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Libanon-Wahlen: Hisbollah-Lager verliert Mehrheit

ICEJ-Nachrichten vom 17. Mai 2022

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Posted on: 
17 Mai 2022
Libanon-Wahlen: Hisbollah-Lager verliert Mehrheit

Die schiitische Terrororganisation Hisbollah und ihre Verbündeten haben bei den libanesischen Parlamentswahlen am Sonntag die absolute Mehrheit verloren. Laut der am heutigen Dienstag veröffentlichten Ergebnisse kommt das pro-Hisbollah-Lager auf 61 der insgesamt 128 Sitze. Vor vier Jahren hatte es noch 71 Sitze gewonnen. Die Terrororganisation sowie ihre Verbündeten von der Amal-Bewegung gewannen zwar alle für die schiitisch-muslimische Bevölkerung reservierten Sitze. Jedoch verzeichneten ihre christlichen und drusischen Verbündeten Verluste. Die Hisbollah-kritischen „Libanesischen Kräfte“ gingen als stärkste christliche Fraktion hervor. Außerdem zogen zahlreiche unabhängige, systemkritische Abgeordnete ins Parlament ein. Dennoch sehen Nahost-Experten weiterhin keinen Weg aus der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise, die den Zedernstaat seit 2019 fest im Griff hat. „Das Bild, das wir heute sehen, ist der Sumpf des Libanon. Es gibt keine Möglichkeit der Reform, keine Möglichkeit, das politische System zu ändern“, erklärte Jacques Neriah vom Jerusalem Center for Public Affairs. Im Oktober wird das Parlament einen neuen Staatspräsidenten wählen, ein Amt, das gemäß dem Grundsatz der konfessionellen Parität mit einem maronitischen Christen besetzt werden muss. „Dieses Parlament wird keinen neuen Präsidenten wählen können“, prognostizierte Neriah. Die politische Pattsituation wird für gewöhnliche Bürger eine Rückkehr zur Normalität und vor allem zu wirtschaftlicher Stabilität unmöglich machen. Auf die Machenschaften der Hisbollah, wie z.B. den Ausbau ihres Raketenarsenals, wird sie jedoch kaum Auswirkungen haben. „Entweder wird die Hisbollah die Politik bestimmen oder sie wird die politische Krise nutzen, um noch stärker zu werden“, sagte Amos Gilad von der Reichman Universität Herzlija. (Foto: Unsplash, Anti-Regierungs-Proteste in Beirut, Archivbild 2021)

Syrien: Russland feuert Raketen auf israelische Kampfjets

In Syrien stationierte russische Einheiten sollen vergangene Woche Luftabwehrraketen vom Typ S-300 auf israelische Kampfjets gefeuert haben. Das berichtete der israelische Nachrichtensender Channel 13 am Montag. Die Flugzeuge, die Ziele im Nordwesten des Landes angriffen, konnten jedoch wieder sicher in Israel landen. Es ist das erste Mal, dass russische Luftabwehrraketen gegen die israelische Luftwaffe in Syrien eingesetzt wurden. Noch ist unklar, ob es sich um ein einmaliges Vorkommnis handelt oder ob es auf einen Wandel der russischen Haltung gegenüber Israel hindeutet. Die israelische Armee hat den Bericht nicht kommentiert. Jedoch sagte Verteidigungsminister Benny Gantz am Montag, in einer möglichen Anspielung auf den Vorfall, „Israel wird weiterhin gegen jeden Feind, der es bedroht, vorgehen und den Transfer fortschrittlicher Waffen aus dem Iran [in den Libanon] verhindern.“ Es wird vermutet, dass Israel in den letzten Jahren hunderte Luftangriffe auf in Syrien agierende iranische und pro-iranische Milizen geflogen hat. Bisher hat Russland, das den syrischen Luftraum kontrolliert, dieses Vorgehen toleriert. Nach der russischen Invasion in die Ukraine Ende Februar hatte Israel zunächst versucht, sich öffentlich nicht zu eindeutig gegen Russland zu positionieren. In den letzten Wochen äußerten sich Regierungsmitglieder jedoch zunehmend kritischer.

