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Von David Parsons, ICEJ-Mediendirektor in Jerusalem
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch den radikalen Islam und der schwachen westlichen Reaktion darauf fragen sich heute viele Menschen, ob wir die kostspieligen Fehler einer vergangenen Ära wiederholen.
(Bild: Der britische Premier Chamberlain trifft Adolf Hilter 1938 in München)
Zweifellos leben wir in gefährlichen Zeiten. Die cleveren Massenmörder von Al-Kaida haben sich in die sadistischen Exekutoren des Islamischen Staates verwandelt. Der Iran exportiert seine eigene erbitterte Variante islamischer Militanz. Er destabilisiert und verschlingt dabei ganze Nationen im Nahen Osten und arbeitet gleichzeitig weiter an seinem umstrittenen Atomwaffenprogramm, um die eigenen Expansionspläne voranzubringen. Jede dieser radikal-islamistischen Bewegungen sieht sich als Vorreiter der finalen dschihadistischen Brandungswelle, die schließlich Israel zerstören, sich auf der ganzen Welt verbreiten und die Menschheit dem vorhergesagten “goldenen Zeitalter” islamischer Herrschaft unterwerfen wird. Unterdessen drängen viele westliche Staats- und Regierungschefs die kleine demokratische Nation Israel dazu, das Herzstück ihres uralten und angestammten Heimatlandes zu opfern, um einen illusorischen Frieden zu erreichen und die gefräßigen Bestien zu beruhigen.
Rückblick auf München 1938
Befinden wir uns also wirklich wieder im Jahr 1938? Sehen wir erneut den Versuch, Unheil durch Beschwichtigung abzuwenden, so wie Neville Chamberlain es in München probierte?
Der Vergleich is nicht unbegründet. Im September 1938 verhandelte der britische Premierminister mit Adolf Hitler. Er hoffte dabei, die Bedrohung durch den Nationalsozialismus einzudämmen und “Frieden für unsere Zeit!” zu erkaufen. Der Preis dafür bestand in einem Landstreifen entlang der Grenze zwischen Deutschland und der kleinen demokratischen tschechischen Republik, dem Sudetenland. Die tschechische Regierung in Prag, die sich zu einer Krisensitzung versammelte hatte, musste hilflos stundenlang auf Nachricht aus München warten, ohne jegliches Mitspracherecht in den eigenen Angelegenheiten. Am Ende wurde Hitlers Appetit nach Eroberung nur noch weiter angeregt, statt gezügelt zu werden. Chamberlains diplomatische Mission wurde zu einem Negativbeispiel für politische Führungsschwäche.
Weltweites Versagen
Doch bevor wir den britischen Premier zu sehr tadeln, sollten wir uns daran erinnern, dass es sich um eine ganze Ära politischer Führungsschwäche handelte. Der Westen fällte eine Entscheidung nach der anderen, die den Nazis signalisierte, dass sie kaum mit Widerstand zu rechnen hatten.
Nur zwei Monate vor dem Münchener Abkommen versammelten sich Vertreter von 32 Nationen zur Evian-Konferenz, um über die Aufnahme weiterer gefährdeter Juden aus Deutschland zu beraten. Hitler spottete öffentlich über die “tiefe Sympathie für diese Kriminellen”. Doch einzig und allein die Dominikanische Republik war bereit, ein größeres Kontingent jüdischer Flüchtling aufzunehmen. Nazi-Beobachter der Konferenz berichteten Hitler: “Sie können mit den Juden machen, was sie wollen, niemand ist an ihnen interessiert.”
Im darauffolgenden Sommer machte die tragische Reise der St. Louis Schlagzeilen, eines überfüllten Schiffes mit 900 jüdischen Kindern an Bord. Die jungen Passagiere konnten schon die Lichter Miamis erkennen, als die Regierung Roosevelts beschloss, das Schiff nicht anlegen zu lassen, sondern es nach Europa zurückzuschicken, in den Untergang.
Im selben Jahr, 1939, gab Großbritannien das schändliche “White Paper”, heraus, das die Anzahl jüdischer Flüchtlinge, die in das Mandatsgebiet Palästina einreisen durften, sehr stark begrenzte. Diese Entscheidung überantwortete Millionen von Juden den Gaskammern der Nazis. Dann kam die Reichskristallnacht im November 1938 – die ganze Welt schaute zu, als die Nazis über 30 000 Juden verhafteten und mehr als tausend Synagogen in Deutschland und Österreich niederbrannten. Am nächsten Morgen war das Sudentenland, das Hitler nur fünf Wochen zuvor ausgeliefert worden war, als erster Landstrich unter Nazi-Herrschaft “judenrein”. Der Holocaust hatte begonnen!
