Von:
David Parsons, ICEJ-Sprecher und Vizepräsident
Im Jahr 1992 erfuhr die israelische Führung erstmals vom iranischen Atomprogramm. Seitdem hat jeder Premierminister an der „Begin-Doktrin” festgehalten – der politischen Richtlinie Menachem Begins, die besagt, dass Israel es keinem feindlich gesinnten Land in Nahost erlauben werde, sich Massenvernichtungswaffen zu beschaffen. Doch andere Themen wie die Corona-Krise und wiederholte Parlamentswahlen beschäftigten Israel in den letzten Monaten, so dass es in seiner Bereitschaft, dem iranischen Atomprogramm den Todesstoß zu versetzen, zurückgefallen sein könnte. Manche befürchten gar, es sei bereits zu spät, diese Bedrohung im Alleingang zu bewältigen. Die neue Bennett-Lapid-Regierung steht eindeutig vor wichtigen Entscheidungen. (Foto: Pixabay, Karte Nahost/Iran, Symbolbild)
Irans Atomstreben
In den letzten Jahrzehnten gelang es Israel, das iranische Atomprogramm immer wieder zu verlangsamen. Teheran ist jedoch entschlossen, es voranzutreiben. Die Ajatollahs zogen aus Israels Luftangriff auf den irakischen Atomreaktor 1982 und den syrischen Atomreaktor 2007 Konsequenzen: Viele Nuklearanlagen befinden sich tief unter der Erde, geschützt vor israelischen Luftangriffen. Der Iran hat zudem eine gewaltige Abschreckung aufgebaut, indem er verbündete Terrororganisationen im Gazastreifen und im Libanon mit zehntausenden Raketen ausrüstet.
Israels Iranpolitik
Die israelische Führung setzte auf internationale Sanktionen, um den Fortschritt des iranischen Atomprogramms aufzuhalten. Außerdem führte sie eine Reihe weitgehend erfolgreicher Geheimdienstoperationen gegen iranische Nuklearanlagen und Atomwissenschaftler durch. Als der Westen die Sanktionen gegen Teheran verschärfte, wurde das islamische Regime an den Verhandlungstisch gezwungen. Aber dann endeten die Gespräche 2015 mit einem schwachen Atomabkommen, was v.a. der laxen Iran-Politik der damaligen Obama-Regierung geschuldet war.
Zuspitzung der Lage
Als US-Präsident Donald Trump 2018 aus dem Atomabkommen austrat, nutzten die Iraner dies als Vorwand, mehrere „rote Linien” zu überschreiten. In den letzten Monaten gab die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bekannt, der Iran reichere Uran bis zu 60% an. Damit ist er nicht mehr weit von atomwaffenfähigem Uran entfernt. Israels Verteidigungsminister Benny Gantz warnte vor kurzem, sollte der Iran tatsächlich beschließen, eine Atombombe zu bauen, würde er nur noch zwei Monate dazu brauchen.
Da der israelischen Armee u.a. bunkerbrechende Bomben und erstklassige Tankflugzeuge fehlen, glauben manche Beobachter wie der ehemalige Premierminister Ehud Barak, dass die USA Israel von dieser existenziellen Bedrohung erlösen müssten. Die Biden-Regierung werde wohl keinen Plan für einen Militärschlag auf den Iran ausarbeiten, meint Barak. Andere sind der Ansicht, dass Israels Armee weiterhin imstande ist, selbst einen Luftschlag auf iranische Nuklearanlagen durchzuführen, v.a. dank ihrer neuen hochgerüsteten Tarnkappenkampfjets vom Typ F-35. Durch das fehlende Budget entstandene Rückschläge könnten schnell wieder ausgeglichen werden, und die Armee könne ihre Ausrüstung und Planungen rasch den neuen Herausforderungen anpassen.
Einstehen im Gebet
Der Iran könnte sehr bald zu einem „nuklearen Schwellenland“ werden. Als solches hätte er die Atombombe zwar noch nicht gebaut, würde aber über alle Komponenten verfügen, um dies rasch tun zu können. Dann würde Israels Gelegenheit, einen Präventivschlag gemäß der Begin-Doktrin durchzuführen, schwinden. Lassen Sie uns beten, dass Israels Führung, Geheimdienste, Armee und zivile Einrichtungen der Aufgabe gewachsen sein werden, wenn der Moment der Entscheidung kommt.
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