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Eine Kultur der Dankbarkeit

Schätze des Hebräischen Denkens

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Posted on: 
4 Dez 2020
Eine Kultur der Dankbarkeit

Dankbarkeit ist ein sehr wichtiges Thema und es hat etwas mit „feiern“ oder „Festen“ zu tun. Im Judentum ist es Brauch, Feste zu feiern. Wenn die Juden feiern, dann tun sie das mit fröhlichem Herzen, erfreut und dankbar dafür, ihrem Gott zu dienen. Ob es Chanukka, Purim, der israelische Unabhängigkeitstag Jom HaAtzmaut, Sukkot oder die vielen anderen Feste sind, sie erinnern immer an Gottes übernatürliche Versorgung und seine vielfältigen Wunder. Ebenso symbolisieren die Feste die Abhängigkeit von Gott im Heute und weisen hoffnungsvoll auf die kommende Friedenszeit, das messianische Zeitalter, hin.

Foto: Pixabay, Symbolbild

Gottes Feste

Gott gebraucht zwei unterschiedliche Worte für Feste. In der Bibel finden wir zum einen das hebräische Wort chag, das so viel wie Festversammlung bedeutet. In Israel wünscht man sich bei Festen „chag sameach“, ein frohes Fest. Das andere Wort ist moed. Es bedeutet so viel wie eine festgesetzte Zeit oder eine Verabredung für eine heilige Zusammenkunft. In 3. Mose 23 entdecken wir einen Terminkalender des Himmels, in dem festgesetzte Termine stehen, die Gott selbst festgelegt und eingeplant hat. In Vers 2 heißt es: „Die Feste (moed) des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, meine Feste sind diese.“ Und dann benennt Gott seine Feste, festgesetzte Zeiten, an denen der Richter und König, der Vater der Barmherzigkeit, in eine ganz besondere Beziehung mit seinem Volk treten möchte.

Um diese biblischen Termine auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten genau einhalten zu können, hat Gott Lichter geschaffen: „Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie sollen dienen als Zeichen und [zur Bestimmung von] Zeiten (moed) und Tagen und Jahren.“ (1. Mose 1,14). Vor wenigen Wochen haben wir Sukkot,das Laubhüttenfest, gefeiert. Der erste Tag des 8-tägigen Festes beginnt laut der Bibel immer bei Vollmond. Ein deutliches Zeichen des Himmels, das Gottes Volk an diesen wichtigen Termin mit Ihm erinnern soll.

Der jüdische oder biblische Kalender orientiert sich an den Mondphasen, um die heiligen Termine des HERRN genau einhalten zu können. Es sind genau sieben Feste, die Gott in 3. Mose 23 neben dem wöchentlichen Schabbat als seine Feste bezeichnet: das Passahfest, das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Erstlingsfrüchte, das Fest der Wochen (Schawuot), das Fest des Lärmblasens (der Neujahrstag), der Versöhnungstag (Jom Kippur) und das Laubhüttenfest (Sukkot). Feste prägen ein Volk!

Das Laubhüttenfest

Eines der drei großen Feste des HERRN, an denen ganz Israel jährlich vor Gott in Jerusalem erscheinen sollte, ist das Fest der Hütten, das Laubhüttenfest (Sukkot). Auch Jesus und die Ur-Gemeinde haben das Laubhüttenfest gefeiert. Es ist ein Fest der Erinnerung an Gottes spektakuläre Versorgung während der 40-jährigen Wanderung in einer unwirtlichen, heißen Wüstenlandschaft. Es wird in der Gegenwart gefeiert, um sich an Gottes Versorgung in der Vergangenheit zu erinnern und gleichzeitig auf die Ereignisse in derZukunft vorauszuschauen.

Gott hat seinem Volk den Auftrag erteilt, die Geschichte nicht zu vergessen. In 5. Mose 31,13 sehen wir den Zusammenhang von Erinnerung und dem gebührenden Respekt vor Gott: „Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage.“ Gott schafft sogar einen Zusammenhang zwischen Erinnerung und Leben: Richtet euer Herz auf all die Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, dass sie darauf achten, alle Worte dieser Weisung zu tun! Denn nicht ein leeres Wort ist es für euch, sondern es ist euer Leben. (5. Mose 32,46-47)

Ein Freudenfest für alle

Die Verfolgungen und Stürme in der Geschichte des jüdischen Volkes konnten die Laubhütte nicht wegfegen. Im wiedergegründeten Staat Israel steht die Laubhütte jedes Jahr im Mittelpunkt des jüdischen Lebens. Im fröhlichen, familiären Beisammensein prägen Erinnerung, Freude, Gastfreundschaft, Dankbarkeit und Hoffnung auf eine Zeit des kommenden Friedens diese acht Tage. Das Fest endet mit dem Höhepunkt der Torah-Lesung und führt hinein in die dankbare Freude über Gottes Weisungen.