Gewalt auf Beerdigung: Israels Polizei kündigt Untersuchung an

Die israelische Polizei hat angekündigt, die gewaltsamen Zusammenstöße bei der Beerdigung der getöteten Journalistin Shireen Abu Akleh zu untersuchen. Am Freitag sollte der Sarg der Al-Jazeera-Reporterin mit einem Leichenwagen vom Sankt-Josefs-Krankenhaus im Ostjerusalemer Stadtteil Scheikh Jarrah zu einer Kirche in der Altstadt gebracht werden. Anschließend war eine Prozession zum katholischen Friedhof auf dem Zionsberg geplant. Vor dem Krankenhaus kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Palästinensern. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie Polizisten mit Schlagstöcken gegen zahlreiche Palästinenser vorgingen. Die Bilder hatten weltweit für Empörung gesorgt. Die Polizei erklärte anschließend, sie sei gegen „300 Randalierer“ vorgegangen, die sich gewaltsam des Sargs bemächtigt und Polizisten attackierten hätten. Der Bruder der getöteten Journalistin widersprach der Darstellung der Polizei, deren Vorgehen er als „extrem, bösartig und brutal“ bezeichnete. Der EU-Diplomat Sven Kuhn von Burgsdorff, der versucht hatte, zwischen der Polizei und den anwesenden Trauergästen zu vermitteln, bestätigte laut Times of Israel, Palästinenser hätten den Leichenwagen daran gehindert, zum Krankenhaus zu gelangen und beabsichtigt, den Sarg Abu Aklehs in die Altstadt zu tragen. Schließlich wurde der Sarg wie vorgesehen in den Leichenwagen gebettet und unter Polizeischutz zum Zionsberg gefahren. Abu Akleh, die seit 1997 für den katarischen Fernsehsender Al-Jazeera arbeitete, war vergangene Woche getötet worden, als sie über heftige Gefechte zwischen israelischen Sicherheitskräften und palästinensischen Terroristen in Dschenin (Westjordanland) berichtete. Die Palästinenserführung macht Israel für den Tod verantwortlich und lehnt Israels Gesuch, eine gemeinsame Untersuchung durchzuführen, bisher ab.

Ecuador will Innovationsbüro in Jerusalem eröffnen

Ecuadors Präsident Guillermo Lasso hat am Donnerstag die Eröffnung eines Technologie- und Innovationsbüros in Jerusalem angekündigt. Während seines Besuchs in Israel versprach er, sein Land werde künftig bei Gremien der Vereinten Nationen „ausgewogener“ abstimmen und Israel „mehr unterstützen“. Das südamerikanische Land unterhält seit 1949 diplomatische Beziehungen mit Israel, hat aber in der Vergangenheit antiisraelische UN-Resolutionen mehrheitlich unterstützt. „Wir beginnen eine neue Ära in unserer Beziehung mit Ecuador“, erklärte Jonathan Peled, stellvertretender Direktor des israelischen Außenministeriums. Nachdem sich Ecuador 15 Jahre lang am bolivarischen Sozialismus orientiert habe und u.a. mit Venezuela, Bolivien und Kuba verbündet war, vollziehe das Land seit der Wahl Lassos im vergangenen Jahr eine Neuausrichtung in seiner Außenpolitik, erklärte Peled. Während Lassos Besuch in Israel, der erste eines ecuadorianischen Regierungschefs, vereinbarten die beiden Länder eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Handel. Lasso reiste in Begleitung einer 100-köpfigen Delegation von Regierungsbeamten und Unternehmern. Das Innovationsbüro wird im Handelsbüro von Ecuadors Nachbarland Kolumbien, das letztes Jahr in Jerusalem eröffnet wurde, untergebracht sein.

Israel: Neuansatz zur Behandlung von Unfruchtbarkeit?

Wissenschaftler der Hebräischen Universität Jerusalem haben möglicherweise einen neuen Ansatz zur Behandlung von Unfruchtbarkeit gefunden. In der begutachteten Studie, deren Ergebnisse vergangene Woche im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht wurden, identifizierten die Forscher einen Mechanismus, der für die richtige Anordnung der Chromosome in einer Eizelle sorgt. Die chromosomale Organisation ist Voraussetzung dafür, dass die Eizelle befruchtet und gesunden Nachwuchs produzieren kann. „Eine der häufigsten Ursachen von Fehlgeburten sind Fehler in der chromosomalen Organisation in einer Eizelle. Obwohl das wirklich häufig vorkommt, wissen wir nicht, was schiefläuft“, erklärte Dr. Yaniv Elkouby. Anhand der Studie, für die u.a. Zebrafische untersucht wurden, habe man festgestellt, wie ein wichtiger Teil jenes Mechanismus funktioniere, der diese Organisation bestimme. „Wir können nun diesen Mechanismus besser verstehen und erkennen, was bei vielen unfruchtbaren Frauen schiefgeht. Dies ist die Grundlage für einen Neuansatz, Unfruchtbarkeit zu behandeln.“

 


 

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