Von:
Dr. Jürgen Bühler, ICEJ-Präsident
Der jüdische Feiertag Tu Bischwat, das Neujahrsfest der Bäume, fällt dieses Jahr auf den 6. Februar. Er gilt auch traditionell als der Tag, an dem der Mandelbaum zu blühen beginnt. In kürzester Zeit ziert er bald das ganze Land mit seinen wunderschönen weiß-rosa Blüten. Der Mandelbaum blüht immer als erster, trägt jedoch als letzter Baum Früchte.
Der Mandelbaum erinnert uns an eine der ersten Prophezeiungen, die ein junger Prophet mit Namen Jeremia empfing. „Und das Wort des HERRN geschah zu mir: Was siehst du, Jeremia? Und ich sagte: Ich sehe einen Mandelzweig. Und der HERR sprach zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich werde über meinem Wort wachen, es auszuführen.“ (Jeremia 1,11-12) Gott benutzt in dieser Prophetie in Wortspiel, das eine wichtige Botschaft für Israel und für uns enthält. Das hebräische Wort für Mandel (Schaket) ist dasselbe Wort, das mit „wachen über“ oder „etwas sehen“ übersetzt wird. Beim Anblick das Mandelzweiges versicherte Gott Jeremia, dass er über sein Wort wachte und kurz davor stand zu handeln.
Foto: Mandelbaumblüte, Pixabay
Kontext: Erschütterung
Die Bedeutungsschwere dieses zunächst ermutigend wirkenden Bildes nimmt noch zu, wenn man den Kontext betrachtet, in dem Jeremia es sieht. Kurz vorher hat Gott den Propheten darüber informiert, dass er ihn gebrauchen wird, um durch ihn zu reden und folglich Israel und die gesamte Region drum herum zu erschüttern. „Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich habe dich an diesem Tag über die Nationen und über die Königreiche bestellt, um auszureißen und niederzureißen, zugrunde zu richten und abzubrechen, um zu bauen und zu pflanzen.“ (Jeremia 1,9+10) Und direkt nach dem Mandelbaum zeigt Gott ihm ein weiteres Bild. Er sieht einen siedenden Topf kurz vor dem Ausgießen, der Jerusalem von Norden her zugeneigt ist. „Da sprach der HERR zu mir: Von Norden her wird das Unglück losbrechen über alle Bewohner des Landes.“ (Jeremia 1, 13+14) Während der Mandelzweig hauptsächlich als hoffnungsvolles Zeichen gesehen wird, dass Gott schlussendlich alle wunderbaren Verheißungen für Israel (oder uns) erfüllen wird, lässt uns der Kontext einen viel ernsteren Ton spüren.
Warnung und Gericht
Die Botschaft an Jeremia lautete nicht, „freue dich und sei fröhlich, da der Herr seinen Segen auf Israel ausgießen wird”, es war vielmehr eine unbequeme Warnbotschaft. Eine Warnung, die Gott später durch Jeremia wiederholte. „Siehe, ich wache über sie zum Bösen und nicht zum Guten. …” (Jeremia 44,27). Gott sagte zu Israel: „Glaubt nicht, dass euer sündiges Leben und eure Rebellion gegen mich keine Konsequenzen haben werden. Ich habe Acht auf Euch und auf mein Wort, und bald kommt die Stunde der Abrechnung.“ Die Zerstörung Jerusalems und die Gefangenschaft Israels waren die schlimme Folge. Jahre später betete Daniel auf ähnliche Weise, in vollem Bewusstsein der Sünden seiner Nation: „Und so wachte (shaket) der HERR über dem Unglück und ließ es über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine Stimme gehört.” (Daniel 9,14)
Segen oder Fluch
Die Lektion des Mandelbaumes besteht folglich darin, dass es einen Gott im Himmel gibt, der sieht, wie eine sündige Nation sich von ihrem Gott entfernt und der vorhersagt, dass dies Konsequenzen haben wird. Gottes Botschaft an die Menschheit ist heute noch dieselbe. Gott sieht es und wacht darüber! Er wird über sein Wort wachen, entweder zum Fluch oder zum Segen. Während wir sehen, wie sich Sünde und moralische Verfehlungen in unseren Nationen und selbst in der Kirche verbreiten, sollten wir uns daran erinnern: Gott sieht es, er wacht darüber! Während die Nationen gegen Israel aufmarschieren und es deligitimieren, teilen oder sogar vernichten wollen, können wir sicher sein: Gott sieht es und wacht!
Saat und Ernte
Paulus warnt die Gemeinde in Galatien, sich nicht täuschen zu lassen und zu glauben, dass Sünde und eine weltliche Haltung ohne Konsequenzen bleiben werden. „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.” (Galater 6,7) Wir werden ernten, was wir säen. Wenn wir Sünde und „Weltlichkeit” säen, werden wir Gericht und schließlich den Tod ernten. Wenn wir auf den Geist Samen der Gerechtigkeit säen, werden wir Segen und ewiges Leben ernten.
Der gute Hirte
Und hier enthält der Text eine starke Ermutigung. Jeremia sieht eine mächtige Wiederherstellung Israels voraus. „Und es wird geschehen, wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen, abzubrechen, niederzureißen, zugrunde zu richten und zu vernichten, ebenso werde ich über sie wachen, um zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR.“ (Jeremia 31,28) Gott wacht nicht nur über dem Sünder zum kommenden Gericht, sondern er sieht umso mehr auf den, der ihn anruft. Für diejenigen, die zu ihm gehören, wird er ein guter Hirte sein. Er wird über jedem einzelnen wachen und ihn beschützen. Wir können immer noch, sogar heute, die Früchte bestimmen, die wir ernten werden. Wenn wir uns entschließen, auf Gottes Seite zu stehen und unser Leben ihm zu weihen, dann verspricht uns Gott, über uns zum Guten zu wachen. Und selbst inmitten unserer Schwachheiten und Fehler wird Gott über uns wachen. „Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu.“ (Philipper 1,6). Gott wacht über uns!
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