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Dankbar und barmherzig

Die bewegende Geschichte von Schimon Sabag

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Posted on: 
20 Mai 2013
Dankbar und barmherzig

Das Haifa-Heim für Holocaustüberlebende ist in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Hilfsprojekte der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem geworden. Wir setzen alles daran, den bedürftigen Bewohnern, die das Grauen des Holocaust durchlitten haben, Trost, Unterstützung und eine gute Betreuung zukommen zu lassen. Wir haben schon viele Lebensgeschichten der Heimbewohner veröffentlicht. Doch auch Schimon Sabag, der Gründer und Manager des Heimes, hat eine eigene dramatische Geschichte zu erzählen, die schließlich dazu führte, dass er sich so liebevoll um die Überlebenden kümmert.

Anfang der 1990er Jahre hatte Schimon einen verantwortungsvollen Posten im Management einer der größten israelischen Supermarktketten inne, er war sehr erfolgreich und beliebt. Gerade im Umgang mit Finanzen und dem Personalmanagement genoss er großes Vertrauen. Doch schon damals spürte er, dass er so gesegnet und erfolgreich war, damit er anderen helfen könnte. Da er die überreichlichen Ressourcen der Lebensmittelkette zur Verfügung hatte, tat Schimon sehr viel, um den Armen zu helfen.

Dramatische Wende
Doch 1993 änderte sich alles. Auf dem Weg zu einem Meeting nickte Schimons Fahrer hinter dem Steuer ein, und das Auto schoss über die Fahrbahnbegrenzung hinaus. Schimon überlebte den Unfall mit knapper Not, einem gebrochenen Schlüsselbein, einer Schädelfraktur sowie vier gebrochenen Bandscheiben. Die Ärzte sagten, er könnte sich freuen, noch am Leben zu sein, viel mehr dürfte er aber nicht erwarten. Er würde sein Leben lang gelähmt bleiben.

Womit die Ärzte nicht rechneten, war, dass Schimon den allmächtigen Gott anrief, der ein Gott der Wunder ist. Schimon versprach ihm, dass er sein Leben lang den Armen seines Volkes dienen würde, wenn er ihn wieder aufrichten würde. Nicht lange nach dem Unfall versuchte Schimon mehrfach, vom Bett aufzustehen, zunächst aus eigener Kraft. Diese Versuche mündeten in weiteren Verletzungen, so dass die Ärzte die Schwestern anwiesen, Schimon gut im Auge zu behalten. Doch Schimon gab nicht auf!

„Es gibt einen Gott!“
Nachdem er in den Psalmen gelesen hatte und durch die erstaunliche Geschichte von David ermutigt worden war, betete er um Kraft für einen letzten Aufstehversuch. Er wusste, wenn er wieder fallen würde, könnte das weitere irreparable Schäden an seiner Wirbelsäule zur Folge haben. Als er sich aus einem Rollstuhl erhob und auf seinen eigenen Füßen stand, kam als erstes der Ausruf „Jesch Elohim!“ (Es gibt einen Gott!) aus seinem Mund.

Er ging herüber in das Schwesternzimmer und sagte dieselben kraftvollen Worte: Jesch Elohim! Die erstaunten Schwestern antworteten ihm erfreut mit denselben Worten, führten ihn aber dann schnell zu seinem Bett zurück. Nach diesem unglaublichen Moment machte Schimon die ersten Schritte auf dem langen Weg seiner physischen Heilung. Heute ist er zu 100% als Invalide eingestuft und erhält daher sein Leben lang eine Pension und Versicherungsleistungen vom Staat. Doch er weigert sich, untätig zu bleiben, insbesondere weil er tief in seinem Innern weiß, dass Gottes Hand auf seinem Leben liegt. Daher ging er seine tägliche Rehabilitation mit großer innerer Entschlossenheit und Stärke an.