Es ist ein von Gott festgesetzter Termin, ein heiliger Zeitpunkt Gottes, mit einem universalen Charakter, der auch die Nichtjuden miteinbezieht. Das Laubhüttenfest ist insofern ein einzigartiges Fest, da auch die Nationen nach Jerusalem eingeladen werden, um den Herrn gemeinsam mit dem jüdischen Volk anzubeten. Der Herr sagte damals schon zu Mose, dass alle Israeliten sowie alle Ausländer im Land sich zum Laubhüttenfest versammeln sollten, um zu lernen, Gott zu ehren (5. Mose 31,12). Besonders ist auch die ausdrückliche Anordnung, dieses Fest Gottes als Freudenfest zu feiern: „Und du sollst dich an deinem Fest freuen, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und der Levit und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren wohnen. (5. Mose 16,14)

Der jüdische Prophet Sacharja sieht eine Zeit kommen, in der alle Nationen Jahr für Jahr nach Jerusalem kommen werden, um „anzubeten den König, den Herrn der Heerscharen und um das Laubhüttenfest zu feiern.“ Im messianischen Zeitalter wird die gesamte Welt nach Jerusalem hinaufziehen, um Gott während des Laubhüttenfestes anzubeten. In den letzten 40 Jahren sind Jahr für Jahr tausende Christen aus aller Welt nach Jerusalem gekommen, um das Laubhüttenfest zu feiern. Das ist ein prophetischer Vorgeschmack dessen, was Sacharja angekündigt hat.

Zurückschauen und danken

Was können wir als Christen von den „festgesetzte Zeiten“ für das jüdische Volk lernen? Vor allem das Laubhüttenfest fordert uns auf, Gott unsere besondere Dankbarkeit auszudrücken. Am Ende des Erntejahres erwartet Gott von seinem Volk ein besonderes DANKE für seine Versorgung. In diesem Jahr ist besonders deutlich geworden, wie zerbrechlich und instabil unsere äußeren Sicherheiten und Fundamente sind. Und doch haben wir allen Grund zu danken: Danke für Gottes Versorgung in diesem besonderen Jahr, Danke für 30 Jahre Wiedervereinigung, Danke für 71 Jahre BRD. Ein Dankeschön hat etwas mit Anstand zu tun. Hand aufs Herz: haben wir uns für das zurückliegende - in vielerlei Hinsicht schwierige - Jahr mit allem Anstand und Respekt für Gottes Versorgung bedankt? Als Familie, als Gemeinde, als Land?

Dieser Termin, dieser moed, zeigt uns Nichtjuden auch, wie wichtig unsere Beziehungen zum jüdischen Volk und zu Israel sind. Im Zurückschauen sehen wir, dass die Geschichte des Christentums 1900 Jahre lang von tiefem Hass und Gleichgültigkeit gegenüber dem jüdischen Volk begleitet wurde. Antisemitismus und Judenhass haben gerade auch in diesem Jahr wieder in Besorgnis erregender Weise zugenommen. Und doch gilt Gottes Zusage aus 2. Chronik 7,14: „Wenn mein Volk … sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“

Fester Grund

Auch wenn unsere Welt instabiler wird, möge es uns bewusst sein, dass wir aufgebaut sind auf der Grundlage der jüdischen Apostel und der jüdischen Propheten. Unser Glaubensfundament ist dieser stabile Felsen, der auserwählte kostbare Eckstein, gelegt in Zion, in Jerusalem. Dort ist Jesus Christus für die Menschheit gestorben, damit der Segen Abrahams auch zu den Nationen kommt. Daran sollten wir uns regelmäßig erinnern und Gott unsere Dankbarkeit dafür ausdrücken.

In schwierigen Zeiten, in denen sich Geschichtsvergessenheit breit macht und Judenhass wieder zunimmt, kann uns das hebräische Denken eine göttliche Hilfe sein. Wir brauchen eine gesunde Kultur der Erinnerung, die uns lehrt, in Dankbarkeit zu leben. Ich wünsche Ihnen dazu Gottes reichen Segen.


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