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ICEJ-Nachrichtenredaktion
Israel wäre bereit, ein neues Atomabkommen mit dem Iran zu akzeptieren. Das sagte Verteidigungsminister Benny Gantz in einem Interview mit der US-amerikanischen Fachzeitschrift Foreign Policy, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Ein Ministeriumssprecher erläuterte anschließend, Gantz befürworte nicht den Wiedereintritt der USA in das bestehende Abkommen, sondern das Aushandeln eines umfassenderen und stärkeren Abkommens. In der Vergangenheit wurde in Verteidigungskreisen wiederholt eine gewisse Akzeptanz des Atomabkommens signalisiert, jedoch bisher nie offiziell geäußert. Premierminister Naftali Bennett lehnt das Atomabkommen ab, versprach bei seinem Treffen mit US-Präsident Joe Biden im August in Washington jedoch, im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Benjamin Netanjahu nicht öffentlich gegen die Verhandlungen der USA mit dem Iran vorzugehen. Im Gespräch mit Foreign Policy forderte Gantz von den USA einen „umsetzbaren Plan B“, um gemeinsam mit der EU, Russland und China auf politischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Ebene Druck auf den Iran auszuüben, falls die Verhandlungen scheitern. Sollten die Weltmächte die nukleare Bewaffnung des Iran nicht verhindern können, würde dies zu einem „nuklearen Wettrüsten“ in der Region führen. Israel, erklärte er, habe seinen eigenen „Plan C“, der militärische Schritte beinhalte. Oppositionsführer Netanjahu kritisierte Gantz’ Äußerungen scharf. Israels neue Regierung sei eine „enorme Katastrophe“ für Israels Sicherheit. „Bennett, [Jair] Lapid und Gantz stürzen sich in ein gefährliches Atomabkommen, dass es dem Iran ermöglicht, Atomwaffen zu entwickeln“, sagte Netanjahu. Gantz äußerte sich auch zum Konflikt mit den Palästinensern und sprach von der Notwendigkeit, „zwei politische Gebilde“ zu haben, vermied es jedoch, von einem möglichen palästinensischen „Staat“ zu sprechen. Erstmals bezog er auch öffentlich Stellung zur Frage der Räumung jüdischer Ortschaften im Westjordanland (Judäa und Samaria). „Wir werden keine Siedlungen räumen“, sagte er. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas „träumt immer noch von den Grenzen von 1967. Das wird es nicht geben.“ Abbas müsse akzeptieren, „dass wir hier bleiben.“
Foto: GPO/Oded Karni, Benny Gantz, Archivbild
Time Magazine zählt Bennett zu den einflussreichsten Menschen der Welt
Israels Premierminister Naftali Bennett ist vom US-amerikanischen Time Magazine zu einer der einhundert einflussreichsten Personen der Welt ernannt worden. Die Time stellt diese Liste („Time 100“) jedes Jahr zusammen und führt darauf Personen, die die Welt beeinflussen, egal ob dieser Einfluss positiv oder negativ ist. Bennett wird in der Kategorie „Führungspersönlichkeiten“ aufgeführt. Der Begleittext, den üblicherweise eine ebenfalls prominente Person verfasst, stammt von Bennetts Koalitionspartner Mansour Abbas, Vorsitzender der islamistischen Ra’am-Partei. Darin lobt Abbas Bennetts „Mut“, den politischen Stillstand in Israel durchbrochen und eine „dramatische Veränderung“ bewirkt zu haben, nämlich die „zuvor unvorstellbare Zusammenführung von Linken und Rechten, Arabern und Juden, Religiösen und Säkularen“ in der neuen Koalitionsregierung. Bennett habe eine der „vielfältigsten Regierungen in Israels Geschichte“ zustande gebracht.
