Während der Bürgerkrieg in Syrien sich allmählich seinem Ende zuneigt, steht für viele Analytiker der Gewinner dieses blutigen siebenjährigen Konflikts schon fest: Das islamische Regime in Teheran hat durch seine Unterstützung des syrischen Diktators Baschar al Assad seine Präsenz in Syrien festigen können. Es hat eigene Militäreinrichtungen in Syrien errichtet und die Kämpfer der radikal-islamischen Terrororganisation Hisbollah im benachbarten Libanon massiv gefördert. Dadurch ist der Iran bedrohlich nahe an die Grenzen Israels herangerückt. Nach israelischen Medienberichten sind es nur noch ein paar syrischen Rebellengruppen und gezielte israelische Militärschläge, die die iranischen Milizen von der israelischen Nordgrenze fernhalten.
(Bild: Shutterstock; Eine alte syrische Militärbefestigung auf der israelischen Seite der Golanhöhen erlaubt den Blick auf die Nachbarländer Syrien und Jordanien.)
Rebellen verteidigen Grenze
„Die Grenzen zu Israel sind politisch und international sehr wichtig“, erklärte ein syrischer Rebellenführer mit dem Spitznahmen „Oktopus“ Mitte Januar gegenüber der „Times of Israel“. „Und ich sage das nicht nur, weil ich mit Ihnen als Vertreter einer israelischen Zeitung spreche. Deshalb verteidigen wir diese Region mit aller Kraft.” Ende Dezember mussten die Rebellen eine weitere herbe Niederlage einstecken. Nach einjähriger Belagerung durch die syrische Armee verließen ihre Kämpfer im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens die Ortschaft Beit Jinn. Sie befindet sich in nur neun Kilometer Entfernung zur israelischen Nordgrenze.
Humanitäre Hilfe und Militärschläge
Unterdessen unterstützt Israel zum einen die notleidende syrische Bevölkerung im Grenzgebiet durch humanitäre und medizinische Hilfe (wir berichteten). Zum anderen attackiert die israelische Luftwaffe iranische Waffenkonvois an die Hisbollah und iranische Militäreinrichtungen in Syrien. Die Hisbollah im Libanon bereitet den Israelis dabei besondere Sorgen. Seit der letzten kriegerischen Auseinandersetzung mit Israel im Jahr 2006 hat die schiitische Terrororganisation ihr Raketenarsenal auf 130 000 Flugkörper aufstocken können. Zudem haben ihre Kämpfer durch den Bürgerkrieg in Syrien an Kampferfahrung gewonnen. Bei der nächsten kriegerischen Auseinandersetzung mit der Hisbollah muss Israel sehr schlagkräftig reagieren. Sonst drohen der israelischen Bevölkerung und Infrastruktur verheerende Verluste.
Iranisches Vormachtstreben
Im Schutz der syrischen Bürgerkriegswirren konnte der Iran militärische Ausrüstung und schiitische Kämpfer nach Syrien verlegen und dort eigene Stützpunkte errichten. Diese Maßnahmen haben das Ziel, einen Landkorridor vom Iran bis ans Mittelmeer zu etablieren. Er würde es Teheran ermöglichen, Israel direkt anzugreifen und die iranische Vormachtstellung in der Region auszubauen. Gezielte Militärschläge auf solche Einrichtungen sind für die Israelis sehr riskant, auch weil russische Truppen in ihrer Nähe stationiert sind. Moskau ist die zweite Großmacht, die das Überleben des Assad Regimes ermöglicht hat.
Neue diplomatische Allianzen
Doch es gibt auch einen Silberstreifen am Horizont: Die arabisch-sunnitische Welt fühlt sich durch das iranische Vormachtstreben ebenso gefährdet wie Israel. Dadurch ergeben sich beispiellose neue Möglichkeiten für die israelische Diplomatie im Nahen und Mittleren Osten.