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We'eleh Schemot - Und dies sind die Namen

Schätze des Hebräischen Denkens

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Posted on: 
2 Aug 2021
We'eleh Schemot - Und dies sind die Namen

Das erste Buch der Bibel trägt den hebräischen Titel „Bereschit – Im Anfang“. Das zweite Buch Mose wird auf Hebräisch שְׁמֹותוְאֵ֗לֶּה We’eleh Schemot, „Und dies sind die Namen“ (2. Mose 1,1) genannt, bzw. es wird einfach aufשְׁמֹות  Schemot = Namen verkürzt. In der Tora, den fünf Mose-Büchern, wird jedes Buch mit den ersten Worten des Textes benannt. Erst einmal mag das eine unscheinbare Bezeichnung sein, doch tatsächlich birgt dieses Buch etwas sehr Besonderes.

Foto: Shutterstock, Die Zwölf Stämme Israels, Illustrierung

Die Söhne Israels

Das 2. Buch Mose fängt mit der Aufzählung der Namen der Söhne Israels an. Aufgrund einer schrecklichen Hungersnot in Israel siedelten sie mit ihren Familien nach Ägypten um. Josef, ihr Bruder, machte dies durch seine hohe politische Stellung möglich. Nach ihrer zahlenmäßigen Multiplikation schlug die Stimmung ihrer ägyptischen Gastgeber um, und sie wurden zu harter Arbeit gezwungen. Durch die Berufung von Mose kam eine göttliche Wende in diese schwere Schicksalszeit. Diese Wende begann mit dem großen Auszug aus dem Land Ägypten. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass der Auszug aus der Sklaverei das absolute Kernstück dieses Buches ist. Deshalb nennt auch die griechische Bibelübersetzung (Septuaginta) das 2. Buch Mose Exodus = Auszug.

Bei genauerer Betrachtung entdecken wir jedoch, dass es in diesem zweiten Buch der Bibel wirklich sehr stark um תשְׁמֹו Schemot = Namen geht. Gott kennt jeden Namen. Er kennt die Namen der Söhne Israels: Ruben, Simeon, Levi ... Als Gott im dritten Kapitel dieses Buches Mose begegnet, ruft er ihn zuerst beim Namen: „Mose, Mose!“ Gott zeigt sich ganz nah und persönlich.

Wer ist dieser rufende Gott?

Dann folgt etwas Unglaubliches und das ist wirklich das Herzstück dieses Buches. Gott stellt sich höchstpersönlich vor! Gott nennt sich selbst: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ (2. Mose 3,6). Ein Gott, der sich deutlich und ewig zum jüdischen Volk bekennt. Ein Gott der Generationen! Er ist aber auch ein Gott, der das Elend seines Volkes sieht, und er möchte ihnen zur Freiheit verhelfen. Er beruft Mose und sendet ihn zum Pharao. Mose fühlt sich jedoch nicht fähig für diese Mission. Gott ermutigt ihn mit den starken Worten (Vers 12): „עִמָּ֔ךְאֶֽהְיֶ֣ה Ehjeh imach!“,„Ich werde mit dir sein!“ Trotzdem bewegt Mose sehr intensiv die Frage: Wer ist dieser Gott genau? Und er fragt Gott: „Wenn ich zu dem Volk Israel sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen: Was ist sein Name? – Was soll ich dann zu ihnen sagen?“ Da sprach Gott: „אֶֽהְיֶ֖האֲשֶׁ֣ר אֶֽהְיֶ֑ה, Ehjeh ascher Ehjeh!“ Das heißt: „Ich bin, der ich bin“ oder „ich werde sein der ich sein werde!“ So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: „JHWH, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit.“ (nach 2. Mose 3,13-15)

Der Name Gottes

Jetzt ist der Name raus: JHWH! Da man in der hebräischen Schrift keine Vokale verwendet, fragt man sich heute: „Wie wird dieses geheimnisvolle Tetragramm der Konsonanten korrekt ausgesprochen?“ Im Laufe der Zeit wurde im Judentum, aus tiefem Respekt vor diesem Gottesnamen, JHWH nicht mehr in den Mund genommen. Stellvertretend wurden Namen wie אֲדֹנָי Adonai = mein Herr, אֱלֹהִים Elohim = Gott (Plural) oder הַשֵּׁם haSchem = der Name verwendet. Aus griechischen Umschriften konnte man erschließen, dass die Aussprache wahrscheinlich Jahweh lautet.