Covid-19: Mehr junge und ungeimpfte Israelis betroffen
In Israel sind am Dienstag 9.539 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Laut Gesundheitsministerium sind 40% von ihnen Kinder im Alter von elf Jahren oder jünger, 14% sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt. Lediglich 4% der am Dienstag positiv Getesteten sind 60 Jahre oder älter. Die Zahl der aktiven Fälle liegt aktuell bei 82.227. Das sind knapp zehntausend weniger als am 2. September, als Israel die höchste Zahl (92.270) aktiver Fälle seit Beginn der Pandemie verzeichnete. 650 Israelis sind zurzeit schwer an Covid-19 erkrankt. 424 der schwer Erkrankten sind nicht geimpft, verglichen mit 144, die zweifach und 56, die dreifach geimpft sind. Somit stieg der Anteil ungeimpfter Patienten unter den schwer Erkrankten von 50% Ende August auf 65% Mitte September. Von allen impfberechtigten Israelis sind 17% nicht geimpft. Laut Gesundheitsministerium sind 67 der zurzeit schwer Erkrankten jünger als 40 Jahre, 64 von ihnen sind nicht geimpft. Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die Zahl positiv Getesteter nach den Hohen Feiertagen wieder ansteigen wird, da zu erwarten ist, dass tausende Israelis an stark besuchten Veranstaltungen teilnehmen werden und zudem weniger gewillt sind, sich in dieser Zeit testen zu lassen.
Holon: Mehrfamilienhaus stürzt ein
Am Sonntag ist in der zentralisraelischen Stadt Holon ein Mehrfamilienhaus eingestürzt. Die 32 darin wohnenden Familien konnten rechtzeitig evakuiert werden. Am Samstag hörten Bewohner einen lauten Knall, woraufhin sich Risse in den Wänden abzeichneten und sich die Wohnungstüren nicht mehr öffnen ließen. Polizei und Feuerwehr ordneten die umgehende Räumung des Gebäudes an. Rund 30 Stunden später stürzte das Haus ohne Fremdeinwirkung in sich zusammen. Augenzeugen verglichen den Vorfall mit dem Einsturz eines Hochhauses im US-Bundesstaat Florida im Juni, bei dem 98 Menschen ums Leben gekommen waren. „Wir stehen vor diesen Ruinen und sehen, wie unser ganzes Leben eingestürzt ist. Unsere Erinnerungen und unser Hab und Gut sind weg“, sagte ein Familienvater. „Jetzt sind wir auf der Straße und haben keinen Ort, wo wir hingehen könnten.“ Die Ursache des Einsturzes ist bislang noch unklar. Es wird vermutet, dass eine tragende Säule nachgegeben hatte. Die Stadtverwaltung warnte, möglicherweise seien andere Gebäude ebenfalls einsturzgefährdet und forderte die Einwohner auf, an ihren Wohnhäusern auftretende Probleme umgehend zu melden.
Judo-Föderation bestraft anti-israelische Diskriminierung
Die Internationale Judo-Föderation (IJF) hat den algerischen Judoka Fethi Nourine, der sich während der Olympischen Spiele 2020 in Tokio weigerte, gegen einen Israeli anzutreten, für zehn Jahre von Wettbewerben ausgeschlossen. Auch sein Trainer wurde mit einem zehnjährigen Verbot belegt. Nourine zog sich noch am Eröffnungstag aus den Spielen zurück, nachdem er erfahren hatte, dass er gegen den Israeli Tohar Butbul antreten könnte. Er und sein Trainer sagten gegenüber der algerischen Presse, sie hätten dies aufgrund ihrer Unterstützung für die Palästinenser getan. Nourine ist dreifacher Gold-Medaillengewinner der Afrikanischen Judo-Meisterschaften. Die IFJ begründete ihre Entscheidung damit, dass Nourine und sein Trainer die Olympischen Spiele „mit böser Absicht“ als Plattform zur Verbreitung „politischer und religiöser Propaganda“ genutzt hätten. Dies stelle einen Verstoß gegen den Ethikkodex der IJF und gegen die Olympische Charta dar. Nourine hatte sich auch aus den Judo-Weltmeisterschaften 2019 zurückgezogen, um nicht gegen einen Israeli antreten zu müssen. Die Internationale Judo-Föderation ist bereits mehrmals gegen die Diskriminierung israelischer Sportler vorgegangen. Im April wurde der Iran für vier Jahre von der Föderation ausgeschlossen, da iranische Judokas wiederholt angewiesen worden waren, nicht gegen Israelis anzutreten.