhe verschafft hätte, David in Psalm 95,9-11 nicht von einem künftigen Tag der Ruhe gesprochen hätte.
Eine künftige, dauerhafte Ruhe
Zusammengenommen deuten diese Verse eindeutig darauf hin, dass Gott für das Volk Israel den Eingang in eine dauerhafte Ruhe in dem Land vorsieht, das er ihnen als „ewigen Besitz“ verheißen hat. Es ist eine Ruhe, in der das Volk nie wieder darum kämpfen muss, das Land in Besitz zu nehmen und endlich von seinen Werken – d.h. dem Streben nach Gerechtigkeit durch das Gesetz – ruhen kann, so wie Gott von seinen Werken ruhte. Der Hebräerbrief bestätigt dies in einfachen Worten: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.“ (Hebräer 4,9; vgl. Hebräer 4,1)
Bis zum heutigen Tag hat sich die Verheißung einer dauerhaften Ruhe für Israel in dem ihm verheißenen Land nicht vollständig erfüllt. Aber wir sind heute Augenzeugen einer Wiederherstellung, die eines Tages dazu führen wird, dass Israel als Nation in diese Ruhe ihres Heimatlandes eingehen wird. Dann werden sie endlich die Bedingungen erfüllen, die Gott an ihr Besitzrecht geknüpft hat, denn sie werden dieselbe Sühnung für sich selbst annehmen, die Sie und ich im Glauben angenommen haben, um in unsere Ruhe in Jesus hineinzukommen.
Dies wurde Israel durch Mose vor langer Zeit verheißen, als er erklärte, dass der Herr selbst eines Tages das Land und das Volk Israel „entsühnt“. (5. Mose 32,43) Wenn dieser Tag kommt, wird Israel sich nicht mehr um Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken bemühen. Ihre Angst vor Feinden und Exil wird vorbei sein. Und die ganze Welt wird zur Ruhe kommen in dem, was wir das tausendjährige Reich oder das messianische Zeitalter nennen.
Gott hat feierlich geschworen, das Land Israel dem jüdischen Volk zu geben, in Ruhe und in Frieden, für immer. Sie und ich werden erneut Begünstigte dieses einzigartigen Treuhandverhältnisses zwischen Gott, dem Land und dem Volk Israel sein.
Unser eigenes verheißenes Land
Zweifellos gibt es viele wichtige Prinzipien, die wir aus diesen biblischen Wahrheiten auch auf unserer persönliches Glaubensleben anwenden können. Wir alle haben Predigten gehört, dass jeder von uns ein verheißenes Land hat und dass wir die Riesen bekämpfen müssen, um das einzunehmen, was uns rechtmäßig gehört. Dieses Land wird für uns sorgen und wenn wir Gott wohlgefällig sind, wird er uns Ruhe vor unseren Feinden verschaffen. Diese sind gültige und inspirierende Analogien. Aber lassen Sie uns anschauen, was wir aus dem oben beschriebenen Treuhandverhältnis ableiten können.
Wenn Gott uns unser eigenes verheißenes Land gibt, ein Dienst, ein Gebäude, ein Unternehmen, dann deshalb, weil er in und durch unser Leben ein göttliches Ziel erreichen will. Was er uns gibt, ist nie wirklich unser. Er vertraut uns das an, was wir brauchen, um sein Reich zu bauen. Wir dürfen es nicht zu unserem eigenen Vergnügen vergeuden. Wir sind ihm und anderen verpflichtet. Das Neue Testament spricht in diesem Zusammenhang oft von den „Verwaltern“. Jesus spricht in einigen Gleichnissen über gute und schlechte „Verwalter“ im Reich Gottes (z.B. Matthäus 20,1-16; Lukas 12,42; 16,1-8).
Paulus forderte die Gläubigen auch auf, ihn und die anderen Apostel als „Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes“ zu betrachten. „Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, dass einer treu befunden wird.“ (1. Korinther 4,1-2) An anderer Stelle heißt es, wir sollen „gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes“ sein (1. Petrus 4,10; siehe auch Kolosser 1,25). Paulus spricht auch davon, dass er „mit dem Evangelium betraut“ wurde (1. Thessalonicher 2,4).
Gottes Absichten erfüllen
Gott vertraut uns alles an, was wir brauchen, um seine ewigen Absichten in unserem Leben zu erfüllen. Aber letztendlich gehört alles ihm und wir sind lediglich Treuhänder und Verwalter seiner Gnade und Versorgung. Wir haben nicht das endgültige Eigentumsrecht oder besitzen selbst etwas, sondern sind Durchreisende auf dieser Welt. Doch Gott aber erfüllt alles, was wir brauchen, nach seinem Reichtum in Herrlichkeit (Philipper 4,19). Dies ist eine andauernde, bleibende Verheißung seiner Versorgung – in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Und sie endet damit, dass alle Erlösten, einschließlich Israel, in diese verheißene Ruhe seiner herrlichen, ewigen Herrschaft eingehen!
Bis dahin sollten wir weiterhin über die Treue Gottes staunen, den fruchtbaren Ertrag des Landes Israel seinem wiederhergestellten jüdischen Volk zu schenken. Das sollte unseren Glauben an ihn und unser Vertrauen zu ihm stärken, dass er gleichermaßen jede Verheißung, die unser ist in Jesus Christus, erfüllen wird.
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