Was bedeutet JHWH? Sprachlich wird der Name JHWH von dem hebräischen Verb הָיָה hajah abgeleitet, was „sein“, „da sein“, „werden“ und „existieren“ bedeutet. In 2. Mose 3,14 wird die Zukunftsform אֶֽהְיֶ֖ה ehjeh verwendet, „ich werde sein“. Diese Verbform hat dieselbe Wortwurzel wie hajah. Man erkennt sehr schnell, dass dieser geheimnisvolle Name Gottes Ewigkeitscharakter hat. Wenn Gott uns versichert: „Ich bin der ich bin bzw. ich werde sein der ich sein werde!“ heißt das vor allem: Ich bin mit dir und ich werde mit dir sein! Ich bin der Gott, der für immer existiert, der an deiner Seite steht, der für dich da ist, der dich nicht verlässt!

Gott mit uns

Später taucht in der Bibel ein sehr ähnliches Wort für Jesus auf: אֵֽלעִמָּ֥נוּ Immanuel = Gott mit uns! Ein anderer Name, aber mit der gleichen Bedeutung. „Und die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jesaja 7,14) Das ist fantastisch! Gott bestätigt uns erneut durch Jesus Christus: Ich bin mit euch!

Vollkommen bestätigt Gott seinen heiligen Namen JHWH am Kreuz von Jesus. Es war im Römischen Reich Vorschrift, dass über jedem Kreuz bei einer erfolgten Kreuzigung eine Schuldtafel (Titulus) hing, mit dem Namen des Verbrechers, seiner Herkunft und seiner Schuld. Außerdem musste dort der Text bzw. das Kürzel des Textes in drei Sprachen stehen, Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. Im Hebräischen lautete der Anklagetext mit großer Wahrscheinlichkeit:ומלך היהודים  ישוע הנצרי  "Jeschua-HaNotzri-WeMelech-HaJehudim“ (Jesus, der Nazarener und König der Juden). Aus dieser Anklageschrift ergab sich das Kürzel: JHWH! Dies war die absolut kraftvollste Bestätigung von Gottes Namen!

Es kommt heute immer wieder die Frage auf: „Ist Gott im Alten Testament nicht ein anderer Gott als im Neuen Testament?“ Zuerst war Gott streng, kriegerisch, ungnädig ... Im Neuen Testament änderte er sich und wurde liebevoll, barmherzig, nahbar ... Ist das wirklich so? Die Antwort ist ganz klar: Nein! Schon allein der Gottesname JHWH ist ein Beweis dafür. Der Gott JHWH ist absolut verlässlich. Er ist nicht heute so und morgen anders. Auch ist er nicht den Trends der Zeit unterworfen. Er muss sich nicht neu erfinden, muss sich nicht dem jeweiligen Zeitgeist anpassen. „Ich bin der ich bin!“ Am Ende der Bibel bekräftigt Gott noch einmal in Offenbarung 4,8: „Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!“ Gott ist der Gleiche gestern, heute und in Ewigkeit!

Buch der Namen

שְׁמֹותוְאֵ֗לֶּה We‘eleh Schemot, das Buch der Namen, ist ein treffender Titel für das 2. Buch Mose. Es existiert in der Bibel noch ein weiteres Buch der Namen, das „Buch des Lebens“ oder noch passender „das Buch der Lebenden“ סֶפֶר הַחַיִים Sefer haChaijim. In diesem Buch sind die Namen von allen gottesfürchtigen Menschen notiert, die die Ewigkeit bei Gott und in seiner Herrlichkeit verbringen werden (z.B. Offenbarung 3,5; 20,12).

Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Name im Buch der Lebenden steht. Falls Sie sich unsicher sind, beschäftigen Sie sich mit dem großen, ewigen Gott: JHWH!

Eine Anmerkung: אַנטִשֵׁמִיוּת Antischemiut: Antisemitismus

In dem Wort Antisemitismus steckt ebenfalls das Wort שֵּׁם Schem = Name. Interessanterweise hat der Begriff Antisemitismus eine Doppelbedeutung. Antisemiten sind erstens Menschen, die gegen die Juden, die Nachkommen von שֵׁם Schem = Sem eingestellt sind, und zweitens sind es Menschen, die sich gegen הַשֵּׁם haSchem = Gott erheben! Umgekehrt bedeutet es für uns: Wenn wir gegen Antisemitismus aufstehen, stellen wir uns an die Seite des jüdischen Volkes und Israels – und damit auf die Seite des ewigen Gottes!


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