Fröhlicher Schuldner Gottes
Sobald er sich wieder selbständig bewegen konnte, suchte Schimon nach Wegen, anderen zu dienen. Er eröffnete eine Suppenküche auf eigene Kosten, die bald auch eine Hausaufgabenbetreuung und ein Mittagessen für Schulkinder aus der Umgebung mit einschloss. 2001 gründete er offiziell Jad Ezer L’Chaver („Helfende Hände“), eine Wohltätigkeitsorganisation. „Ich danke Gott bis heute, dass er mich bewahrt hat, und in gewisser Weise zahle ich ihm meine Schulden zurück“, erklärte uns Schimon kürzlich mit großem Enthusiasmus. „Ich bin fast so etwas wie ein ‚Gefangener des Dankens‘, doch auf sehr positive Art und Weise. Gott gegenüber in dieser Schuld zu stehen, ist meine größte Freude.“

Schock in der Suppenküche
Schimon speist seit vielen Jahren täglich die Hungrigen und hilft den Bedürftigen. Doch eines Tages traf es ihn fast wie der Schlag. In einer seiner Suppenküchen stellten sich Bedürftige an und zogen Nummern, um ihr Essen in Empfang zu nehmen. Einige der älteren Leute in der Schlange witzelten darüber, dass sie doch schon Nummern auf ihren Unterarmen hätten und daher nicht wirklich weitere Nummern bräuchten. Schimon traute seinen Augen und Ohren nicht. Es standen Holocaustüberlebende an, die Nummern aus Auschwitz, Buchenwald, Treblinka und anderen Konzentrationslagern der Nazis auf ihren Unterarmen hatten.

Er fing an nachzuforschen, warum sie keine staatliche Unterstützung erhielten und begann, für ihre Rechte zu kämpfen. Doch dieser rechtliche Kampf war für seinen Körper sehr anstrengend. 2005 erlitt Shimon einen Schlaganfall. Seine ganze rechte Körperhälfte war wieder gelähmt und sein Blutdruck in schwindelerregenden Höhen.

Heim für Holocaustüberlebende
Er erkannte, dass er seine Energie im Kampf gegen die Bürokratie nicht verschwenden durfte. Sobald er sich wieder erholt hatte, beschloss er, ein kleines Heim für Holocaustüberlebende in Haifa einzurichten. Das Projekt begann in einem bescheidenen Gebäude, wo er 14 Überlebende unterbringen konnte. Doch sein Traum war einfach zu groß für eine Einzelperson. Daher wandte er sich im Jahr 2009 an die ICEJ mit dem Vorschlag, das Erdgeschoss eines Nachbargebäudes zu kaufen, um eine große Suppenküche einzurichten. Die ICEJ reagierte schnell und stellte das benötigte Geld zur Verfügung. Gleichzeitig schlug die Botschaft vor, das ganze vierstöckige Nachbargebäude zu kaufen, um mehr Überlebenden ein Dach über dem Kopf zu bieten. So begann die Erweiterung des Haifa-Heimes.

Zusammenarbeit mit der ICEJ
„Einige meiner jüdischen Mitbürger warnten mich eindringlich davor, mit Christen zusammen zu arbeiten“, gab Schimon kürzlich zu. „Doch ich glaube, dass wir als Juden und Christen dieselbe Wurzel haben. Wir teilen dieselben Werte. Gott hat uns zusammen geführt. Diese Arbeit hat sich so ausgeweitet und so viele Menschen positiv beeinflusst. In der jüdischen Tradition sagen wir: Wenn du ein Leben rettest, dann rettest du die ganze Welt. In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass die Christliche Botschaft bereits viele, viele Welten gerettet hat!“ Er fügte hinzu: „Ich will diese Zusammenarbeit nicht verstecken, vielmehr bin ich stolz darauf!“

„Schimon Sabag hat sich als ein extrem ehrlicher, verlässlicher, großzügiger und barmherziger Partner im Haifa-Heim-Projekt erwiesen“, antwortete Dr. Bühler. „Mit ihm Hand in Hand zu arbeiten ist wahrhaft inspirierend, insbesondere, wenn wir seinen täglichen Einsatz sehen, wie er den Bedürftigsten der Gesellschaft hilft. Und er hat seine eigene einzigartige Geschichte, wie er riesige Rückschläge überwunden und sich dann in dieser humanitären Arbeit engagiert hat. Seine Lebensgeschichte ist es wert, dass wir sie unseren Freunden weitergeben.“

 

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