Täuschung und Verführung
Es handelte sich folglich um eine ganze Ära missglückter Politik, von Seiten nicht nur eines sondern vieler Staats- und Regierungschefs. Sie irrten sich gewaltig, sowohl in Charakter- als auch in Absichtsfragen – und das mit katastrophalen Folgen. Der Grund für dieses kollektive Versagen, das die Weltgemeinschaft befiel, lag darin, dass große Verführungen und Täuschungen die Weltbühne beherrschten. Die Menschen wurden einerseits von anderen getäuscht, doch sie täuschten sich andererseits auch selbst.
Die Deutschen wurden von einer faszinierenden Figur verführt, die versprach, die ramponierte Ehre und das Ansehen der Nation wiederherzustellen – stattdessen ruinierte Hitler das ganze Land. Chamberlain täuschte sich selbst mit der Annahme, dass es in München nur um einen schmalen Streifen Grenzlandes ginge, während tatsächlich der ganze Kontinent Europa auf dem Spiel stand.
In Evian kalkulierte ein amerikanischer Präsident sehr nüchtern, dass 30 000 jüdische Einwanderer genug seien, völlig blind für die Tatsache, dass bald 55 Millionen Menschen aller Rassen und Religionen in der darauffolgenden Katastrophe des Krieges ihr Leben verlieren würden. Die ganze Welt belog sich damit, dass Hitler sich in seinem Buch Mein Kampf nur literarisch “austobte”, während er tatsächlich jedes Wort so meinte, wie er es geschrieben hatte.
Alle diese Fehltritte trugen dazu bei, einen beispiellosen globalen Konflikt auszulösen, der sieben Jahre später mit dem unvorstellbaren Anblick von Atompilzen endete, die über eingeäscherten japanischen Städten aufstiegen.
Churchills Durchblick
Daher müssen wir für einen Politiker wie Winston Churchill dankbar sein, der klar denken konnte und über einen eisernen Willen verfügte. Er kam gerade rechtzeitig an die Macht, um die Bedrohung durch die Nazis als das zu entlarven, was sie war und ihr standzuhalten. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte Hitler als erster Atomwaffen in die Hände bekommen.
Eine solch aufmerksame und beharrliche Führungsstärke wird heute erneut dringend gebraucht, da die Verführungen unserer heutigen Zeit noch finsterer und raffinierter sind. Tatsächlich warnt uns die Bibel vor Geistern der Täuschungen in der Endzeit, wie der Apostel Paulus schreibt: “Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; ... Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. “ (2. Timoteus 3,1;13)
Darüberhinaus ist im Atomzeitalter der Spielraum, der uns für eine Fehleinschätzung von Charakteren und Intentionen bleibt, gefährlich schmal geworden. Eine mächtig wirkende Täuschung sieht in Israels Aufgabe des Westjordanlandes ein kleines Opfer für “Frieden in unsere Zeit” - während es tatsächlich den Appetit des globalen Dschihads nur weiter anregen würde.
Aktuelle Fehleinschätzungen
Wir lassen uns zudem dazu verführen, weniger wachsam zu sein, weil die Menschen seit 70 Jahren keine Atomwaffen mehr gegeneinander eingesetzt haben. Die Filmaufnahmen aus Hiroshima und Nagasaki, wirken, ebenso wie die Testfilme auf dem Bikini-Atoll, so alt und unscharf, da sie lange vor dem digitalen Zeitalter entstanden sind. Gleichermaßen lullen uns die Experten mit dem Argument ein, dass der Iran, genauso wie Nordkorea, sein Atomprogramm nur als Garantie gegen einen Regimewechsel initiiert habe, während es sich eigentlich um ein furchterregendes Instrument islamischer Eroberung handelt.
So streiten sich die 5+1 Mächte mit Teheran über die Kontrolle von Zentrifugen herum, während sie sich tatsächlich darum kümmern müssten, die Einäscherung weiterer Städte zu verhindern.
Und genauso wie damals glauben westliche Regierungschefs auch heute, dass die Ajatollahs sich nur verbal austoben, wenn sie “Tod Israel! Tod Amerika” rufen, während sie tatsächlich jedes ihrer Worte ernst meinen!