Die Welt war geschockt von dem brutalen Blutbad, dass eine Terrorzelle der Al-Kaida Ende Oktober in einer Kathedrale von Bagdad anrichtete. Radikale muslimische Milizen stürmten die Kirche und nahmen Dutzende als Geiseln. Gleichzeitig stellten sie einen ganzen Katalog weitreichender Forderungen, einschließlich der Freilassung mehrerer ägyptischer Frauen, die angeblich zum Islam konvertiert waren und gegen ihren Willen von der koptischen Kirche festgehalten wurden. Bei einer anschließenden Schießerei mit der irakischen Polizei schlachteten die Al-Kaida-Milizen 44 Gemeindeglieder ab, zwei Priester und sieben Sicherheitsleute. Dieser grausamen Tat folgte eine islamistische Anschlagsserie auf die christlichen Viertel von Bagdad, einschließlich einer Folge von 13 koordinierten Explosionen zwei Wochen später, bei denen weitere sechs Menschen ums Leben kamen. Panikverbreitete sich unter den Angehörigen dieser immer weniger werdenden zweitausend Jahre alten christlichen Gemeinschaft. Viele sprachen ganz offen von Flucht.
Leichte Beute für islamische Fundamentalisten
Tatsächlich wird die alte christliche Gemeinschaft des Irak schon seit mehreren Jahren von radikal-islamischen Elementen brutal attackiert. Sie stellt eine leichte Beute imchaotischen Nachspiel der von den Amerikanern geleiteten Invasion dar. Während diese ihr Ziel, die Abschaffung des despotischen Regimes von Saddam Hussein, erreichte, wurde dieser Konflikt absichtlich von globalen Gotteskriegern verlängert, die den Irak zum zentralen Schlachtfeld ihrer erbitterten Kampagne gegen die freie demokratische Welt machten. Einheimische irakische Christen waren ihrer Ansicht nach einfach nur verräterische Alliierte der westlichen „Kreuzfahrer“. An einem einzigen Sonntag im Jahr 2004 wurden fünf Kirchen in Bagdad zerbombt. Christen werden regelmäßig entführt und unter Lösegeldforderungen festgehalten, christliche Läden werden in Brand gesteckt, Priester geköpft und christliche Frauen wegen ihrer „unislamischen“ Kleidung geschlagen. Irakische Christen sind wegen angeblicher Beleidigungen des Islam angegriffen worden, die sich tausende Kilometer entfernt zutrugen, wie im Fall der dänischen Mohammed-Karikaturen und der Äußerungen des Papstes zum Islam im September 2006.
Abwanderung als Ausweg
Während alle Teile der irakischen Gesellschaft in dieser von Gewalt geprägten Zeit leiden, ist der christliche Anteil überproportional, auch bei der Auswanderung, wie der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge zu berichten weiß. In weniger als zehn Jahren sind die chaldäischen, assyrischen, syrischen, armenischen und protestantischen Gemeinden von ca. 1,4Millionen Mitgliedern auf knapp die Hälfte reduziert worden. Die christliche Präsenz in Bagdad macht nur noch ein Drittel ihrer ursprünglichen Stärke aus. Andere christliche Minderheiten im Nahen Osten verzeichnen in den letzten Jahrzehnten ähnliche Abwärtsbewegungen, seien es die Kopten in Ägypten, die libanesischen Maroniten oder die griechisch- orthodoxen Christen in Jordanien, Syrien und den Palästinensergebieten (Israels wachsende christliche Bevölkerung ist die einzige Ausnahme in der gesamten Region). Dieser beispiellose christliche Exodus aus arabischen Staaten hat in westlichen Kirchenkreisen zu großer Besorgnis geführt. Er sollte das Hauptthema der Vatikan-Synode katholischer Bischöfe aus dem Nahen Osten werden. Tatsächlich identifizierte ein bahnbrechendes Dokument, das vor der Synode erstellt worden war, erstmals „politischen Islam“ als Hauptgrund für die Fluchtbewegung der Christen.
Bischofssynode: Israel ist Hauptursache des Leidens
Doch am Ende der zweiwöchigen Beratungen der Bischöfe in Rom hatten anti-israelische Agitatoren unter ihnen es geschafft, die gesamte Synode dazu zu bringen, alle ihre Probleme den Juden anzulasten. Die Abschlussbotschaft der Synode erwähnte kaum die Hauptprobleme der Gemeinden, wie den Anstieg des radikalen Islam sowie staatliche und soziale Beschneidungen der Religionsfreiheit. Stattdessen forderten die Bischöfe die internationale Gemeinschaft dazu auf, daran zu arbeiten, „die Besatzung“ palästinensischer Gebiete zu beenden. Israel wurde damit zur Hauptursache ihrer Leiden erklärt. Erzbischof Cyril Salim Bustros, Oberhaupt der griechisch-melkitischen Kirche in Amerika, ging in seinen Äußerungen sogar noch weiter, als er das Abschlussdokument der Synode vorstellte. Er betonte, es sei „inakzeptabel“ für Israel, „sich auf biblische Positionen zu beziehen, die das Wort Gottes benutzen, um Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen“, diese Aussage entnahm er direkt der Abschlussbotschaft. Er erklärte weiter: „Wir Christen können nicht vom ‚verheißenen Land‘ als einem Exklusivrecht für ein privilegiertes jüdisches Volk sprechen…Diese Verheißung wurde durch Christus zunichte gemacht…Es gibt kein verheißenes Volk mehr.“ Ein Vatikansprecher versuchte, seine unwürdigen Bemerkungen als eine „Einzelmeinung“ beiseite zu schieben. Dabei ignorierte er jedoch die Tatsache, dass Bustros als offizieller Sekretär der Synode sprach.
Gleichgültigkeit, Angst und Ignoranz
Das Absurde dieser klerikalen Charade wurde durch das Kathedralen-Massaker von Bagdad einige Tage später offenbart – es wäre extrem schwierig gewesen, Israel diese Tragödie anzulasten. Ironischerweise ist Bustros der Bischof einer griechisch-melkitischen Kirche in den Vereinigten Staaten, die wächst, weil so viele Anhänger seiner Denomination von islamischen Extremisten aus ihren Gemeinden vertrieben wurden, was von den gleichgültigen arabischen Herrschern nicht weiter beachtet wird. Doch könnte man sich je vorstellen, dass Bustros muslimische Führer dafür kritisieren würde, „sich auf den Koran zu beziehen, um Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen“? Die abnehmenden christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens werden immer mehr von Angst und dem Gefühl gelähmt, im Stich gelassen zu sein, während ihre Hirten sich weigern, die wahre Bedrohung beim Namen zu nennen und westliche Politiker ihre verzweifelten Hilfeschreie ignorieren. Bei seinem offiziellen Besuch in Indonesien nach dem Blutbad von Bagdad, ließ sich selbst US-Präsident Barack Obama nicht von seiner „Trostbotschaft“ abbringen, dass „der Islam eine Religion des Friedens ist…Die Vereinigten Staaten werden niemals gegen den Islam Krieg führen“.
Suche nach Wahrheit und Hoffnung
Christen im Nahen Osten erwarten nicht einen modernen Baldwin, der an der Spitze einer Befreiungsarmee angeritten kommt. Doch sie suchen nach einer ehrlichen Anerkennung ihresLeidens und der wahren Täter, ebenso nach einer irgendwie gearteten Hoffnung, sollten sie sich entscheiden zu bleiben. Vielleicht könnte eine konzertierte Dosis westlicher Diplomatie zu ihren Gunsten helfen, ihr Ausbluten zu stoppen.